Das Angeln im Freiwasser verbinden die meisten von uns wahrscheinlich zuallererst mit dem Fang von großen Hechten oder Zandern. Im Freiwasser leben jedoch nicht nur diesen beiden Räuber, sondern auch kapitale Barsche. Anders als an Strukturen, die einem sofort ins Auge fallen, kann man sie in der großen Wassermasse aber nur schwer finden und gezielt beangeln. Sie können überall und nirgends sein. Dabei halten sich die Räuber selten direkt an der Oberfläche auf, sondern vagabundieren zumeist zwischen 2 bis 5 m über weitaus größeren Tiefen durch die Wassersäule.
Große Barsche sind extrem lernfähige Fische, die aufgrund ihres Alters im Laufe ihres Lebens einige Erfahrungen gesammelt haben. Es kommt häufiger vor, dass sich zwar Fische in Reichweite unserer Köder aufhalten, sie aber unser Kunstköderangebot nur misstrauisch beäugen oder gänzlich ignorieren. Das macht es für uns so schwer, diese Fische zu finden. Wir brauchen einen Köder, mit dem wir schnell große Wasserflächen nach ihnen absuchen können. Ideal wäre es, wenn sie den Köder bereits aus der Entfernung wahrnehmen, ihn anschwimmen und attackieren.
Bild: Mathias Brauch
Alles andere als ein Zufallsfang: Raubfisch-Experte Matze Brauch angelt im Freiwasser mit Poppern gezielt auf große Barsche.
Der perfekte Köder für große Freiwasser-Barsche
Auf der Suche nach dem optimalen Köder dachte ich zuerst an Crankbaits. Mit diesem Ködertyp kann ich schnell Flächen intensiv abfischen und sicher auch große Fische finden. Wenn die Barsche jedoch inaktiv sind oder nur gemächlich in der Tiefe den Köder verfolgen, bleiben sie für uns unbemerkt. Im schlimmsten Fall verlassen wir einen vermeintlichen Hotspot in der Überzeugung, dass keine Fische da wären.
Im Sommer gibt es kaum etwas Spannenderes als die Oberflächenangelei. Egal ob mit Poppern oder Stickbaits, die Räuber lieben einfach den Lauf von Ködern auf dem Wasser. An kleinen, flachen und verkrauteten Gewässern leuchtet der krautfreie Lauf auf dem Wasser jedem ein, aber einen Popper absichtlich über 20 m tiefem Wasser anzubieten, erfordert schon eine gewisse Überzeugung.
Bild: B. Gierth
Aus dem Barschschwarm stoßen gleich mehrere Fische aus mittleren Tiefen an die Oberfläche, um den Krawallmacher zu attackieren.
Vom Edersee abgeschaut: Barsche poppern im Freiwasser
Glücklicherweise habe ich das Potenzial dieser Technik bereits vor etwa 20 Jahren erkannt. Damals angelte ich mit einem Freund auf dem Edersee, wo es Gang und Gäbe war, in den frühen Morgenstunden den Popper über freiem Wasser anzubieten. Wir waren erfolgreich und sagten uns, dass wir es auch einmal zu Hause ausprobieren sollten. So fing ich an, mir bekannte Spots mit einem Popper zu befischen. Das Kraut befand sich nun nicht direkt unter meinem Köder, zwischen dem Grünzeug und meinem Köder lagen noch 8 m Wasserschicht.
So geht das Poppern auf Barsche
Ich warf den Köder so weit wie möglich gegen den Wind aus. Der Köder platschte auf die Wasseroberfläche und ich nahm Fühlung zu ihm auf, so wie ich es die vergangenen 30 Minuten auch schon gemacht hatte. Kleine Schläge mit der Rutenspitze in die straffe Schnur sorgten dafür, dass der Popper jedes Mal eine Ladung Wasser vor sich auf die Oberfläche spuckte. Ich führte ihn mal mit zwei Schlägen, mal mit einem Schlag, immer gefolgt von einer kurzen Pause, in der sich die Oberfläche vor dem Popper wieder beruhigen konnte.
Bild: Mathias Brauch
Das Echolotbild verrät, dass sich die Fische in diesem Freiwasserbereich in Tiefen zwischen 2 und 5 m aufhalten.
Großbarsch-Doppelschlag an der Oberfläche!
Urplötzlich tauchten mehrere große Barsche unter ihm auf und schienen sich fast um diesen zu prügeln. Die Fische attackierten den Kunstköder lautstark, bis einer aus dem Pulk am Haken hing. Der gehakte Barsch wurde von seinen Artgenossen fast bis in den Kescher begleitet. Ich konnte den Fisch sicher landen, hakte ihn schnell ab und machte sofort einen neuen Wurf in die Richtung, wo ich die Barsche vermutete. Währenddessen verweilte der gefangene Fisch im Kescher. Jetzt führte ich den Popper schneller, denn ich wusste, die Barsche sind in der Nähe und aktiv.
Es dauerte noch drei weitere Würfe, bis die Oberfläche genau dort explodierte, wo sich gerade noch mein Köder befand. Erst dachte ich an einen Hecht, doch die wilden Fluchten und das charakteristische Schütteln verrieten den großen Barsch. Auch diesen alten Fisch konnte ich sicher mit dem Kescher landen. Der Spuk war so schnell vorbei, wie er begonnen hatte. Zwei Barsche über 45 cm aus einem stark frequentierten See konnten die Welt nicht verstehen und waren unzufrieden mit ihrer Situation. Nach einigen schnellen Erinnerungsfotos schwammen die Fische wieder in ihrem Element.
