Am Westensee raubt es in allen Ecken

Der Westensee besitzt einen ausgezeichneten Barschbestand, so viele Hechte, wie eben noch hineinpassen, eine rasch ansteigende Zanderpopulation und große Schleien sowie Brassen, die überhaupt nicht beangelt werden. Neugierig? Johannes Radtke rudert Sie mit dem Boot quer durch die Saison.

Angler mit Hecht auf Dropshot

Bild: Florian Pippardt

Kleine und mittlere Hechte lauern an allen Kanten rund um den See. Oft sind sie Beifang beim Barschangeln, wie hier bei Autor Johannes Radtke am Dropshot-Rig.

Ein Ausnahmesee von rund 700 ha von Anglern für Angler – so könnte man den Westensee im Herzen Schleswig-Holsteins knapp beschreiben. Der Landessportfischerverband Schleswig-Holstein kaufte 2015 knapp die Hälfte des Sees und ist heute alleiniger Pächter der beinahe gesamten Seefläche. Mitglieder des LSFV-SH zahlen daher nichts für die Angelkarte. In enger Absprache mit hier schon lange aktiven Naturschutzvereinen und dank der Kompromissbereitschaft beider Seiten stehen den Anglern nun 620 ha des Sees zu Verfügung.

Hervorragender Fischbestand dank Schongebieten

Die Angler machten Zugeständnisse in Form von Schutzgebieten an den Naturschutz, besonders im Hinblick auf die Bedeutung des Sees als Brutgebiet für viele Wasservögel. Wie positiv sich ganzjährige und zeitweise Schutzzonen jedoch auch auf einen Fischbestand auswirken können, hat sich hier im Laufe der Jahre deutlich gezeigt. Von den 700 ha des Sees sind etwa 300 anglerisch eingeschränkt oder gar nicht nutzbar.

Das hört sich erstmal schlecht an – doch erstens sind ja mehr als 400 ha quasi uneingeschränkt zu beangeln und zweitens scheint die teilweise Schonung dem Fischbestand und der anglerischen Qualität des Gewässers eher gut als schlecht zu tun. Vielleicht liegt das daran, dass während der Laichzeit die Schongebiete nicht beangelt werden dürfen und zudem vor allem hier viele Flachwasserbereiche und somit Laichgründe liegen. Was auch der Grund sein mag, der Bestand an Raub- und Friedfisch im Westensee ist exzellent.

Angler mit großem Barsch

Bild: Johannes Radtke

Hätte der Westensee einen Wappenfisch, dann wäre es ein Barsch wie dieser.

Diese Zielfische gibt es im Westensee

Der Westensee hat einen relativ hohen Nährstoffgehalt, bedingt durch sein großes Einzugsgebiet inklusive der Eider. Dieser Fluss, ein für sich schon spannendes Gewässer, durchfließt den Westensee im Ostteil. In früheren Zeiten war ein Fischwechsel aus dem Unterlauf der Eider in den See möglich – dadurch sind vermutlich auch Binnenstinte eingewandert, die inzwischen leider wieder verschwunden sind.

Ebenso zahlreiche andere Fischarten, die nicht mehr aus der Eider aufsteigen können, da es ein nicht passierbares Querbauwerk im weiteren Eiderverlauf am Übergang zum Nord-Ostsee-Kanal gibt. Wäre diese Barriere weg, wäre gar nicht auszudenken, welche tollen Entwicklungen im See noch möglich wären – Forellen, Coregonen, Stinte, Barsche und wer weiß sonst noch könnten hin- und herwechseln.

Viel Barsch, Hecht und Zander!

