Katzenwelse im Po: Plagegeister oder Zielfische?

Die meisten Angler, die zum Wels- und Karpfenangeln an den Po nach Italien reisen, haben eine große Abneigung gegen Katzenwelse. Für sie sind diese Neozoen wahre Plagegeister, die ihnen die Köder und Nerven rauben. Wer seinen Blickwinkel ändert und diesen Fisch einmal anders betrachtet, kann ihn als absoluten Gewinn ansehen, weiß Tobias Steinbrück.

Katzenwelse im Po: Getupfter Gabelwels unter Wasser

Bild: Griffin / Adobe Stock

Der Getüpfelte Gabelwels ist eine von zwei vorkommenden Katzenwelsarten im Po. Autor Alexander Lerche schwärmt von abwechslungsreichem Angeln und köstlichen Filets.

Alexander Lerche ist ein begnadeter Jäger und faszinierter Fliegenfischer. Jährlich fährt er zum Angeln an den Po nach Italien. Diese Reise widmet er nicht etwa den großen Karpfen und Welsen, sondern er fischt gezielt auf die Katzenwelse im Po und somit kommen wir zu seiner dritten Leidenschaft: Katzenwelsfilets.

Vorkommen und Population der Katzenwelse im Po

Katzenwelse findet man heute im gesamten Mittel- und Unterlauf bis ins Delta des Po. Sie sind somit allgegenwärtig – man muss sie nicht suchen, sondern wird sie überall finden. Po-Experten fingen die ersten Exemplare vor circa 20 Jahren. Vor drei Jahren kam es dann zu einer wahren Explosion der Katzenwels-Population. Man geht davon aus, dass die Fische aus italienischen Angelseen stammen und ausgesetzt wurden. In Italien sind diese Angelseen vergleichbar mit unseren Forellenanlagen, nur mit dem Unterschied, dass dort eben auf Katzenwelse geangelt wird.

Das Interesse am Fang der Katzenwelse wächst zwar stetig, ihr fischereilicher Stellenwert ist aktuell aber noch als gering einzustufen. Kein Wunder, denn der kulinarische Wert hat sich bisher nicht überall herumgesprochen. Die einheimischen Fischer fangen zurzeit noch weiter traditionell Meeräschen mit ihren Hebenetzen und die Angeltouristen konzentrieren sich noch weiter auf die für den Po bekannten starken Welse und Karpfen. Alexander Lerche ist sich aber sicher, dass sich auf kurz oder lang einiges ändern wird.

Angler mit Katzenwels

Bild: Alexander Lerche

Alexander Lerche fängt Katzenwelse aus Überzeugung. Für ihn sind sie keine Köderdiebe, sondern ein lohnenswerter Zielfisch.

Noch bereiten die Katzenwelse im Ökosystem keine Probleme. Nach Auskunft von Campbetreibern sorgen sie aktuell lediglich für Nöte bei den Anglern. Die Katzenwelse fressen viel und sind nicht wählerisch. Karpfen-, Barben- und Welsangler sind quasi dazu gezwungen, sie mit zu füttern und auch mit zu fangen, ob sie wollen oder nicht. Katzenwelse plündern Futterplätze, das geht ins Geld. Sie stören die Zielfischangler. Die heimischen Fischarten sind noch reichlich vertreten, dennoch werden hier und da starke Bedenken angemeldet. Es wäre möglich, dass die Katzenwelse irgendwann andere Fischarten verdrängen könnten.

Spots und Beißzeiten

Die Katzenwelse im Po machen es den Anglern bei der Platzwahl leicht. Je nach Wasserstand sind die Fische praktisch überall im Fluss zu finden. Im Hochsommer bei geringem Wasserstand sind sie sogar in der Flussmitte, in der Hauptströmung unterwegs. Wer tiefere Löcher mit Kehrströmung findet, hat in den meisten Fällen den Hauptgewinn gezogen. Die besten Jahreszeiten sind Frühjahr bis Herbst. Lediglich die Wintermonate sind eher weniger ertragreich.

Hausboot auf dem Po in Italien

Bild: Alexander Lerche

Wer vom Hausboot angelt, kann die Hotspots im Po ganz bequem und komfortabel ansteuern.

Lecker aus Ofen und Pfanne

Bei der Zubereitung der Katzenwelse sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Die Fische eignen sich aufgrund ihres hohen Fettanteils hervorragend zum Räuchern, aber auch als Filet in der Pfanne – mit oder ohne Panade – sind sie eine wahre Delikatesse und brauchen nicht im Geringsten den Vergleich mit Dorsch oder Seelachs scheuen. Selbst frittiert in Bierteig als „Fish & Chips“ ist das Katzenwelsfilet ein absoluter Hochgenuss.

Zwei Arten Katzenwelse im Po

Ein Guide vom Po spricht von zwei Arten von „Katzen“, die in dem italienischen Fluss vorkommen. Da ist zum einen der Getüpfelte Gabelwels (lat. Ictalurus punctatus), der im Englischen Channel Catfish genannt wird. Diese Art wird bis zu 125 cm lang und stellt somit alles andere als einen Kleinfisch dar. Die Getüpfelten Welse können bis über 20 kg schwer werden.

