Wofür brauchen wir zum Angeln eine Rute?
Um einen Fisch zu fangen, würde prinzipiell auch eine Spule Schnur und ein Haken genügen, doch eine Angelrute bietet uns am Wasser enorme Vorteile: Mit Hilfe der Angelrute kann der Köder weit ausgeworfen werden (Weitwurfprofis schaffen mit der entsprechenden Rute und Montage bis über 200m!), somit kann letztlich eine viel größere Wasserfläche befischt werden. Im Drill federt der flexible Blank der Rute zum Beispiel harte Kopfschläge des Fisches ab, was hilft, Aussteiger zu vermeiden. Bei vielen Angeltechniken ist die Rute auch für die Köderführung (z.B. Spinnfischen), oder die Bisserkennung (z.B. Feederangeln) verantwortlich und daher im Angelsport nicht wegzudenken.
Bild: F. Pippardt
Eine Angelrute erhöht die Reichweite des Anglers drastisch – doch, das ist nur ein Grund, wieso eine Angelrute Sinn ergibt.
Warum ist die Wahl der Angelrute wichtig?
Da es je nach Zielfisch und Angeltechnik meilenweite Unterschiede gibt, welche Anforderungen eine Angelrute erfüllen muss, ist die Wahl der Rute sehr wichtig. Ob man zum Beispiel in Deutschland auf Rotaugen stippt, oder auf dem offenen Meer Giganten wie dem Thunfisch oder Blauen Marlin nachstellt, hat natürlich Auswirkungen auf das benötigte Gerät. Hier sind jeweils andere Ruten notwendig, um den Fisch erfolgreich beangeln und landen zu können. Eine gut zur Technik und dem Zielfisch passende Rute führt nicht nur zu mehr Erfolg, da die Rute dann unter den Bedingungen am besten performt – auch macht ein gut abgestimmtes Gerät am Wasser natürlich viel mehr Spaß!
Einteilig, Steckruten oder Tele – Unterschiedliche Arten von Angelruten
Zunächst einmal lassen sich Angelruten, unabhängig von ihrem Einsatzgebiet anhand ihrer Bauart in 4 Kategorien einteilen:
Einteilige Ruten
Einteilige Ruten haben einen ungeteilten Blank, er lässt sich also nicht für den Transport verkürzen. Da diese Ruten somit eine große Transportlänge aufweisen, sind einteilige Ruten im Regelfall eher kurze Ruten (bis etwa maximal 2m Länge). Durch die fehlende Teilung weisen einteilige Ruten die größte Stabilität, schönste Aktion und das geringste Gewicht auf. Meist findet man einteilige Ruten bei den Meeres-, Big-Game-, Wels- und Vertikalruten.
Bild: F. Pippardt
Die besten Eigenschaften haben einteilige Ruten durch den ununterbrochenen Blank. Dafür sind sie aber sperriger im Transport.
Steckruten
Um das Transportmaß der Rute zu verringern, haben sich Steckruten etabliert. Die meisten sind zweiteilig und werden in der Mitte zusammengesteckt. Zweiteilige Ruten haben immer noch eine schöne Aktion und eine sehr gute Stabilität, sowie gute Wurfeigenschaften. Bei längeren Ruten sind zweiteilige Modelle aber recht sperrig, was den Transport dieser Ruten, zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln oder im Kleinwagen, eventuell zum Problem machen kann.
Bild: F. Pippardt
Klassische Steckruten mit einer Teilung in der Mitte sind oft ein guter Kompromiss aus Aktion und Transportfreundlichkeit.
Teleruten
Teleruten bestehen aus mehreren Teilen, die zum Transport ineinander geschoben werden können. Durch die Teleskop-Teilung mit vielen Unterbrechungen des Rutenblanks wird eine kurze Transportlänge erreicht. Ein großer Vorteil ist, dass Teleruten auch vollständig montiert sehr gut transportiert werden können. Im Gegenzug leiden durch die Teilung jedoch die Aktion und Stabilität. Teleruten sind bei demselben Wurfgewicht meist deutlich langsamer, weicher in ihrer Aktion und weniger belastbar als Steckruten. Auch die Wurfeigenschaften einer Telerute sind im Schnitt deutlich schlechter als die einer Steckrute. Teleruten werden daher meist bei leichteren Angelmethoden, wie dem Posenangeln eingesetzt. Spielt eine langsame Aktion und überschaubare Wurfweite keine große Rolle, kann die Telerute aber eine gute und leicht zu transportierende Lösung sein, etwa beim Aalangeln.