Dennoch ist der See auch so etwas Besonderes. Er besitzt eine seltene Kombination aus hoher Produktivität und gutem Barsch- sowie Hechtbestand. Selten, weil so nährstoffreiche und damit produktive Gewässer in der Regel dazu neigen, einen massiven Weißfischüberhang zu bilden und infolgedessen der Barschbestand abnimmt. Hintergrund ist, dass junge Barsche und Weißfische die gleiche Nahrung nutzen, Barsche in diesem Konkurrenzkampf jedoch den Kürzeren ziehen. Große Raubfischbestände mit starkem Barschaufkommen findet man daher normalerweise eher in etwas nährstoffärmeren Gewässern. Nicht so am Westensee!

Es gibt so viel Barsch, Hecht und neuerdings auch Zander sowie zahlreiche fischfressende Vögel, die allesamt Rotauge, Brasse und Co. kurzhalten, dass diese einfach nicht Überhand nehmen. Außerdem wird der Weißfischbestand einmal im Jahr mit Zugnetzen befischt. So können auch größere Brassen und Rotaugen entnommen werden und die Laicherbiomasse der Weißfische wird reduziert. In der Folge hat sich ein Fischbestand entwickelt, der für uns Angler hochinteressant ist: viel Futterfisch, viele und große Raubfische und etwas weniger, aber dafür sehr große Friedfische.

Zandernachwuchs wird vermessen

Bild: Johannes Radtke

Letzte Bestandsuntersuchungen zeigen, dass der Zanderbestand deutlich zunimmt. Besonders erfreulich: Neben mittleren bis großen Exemplaren zwischen 60 und 90 cm wurde auch besonders viel Nachwuchs gefangen.

Barsche in allen Größen

Ich kenne kaum einen See, der einen so großen Bestand an Barschen in allen Größen besitzt. Die Menge an Fischen zwischen 30 und 40 cm ist beeindruckend und ich denke, dass diese Fische zumindest gewichtsmäßig den Großteil des Barschbestandes bilden. Auch Fische über 40 cm gibt es reichlich, nördlich von 45 wird es allerdings, wie in den meisten Seen, dünner. Ich selbst habe Fische bis 48 cm gefangen und ich habe von vielen Fischen in dieser Kategorie gehört.

Steigende Zander-Zahlen im Westensee

Zander haben in den vergangenen Jahren sowohl bei wissenschaftlichen Befischungen als auch in den Anglerfängen deutlich zugenommen. Kürzlich sind Massen von Jungzandern entdeckt worden. Gleichzeitig werden im Freiwasser und an den Kanten sehr schwergewichtige Fische bis deutlich über 90 cm gefangen. Die nächsten Jahre werden in Sachen Zander mit Sicherheit noch sehr interessant am Westensee – zumal diese Art bisher nur ganz allmählich an Bedeutung gewinnt bei den Anglern am See.

Hechte am Limit: Der See ist voll!

Der Hechtbestand ist nach Aussage der Verbandsbiologen dicht an seinem biologischen Maximum im See. Das heißt, dass im Prinzip jede Lücke im Bestand sofort von einem nachkommenden Hecht geschlossen wird und diejenigen, die „keine Lücke mehr finden“, Artgenossen oder anderen Räubern zum Opfer fallen. Entsprechend viel Hecht trifft man in allen Seeteilen an. Dabei teilen sich die Fische den Lebensraum gerade im Sommer mustergültig auf, das konnten die Biologen bei Befischungen schon mehrfach beobachten: Die kleinen Hechte des Vorjahres stehen im flachsten Wasser, es schließen sich die mittleren Fische an den steilen Uferkanten an und im Freiwasser stehen die „Bosse“ über 90 cm bis zu mehr als 1,30 m.

Horst Hennings mit großem Hecht

Bild: Johannes Radtke

Laut der LSFV-Biologen ist der Hechtbestand des Westensees nahe der Kapazitätsgrenze – mehr passen kaum rein. Meterhechte wie dieser Fisch von Vollblutangler und TV-Star Horst Hennings wollen dennoch erarbeitet werden.

