Dass das Schleienangeln so viele Reize auf Angler ausübt, hat wohl zwei Gründe: Der erste Grund ist ihre Schönheit. Wer je den moosgrünen Körper eine Schleie in Händen hielt, womöglich angestrahlt von einem Morgenrot (einem Rot, das ihren Augen gleicht!), wird diesen Anblick nie mehr vergessen. Grund Nummer zwei: Der Schleienfang ist für einen Friedfischangler das, was der Meisterbrief für einen Zimmermann ist – ein Beweis, dass er sein Handwerk versteht.
Wo findet man Schleien?
Was könnt Ihr tun, um die Schleie zu fangen? Erste Aufgabe: Findet ein Gewässer, in dem es genug Schleien gibt. Das klassische Schleien-Revier sieht aus wie ihre Körperfarbe: grün. Die Schleie liebt Schilf, Kraut und Seerosen. In dieser grünen Hölle ist sie gut getarnt, findet Deckung und Insekten. Häufig sind auch krautige, klare Baggerseen exzellente Schleiengewässer – sie müssen nur „alt“ genug sein, also nicht erst vor einem Jahr mit Wasser gefüllt.
Bild: T. Steinbrück
Schleien sind wunderschön – aber längst nicht so vorsichtig und sagenumwoben, wie es das Lehrbuch beschreibt. Schleien sind auch nur Fische.
8 Mythen beim Angeln auf Schleie
Um die Schleie ranken sich viele Geschichten als mysteriöse Schönheit, die die Pose nur fein anhebt und ewige Zeiten mit dem Köder spielt. So ganz stimmt das aber nicht – Schleien sind auch nur Fische, und die Lehrbuchmeinung ist in diesem Fall nicht zutreffend. Die hartnäckigsten Mythen haben wir folgend einmal aufgeklärt.
„Schleien beißen vorsichtig!“
Stimmt nicht. Wer schon einmal Schleien beim Fressen beobachten konnte, wird feststellen, dass sie sich viel eher wie der Elefant im Porzellanladen verhalten.
Bild: J. Müller
Wieso Würmer in vielen Gewässern nicht der Top-Schleienköder sind – demonstriert am Beispiel. Kleine Fische sind in der Regel schneller und verbreiten Unruhe am Platz.
„Der Mistwurm ist der beste Schleienköder!“
Mag sein, dass viele Schleien mit Mistwurm gefangen wurden. Wer Schleien mit kleinen Boilies anfüttert, wird schnell bemerken, wie viel mehr Schleienbisse man bekommen kann. Ein Mistwurm ist außerdem nicht wirklich selektiv. Kleine Barsche und Rotaugen fahren auf Mistwurm, Made und Co. ab. Dadurch gibt’s oft Fehlbisse.
„Die beste Montage ist eine feine, dünne Posenmontage.“
Die größten und kapitalsten Schleien werden auf Festbleimontagen von Karpfenanglern gefangen. Posen haben lediglich beim Pirschangeln die Nase vorn. Mit einer feinen Pose könnt ihr Schleien auf Sicht unbemerkter anwerfen.
„Schleien beißen am besten im Frühjahr!“
Auch das können wir nicht bestätigen. Schleien lassen sich bereits sehr früh im Jahr fangen, das stimmt. Aber sie lassen sich ebenso gut im Sommer und im frühen Herbst fangen. Einzig zur Laichzeit wird es kompliziert.
Bild: T. Steinbrück
Eine einfache Festbleimontage ist perfekt zum Grundangeln auf Schleie.
„Kleine Köder sind besser als große“
Wer meint, dass zwei Maden mehr Schleien fangen als ein 15-mm-Boilie oder ein fetter Tauwurm, der irrt sich. Schleien haben keine Angst vor größeren Ködern. Wichtig ist, dass sie dort angeboten werden, wo sich große Schleien aufhalten. Große Köder sättigen auch schneller. Schleien sind keine Karpfen. Füttert große Köder sparsam, werdet ihr damit auch große Schleien fangen.
