Wattwurm: Selber beschaffen und richtig Hältern

Wer in der Ost- und Nordsee mit der Brandungsangel unterwegs ist, kommt um den Top-Köder Nr.1 nicht herum. Der Wattwurm ist der absolute Hit bei Dorsch und Butt.

Frische Wattwürmer zählen zu den besten Butt-Ködern überhaupt. Wer seine Köder selbst sucht, spart nicht nur Geld, sondern kann sich auch einen großen Vorrat anlegen.

Frische Wattwürmer zählen zu den besten Butt-Ködern überhaupt. Wer seine Köder selbst sucht, spart nicht nur Geld, sondern kann sich auch einen großen Vorrat anlegen.

Die einfachste Methode, um Wattwürmer zu kommen: In den Laden gehen und welche kaufen. Nun ist der Wattwurm aber nicht gerade günstig und nicht jeder Laden an der Küste hat einen Köderautomat installiert, an dem 24 Stunden lang Watt-, aber auch Tauwürmer oder Maden zu bekommen sind. Viele Angler, die in der Nähe der Küste wohnen, besorgen sich deswegen ihre Köder zum Brandungsangeln selbst. Kenner schwören übrigens auf die Fängigkeit des Ostsee-Wattwürmer! 99 Prozent der Laden-Wattwürmer kommen dagegen aus der Nordsee – vornehmlich aus Dänemark. Sie eigenen sich wunderbar zum Plattfischangeln aber auch für hungrige Dorsche.

Wattwurm – So geht selber buddeln

Weht ein laues ablandiges Lüftchen, sind an den seichten sandigen Küstenabschnitten im glasklaren Ostseewasser die vielen kleinen verräterischen Häufchen zu sehen. Ein optimaler Fall, um mit dem richtigen Gerät Wattis für die anstehenden Angeltage zu plümpern. An der Nordsee sieht der Fall Wattwürmer, do it yourself, schon ganz anders aus. Bepackt mit Grabforke geht es bei Ebbe auf die von Wasser freigesetzten Sandabschnitte. Die Wattwurmhäufchen zeigen die richtigen Plätze zum Graben an. In beiden Fällen ist mit reicher Wattwurmbeute zu rechnen, allerdings ist einiges zu beachten, damit der Top-Köder auch so richtig frisch und knackig bleibt.

So sieht es im klaren Ostseewasser im Idealfall am Sandgrund aus. Die viele Häufchen der Wattwürmer zeigen die richtigen Stellen an.

So sieht es im klaren Ostseewasser im Idealfall am Sandgrund aus. Die viele Häufchen der Wattwürmer zeigen die richtigen Stellen an. Foto: pb

Plümpern über alles

Ganz klar vorweg: Ohne die richtigen Gerätschaften macht es keinen Sinn, auf eigene Faust Wattwürmer zu besorgen. An der Ostseeküste ist eine Wathose Pflicht, um sich im knie- oder hüfthohen Wasser keinen Schnupfen zu holen, während an der Nordsee meist Gummistiefel ausreichen. In der Praxis werden an den Ostseestränden Wattwürmer geplümpert. Dazu kann ein gewöhnlicher Saugnapf zum Reinigen von verstopften Toiletten auf einen Besenstiel montiert werden, um an einer Stelle mit möglichst vielen Wattwurmhäufchen eine Mulde frei zu spülen.

Meeresspezi Kai Herrmann mit seinem „Watti-Besteck“: Plümper, Eimer am Stiel sowie Kescher. Foto: S. Rose

Meeresspezi Kai Herrmann mit seinem „Watti-Besteck“: Plümper, Eimer am Stiel sowie Kescher. Foto: S. Rose

Da die Saugnäpfe aber zum Reinigen von Toiletten konstruiert sind, ist ihr Radius begrenzt und damit auch die Größe der freigespülten Mulde. Kurz und knapp, es müssen oft viele Mulden ausgespült werden, um die gewünschte Wurmbeute zu erlangen. Auch das weiche Plastikmaterial der Saugnäpfe macht am Gewässergrund oft schnell schlapp und wird rissig. Abhilfe schaffen da selbstkonstruierte, möglichst leichte, kreisrunde Platten aus Alu oder Hartplastik mit einem größeren Radius, an einen langen stabilen Stiel montiert. Sie sollten etwa 1 cm dick sein, um der Belastung standhalten zu können. Werden in die Platten noch einige 50 Cent große Löcher gebohrt, ist das Plümpern auch mit etwas weniger Kraftaufwand zu betreiben.

Ausrüstung zum und Vorgehen beim Plümpern

Das Plümpern an sich besteht aus zehn bis 20 Stößen an der gleichen Stelle in den Grund. Dabei kann durch ein leichtes Anwinkeln des Plümpers weicher Untergrund freigespült werden. Nach dieser Anstrengung dauert es eine kleine Weile, bis sich das angetrübte Wasser klärt. Um die freigespülten Wattis neben und in den Mulden einzusammeln, hilft ein kleiner Kescher, ebenfalls auf einen längeren Stiel montiert. In einem Eimer mit frischem Ostseewasser können die Wattis während des Plümperns verweilen. Um besser hantieren zu können, hilft eine lange im Grund fixierte Stange, an der der Eimer befestigt wird.