In ausgedehnten Bereichen um 3 m Tiefe im Westen und Osten stehen oft mittlere und große Hechte beieinander. Der Durchschnittshecht am Westensee hat über den Daumen etwa 75 cm, würde ich sagen. Natürlich sieht das anders aus, wenn man nur im Freiwasser mit dicken Gummifischen um sich wirft. Ein guter Angeltag beginnt irgendwo bei mehr als fünf, sechs Hechtbissen, im Frühjahr jedoch eher bei zehn Bissen, denn der Mai am Westensee hat es in sich…

Angeln im Westensee: Saisonbeginn bis Sommer

Wenn am 1. Mai die Hechtsaison beginnt, ist der Westensee eine Bank! Ich kenne kaum Seen, die zu Beginn der Saison so gut laufen – das mag aber auch an meinen persönlichen Erlebnissen hier liegen…

Ich erinnere mich an unverschämt gute Tage. Je nachdem, wie das Frühjahr bis zum 1. Mai verlief, wann die Hechte abgelaicht haben, stehen die Fische entweder noch richtig flach oder schon ein bisschen besser verteilt. Überall, wo im Flachwasser Kraut steht, steht auch Hecht. Es ist wirklich kein Kunststück, an einem Tag im Mai mit normal beißenden Hechten zehn Bisse oder mehr am Tag zu bekommen. Jerkbaits, Wobbler mit Schaufel, Gummi oder sonst was – alles funktioniert!

Großbarsch zum Saisonstart

Wer zu Beginn der Saison auf Barsche geht, der hat wohl die besten Chancen des Jahres auf Fische über 45 cm und er wird nicht selten Schnittgrößen von mehr als 40 cm über den Tag erreichen. Wobbler um 12 cm vor den Schilfkanten in Wassertiefen von 1,5 bis 3 oder 4 m sind eine Bank. Bitte denken Sie bei dieser Angelei aber an den noch gesunden Barschbestand des Sees und halten Sie Maß mit der Entnahme dieser alten Fische! Mit wärmer werdendem Wasser verlagert sich die Aktivität der Räuber allmählich ins tiefere Wasser, den Friedfischen folgend, die nach dem Laichgeschäft schnell wieder in Tiefen zwischen 3 und 6 m ziehen.

Großes Friedfisch-Potenzial!

Nur die im See allgegenwärtigen Schleien stehen noch flacher und beginnen nun irgendwann mit dem Laichgeschäft. Direkt davor und danach sind sie sehr gut fangbar – nur, dass es hier niemand macht! Das ist eigentlich schade, denn die Fische sind nicht nur hübsch und kampfstark, sondern auch richtig groß. Bei Befischungen werden viele Exemplare über 50 cm gefangen – eine tolle anglerische Ressource, die überhaupt nicht genutzt wird. Das Gleiche gilt natürlich auch für Rotauge und Brasse, die sich mit wenig Aufwand als richtig große Exemplare fangen lassen.

Angler mit großer Brasse aus dem Westensee

Bild: Johannes Radtke

So gut wie ungenutzt ist der Weißfischbestand im Westensee. Das ist schade, denn Fischbestandserhebungen des LSFV zeigen: Rotaugen, Brassen und Schleien sind großwüchsig und zahlreich.

Im Spätsommer und Herbst am Westensee angeln

Insbesondere spät im Sommer und mit Beginn des Herbstes gibt es wahre Unmengen von Weißfisch- und Barschbrut in genau der richtigen Beutegröße für alle Raubfische. Das recht warme und nährstoffreiche Wasser des Westensees lässt diese Brut sehr schnell abwachsen, sodass sie bereits Mitte August eine spannende Größe erreicht hat. Spannend heißt mindestens kleinfingerlang. Ab dieser Größe beginnen auch die großen Barsche des Sees gezielt auf diesen Jahrgang als Futter umzuschwenken.