„Schleien prüfen den Köder, heben Posen an und bemerken Hakenspitzen“
In den meisten Angelvereinen bekommt man als Jungangler vermittelt, dass Schleien die Friedfischart ist, die studiert hat. Wenn sie Posen anheben, liegt das an der Posenmontage – genauer genommen an der Position des Schrotbleis nah am Grund. Jeder Karpfen hätte die Pose bei der Köderaufnahme genauso angehoben. Wenn eine Schleie die Hakenspitze bemerkt, solltet ihr den Anhieb setzen oder gleich mit einer Festbleimontage angeln.
„Leichte Bleie sind besser als schwere“
Ein Festblei von 50 bis 60 Gramm reicht zum Schleienangeln aus. Doch wer ein 80- oder 100-Gramm-Blei benutzt, wird die Schleien logischerweise genauso gut haken.
Bild: Peter Rieger
Schleien lieben Kraut – dort sind sie fast immer zu fangen, auch tagsüber.
„Früh am Morgen und ufernah!“
Tatsächlich lassen sich Schleien vor allem in den ruhigen, frühen Morgenstunden in Ufernähe beobachten und auch fangen. Tagsüber sind sie dennoch gut fangbar. Meist halten sie sich dann unweit vom Ufer am ersten Krautfeld oder einem Seerosenbeet auf. Schleien fressen – wenn sie fressen – zu jeder Uhrzeit. Wichtig ist, dass sie dort, wo sie sich aufhalten, auf Futter stoßen. Dann fressen sie auch.
Spurensuche beim Schleienangeln
Ob Waldteiche mit starkem Pflanzenbewuchs, Seerosen-Buchten in größeren Gewässern oder krautreiche Gräben: Im Grünen dürft ihr mit Schleien rechnen. Nur darf ein Gewässer nicht zu dicht mit Karpfen besetzt sein. Denn (Satz-)Karpfen drängen die Schleien zurück und sind meist schneller am Köder. Nehmt Euch die Zeit, ein Gewässer zu beobachten. Die Schleie nimmt ihre Nahrung auf, indem sie am Boden einen Kopfstand vollführt, Maul in den Schlamm, Schwänzchen in die Höh; in der Fachsprache heißt das „gründeln“.
Beim Wühlen steigen oft Ketten kleiner Gasperlen an die Oberfläche. Manchmal erzeugt die Schleie auch Schlammwolken. Manchmal erzittern Wasserpflanzen, von den Fischen angestoßen. Und manchmal winken aus dem Flachwasser die Spitzen der pechschwarzen Schwanzflossen.
Augen auf am Wasser! Manchmal verraten sich die Schleien beim Gründeln – oder wenn sie zwischen den Seerosen an die Oberfläche streben.
Richtig in Fahrt kommen die Schleien im Sommer: im Juni, Juli und August. Dann explodiert die natürliche Nahrung, und das große Fressen beginnt. Im Frühjahr (ab März) und im Herbst (bis Oktober) sind die Schleien aber auch aktiv. Dafür ist die natürliche Nahrung knapp, Futter und Köder – nun gerne eine Nummer kleiner! – genießen mehr Aufmerksamkeit.
Gerade im Flachwasser, das sich im Frühjahr zuerst erwärmt, könnten schöne Fänge gelingen. Die eigentliche Kunst beim Angeln auf Schleie: Ihr müsst euren Köder ins Maul der richtigen Fischart bringen! Das ist gar nicht so einfach. Der beliebte Schleienköder, ein lebhaftes Wurmbündel, bringt oft gierigen Weißfische und Barsche. Auch der zweitbeste Köder, ein Tauwurm, schützt vor Beifängen nicht. Deshalb sind Boilies – auch, wenn sie den einen oder anderen Karpfen fangen – die beste Wahl.
Die Top 4 der Schleienköder
Schleien lieben natürliche Köder. So kritisch sie beim Biss auch sind, so einfach ist die Köderwahl.