Bild: Adobe Stock / Olexandr
Der größte Vorteil der Telerute ist die kurze Teilung – und die Tatsache, dass man solche Ruten auch komplett montiert transportierten kann.
Reiseruten
Reiseruten erfreuen sich in den letzten Jahren einer immer größeren Beliebtheit. Dabei handelt es sich um Steckruten, die aus 3-6 Einzelteilen bestehen. Sie erreichen damit kurze Transportlängen und passen teilweise sogar in den Koffer auf Flugreisen. Reiseruten haben bei derselben Transportlänge wie Teleruten meist eine deutlich schnellere Aktion und sind im Regelfall auch belastbarer. Durch den Einsatz moderner Rutenmaterialien wird der Unterschied von Reiseruten zu zweiteiligen Ruten in der Praxis in den letzten Jahren immer geringer.
Bild: F. Schlichting
Im Rrinzip sind Reiseruten so etwas wie vielteilige Steckruten. Durch den Einsatz moderner Materialien haben solche Ruten heute eine erstaunlich gute Aktion und halten trotz der vielen Teile einiges aus.
Spezielle Ruten nach Technik
Es gibt viele verschiedene Typen von Angelruten, die jeweils auf unterschiedliche Angelbedingungen und -techniken ausgerichtet sind. Hier sind einige der gängigsten Spezialruten:
Spinnruten
Diese Ruten sind, wie der Name bereits verrät, ideal für das Spinnfischen: eine Technik, bei der künstliche Köder aktiv durch den Angler geführt werden. Damit der Köder im Wasser eine gute Aktion entwickeln kann, müssen Rute, Rolle, Köder und Angler gut harmonieren, daher ist die Rute gerade beim Spinnfischen ein sehr entscheidender Teil der Ausrüstung. Spinnruten sind typischerweise aus einem leichten Material, da mit diesen Ruten ständig ausgeworfen wird. Die Aktion von Spinnruten ist häufig als „straff“ zu bezeichnen, damit man so einen guten Kontakt zum Köder hat und die Haken beim Biss auch gut mit einem Anhieb im Maul der Räuber verankern kann. Viele Spinnruten haben trotz einer straffen Aktion des Rutenblanks (oft hört man auch „schnelle Aktion“) nicht selten eine sensiblere Spitze, die eine gefühlvolle Köderführung möglich macht und Kopfschläge der Raubfische im Drill abpuffert.
Bild: F. Pippardt
Spinnruten sind für Kunstköder prädestiniert: Sie sind häufig recht straff, was für eine gute Köderkontrolle sorgt.
Feederruten
Feederruten werden verwendet, um mit einem Futterkorb auf Friedfische zu angeln. Das Besondere an diesen Ruten ist die besonders sensible Spitze, die beim Feederangeln als Bissanzeiger dient. Trotz der feinen Spitze können Feederruten oft große Wurfgewichte (schwere Feederruten bis ca. 200g!) bewegen – das ist zum Beispiel beim Angeln in großen Flüssen notwendig. Eine moderne Abwandlung des Feederangelns ist das Method-Feedern, wo kleinere, spezielle Method-Feeder-Körbe zum Einsatz kommen.
Baitcaster-Ruten
Bei Hecht-Anglern, die schwere Köder (sog. Big Baits), aber auch Jerkbaits und Gummifische verwenden, steht die Baitcasterrute hoch im Kurs. Baitcasterruten haben eine spezielle Beringung, denn sie werden mit Baitcasterrollen (spezielle Multirollen zum Werfen) gefischt. Das Werfen schwerer Köder und das Führen von etwa Jerkbaits aus dem Handgelenk ist mit einer kurzen Baitcasterrute und entsprechender Rolle besonders angenehm. In letzter Zeit werden Baitcasterruten aber auch beim leichteren Spinnfischen vermehrt eingesetzt.