Beim Freispülen der Wattwürmer wird die Aluplatte in leichter Schräglage zehn bis 20 Mal in kurzen Abständen in den weichen Boden gestoßen. Das kann im Sommer bei Sonnenschein schon einige Schweißperlen hervorrufen. Foto: S. Rose

Beim Freispülen der Wattwürmer wird die Aluplatte in leichter Schräglage zehn bis 20 Mal in kurzen Abständen in den weichen Boden gestoßen. Das kann im Sommer bei Sonnenschein schon einige Schweißperlen hervorrufen. Foto: S. Rose

Um an der Nordsee bei Ebbe zum Erfolg zu gelangen, ist graben angesagt. Dazu eignet sich die Forke aus dem Gartenschuppen bestens, es kann auch ein Spaten eingesetzt werden, wobei dann viele Wattis halbiert ans Tageslicht kommen und somit für einen Einsatz an den nächsten Angeltagen unbrauchbar werden. Ein Eimer mit frischem Nordseewasser zum Hältern der Wattwürmer ist Pflicht.

Um die Wattwürmer schnell und schonend einzusammeln, ist ein kleiner Kescher mit nicht zu feinen Maschen ein perfekter Helfer. Foto: S. Rose

Um die Wattwürmer schnell und schonend einzusammeln, ist ein kleiner Kescher mit nicht zu feinen Maschen ein perfekter Helfer. Foto: S. Rose

Gut sortiert

Direkt nach dem Beschaffen der Würmer wird noch am Strand getrennt. Alle angeschlagenen Wattwürmer durch das Ausspülen beim Plümpern oder Graben mit der Forke müssen raus und gesondert in einem Eimer gehältert werden. Als angeschlagen zählen extrem weiche und schlappe Würmer im Kopfbereich oder anders verletzte. Mit denen geht es allenfalls noch am nächsten Tag oder direkt am Abend zum Angeln. Die verbliebenen harten Wattwürmer sollten vom Schlick an den Borsten durch vorsichtiges Abstreifen mit den Fingern gereinigt werden, ansonsten fangen sie schnell an zu gammeln. Ganz wichtig ist es nach dem Sortieren, die Wattwürmer noch einmal mit frischem Nord- oder Ostseewasser zu spülen und kühl gelagert zu transportieren. 

Ein gutes Ergebnis, auch Kai freut sich über die etwa 200 selbst beschafften Würmer, die im Angelfachgeschäft immerhin ein Wert von um die 50 Euro erzielen würden. Foto: S. Rose

Ein gutes Ergebnis, auch Kai freut sich über die etwa 200 selbst beschafften Würmer, die im Angelfachgeschäft immerhin ein Wert von um die 50 Euro erzielen würden. Foto: S. Rose

Pflegefall Wattwurm

Zum längeren Hältern wird in den ersten beiden Tagen das Wasser täglich durch frisches Ostsee- oder Nordseewasser ersetzt und der verbliebene Wurmschiet am Boden des Behältnisses entsorgt. Am besten lassen sich die Wattis in einer kleinen Wanne oder einem großen Eimer, maximal mit ein Drittel Wasser gefüllt, an kühlen, dunkleren Plätzen wie beispielsweise im Keller lagern. Dabei zählt: Je mehr Würmer, desto größer Eimer oder Wanne. Eine kleine Sauerstoffpumpe verlängert das Wurmleben und somit auch das Hältern enorm. In den kälteren Jahreszeiten können die Wattwürmer bei guter Pflege drei bis vier Wochen gehältert werden. In wärmeren Jahreszeiten ist das Hältern immerhin noch ein bis zwei Wochen möglich. Die Würmer sollten erst am Angeltag oder Abend entnommen und in einer gefalteten Zeitung am besten im Kühlschrank bis zum Angelbeginn verweilen.

In Zeitungspapier vorsichtig eingewickelt kommen die Wattwürmer mit ans Wasser. Soll mit den Restwürmern zum Beispiel am nächsten Tag weiter geangelt werden, müssen sie zuhause in neues Papier umgebettet werden. Aber nur die festen, lebendigen umbetten! Alle wabbeligen, weichen Würmer aussortieren und wegwerfen. Foto: B. Hühnken

In Zeitungspapier vorsichtig eingewickelt kommen die Wattwürmer mit ans Wasser. Soll mit den Restwürmern zum Beispiel am nächsten Tag weiter geangelt werden, müssen sie zuhause in neues Papier umgebettet werden. Aber nur die festen, lebendigen umbetten! Alle wabbeligen, weichen Würmer aussortieren und wegwerfen. Foto: B. Hühnken

Wattwurm aufziehen – So funktioniert’s!

  1. Zuerst wird der Wattwurm mit dem dicken Ende voran auf eine Ködernadel aufgezogen.

    Zuerst wird der Wattwurm mit dem dicken Ende auf eine Ködernadel aufgezogen. Foto: F. Schlichting

    Foto: F. Schlichting

  2. Danach wird die Hakenspitze in die Öffnung der Ködernadel eingeführt. Dabei muss man das Vorfach fest nach unten ziehen, so dass der Haken nicht wieder aus der Öffnung rutscht.

    Danach wird die Hakenspitze in die Öffnung der Ködernadel eingeführt. Dabei muss man das Vorfach fest nach unten ziehen, so dass der Haken nicht wieder aus der Öffnung rutscht. Foto: F. Schlichting

    Foto: F. Schlichting

  3. Jetzt kann der Wattwurm vorsichtig auf den Haken geschoben werden. Achtung: Die Wattwürmer werden möglichst so aufgezogen, dass sie nicht durch die Hakenspitze mehrfach durchstochen werden – dann laufen sie nämlich aus.

    Jetzt kann der Wattwurm vorsichtig auf den Haken geschoben werden. Foto: F. Pippardt

    Foto: F. Pippardt

  4.  Anschließend wird aus dem frischem Wattwurm ein fängiger Köder.

    Anschließend wird aus dem frischem Wattwurm ein fängiger Köder. Foto: J. Radtke

    Foto: J. Radtke


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