Bild: Mathias Brauch
Der Autor angelt auf Freiwasser-Barsche gerne mit voluminösen, 6 bis 8 cm langen Poppern.
Barsche poppern: Aber warum genau mit dem Popper?
Diese beiden großen Barsche haben mit Sicherheit schon einige Angelköder an sich vorbei schwimmen sehen und vielleicht schon die eine oder andere negative Hakenerfahrung bei sich oder einem Artgenossen mitbekommen. Und doch fallen erstaunlich viele große Barsche immer wieder auf Oberflächenköder herein. Das liegt vor allem an der Situation, die ein Topwaterbait aus der Sicht des Räubers an der Oberfläche vermittelt.
Während wir mit der Mehrzahl an Kunstködern dem Räuber eine lohnende Beute vorspielen und vor allem große, erfahrene Räuber diese Kunst auch gern durchschauen, erschaffen wir vor allem mit dem Popper eine neue Situation für sie. Dabei es ist egal, ob der große Räuber gerade aktiv oder passiv ist und alleine oder im Schwarm in der Wassersäule verweilt – ein raubender Artgenosse lässt ihn sicher nicht kalt. Was ihn jetzt antreibt, ist weder Neugier noch Hunger, es ist der blanke Futterneid. Dieser lässt auch alte erfahrene Fische sämtliche Vorsicht vergessen.
Bild: Mathias Brauch
Größere Barsche sind erfahrene und dementsprechend vorsichtige Jäger, der Fressneid reizt sie schlussendlich doch zum Biss.
Das platschende Geräusch, das von der Oberfläche bei einem tiefer stehenden Fisch ankommt, vermittelt eine einzelne Jagdsituation. Die Barsche schwimmen aktiv zum Geschehen an der Oberfläche und finden dort einen vermeintlichen Räuber, der laut schmatzend Beute macht. So gerät der scheinbar kleine Räuber schnell selbst ins Visier der großen Barsche. Dass die Sache jedoch einen Haken hat, wird von ihnen zu spät bemerkt.
Die Barsche, die zum Popper schwimmen, sind alle auf Krawall gebürstet und daher ist es egal, welchen weiteren Köder wir ihnen im Umfeld anbieten – alles wird attackiert. Nun herrschen traumhafte Zustände. Ich wünsche Ihnen viel Spaß und Erfolg mit dieser alles andere als langweiligen Technik.
Popper ist nicht gleich Popper
Auf der Suche nach dem idealen Popper musste Matze Brauch schnell lernen, dass Popper nicht gleich Popper und Wurfrichtung nicht gleich Wurfrichtung ist. Um den Zufall zu minimieren, geht er auch beim Poppern auf Barsche im Freiwasser mit einer gewissen Taktik vor. Er nutzt den Popper als Suchköder.
Auch wenn im Freiwasser viele und vor allem große Fische zu finden sind, so gibt es auch jede Menge Wasser ohne Fische. Das heißt für den Autor leider auch, dass er auf der Suche nach dem richtigen Spot mitunter stundenlang den Köder werfen muss und dabei vielleicht mehr Wasservögel auf seinen Köder aufmerksam werden als Barsche. Aber diese Durststrecken kennt jeder Freiwasserangler. Damit man die Lust am Angeln nicht verliert, gehört schon eine gehörige Portion Vertrauen in Köder und Technik dazu.
Die besten Köder zum Barsche poppern
Matze Brauch angelt gern mit voluminösen Poppern mit einer Gesamtlänge von 6 bis 8 cm. Ein sauberer Köderlauf ist für ihn wichtiger als eine ideale Farbe. Die Öse im Maul des Poppers liegt optimalerweise in der Mitte der Rundung. Seiner Erfahrung nach „spuckt“ der Popper bei dieser Position im Wasser ausreichend Oberflächenwasser nach vorn und bleibt auch bei Wind immer fest auf der Oberfläche.
Bild: Mathias Brauch
Optimale Köder: Matze Brauch angelt am liebsten mit Poppern, bei denen die Öse für Einhänger und Schnur mittig im Maul platziert ist.
Modelle mit einer Öse, die dichter zum Rücken liegt, bewegen sich gern nach oben und es passiert häufiger, dass sie bei harten Rucken aus dem Wasser gerissen werden und über die Oberfläche fliegen. Die mittig positionierte Öse verleiht dem Popper auch mehr Stabilität beim Führen mit Wind. Und hier erklärt sich auch gleich die bevorzugte Wurf- und Windrichtung des Raubfisch-Experten. Er führt den Köder am liebsten mit dem Wind.
Popper mit dem Wind führen
Das gibt ihm zwei Vorteile: Zum einen trägt der Wind das „gespuckte“ Wasser weiter vor dem Köder her. Das auftropfende Wasser nehmen Fische in der Tiefe wahr und der Köder bewegt sich mit jedem Ruck in die Bahn, in die er vorher das Wasser geworfen hat. Der Räuber kann den Köder akustisch besser taxieren, als wenn bei Gegenwind das Wasser jedes Mal hinter dem Köder landet.
Ein zweiter Vorteil ist der gleichbleibende Köderlauf. Gegen Wind und Welle schlägt man den Köder oft direkt in die nächste Welle. Er spuckt dann nicht mehr sauber das Wasser nach vorne. Im schlimmsten Fall hebt er einfach ab und fliegt unnatürlich über die gerade hoch gelockten Barsche hinweg, die dann wieder gelangweilt abdrehen.
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