Stahlvorfach für Zander – es stört nicht!

Stahl ist Spitze sagt Jan Borek. Er angelt hechtsicher und sorgenfrei, denn er ist überzeugt: Eine kleine Stahlspitze stört weder Zander noch Barsch. Wir haben ihn dazu befragt.

Zandermaul mit grünem Gummifisch

Bild: J. Borek

Ein dünnes 7x7-Stahl: Für keinen Zander ein Problem.

Guide Jan Borek ist fast täglich auf den Gewässern „seiner“ Havelregion unterwegs. Einen großen Teil dieser Zeit verbringt er auch beim Zanderangeln – und wir haben ihn zum Interview gebeten, denn eine Frage beschäftigt viele Angler in Gewässern, in denen Zander, Barsch und Hecht gleichermaßen vorkommen: Stört das Stahlvorfach?

Wie denkst du generell über die Intelligenz des Zanders?

Jan Borek: In meiner Jugend galt der Zander fast schon als Fabelwesen. Wir fingen Zander nur ganz selten – mal als Beifang beim Aalangeln oder auch beim Hechtangeln, meist noch mit Köderfisch. Dann begann die Ära der Twister: gelbe und weiße Twister mit schweren Köpfen, montiert an schwabbeligen Ruten und durchgehender monofiler Schnur. Trotz dieser, aus heutiger Sicht undenkbaren Zusammenstellung, stellten sich aufgrund eines guten Zanderbestands in unseren Gewässern rasch erste Erfolge ein.

Spürbar entwickelte sich das Zanderangeln in rasantem Tempo weiter. Es kamen geflochtene Schnüre, Kohlefaserruten und selbst „scharfe“ Haken auf den Markt. Dennoch blieb der Zander ein mystischer, launischer und angeblich hochintelligenter Fisch. Besonders auf Schnur- und Vorfachstärke wurde damals großer Wert gelegt. Fluorocarbon war und ist in aller Munde – in maximalen Stärken von 0,25 bis 0,33 Millimetern. „Nur so kannst du Zander fangen“, hieß es oft. Auch ich habe lange nach diesem Prinzip geangelt und viele Zander gefangen.

Hechtmaul weit aufgerissen mit grünem Gummifisch im Rachen, das Stahlvorfach ist gut zu sehen

Bild: J. Borek

Der Grund für Stahlvorfach beim Angeln auf Zander: Solche Beifänge. Ohne Stahl wäre das ein Abbiss gewesen.

Meine Angelei ist geprägt von Naturempfindungen, von Erfolgen und Misserfolgen, aber auch von vielen Überlegungen zum jeweiligen Zielfisch. Letztendlich bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass Zander weder schlauer noch feinfühliger oder hochgradig sensibel sind. Wenn wir unseren Köder genau dort anbieten, wo sich Zander aufhalten, und sie reizen oder provozieren, erfolgt ein Reflex – die Attacke. Zander schwimmen selten lange hinter einem Köder her und betrachten ihn ausführlich. Das hat die Natur auch nicht so vorgesehen.

Also denkst Du nicht, dass Zander sich am Stahlvorfach stören?

Jan Borek: Zander sind träge Fische, die wenig Energie verbrauchen wollen. Sobald der Köder ihnen zu nah kommt, sauber präsentiert wird und sie sich in einer aktiven Stimmung befinden, fackeln sie nicht lange – es macht „tock“. Über die Jahre gab es regelmäßig Ereignisse, die mich über den Fang des Zanders hinaus beschäftigt haben – Hechtbeifänge. In meinen nährstoffreichen, trüben Zandergewässern liegt die Quote je nach Jahreszeit bei etwa zehn zu eins. Das bedeutet, dass jederzeit ein Biss eines Hechts erfolgen kann.

In vielen Momenten läuft alles gut, und der Einfachhaken des Jigkopfes fasst nach dem Anhieb sauber im Maulwinkel oder direkt vorn an der äußeren Maulkante. In diesem Fall können die Hechtzähne unser Mono- oder Fluorocarbonvorfach nicht erreichen. Sobald der Haken jedoch im Inneren Halt findet, sprich die Schnur dauerhaft mit den Zähnen in Kontakt kommt, wird unser Vorfach aufgerieben und reißt. Es gibt auch das direkte Abbeißen, bei dem das Vorfach wie mit einer Rasierklinge durchschnitten wird.

Ein Gummifisch hängt im Rollenbügel

Bild: F. Pippardt

Selbst bei so kleinen Gummis benutzt Jan Borek ein Stahlvorfach. Seine Barsch- und Zanderfänge beeinträchtigt das nicht.