Bild: Adobe Stock / vitaliy_melnik
Beim Angeln mit Baitcaster- oder Multirollen muss die Rute eine andere Beringung haben, denn diese Rollen sitzen im Gegensatz zur Stationärrolle „obenauf“.
Bootsruten
Bootsruten sind meist eher kurze Ruten (ca. 1,65–2,40m), da sie vom Boot aus in der Regel vertikal oder zum Schleppfischen eingesetzt werden und dort nicht ausgeworfen werden muss. Bootsruten gibt es in allen möglichen Wurfgewichten bzw. Schnurklassen, je nachdem, welcher Zielfisch damit beangelt werden soll. Bei Meeresruten hat sich neben einer Wurfgewichtsangabe in g auch die Kategorisierung der Ruten in lb durchgesetzt. Die Angabe beschreibt, welches Gewicht ( 1lb = 454g)an die Rute gehängt werden muss, damit sie sich im 90°-Winkel biegt (Gebräuchliche Schnurklassen sind ca. 12–130lb). Für Norwegen werden gerne Ruten von 20 lb (leichteres Naturköderangeln oder Pilken) bis 30 oder gar 50lb (schweres Naturköderangeln in der Tiefsee) verwendet.
130lbs-Ruten dienen dem Fang von großen Thunfischen oder Marlinen. Aus dem asiatischen Raum übernommen, gibt es daneben noch die Kategorisierung von Angelruten in „PE-Klassen“. Eine PE-Klasse kann in einen Schnurdurchmesser von geflochtener Schnur übersetzt werden, für den sich die Rute entsprechend eignet. Gängige PE-Klassen im Meeresbereich reichen von PE1 (ca. 0,17mm) bis PE12 (ca. 0,57mm). Die PE Angabe findet man häufig auf Ruten für das Poppern oder Vertical-Jigging im Meer.
Karpfenruten
Karpfenruten gibt es in verschiedenen Längen von ca. 2,70m bis 3,90m. Sie werden meist, wie Bootsruten, in lb kategorisiert, und haben eher selten eine Wurfgewichtangabe in Gramm. Leichte Karpfenruten haben 2–2,5 lb, mittlere–schwere Karpfenruten 3-3,5lb, wobei eine 3lb-Karpfenrute recht universell einsetzbar ist. Daneben gibt noch besonders schwere Ruten (Sbomb, Marker- oder Spod-Ruten), mit 4lb (und mehr) Testkurve. Solche Ruten sind aber zum Ausloten des Gewässers bzw. für Futterraketen und nicht zum eigentlichen Karpfenangeln vorgesehen. Generell sind Karpfenruten für weite Würfe optimiert, aber dennoch weich genug, damit der Haken nicht aus dem Maul des Karpfens ausschlitzt. Die meisten Karpfenruten sind semiparabolisch und halten großen Belastungen stand.
Fliegenruten
Fliegenruten sind für das Angeln mit einer Fliegenrolle vorgesehen, sie haben oft spezielle (Einhand-)Griffe und eine spezielle Beringung. Anders als die anderen Rutenklassen erfolgt die Einteilung von Fliegenruten in sogenannten AFTMA-Klassen, die von 1–13 reichen. Eine Fliegenrute der Klasse #1 ist dabei eine sehr leichte Fliegenrute, um Beispiel für einen kleinen Bach, während die Klasse #12 oder #13 zum Beispiel auf große Meeresfische wie Giant Trevally oder Marlin eingesetzt wird.
Bild: Adobe Stock / salman2
Fliegenruten sind ein absoluter Sonderfall unter den Angelruten, denn diese Technik unterschiedet sich in fast allen Belangen von den anderen Angelarten!