Im September wird es dann wirklich interessant – die Barsche veranstalten wahre Gelage an den Futterfischschwärmen und nicht selten drücken sie dabei die Beute an die Oberfläche. Die ständig unter Druck stehenden Futterfische sind entsprechend unruhig und ziehen daher viel umher. Folglich gibt es zu dieser Zeit selten „den einen Platz“, der über lange Zeit richtig gut läuft. Wer flexibel ist und die Futterfischschwärme sucht, der fängt nun mehr als der „Barschberg-Aussitzer“, der immer wieder auf den einen Platz setzt. An warmen, windstillen Tagen findet man die Schwärme recht leicht, da die Möwen sie kaum aus den Augen lassen und die Fische auch oft direkt an der Oberfläche zu sehen sind.

Beutefische im Netz abgefischt

Bild: Johannes Radtke

Nur ein Teil des Fanges mit einem kleinen Zugnetz Anfang September. Die Massen von Rotaugen und Barschen in Beuteformat sind beeindruckend.

Da die Brut sehr vielseitige Seebereiche aufsucht, kann ich Ihnen kaum verbindliche Platz-Tipps geben. Die steilen Uferkanten der Nord-Westseite können ebenso Fisch bringen, wie die zahlreichen Untiefen oder die ausgedehnten Flachwasserzonen. Wenn Sie einmal herausgefunden haben, an welchen Plätzen der Futterfisch steht, dann ändert sich das auch oft nicht so schnell – gleichbleibende Bedingungen vorausgesetzt. Grundsätzlich ziehen die Schwärme jedoch gegen Abend eher in flacheres Wasser oder näher an die Oberfläche – und dann beginnt eine heiße Phase.

Die Abstauber-Hechte vom Westensee

Neben Standhechten, die einen ergiebigen und geschützten Platz oft den ganzen Sommer hindurch nicht verlassen, gibt es auch viele „Streuner“ im Westensee. Das bedeutet, dass viele der Hechte mobil sind und den Futterfischen hinterherziehen. Jetzt, im Spätsommer, beginnen einige mittlere Hechte, sich auf die Brut dieses Jahres einzuschießen. Fische bis über 80 cm lassen sich mit kleinen Gummis oder anderen Kunstködern im Zeigefingerformat gut fangen. An manchen Tagen ist jeder fünfte Barsch irgendwie viel zu lang und hat Punkte statt Streifen. Sie sind auch der Grund, warum man auf ein hechtsicheres Vorfach beim Barschangeln besser nicht verzichtet.

Auch sehr viel größere Exemplare folgen den Futterfischschwärmen, jedoch in anderer Absicht: Sie haben es auf die jagenden und somit abgelenkten Barsche abgesehen. Anscheinend geht diese Taktik gut auf, denn viele der größten Hechte, von denen ich am Westensee gehört habe, Fische über 1,20 m, wurden am Rand raubender Barschschwärme gefangen. Dies sind die echten Bosse des Westensees – entsprechende Köder erfordert es, sie zum Biss zu bewegen. Gummifische dürfen gern über 20 cm lang sein. Auch mehrteilige Gummiköder oder große Wobbler bringen diese Fische zum Biss.

Westensee im Sonnenuntergang

Bild: Adobe Stock / snapshotfreddy

Der Westensee ist der fünftgrößte See Schleswig-Holsteins. Er entwässert über die Eider und erreicht über den Achterwehrer Schifffahrtskanal auch den Nord-Ostsee-Kanal.

Auf Zander bei Nacht

Auch die Zander des Sees suchen ab dem Spätsommer die Nähe zu diesen Brutfischschwärmen. Sie stehen tagsüber tief an den Bergen oder steilen Scharkanten und kommen mit der Dämmerung nah an die Oberfläche und somit die Beute. Da das Nachtangeln vom Boot erlaubt ist, ergibt sich mit dieser Zanderangelei in der Dunkelheit eine weitere spannende Option.