Wie auch immer – in beiden Fällen handelt es sich um eine unschöne Situation. Für den Angler und vor allem für den Fisch. Aber es gibt Abhilfe: modernes, weiches 7×7-Stahlvorfach für Zander, Barsch und Hecht. Diese sind so unauffällig und geschmeidig, dass sie keinerlei Störsignale verursachen – weder in Form von Sichtbarkeit noch durch eine Beeinträchtigung des Köderlaufs. Vom ersten Tag an, als ich diese modernen Stahlvorfächer eingesetzt habe, war ich zu hundert Prozent überzeugt. Ich bekomme genauso viele Bisse, aber ich kann jeden Fisch sicher landen. Zander interessieren sich nicht für unser Stahlvorfach.

Angelst du auch in klareren Gewässern mit Stahlvorfach auf Zander?

Jan Borek: Mein Vertrauen in dieses Stahlvorfach ist mittlerweile so gefestigt, dass ich sie auch in klareren Gewässern zum Angeln auf Zander einsetze, in denen hin und wieder ein Hecht vorkommt. Gerade bei höherer Sichtbarkeit der Gewässer, wo die Quote der Hechtbeifänge sogar noch höher liegt, ist das nicht nur moralisch wichtig. Ich behaupte auch, dass es die Zander überhaupt nicht stört.

Fängst du mit Stahl auch Barsch, oder denkst du, dass sie das besser wahrnehmen?

In den letzten drei bis vier Jahren, in denen ich mein Denken im Hinblick auf den Einsatz von Stahlvorfächern komplett umgestellt habe, ist ein weiteres Einsatzgebiet hinzugekommen: die moderne Barschangelei. Auch hier verwende ich bei zügig geführten Ködern wie Jigspinnern, Gummifischen, aber auch Crankbaits und Twitchbaits ausschließlich Stahlvorfächer. Ich konnte keinerlei Verschlechterung meiner Fänge feststellen. Ein Stahlvorfach stört bei mir weder Barsch noch Zander. Gleichzeitig sind meine Hechtbeifänge gestiegen – und das durch weniger Verluste.

Gummifisch im Zandermaul, das Stahlvorfach ist gut zu erkennen

Bild: F. Pippardt

Zander sind träge und nicht wirklich hell. Kommt eine potenzielle Beute direkt vor ihr Maul, schnappen sie fast immer zu.

Wie montierst du das Stahlvorfach – mit einem Stück Mono oder Fluorocarbon davor?

Jan Borek: Für mich hat sich folgender Aufbau bewährt: Ich verbinde ein etwa einen Meter langes Fluorocarbonstück direkt mit der Hauptschnur. Bei der Barschangelei nutze ich 0,30 Millimeter und bei der Zanderangelei 0,35 bis 0,37 Millimeter Stärke. Das Ganze knüpfe ich mit einem FG– oder Albright-Knoten. Am Ende folgt dann das Stahlvorfach mit einem kleinen Ring. Nach etwa 20 Zentimetern ist ein passender Snap zur Befestigung des Köders montiert.

Warum das Ganze doch mit monofilem Material davor? Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens ist geflochtene Schnur sehr anfällig gegenüber Abrieb durch Steine und Muscheln. Das Fluorocarbon dient daher als Schutz. Zweitens greife ich bei der Handlandung oft vor dem Fisch in die Schnur, um ihn näher heranzuziehen. Auch hier dient das Fluorocarbon als Schnittschutz. Zu guter Letzt hat es eine gewisse Pufferwirkung, die das Risiko reduziert, dass der Fisch auf den letzten Metern aussteigt.

Welches Stahlvorfach empfiehlst du?

Jan Borek: Viele Marken bieten passende Komponenten für Stahlvorfächer. Ich setze mit vollem Vertrauen auf die Kleinteile der Firma Zeck Fishing. Angefangen beim Microring über das 7×7-Steel-Wire mit einer Tragkraft von sechs bis maximal zehn Kilogramm, das sich super knoten lässt. Noch schneller und einfacher geht es mit der Leader-Crimp-Hülse in der Größe S. Abgerundet wird das Stahlvorfach durch einen kleinen Einhänger in der Größe 0, der trotz seiner geringen Größe eine Tragkraft von über 20 Kilogramm aufweist. Wem das Selbstfertigen nicht liegt, dem kann ich helfen: Die Stahlvorfächer finden Sie im Dreierpack unter www.haveljerks.de.

Verschiedene Materialien zum Bau eines Stahlvorfachs

Bild: J. Borek

7×7-Stahlvorfach eignet sich am besten, weil es schön weich ist.

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