Brandungsruten
Speziell für das Meeresangeln vom Ufer oder Strand aus konzipiert sind Brandungsruten. Sie sind meist zwischen 3,60m und 4,20 lang und können oft hohe Wurfgewichte (bis über 200g!) bewältigen. Durch die Länge und das hohe Wurfgewicht erreicht man mit einer Brandungsrute enorme Wurfweiten, das kann für das Erreichen entsprechender Angelstellen vom Ufer aus notwendig sein. Zur Verbesserung der Bissanzeige sind die Spitzen vieler Brandungsruten farbig abgesetzt.
Materialien und Ausstattung der Angelrute
Der Blank
Das Grund-Material des Rutenblanks, also des „Stabes“ der Rute ist entscheidend dafür, welche Eigenschaften eine fertige Angelrute auszeichnen und wie teuer die Rute ist. Hier sind die gängigsten Materialien.
Fiberglas
Fiberglas-Ruten waren einst der Standard bei den Angelruten. Eine Angelrute aus Fiberglas ist unverwüstlich und kostengünstig. Im Gegensatz zu Carbon ist Fiberglas aber ziemlich schwer und entwickelt eine eher langsame bzw. parabolische Aktion. Fiberglas kommt auch in Kombination mit Kohlefaser als Mischgewebe zum Einsatz. Fiberglas findet man vor allem aber bei günstigen Ruten, als besonders flexible Spitze eingespleißt, und teils bei schweren Boots- oder Big Game Ruten, wo das Gewicht keine große Rolle spielt.
Bild: W. Krause
Hochelastisch und robust: Glasfaser, oder auch Fiberglas genannt – hier als Spitze zur Bissanzeige.
Kohlefaser
Kohlenfaser ist ein High-End-Material, das extrem leicht und stark ist. Die Steifigkeit bzw. Sensibilität und das geringe Gewicht machen Carbon zum perfekten Rutenmaterial, weswegen die meisten Angelruten heute aus Carbon gefertigt werden. Auch lädt sich Kohlefaser im Wurf sehr gut auf, was eine gute Wurfperformance erlaubt. Durch das geringere Gewicht neigen Carbonblanks auch weniger zum Nachschwingen im Wurf – die Rute wird „schneller“. Je nachdem, welches und auf welche Art das Carbon im Rutenblank verarbeitet ist, wie es gewebt ist und welche Stärke der Blank aufweist, eignet sich Carbon für alle Arten von Angelruten.
Bild: Adobe Stock / vitals
Kohlefaser ist ein Hightech-Material, das bei geringem Gewicht eine enorme Festigkeit erreicht: Wie gemacht für Angelruten!
Damit aus Carbonfasern ein Rutenblank entsteht, müssen die Fasern mit Epoxidharz oder einem anderen Harz getränkt werden. Erst in Kombination entsteht das hochfeste Carbon. Im Zusammenhang mit Carbonruten stößt man häufig auf Bezeichnungen wie „24T“ oder auch IM7, IM8 und ähnliches. Diese Angaben beziehen sich auf die verwendeten Fasern. Hier gibt es eine ganze Reihe von Begriffen. Lassen Sie sich davon aber nicht weiter verwirren. Vereinfacht bedeutet eine höhere T- oder IM-Zahl, dass steifere Carbonfasern mit einer höheren Festigkeit verwendet wurden. Wird eine festere Faser verwendet, benötigt man letztlich weniger Material/dünnere Fasern und oft auch weniger Harz. Daher sind Ruten mit höher moduliertem Carbon häufig leichter und straffer, meist aber auch entsprechend teurer. In der Praxis sind 24T-Ruten beispielsweise meist auch etwas parabolischer als 40T-Ruten.
Bild: J. Radtke
Neben den Fasern selbst, sorgt auch die Art, Richtung und Dicke der Kohlefasern für andere Charakteristika bei der fertigen Rute.
Gespließte Ruten (Bambus)
Heute nur noch sehr selten (vorrangig bei handgebauten Liebhaberruten im Fliegenfischen), findet man gespließte Ruten. Der Blank dieser Ruten ist im Regelfall aus 6 (es gibt aber auch 4 oder bis zu 18) Bambus-Spleißen verleimt.
Bild: W. Kalweit
Ruten aus Bambus findet man heute nur noch selten. Wenige Manufakturen stellen aber noch solche Liebhaberstücke her.