Suchen Sie noch in den letzten Abendstunden einen Futterfischschwarm an einem Platz mit Nähe zum tiefen Wasser. Fischen Sie den Platz in der hereinbrechenden Dunkelheit mit flachlaufenden Gummis oder Wobblern ab. Geben Sie den Zandern etwas Zeit, gerade in sternenklaren Nächten mit Mondschein nutzen sie die ganze Nacht für die Jagd. Dass sich diese Angelei lohnen kann, zeigen die gut gehüteten Fänge der wenigen Angler, die hier gezielt auf Zander angeln – ein 75er Fisch ist eher Schnitt als groß.

Bootsangler rudert in den Sonnenuntergang

Bild: Florian Pippardt

Wer im Sonnenuntergang hinausfährt, hat Chancen auf die großen Zander des Westensees. Steile Scharkanten mit Ansammlungen von Futterfisch weisen den Weg.

Abseits der Angelei an den Futterfischschwärmen ist das Zanderangeln jedoch hartes Brot. Die großen Fische stehen oft im Freiwasser nahe der Sprungschicht und sind tagsüber eher träge. Nur einige wenige Technik-Freaks rücken diesen Fischen mit modernen Echoloten im Freiwasser zu Leibe. Erst nachts bewegen sich die Zander in die Nähe der Beutefische an den Kanten und schlagen zu. Wahrscheinlich lassen sich mit einer entsprechenden Taktik auch schon früher im Jahr so Zander fangen, aber ich kenne niemanden, der dies gezielt betreibt.

Das Highlight: Barschangeln zum Saisonfinale

Mit voranschreitendem Jahr, abkühlendem Wasser und umwälzendem Windeinfluss nimmt der Sauerstoffgehalt in der Tiefe wieder zu. Gleichzeitig streben viele Futterfische wieder in tiefere Bereiche – Zuckmücken und andere Nährtiere locken, das klarer werdende Wasser macht die Beutefische scheuer. In der Folge stehen viele Schwärme in Tiefen zwischen 8 und 12 m. Die Räuber sind nie weit weg und im späten Herbst können an fast allen steilen Uferkanten rund um den See mit entsprechenden Tiefen jede Menge Barsche und viele mittlere Hechte gefangen werden.

Angler beim Spinnfischen im Sonnenuntergang

Bild: Johannes Radtke

Zum Sonnenuntergang drehen Barsche aller Größen oft noch mal auf. Beißen fünf dieser Größe in Folge, lohnt es meistens eher, ein Stück weiterzufahren – irgendwo sitzen die Dicken…

Die großen Westensee-Barsche finden

Gerade für die Barsche gilt jetzt allerdings, dass nicht immer auf Anhieb die gewünschte Größenklasse gefunden wird. Der Westensee hat einen so großen Barschbestand, dass Fische bis 25 cm quasi überall zu fangen sind – vor allem im Spätherbst! Wer sich jetzt am ersten Platz festbeißt und nur diese Größen fängt, der verpasst vielleicht, dass 300 m weiter die großen Fische stehen. Allerdings muss ich zugeben, dass es auch mir gerade zu Beginn eines Angeltags schwerfällt, einen Platz zu verlassen, wenn es beißt. Nach einer halben Stunde ohne anständigen Barsch jedoch lohnt es sich, den Anker zu lichten und ein Stückchen weiter zu rudern.

Auch von den großen Barschen über 30 cm gibt es so viele, dass man meist fündig wird – allerdings, wie immer in diesem Spiel, gib es Tage, an denen es einfach wie verhext ist und sich einfach kein anständiger Barschtrupp finden lässt. Ich vermute, dass die Fische dann im Freiwasser rauben oder wirklich tief stehen, doch beweisen konnte ich das noch nicht – vielleicht finden Sie ja eine Lösung.

Rückenflosse eines Barschs ragt aus dem Wasser

Bild: Johannes Radtke

Der Barsch ist, neben dem Hecht, die dominante Fischart des Westensees. Ein Zusammenspiel günstiger Faktoren sorgt für diesen guten Bestand.

