Mit dem Köderfisch Barsche im Waldsee fangen

Der Barsch ist einer der am häufigsten vorkommenden Fische in europäischen Binnengewässern und kann praktisch überall gefangen werden. Mit einem befreundeten Barschangler aus Schweden beschloss Erik Axner, sich in einem kleinen Waldsee auf die Jagd nach großen Fischen zu machen und dabei eine einfache Taktik anzuwenden: Das Angeln mit Köderfisch.

Bootsangler angeln Barsche in einem Waldsee

Bild: Erik Axner

Die Spannung auf dem Boot steigt, denn das Echolot zeigt einen großen Schwarm von Kleinfischen und einige größere Signale.

Das Navigationssystem meines Autos sagt, dass ich mein Ziel erreicht habe. Als ich auf der dunklen Schotterstraße aussteige, bin ich von einem dichten Wald umgeben. Die Dunkelheit der Nacht hat den Himmel noch fest im Griff und nur das Mondlicht schimmert auf der Oberfläche des Sees neben der Straße. In der Ferne tauchen zwei Lichter auf und ich höre deutlich ein knatterndes Auto, das sich langsam nähert. Die Schotterstraße ist holprig und das kleine, auf dem Anhänger festgeschnallte Faltboot hat Mühe, an seinem Platz zu bleiben.

Minimalistisch auf Barsche im Waldsee angeln

Obwohl es noch früh am Morgen ist, steigt mein Angelfreund Fredrik Eliasson fröhlich wie ein Lausbub aus dem Auto und beginnt, seine Ausrüstung auszuladen. Mit dabei hat er auch Nala, ein American Staffordshire Weibchen mit einer Vorliebe fürs Angeln. Wir werden an einem unscheinbaren kleinen Waldsee angeln, der keinen Bootssteg oder ein Ufer hat, an dem ein Trailer zum Einsatz kommen könnte, daher kommt uns sein Faltboot sehr gelegen.

Dank des geringen Gewichts können wir das Aluminiumboot problemlos bis zum Rand des Sees tragen und von dort aus unser minimalistisches Tagesgepäck verladen. Normalerweise wäre das Boot bis zum Rand mit Köderboxen gefüllt, vollgestopft mit Unmengen von Shads, Spinnern, Crankbaits und anderen Ködern, aber heute haben wir einen anderen Ansatz. Wir werden mit Naturködern auf Barsche angeln, eine einfache und doch so effektive Taktik, um auch große Barsche zu fangen.

Mit Hund beim Bootsangeln

Bild: Erik Axner

Glückbringender Fellfreund an Bord: American Staffordshire-Dame „Nala“ begleitet ihr Herrchen Fredrik Eliasson regelmäßig zum Angeln.

Immer dem Echolot nach

Auf dem Boot hat Fredrik einen kleinen Elektromotor sowie ein einfaches Echolot montiert und zwei Batterien mitgenommen. Das erste Tageslicht hat sich noch nicht gezeigt, als wir nahezu lautlos auf den glänzenden See hinausschippern. Der Nebel über dem See ist dicht. An der Oberfläche können wir kleinere Elritzen sehen, die nach Käfern jagen. Neben einem Krautbett entdecken wir die ersten Anzeichen von aktiven Barschen.

Ein Futterfisch durchbricht hektisch die Oberfläche und wir können das schluckende Geräusch hören, das nur ein Barsch auf der Jagd erzeugen kann, wenn er beim Versuch, einen kleineren Fisch zu fressen, Luft einsaugt. Das Echolot zeigt einen großen Schwarm von Kleinfischen unter uns, aber auch einige größere Signale näher am Krautbett.

Die Montage für dicke Barsche im Waldsee

Fredrik reicht mir eine Rute, die mit einem Senkblei von 20–30 g bestückt ist, gefolgt von einem 0,30 mm dünnen Fluorocarbon-Vorfach, das mit einem Wirbel an der Hauptschnur befestigt ist. Dadurch wird verhindert, dass das Blei zum Haken herunterrutscht. Am Ende des etwa 60 cm langen Vorfachs befindet sich ein kleiner Einzelhaken der Größe 4–6. „Es ist wichtig, einen dünnen, aber starken Haken zu verwenden, der einen großen Bogen hat, um die Hakeneigenschaften zu maximieren“, sagt Fredrik, als ich mir das Rig genauer ansehe.