- Kleine Boilies
- Mistwurm (bei wenig Kleinfisch)
- Mais
- Maden
Wurm-Schleien: Der Trick mit der Erde
Wer mit Würmern angeln will: Verwendet beim Angeln auf Schleie ein Anfutter, das vor allem die Schleien anlockt, nicht die unerwünschten Beifänge. Zerschneidet Würmer mit einer Schere, knetet diese in lockere Klumpen aus Erde und werfet die Bälle an den Angelplatz – am besten zu Beginn des Angelns, damit ihr später keine Fische vom Futterplatz verscheucht.
Diese Wurmbälle entfalten nicht die unmittelbare Lockwirkung eines Trockenfutters, was Weißfische in Scharen anzöge (außer in reinen Schleiengewässern). Die Würmer sind gut verpackt, nicht jedes kleine Rotauge kommt ran. Doch die Schleie dringt zum leckeren Kern der Sache vor. Dazu braucht sie Zeit, und das ist gut so: Die Fische bleiben länger am Platz. Die gefütterten Würmer sind zu bekommen, das Wurmbündel an Ihrem Haken wirkt umso attraktiver.
Bild: BLINKER/M. Wehrle
Schleien lieben Futterbälle mit Wurmfüllung. In weißfischreichen Gewässern sollten Sie die Würmer in Erdklumpen kneten.
Montage zum Angeln auf Schleie: Eine Frage des Gewässers!
Und mit welcher Methode fangen man dann die scheuen Schleien? Auf den ersten Blick bietet sich für den Bodenfisch Schleie das Grundangeln an. Eine einfache Festbleimontage mit 60 bis 80 g schweren Bleigewichten haken jede Schleie zuverlässig. Die Vorfachlänge wird in etwa der „Weichheit“ des Bodens angepasst: Je schlammiger der Grund, desto länger das Rig. Noch spaßiger ist freie Leine: Ihr werft den Köder ohne Bleigewicht aus. Doppelter Vorteil: Das Einwerfen ist völlig unauffällig – und die Fische können abziehen, ohne Widerstand zu spüren. Allerdings geht das nur beim ufernahen Angeln.
Die Rute wird beim Grundangeln abgelegt auf zwei Rutengabeln oder einem Rod Pod. Ihre Spitze neigt sich zum Wasser, dann reibt die Schnur am wenigsten. Der einfachste Bissanzeiger ist ein Zylinder aus Alupapier, eingehängt zwischen dem ersten Rutenringen; der Rollenbügel darf dabei offen sein. Der moderne Weg ist ein elektronischer Bissanzeiger mit akustischem Alarm. Der größte Nachteil des Grundangelns: Beim Biss könnt ihr nicht verfolgen, wohin der Fisch zieht. Das ist ärgerlich, wenn ihr am Rand von Wasserpflanzen angeln. Denn was bringt es, wenn ihr eine Schleie hakt, diese aber schon im Kraut festsitzt?
Kraut-Spezialität: Manchmal landet der Fisch mit Grünzeug im Kescher. Beim Posenangeln gelingt es jedoch oft, den Anhieb zu setzen, ehe der Fisch in die Pflanzen abzogen ist.
Mit der Pose auf Schleie
Die Methode dritter Wahl ist das Posenangeln. Dabei könnt Ihr genau verfolgen, wohin ein Fisch mit dem Köder wandert – und rechtzeitig anschlagen. Ideal sind Wackelposen („Waggler“) mit einer Tragkraft von 2 bis 5 Gramm – umso schwerer, je weiter müsst ihr werfen. Die Pose bleit ihr so aus, dass nur noch ihre dünne Spitze einen Finger weit aus dem Wasser schaut. Und nun klemmen ihr ein zusätzliches Bleischrot 10 Zentimeter vor dem Köder auf die Schnur. Eigentlich würde die Pose dadurch untergehen. Doch ihr wählt die Tiefe so, dass die Pose noch ganz knapp aus dem Wasser schaut. Nun wisst ihr: Das Bleischrot liegt mitsamt Köder am Boden.