Zum anderen gibt es den Blauen Katzenwels (lat. Ictalurus furcatus), im Englischen als Blue Catfish bezeichnet. Vertreter dieser Spezies können sogar eine Länge von mehr als 140 cm erreichen und über 50 kg schwer werden. Aktuell wiegen viele Exemplare dieser Gattung um die 10 kg, es wurden aber auch schon einige Fische bis 22 kg gefangen. Die Gewichte werden in den kommenden Jahren weiter ansteigen, sodass man gespannt sein darf, wann die ersten Rekordfische gemeldet werden.

gefangene Katzenwelse aus dem Po

Bild: Alexander Lerche

Die Populationen der Katzenwelse im Po ist in den zurückliegenden Jahren deutlich gewachsen, sodass sie inzwischen gezielt beangelt werden können.

Aktiv und stationär auf den Katzenwels

Für den Fang der Katzenwelse sind alle aktiven Angelarten zu empfehlen. Spinnfischen in sämtlichen Variationen mit den unterschiedlichsten Ködern, Fliegenfischen mit Streamern – alles fängt. Ebenso lohnt sich auch das Ansitzangeln. Wer mit Mais, Boilies, Wurm oder Fischfetzen angelt, wird mit Katzenwelsen belohnt. Andreas Lerche meint, dass man eigentlich nie wirklich falsch auf Katzenwelse angeln kann.

Er selber nutzt Festbleimontagen wie beim Karpfenangeln. Gewichte von 80 bis 150 g reichen meist aus. Die Vorfächer werden kostengünstig aus stabiler, 0,40 mm starker monofiler Hauptschnur geknotet. Die Montage verwickelt sich kaum und kostet nur wenig.

Zeichnung Festbleimontage

Bild: B. Gierth

Katzenwelse lassen sich auf vielfältige Art fangen. Beispielsweise eignen sich einfache und robuste Festbleimontagen wie beim Karpfenangeln.

Italien ist das neue Norwegen

Für einen Angler wie Alexander Lerche, der auch gerne mal seine gefangenen Fische selbst verwertet, ist Italien das neue Norwegen. Dafür hat er deutliche Argumente. Er muss auf kein sogenanntes „Baglimit“ achten und hat für seine Filets somit keine Ausfuhrbegrenzung. Er kann so viel Filet importieren, wie er mag. Beim Angeln selbst entstehen keine Warte- oder Ausfallzeiten wegen Schlechtwetter, was in Norwegen durchaus vorkommen kann. In Italien kann er immer angeln, rund um die Uhr fischen und dabei eine extrem kurzweilige Angelei genießen.

Er hat bei jedem Wetter eine sehr hohe Bissfrequenz und kann dabei vielfältige Angelmethoden nutzen. Hinzu kommt der Reiz und der Charme einer in weiten Teilen des Landes intakten Flusslandschaft mit ihrer gesamten Flora und Fauna. Die Anreise ist für die meisten kürzer, günstiger und unproblematischer als ein Trip in den hohen Norden. Alexander Lerche ist sich sicher: „Wir tun unserem Bauch und unserem Gewissen etwas Gutes, indem wir hier auf eine nicht überfischte Art angeln und diese auch bedenkenlos entnehmen können.“

Katzenwelsfilets werden geräuchert

Bild: Alexander Lerche

Geräucherte Katzenwelsfilets sind eine Delikatesse. Sie lassen sich aber auch ausgezeichnet in der Pfanne zubereiten.

Katzenwelse im Po: Kontakt und Kosten

Nahezu jedes Welscamp am Po ist eine gute Adresse, um auf Katzenwelse zu angeln. Besonders zu empfehlen sei jedoch „Rico’s Welscamp“ von Ricardo Klausener in Polesella (Venetien). „Rico ist der perfekte Gastgeber, er erfüllt jeden Wunsch und besorgt einfach alles, was du benötigst, von den frischen Brötchen jeden Morgen über Lebensmittel, Angelsachen und Futter. Man muss sich um nichts außer das Angeln kümmern. Rico ist obendrein ein echter Könner am Räucherofen. Er macht unvergessliche Grillabende im Camp“, schwärmt Alexander Lerche.

Rico´s Welscamp in Polesella am Po

Bild: Alexander Lerche

Alexander Lerche hat „Rico’s Welscamp“ in Polesella besucht und sich von hier auf seine Katzenjagd begeben.

Eine Woche auf dem Hausboot kostet 499 € pro Person zzgl. Benzin. Abhängig von Verbrauch und Preis entstehen entsprechende Kosten, bei Alexander Lerche waren es zweimal 70 €, jeweils für das Hausboot und das XXL-Beiboot. Die Angellizenz kostet 17 € und die Endreinigung 30 €.

Das Angeln vom Hausboot bietet gewissen Luxus. Man fischt direkt in den Top Spots, hat Schlafmöglichkeiten, Toilette und einen Kochbereich mit Kühlschrank. Dazu kommen zwei große komfortable Terrassen mit ausreichend Sitzgelegenheiten. Das Camp ist sauber und gepflegt und bietet genug Platz für die ganze Familie. Hunde dürfen ebenfalls mitgeführt werden und sind willkommen.

Karte des Po in Italien

Bild: B. Gierth

Katzenwelse findet man im gesamten Po-Verlauf. Der Fluss fasziniert mit guten Fangaussichten und einer großteils intakten Natur mit einer artenreichen Flora und Fauna.

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