Direkt über dem Haken befindet sich eine fluoreszierende rote Perle, die wie ein Auslösepunkt wirkt. Mit dieser Technik fischt er an freier Leine direkt unter dem Boot mit dem Zeigefinger an der Schnur, direkt vor der Spule, um auch die vorsichtigsten Bisse zu erkennen. Die Rutenspitze dient auch als Anzeiger. Wenn ein Barsch anbeißt, senkt Fredrik die Rutenspitze langsam und gleichmäßig in Richtung Oberfläche, damit der Fisch etwas Zeit hat, den Köderfisch richtig zu inhalieren.

Zeigefinger hält die Angelschnur

Bild: Erik Axner

Mit dem Zeigefinger an der Schnur lassen sich auch die vorsichtigsten Bisse erkennen.

Die Köderfische selbst werden zuvor mit einer einfachen Angelrute und einer Pose gefangen und anschließend ordentlich in einer kleinen Plastiktüte verstaut. Das kleine Rotauge wird ganz vorne an der Nase an den Haken gehängt – und schon kann es losgehen. „Die beste Zeit des Tages kommt jetzt, gerade wenn das erste Sonnenlicht über den Horizont kommt“, erklärt Fredrik.

Volltreffer beim ersten Versuch

Ich habe kaum Zeit, den Grund zu erreichen, bevor sich die Spitze von Fredriks Rute bereits in Richtung Wasseroberfläche biegt. Ein gieriger Barsch hat seinen Köderfisch sofort genommen. Eine Kombination aus Geschicklichkeit, Technik und Kenntnis seiner Angelplätze führte zum sofortigen Erfolg, sodass im Kescher nun ein schöner Barsch von etwa 1 kg schwimmt. Direkt unter dem Boot befinden sich mehrere größere Barsche, die wir deutlich auf dem Echolot sehen können.

Ebenso deutlich können wir sehen, wie sie sich erheben, um meinen Köderfisch zu untersuchen. Innerhalb der nächsten Minute spüre ich ein sanftes Klopfen in der Schnur, die auf meinem Finger ruht. Über die Rute kann ich deutlich spüren, wie ein Gewicht am anderen Ende der Schnur zieht. „Senk die Rute in Richtung Wasser!“, sagt Fredrik. Ich folge seinen Anweisungen, warte ein paar Sekunden und setze den Haken mit einer schwungvollen Bewegung. Feuriges Kopfschütteln zeigt an, dass ein weiterer Barsch den Köder genommen hat.

Erster Barsch knackt die 50-cm-Marke

Mit leichten Ruten, dünnen Schnüren und kleinen Haken muss man die Fische vorsichtig drillen – und dieser Barsch hat wirklich Lust zu kämpfen. Kurze Fluchten und intensives Kopfschütteln sind charakteristisch für den Barsch. Die Freude und das Glück, das ich zum Ausdruck bringe, sind nicht zu übersehen und bald sehen wir den Barsch durch das klare Wasser.

Fredrik keschert meinen Fisch ein und schreit vor Freude: „Das ist ein Trophäenbarsch, seht ihn euch an! Das muss ein 50 cm langer Fisch sein, das ist selten in solchen Gewässern.“ Das kleine Boot, in dem wir sitzen, ist für seine Größe recht stabil, und das ist auch gut so, denn als Nala von einer Seite zur anderen wandert, um unseren Fang im Kescher zu untersuchen, schaukelt das Boot hin und her. Wir messen den Fisch auf 50,5 cm, aber mit seinem schlanken Körper und der dünnen Form schlägt die Waage nicht so sehr aus, wie wir dachten. Mit seinen 1,28 kg ist er trotzdem ein sehr respektabler Barsch.

Angler mit großem Barsch

Bild: Erik Axner

Erik Axner hat sich vom Barschpotenzial in dem kleinen Waldsee überzeugt und selbst ausgiebig gefangen.