Erfolgreich mit Dropshot und Ned-Rig

Was einen Barschangeltag zu dieser Jahreszeit auch schwierig machen kann, ist die Beiß-Unlust der Fische. An manchen Tagen versagen normale Gummifische oder Jigspinner fast komplett, obwohl Fisch am Platz ist. Ich habe im letzten Jahr mit Dropshot-Montage und Ned-Rigs viele dieser schwierigen Tage noch komplett drehen können und manchmal sogar richtige Massenfänge erlebt, obwohl der Gummifisch beim Angler im Nachbarboot fast keinen einzigen Fisch brachte.

Ich bin sicher, dass die Barsche an diesen Tagen ganz einfach keinen Fisch auf dem Speiseplan hatten. Die große Menge der Barsche im See, ihre vielfältige Nahrung und ihr manchmal täglich wechselndes Fressverhalten machen die Barschangelei auf dem Westensee für mich zu einem der anglerischen Highlights in Schleswig-Holstein – und das will schon was heißen, bei der Auswahl, die wir hier haben.

Zuverlässige Herbst-Hechte

Während im Herbst die meisten Beutefische in tiefere Wasserschichten wandern, gibt es dennoch tausende Rotaugen, die ins äußerste Flachwasser ziehen – aus welchen Gründen auch immer. Das Flachwasser des westlichen See-Endes in Richtung der Ortschaft Westensee wird in manchen Jahren von wahren Heerscharen von Rotaugen bevölkert. Ebenso erfährt der äußerste östliche Seeteil, in den die Eider mündet, regelmläßig eine solche „Heimsuchung“.

Angler im Boot auf dem See

Bild: Florian Pippardt

Die Leihboote des LSFV sind gut in Schuss. Gut eingestellte, fixierte Riemen machen die über 600 Hektar Wasserfläche erschließbar.

Immer dem Beutefisch nach

Erkennbar ist das oft schon auf Distanz an den Ansammlungen von Haubentauchern, Silberreihern und anderen Fischfressern. Natürlich folgen dann auch die Räuber unter Wasser – und besonders die Hechte parken nun in Tiefen um 2 bis 3 m am Übergang zum noch flacheren Bereich. Wenn die Rotaugen über lange Zeit im Flachen bleiben, können Sie in deren Nähe wahre Sternstunden beim Hechtangeln erleben. In manchen Jahren scheint diese Wanderung ins Flachwasser jedoch nur schwach ausgeprägt zu sein und viel Futterfisch bleibt im Tiefen. Die mittleren Hechte stehen dann gern an den Kanten, die großen Exemplare aber auch im Freiwasser.

Die Hechtangelei ist nun noch mal sehr erfolgreich, denn das klare Wasser zu dieser Zeit kommt den Augenjägern entgegen. Windige Tage mit wechselndem Licht im November und Gummifische zwischen 12 und 20 cm sind die richtigen Zutaten für kurzweilige Tage mit vielen entschlossenen Hechtbissen und spritzigen Drills. Apropos, ich finde, dass sowohl Hechte als auch Barsche am Westensee besonders gute Kämpfer sind – fast jeder Fisch legt schöne Fluchten hin und nicht selten springen sogar die großen Hechte mehrmals im Drill.

Am Westensee fangen bis zum Frost

Bis zum Saisonende, wenn die Boote aus dem Wasser kommen, bleibt die Angelei gut und ähnelt den zuvor beschriebenen Szenarien. Viel tiefer als 12 m stehen auch dann die Fische nur selten. Der Landessportfischerverband ist bemüht, die Angelei so lange es geht zu ermöglichen. Daher bleiben auch zumindest einige der Boote in Langnis und Wrohe lang im Wasser.