Weitere Ausstattung
Ringe
Ein häufig unterschätztes Bauteil an einer Angelrute sind die Ringe. Sie führen die Angelschnur und verteilen auftretende Kräfte in Wurf und Drill gleichmäßig über den Blank. Gut zum Rutenblank passende und ideal verteilte Rutenringe können einen großen Unterschied machen, was die Wurfperformance und das Handling einer Rute in der Praxis angeht. Auch das Gewicht der verbauten Ringe spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Gerade im vorderen Bereich der Rute machen ein paar eingesparte Gramm einen deutlichen Unterschied, was das Rückstellvermögen des Rutenblanks angeht. Denn durch den langen Hebel wirken sich schon kleine Gewichtsunterschiede hier stark aus.
Bild: Adobe Stock / Dmytro Synelnychenko
Ringe leiten die Schnur am Blank entlang und verteilen die Kraft auf die Rute: Sie sind ein entscheidendes Bauteil und spielen eine wichtige Rolle für die Performance der Rute.
Hochwertige Ringe haben eine gute Wärmeleitfähigkeit, um durch die Schnurreibung auftretende Hitze schnell abzugeben. Die Oberfläche der Ring-Einlagen muss enorm glatt und abriebfest sein, damit die Schnur nicht beschädigt wird. Das ist besonders relevant bei geflochtenen Schnüren, die die Ringeinlagen stärker belasten als monofile Schnur. Gängige Ringmaterialien sind Aluminium-Oxid (oder Alconite genannt) und Silicium Carbide (SiC), das heute der Standard an den meisten Ruten ist. Seltener findet man auch Ringeinlagen aus zum Beispiel Edelstahl oder Keramik. Hochwertige Angelruten haben teilweise auch Ringe aus Titan mit Zirkonium-Einlage. Je nachdem, für welche Angelart die Rute ausgelegt ist, findet man Einsteg- (kleinere Ringe bzw. leichte Ruten), Zweisteg- (größere Ringe bzw. schwerere Ruten) oder gar Rollerringe (Big Game oder schwere Meeresruten; für Monofile Schnur ausgelegt) an den Ruten.
Bild: F. Pippardt
Bei den Ringen und Einlagen gibt es eine breite Auswahl an Materialien. Moderne Ringe halten den Belastungen beim Angeln heute sehr lange Stand.
Rollenhalter
Neben den Ringen spielt auch der Rollenhalter eine entscheidende Rolle. Hier gibt es auf dem Markt eine ganze Reihe verschiedener Konzepte, von Klapp- über Schraubrollenhalter. Wichtig ist, dass der Rollenhalter die Rolle ohne zu wackeln hält. Besonders beim Spinnfischen ist zudem wichtig, dass der Rollenhalter eine gute Bisserkennung erlaubt. Spinnruten haben daher häufig Aussparungen am Rollenhalter, sodass der Angler direkten Kontakt zum Rutenblank bekommt. Ruten für Baitcaster- oder Multirollen haben in der Regel einen speziellen Rollenhalter mit einem abstehenden Dorn, den sogenannten T- oder Trigger-Griff.
Bild: Adobe Stock / Dmytro Synelnychenko
An Spinnruten findet man teils auch spezielle Rollenhalter mit einer Aussparung – diese soll einen besseren Kontakt zum Blank erlauben und so die Bisserkennung verbessern.
Griffe
Die meisten Ruten haben keinen „nackten“ Blank, sondern sind zumindest dort, wo man sie in der Hand hält mit Griffmaterialien überzogen. Gerade besonders lange Ruten, wie etwa Karpfen- oder Brandungsruten haben aber oft nur eine ganz dünne, rutschfeste Beschichtung auf dem Handteil. Die meisten Ruten haben Griffe aus Kork oder Moosgummi. Welches Material man wählt, hängt vor allem mit den eigenen Vorlieben zusammen. Moosgummi ist tendenziell etwas weniger verschmutzungsanfällig und weniger pflegeintensiv als Naturkork. Einige Spinnruten haben stark reduzierte Griffe, etwa nur einen Vordergriff und einen kleinen Griff-Teil am Ende der Rute. Das Gewicht der Rute wird dadurch leicht reduziert, außerdem kann es sogar von Vorteil sein, wenn man seine Finger beim Spinnfischen direkt auf dem Blank platzieren kann, da dies eine besonders sensible Bisserkennung und Köderkontrolle ermöglicht.
