Fische zurücksetzen: Wie ist die gesetzliche Lage?

Der WWF hat eine Publikation zum Thema Fische angeln und zurücksetzen veröffentlicht. Hier findest Du die wichtigsten rechtlichen Punkte zu Catch & Release und erfährst, wie Du Fische bestmöglich schonen kannst.

Cover der WWF-Publikation "Fische angeln und wieder zurücksetzen"

Bild: F. Giampieri / WWF

Wie schonendes Zurücksetzen geht, liest Du unten in diesem Beitrag.

An der Publikation waren, neben dem WWF Deutschland, Prof. Robert Arlinghaus (IGB & HU) und Dr. Thomas Schaarschmidt (LALLF MV) beteiligt sowie die EU und das Land Mecklenburg-Vorpommern. Dabei kamen folgende Aspekte zum Fangen und Zurücksetzen von Fischen heraus.

Dürfen geangelte Fische zurückgesetzt werden?

Grundsätzlich ja, solange es vorgeschrieben oder begründet ist. „Gemäß Tierschutzgesetz (TierSchG § 1 sowie § 17) darf niemand einem Wirbeltier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen oder es töten“, heißt es im Papier. Angeln, um Fische zum eigenen Verzehr zu fangen, ist dabei ein vernünftiger Grund. Catch & Release aus bloßer Angelmotivation ist unvernünftig. Es muss also stets das Ziel sein, mindestens einen Fisch mit nachhause zu nehmen.

Die Angelmotivation entscheidet

Bei nicht verwertbaren Beifängen oder um Bestände zu schützen, kann das Zurücksetzen gefangener Fische wiederum sinnvoll sein. In anderen Fällen ist es sogar vorgeschrieben. Gesetzlich verboten ist das Zurücksetzen an sich demnach nicht, nur das Angeln ohne vernünftigen Grund ist nicht erlaubt.

Auch beim Zander gilt: Don´t catch your Limit but limit your Catch. Foto: O. Portrat

Bild: O. Portrat

Auch beim Zander gilt: Don´t catch your Limit but limit your Catch.

Vorgeschriebenes Zurücksetzen gefangener Fische

Gesetzlich vorgeschrieben ist das Zurücksetzen beim Fang von Fischen,

  • die einem Fangverbot unterliegen (z.B. Schonzeit),
  • bei einem Entnahmeverbot (z.B. tägliches Entnahmelimit),
  • die untermaßig sind oder
  • die ein Maximalmaß erreicht haben (Entnahmefenster).

Zusätzliche Regelungen können in Binnengewässern durch Fischereibetriebe oder Angelvereine festgelegt werden. Auch an diese Vorgaben der Fischereirechtsinhaber muss sich gehalten werden.

Freiwilliges Zurücksetzen gefangener Fische

Im Falle von Beifang, also einer Fischart, die nicht dem Zielfisch entspricht, liegt das Zurücksetzen des Tiers im eigenen Ermessen. Auch, wenn der Zielfisch als nicht verzehrfähig eingeschätzt wird. Hier können Größe, Alter oder Krankheit des Fisches entscheidende Faktoren sein. „Maßgeblich ist die Verzehrfähigkeit im eigenen Haushalt“, schreiben es die Autoren.

Ist ein gefangener, laichproduktiver Fisch weiter lebensfähig und es wurde grundsätzlich mit Verzehrabsicht geangelt, darf auch dieser aus Gründen des Bestandsschutzes zurückgesetzt werden.

Überlebenschancen zurückgesetzter Fische

Die Haksterblichkeit, also der Anteil der Fische, der nach dem Zurücksetzen stirbt, unterscheidet sich von Art zu Art. So überlebt ein Karpfen, Wels oder Aal, eine Forelle, ein Dorsch oder Hecht wahrscheinlicher als beispielsweise ein Hering oder ein Ukelei. Allerdings ist die Haksterblichkeit noch nicht bei allen Arten untersucht und hängt im speziellen Fall stark von der Art des Angelns und Zurücksetzens ab.

Karpfen sind robuste Fische und überstehen das Zurücksetzen im Vergleich zu anderen Arten recht gut. Foto: BLINKER/F. Pippardt

Bild: BLINKER/F. Pippardt

Karpfen sind robuste Fische und überstehen das Zurücksetzen im Vergleich zu anderen Arten recht gut.

Dos & don´ts bei Catch & Release

Wie lassen sich Fische möglichst schonend zurücksetzen? Die folgenden Punkte minimieren bei Catch & Release den Stress für das Tier und erhöhen die Überlebenschancen.

  1. Luftkontakt minimieren: Den Fisch möglichst im Wasser abhaken. Ist das nicht möglich, behutsam zurücksetzen und nicht werfen.
  2. Fischhaut schonen: Knotenlose und gummierte Kescher verwenden. Den Fisch mit angefeuchteten Händen auf einer feuchten Abhakunterlage vom Haken lösen.
  3. Schonhaken verwenden: Haken ohne Widerhaken minimieren die Gefahr von Verletzungen. Außerdem geht der Abhakprozess schneller. Kreishaken verringern beim Angeln mit Naturködern die Wahrscheinlichkeit eines tiefen Hakens.
  4. Tiefhaken vermeiden: Kunstköder werden generell weniger tief geschluckt als Naturköder. Methoden wie die Festbleimontage beim Karpfenangeln können zudem die Haktiefe verringern.
  5. Tief gehakte Haken abschneiden: Ist ein Fisch tief gehakt führt das Entfernen des Hakens oft zu Verletzungen. Die Angelschnur kappen geht dann meist mit einer geringeren Sterblichkeit einher.
  6. Drillzeit minimieren: Drill bedeutet Stress. Zügiges Drillen schont somit den Fisch. Stimme Dein Angelgerät im Vorneherein darauf ab!
  7. Lebendhälterung vermeiden: Fische nur in großen Setzkeschern oder anderen Behältnissen hältern, wenn sie entnommen werden sollen. Sonst entsteht vermeidbarer Stress.
  8. Kühle Gewässer bevorzugen: Zurücksetzen überleben Fische im kalten Wasser generell besser. Etwa ab 20°C Wassertemperatur steigt so beispielsweise die Haksterblichkeit von Bachforellen, Hechten oder Lachsen.
  9. Im Flachen angeln: Da auch Druckabfall Auswirkungen auf die Haksterblichkeit hat, sollte angeln in über 10 Metern Tiefe vermieden werden. Die Ausdehnung zuvor gelöster Gase kann Organe wie Augen oder Schwimmblase in Mitleidenschaft ziehen.
  10. Fangplatz wechseln: Beißen viele untermaßige oder geschonte Fische, kann mit einem Platzwechsel der Bestand geschont werden.
Liste mit Angelempfehlungen für das Zurücksetzen

Bild: WWF Deutschland

Wenn Du diese Punkte beachtest, schonst Du gefangene Fische bestmöglich und gibst ihnen die größte Überlebenschance beim Zurücksetzen.


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