Spätestens wenn der erste starke Frost droht, müssen allerdings auch die letzten der insgesamt 17 Boote aus dem See geholt werden. Bis zum nächsten 1. Mai, wenn Wobbler und Gummis vor der Schilfkante landen – begleitet von den Erwartungen auf eine weitere gute Saison auf dem Westensee.

Sprungschicht beachten!

Seen mit mittlerem bis hohem Nährstoffangebot bilden im Sommer neben einer Temperatur- oft auch eine Sauerstoffsprungschicht aus. Unterhalb der Sprungschicht fällt der Sauerstoffgehalt dabei mehr oder weniger rapide ab, oft bis auf null. Logischerweise befindet sich dann kein Fisch mehr in der Tiefe. Der Westensee ist nährstoffreich und tief genug – abhängig vom Wetter zeigt er daher von Juni bis in den Herbst eine mehr oder weniger stabile Schichtung.

Echolotbild Sprungschicht

Bild: Florian Pippardt

Im Sommer unbedingt auf die Sprungschicht achten. Auf dem Echolot sieht man, ab welcher Tiefe das Wasser sauerstoff- und damit auch fischlos ist.

Im Spätsommer kann es vorkommen, dass bei langanhaltenden Hitzewellen ohne Wind die Sauerstoffzehrung schon bei 5 m beginnt! Ein Gummifisch, der dann auf 8 m läuft, wird kaum einen Abnehmer finden. Sie können die Sprungschicht auf dem Echolot allerdings gut erkennen, wenn Sie die Empfindlichkeit verändern. Prüfen Sie auf jeden Fall, ob sich die Tiefe an Ihrem Angelplatz ober- oder unterhalb dieser Sprungschicht befindet.

Es kann bei längeren Starkwindphasen (Westwind) in den Hauptbecken allerdings dazu kommen, dass sich die Sprungschicht stark verändert. In den Buchten oder anderen Seeteilen kann die Sprungsicht mitunter anders liegen als im Hauptteil des Sees oder gar überhaupt nicht zustande kommen, wenn es dort zu flach ist. In jedem Falle sollten Sie beim Angeln im Sommer die Sprungschicht immer im Hinterkopf und bestenfalls im Blick behalten, nicht nur auf dem Westensee.

Raubfisch-Revier Westensee

Eine Besonderheit des Westensees ist die Einrichtung einiger Schutzgebiete, die nicht beangelt und befahren werden dürfen. Dies mag zunächst nachteilig wirken, doch diese Bereiche dienen vor allem als Laichplätze und Lebensraum für Jungfisch. Somit profitiert der ganze See und die Angelei unterm Strich enorm von den Schongebieten.

Beschriftete Tiefenkarte vom Westensee

Bild: B. Gierth

So sieht Strukturreichtum aus – große Flachwasserzonen, offenes Freiwasser, sachte oder steile Kanten und etliche Berge… Der Westensee bietet alles, was man sich wünschen kann.

Wissenswertes zum Angeln auf dem Westensee:

  • Fläche: ca. 700 ha, 629 ha Fischereirecht
  • Tiefe: mittlere Tiefe 6,1 m, maximal bis 17,6 m
  • Saison: 1. Mai bis Ende Dezember (nach Witterung), Nachtangeln erlaubt
  • Mindestmaß & Schonzeit: Hecht 60 cm, 15.02.–30.04.; Zander 50 cm, 01.01.–31.05.; ansonsten gilt die BiFVO
  • Sonderregeln: zahlreiche Schutzgebiete (siehe Erlaubnisschein), nur Bootsangeln erlaubt
  • Preise: für LSFV-Mitglieder kostenlos, DAFV-Mitglieder: 10 €/Tag, 40 €/Woche
  • Preise nicht organisierte Angler: 20 €/Tag, 80 €/Woche
  • Boote: 10 €/Tag, zwei Bootsstege (14 Boote in Langnis, 3 Boote in Wrohe), Mitfahrt in anderem gemieteten Boot möglich (0 €)

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