Weitere Ausstattung
Neben Blank, Ringen, Rollenhalter und Griff haben einige Ruten zum Beispiel noch Köder- oder Hakenhalter – kleine Ringe nah des Rollenhalters – oder Schnurclips angebracht. Diese Kleinteile sind nicht unbedingt für die Funktion einer Rute notwendig, sondern eher als Accessoire zu betrachten.
Länge und Wurfgewicht der Angelrute
Neben dem Rutenmaterial und der Teilung sind die Länge und das Wurfgewicht die beiden mitunter bedeutendsten Charakteristika, um eine Rute passend zum Einsatzzweck auszuwählen.
Kurze Angelruten (1,50–2,00m)
Kurze Angelruten bis zu einer Länge von etwa 2m sind vor allem dann ideal, wenn keine großen Wurfweiten benötigt werden. Derart kurze Ruten kommen meist beim Vertikalangeln vom Boot oder beim Uferangeln an kleinen Gewässern zum Einsatz. Auch viele Big Game Ruten für Großfisch, oder zum Speed-Jigging bewegen sich in diesem Längenspektrum. Eine kurze Rute bietet einen kleineren Hebel und erleichtert damit den Drill von besonders starken Fischen. Kurze Ruten erlauben auch eine sehr kontrollierte Köderführung beim Spinnfischen, weswegen auch hier einige Modelle besonders kurz sind. Gerade Ultralight (UL-)Spinnruten sind ebenfalls selten weit über 2 Meter lang; diese Ruten sollen möglichst leicht sein und sind dann auch mit kleinsten Rollen bereits gut ausbalanciert.
Mittellange Angelruten (2,00m – 3,00m)
Ruten zwischen 2 und 3m Länge sind vielseitig einsetzbar – die meisten Spinn- und Fliegenruten bewegen sich in diesem Spektrum. Die Wurfweite ist mit diesen etwas längeren Ruten deutlich besser als bei den sehr kurzen Modellen. Bei zugewachsenen Gewässern, wenn Gebüsch oder Bäume beim Werfen den Angler einschränken, ergeben mittellange Ruten häufig ebenfalls viel Sinn gegenüber einer über 3 m langen Rute. Auch beim Ansitzangeln, etwa mit der Pose, beim Karpfenangeln an kleineren Gewässern oder beim Aalangeln genügen mittellange Ruten, wenn keine enorme Wurfweite erforderlich ist.
Lange Angelruten (über 3m)
Die meisten Angelruten über 3m Länge sind, bis auf ganz wenige Ausnahmen, Ruten für einen stationären Ansitz. Eine über 3m lange Rute erlaubt besonders weite Würfe, daher sind die meisten Karpfen-, Feeder-, und Brandungsruten mehr als 3 m lang. Nach dem Wurf liegt die Rute bei diesen Techniken aber auf einem Halter, so ist das höhere Gewicht der längeren Rute (anders als beim Spinn- oder Fliegenfischen beispielsweise) weniger relevant. Für aktive Angelarten, wie Spinnfischen, sind sehr lange Ruten in der Regel eher nicht geeignet.
Bild: Adobe Stock / Paylessimages
Kurze Ruten kommen eher beim aktiven Angeln oder vom Boot zum Einsatz. Bei stationären Angeln – wie etwa beim Karpfenangeln – haben sich jedoch eher längere Ruten gut etabliert.