Diese Bodenhaftung ist wichtig, denn die Schleie nimmt ihre Nahrung direkt vom Grund auf. Ein Köder, der darüber hängt, erschiene ihr alles andere als natürlich – erst recht, wenn ihn der Wind immer wieder verdriftet. Das Wurmbündel zieht ihr auf einen 6er bis 8er Haken. Spießt die Rotwürmer mehrfach auf, die Enden dürfen nicht zu lang sein. Je kürzer die Wurmenden, an denen die Schleie ziehen kann, desto geringer Ihr Fehlbiss-Risiko.
Alles im grünen Bereich! Auf Schleien haben sich kleine Waggler-Posen bewährt, vorzugsweise in transparentem Grün – das fällt zwischen den Wasserpflanzen nicht auf.
Die Pose wächst?
Was passiert nun, wenn eine Schleie den Köder vom Grund nimmt? Sie hebt nicht nur das Wurmbündel an, sondern gleichzeitig das Bleischrot. Die Pose „wächst“ ein Stück aus dem Wasser. Spätestens jetzt müsset ihr die Rute in die Hand nehmen, bereit für den Anhieb. Noch hat die Schleie keinerlei Widerstand gespürt! Erst wenn sie mit dem Köder wegschwimmt, setzt sich die Pose in Bewegung: Meist wandert sie zur Seite. Wartet, bis die Schleie ein kleines Stück regelmäßig abgezogen ist. Und dann führt ihr die Rute zügig über den Kopf nach hinten: Anhieb! Dieser darf ruhig kräftig ausfallen; der Köder ist groß, die Lippe der Schleie relativ hart.
Diesmal hat sich die Schleie ihr Maul an einem kleinen Wurmstück verbrannt. Der Haken stand frei, der Anhieb traf (knapp) in den Maulwinkel.
Die richtige Schnur zum Angeln auf Schleie
Mit einer monofiler Hauptschnur zwischen 0,25 und 0,30 Millimeter lassen sich die Fische gut haken und im Drill von den Wasserpflanzen abhalten. Im Zweifel solltet ihr die Schnur beim Angeln auf Schleie etwas stärker wählen – erst recht, wenn mit Karpfen als Beifang zu rechnen ist. Die Posenmontage darf etwas feiner ausfallen, hier sind Hauptschnurstärken von 0,18 bis 0,22 Millimeter zu empfehlen.
Schleienplätze liegen oft an schlammigen Ufern mit vorgeschaltetem Schilfgürtel, deshalb brauchet ihr einen Unterfangkescher mit langem Teleskopstiel. Dann könnt ihr die Schleie schon vor den Pflanzen „abschöpfen“. Am besten mit einem engmaschigen Netz; es schont den Fisch, und die Bleischrote können sich darin nicht so leicht festsetzen wie in groben Maschen.
In jedem Fall lohnt es sich, den Köder nach einem Fang schnell wieder ins Wasser zu bringen. Die Schleie ist manchmal in Gruppen unterwegs. Und der Fisch, den ihr gefangen habt, war in der Regel nicht der einzige am Futterplatz!
Gerät zum Angeln auf Schleie
Fürs Posenangeln:
- Matchrute, ca. 4 Meter
- Stationärrolle, 150 Meter 0,18er bis 0,22er Monofilschnur,
- Wagglerpose
- Bleischrote
- 6er bis 8er Vorfachaken (fürs Angeln mit Wurmbündel)
- Karabinerwirbel
- Knicklichter (fürs Nachtangeln)
- Kescher mit langem Stiel
Für Grundangeln:
- Grundrute, ca. 3 Meter, mittlere Aktion,
- Stationärrolle, 150 Meter 0,25er bis 0,30er Schnur
- Festblei 60 bis 80 g
- zwei Rutengabeln oder einen Rodpod
- Bissanzeiger (elektronisch oder manuell),
- Kescher mit langem Stiel.
So, und nun ab ans Wasser, die Schleien warten!