Wurfgewicht
Mit Ausnahme von Karpfen-, Fliegen- und einigen Big Game – oder Meeresruten findet man auf allen Ruten ein angegebenes Wurfgewicht. Dieses kann als Spektrum (z.B. 2-14g) oder als maximales Gewicht (z.B. 60g) angegeben sein. Mit dem Wurfgewicht kann die Rute passend zum angepeilten Ködergewicht oder der Angelart ausgewählt werden. Meist werden die größten Wurfweiten mit einer Rute mit Gewichten in der Mitte des Wurfgewichtsspektrums erreicht. Das maximale Wurfgewicht sollte in jedem Fall nicht überschritten werden, da dann nicht nur die Wurfperformance leidet, sondern auch Bruchgefahr bei der Rute besteht.
Bild: F. Pippardt
Damit sich eine Rute im Wurf perfekt aufladen kann, sollte das bewegte Gewicht dem Wurfgewichtsspektrum entsprechen!
Mit der richtigen Rute mehr Spaß beim Angeln: Was ist beim Kauf einer Angelrute zu beachten?
Rollenkompatibilität
Stellen Sie sicher, dass die Rute mit ihrer Rolle kompatibel ist. Die Rolle sollte sauber in den Rollenhalter der Rute passen und dabei nicht wackeln. Die Beringung der Rute muss ebenfalls zum Rollentyp passen: Baitcaster- oder Multirollen erfordern eine andere Beringung als eine Stationärrolle.
Balance
Gerade bei Spinnruten ist die Balance entscheidend dafür, wie sich die Kombination aus Rute und Rolle später fischt und wie schwer sie sich in der Hand tatsächlich anfühlt. Auch für die Bisserkennung und -verwertung ist die Balance nicht unerheblich. Eine schlecht ausbalancierte Rute kann auch zu Problem mit der Schulter führen, gerade wenn die Rute durch eine zu leichte Rolle stark kopflastig ist. Schrauben Sie ihre Rolle an das Rutenmodell und testen Sie, wie die Kombination ausbalanciert ist. Der Schwerpunkt der Rute mit angeschraubter Rolle sollte im Idealfall etwa im Bereich des vorderen Rollenfußes/kurz vor dem Rollenhalter liegen. Liegt der Schwerpunkt vor dem Vordergriff, ist die Kombi kopflastig: Im Zweifelsfall lieber ein größeres Rollenmodell wählen, wenn dafür die Balance entscheidend verbessert wird. Wichtig: Bei sehr langen Ruten wie Karpfen- und Brandungsruten ist es in der Praxis kaum möglich, das Setup mit der Rolle auszubalancieren. Doch, da bei diesen Techniken die Rute die meiste Zeit stationär auf einem Halter verbringt und nicht ständig ausgeworfen wird, ist die Balance hier auch weniger entscheidend als bei aktiv geführten Ruten.
Bild: R. Schwarzer
Ganz entscheidend ist, wie gut die Rute in Kombination mit der Rolle harmoniert, besonders wichtig ist dabei die Balance der Kombo, insbesondere bei Spinnruten.
Aktion
Verschiedene Ruten haben eine jeweils andere Aktion, die nur teilweise mit dem Wurfgewicht zusammenhängt. Die Aktion der Rute beschreibt, wie sich der Rutenblank unter Belastung verhält, was die Rute jeweils für andere Einsatzzwecke besser oder schlechter geeignet macht. Eine große Rolle für die Rutenaktion spielen die Wahl des Materials bzw. der Carbonfasern, die Länge und auch die Bauart (Tele- oder Steckrute) der Angelrute. Manche Ruten sind über weite Teile des Blanks eher steif und biegen sich fast nur im Spitzenteil (= „schnelle Rute“, Fast oder Xtra Fast bzw. H, XH, XXH…). Diese Aktion findet man bei einigen Spinn- oder auch Jigruten.
Bild: F. Pippardt
Die Aktion einer Rute entscheidet massiv darüber, für welchen Zweck sie am besten geeignet ist. Semi-parabolische Ruten sind generell recht vielseitig einsetzbar.
Den Gegenpol dazu bilden Ruten mit einer gleichmäßig über den Blank verteilen Biegekurve (= „langsame Aktion“, parabolisch, Light, oder Ultralight, auch UL oder L). Solche Ruten sind weiche Ruten wie Fliegenruten, Posenruten oder UL-Spinnruten – aber auch viele Teleruten fallen in diese Kategorie, auch wenn sie nicht zwingend sehr leichte Ruten sind.
Zwischen den beiden Extremen liegen die semi-parabolischen Ruten, bei denen sich der Blank bei Belastung etwa bis zur Mitte durchbiegt. Solche Ruten sind recht universell einsetzbar. Viele Karpfenruten, aber auch einige Spinnruten und Brandungs- sowie Meeresruten haben eine semiparabolische Aktion. Auf semiparabolischen Ruten liest man häufig auch ML, M oder MH (Medium-Light, Medium bzw. Medium-Heavy). Generell sind harte, schnelle Ruten eher für Fische mit hartem Maul (z.B. viele Raubfische) geeignet. Fische mit weichem Maul (z.B. Karpfen) werden besser mit etwas weicheren oder semi-parabolischen Ruten beangelt. Auch sehr stark kämpfende Fische fordern eher eine (semi-)parabolische Rute, die im Drill mehr nachgibt und die Kraft über größere Teile des Rutenblanks verteilt.
3 Tipps für Anfänger beim Kauf von Angelruten
1. Behalten Sie das Budget im Auge
Setzen Sie sich ein realistisches Budget. Gerade als Einsteiger vergisst man oft, dass eine Rute allein noch keinen Fisch fängt. Kosten für restliche Ausrüstung wie Rolle, Schnur, Kleinteile und Köder sollten nicht unterschätzt werden und übersteigen in Summe häufig weit den Preis der Angelrute. Durch den technischen Fortschritt im Angelbereich sind heute selbst preisgünstige Rutenmodelle häufig schon recht gut verarbeitet und machen in der Praxis bereits eine gute Figur.
2. Probieren Sie verschiedene Ruten aus
Ein Datenblatt allein sagte noch wenig über eine Rute aus und Hersteller verwenden gerne Floskeln wie „High-End“, „modern“ oder ähnliches. Viele Hersteller haben außerdem eigene Bezeichnungen für bestimmte Rutenmaterialien oder Ausstattungen, was den Vergleich nicht immer einfach macht. Auch die Angabe des Wurfgewichtes erfolgt je nach Hersteller mal mehr, mal weniger konservativ. Gut ausgestattete Angelgeschäfte oder Messen sind daher eine tolle Möglichkeit, um Ruten einmal in die Hand zu nehmen. Auch die Kombination mit einer Rolle probiert man am besten in der Praxis aus. So lässt sich am besten beurteilen, ob die Rute mit der Rolle gut ausbalanciert ist und zum angepeilten Einsatzzweck passt. Was sich gut anfühlt, wird auch gerne gefischt. Und schließlich soll das Material ja auch Freude bereiten, oder?
Bild: Adobe Stock / auremar
Richtig einschätzen kann man eine Rute nur, wenn man sie einmal in der Hand gehalten hat … Messen und Angelgeschäfte sind immer mal einen Besuch wert.
3. Die „eierlegende Wollmilchsau“: Eine Rute für viele Fische
Gerade als Einsteiger, Schüler oder Student steht vielleicht nicht das größte Budget zur Verfügung. Auch wenn es für jede Fischart eine perfekt abgestimmte „Spezialrute“ gibt, lassen sich doch zumindest einige Fischarten auch sehr gut mit demselben Gerät beangeln. Überlegen Sie, welche Fischarten Sie hauptsächlich beangeln möchten – vielleicht lassen sich hier auch mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. So können Sie, etwas Planung vorausgesetzt, mit recht überschaubarem Gerät eine breite Palette an Fischen beangeln. Mit einer Karpfenrute kann man zum Beispiel auch hervorragend mit Köderfisch auf Hechte angeln, eine mittlere Hecht-Spinnrute geht auch zum Spinnfischen im Meer auf Wolfsbarsch oder Pollack usw.
Bild: F. Pippardt
Einige Fischarten lassen sich mit ein und demselben Gerät fangen – vielleicht können Sie ja zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen? Leichteres Salzwasserangeln, etwa auf Wolfsbarsch oder Pollack geht zum Beispiel auch sehr gut mit einer leichten bis mittleren Hechtrute.
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