Auf Barsche im Waldsee: Kleine Gewässer, großes Potenzial

Einen See wie diesen mitten im Wald zu finden, mag schwierig erscheinen. Aber große Barsche sind in vielen Gewässern zu finden, oft dort, wo man sie am wenigsten erwartet, meint Fredrik. „Mit einem kleinen Boot oder einem Kajak kann man unzugängliche Gewässer erkunden, in denen es keinen Angeldruck gibt. Im Winter kann man es an diese kleineren Gewässer auch beim Eisangeln versuchen und mit leichtem Gepäck ein paar Barsche am Tag fangen.“

Seen, die den Fischen eine gute Deckung bieten, wie umgestürzte Bäume, große Krautbänke oder Äste in Kombination mit einer gesunden Population von Futterfischen, sind oft Anzeichen für große Barsche, und genau danach sucht Fredrik, wenn er neue Gewässer auskundschaftet. „Ob ein See einen guten Bestand an Beutefischen hat, lässt sich relativ leicht feststellen. Man kann einfach an einem ruhigen Tag, wenn die Oberfläche glatt ist, herumfahren und über das Wasser schauen. Wenn Sie Glück haben, können Sie sogar Barsche bei der Jagd beobachten, vor allem in den frühen Morgenstunden und am späten Abend. Dabei kann man schon viel vorbereiten, indem man einfach herumfährt oder einen Spaziergang am See entlang macht“, sagt er, während er einen neuen Fisch an den Haken hängt.

Die Perle macht den Unterschied

Mit dem Elektromotor fährt er das kleine Boot kreuz und quer durch das Krautbett, die Augen auf das Echolot gerichtet. Die Barsche verstecken sich in den kleinen Löchern der Vegetation, aber es dauert nicht lange, bis sie wieder Interesse an unseren Ködern zeigen. Diese Methode ist sehr effizient, wenn man sein Revier kennt. „Die winzige fluoreszierende Perle hebt unseren Köderfisch aus dem Schwarm dort unten hervor. Die knallrote Farbe leuchtet kräftig“, sagt er.

„Wir haben das schon mehrmals ausprobiert. Heute würde ich nie mehr ohne die Perle vor dem Haken angeln. Sie ist einfach zu gut!“ Denselben Barsch mit einem Kunstköder zum Fressen zu bringen, wäre in dem dichten Unkraut eine echte Herausforderung, sodass das kleine Rotauge hier ein wirklich guter Köder ist.

Kleiner Köderfisch am Haken mit Perle

Bild: Erik Axner

Die kleine fluoreszierende rote Perle direkt über dem Haken übt einen besonderen Reiz auf die Räuber aus und verleitet sie zum Anbiss.

Waldsee-Barsche an der Oberfläche

Plötzlich entdecken wir einen Schwarm Barsche, die in kurzer Entfernung vom Boot an der Oberfläche jagen. Die Futterfische flüchten hektisch von einer Seite zur anderen oder durchbrechen mit Sprüngen die Oberfläche. Hinter seinem Rücken hat Fredrik eine weitere Rute mit einem Schwimmer montiert, an dem er schnell ein Rotauge befestigt und mitten in der Fressorgie platziert.

Der Schwimmer gleitet auf der Schnur und die Tiefe wird mit einem einfachen Stopperknoten an der Schnur eingestellt – in diesem Fall etwa 1 m über dem Haken, um den Köder nahe an der Oberfläche zu halten. Ein kleineres Senkblei hält den Köderfisch unter Wasser und am Ende des Rigs verwendet er die gleiche Art von Vorfach – natürlich mit einer roten Perle. Diese Art der Montage bietet die Möglichkeit, auf Distanz zu angeln und sie kann leicht auf die gewünschte Tiefe eingestellt werden. Der Stopperknoten lässt sich bei Bedarf einfach auf die Rolle kurbeln.

Auf Barsche im Waldsee: Bisse bei Sonnenaufgang

Die wärmende Sonne schimmert auf der Oberfläche, die noch immer von einer dicken Dunstschicht bedeckt ist. Die Schnur liegt flach auf der Oberfläche und der Schwimmer ruht einige Sekunden lang friedlich, bevor er plötzlich schnell abtaucht. Mit einem schwungvollen Anhieb fängt Fredrik den nächsten Barsch des Morgens im herrlichsten Sonnenaufgang, den ich je erlebt habe. Wahrscheinlich ist es einer der Barsche, die den Beutefisch gerade in Panik in die Flucht geschlagen haben.

Barsche angeln auf dem nebligen Waldsee

Bild: Erik Axner

Angelromantik: Die kleine Pose ruht im Nebel. Aber nicht mehr lange, denn die Barsche sind in Fresslaune und stürzen sich gierig auf den Köder.

Knapp über dem Grund des Sees

Seine Theorie besagt, dass es in den meisten Fällen besser ist, nahe am Grund zu angeln. Aber wenn man wie wir aktive Fische sieht, kann ein Köderfisch, der nahe an der Oberfläche präsentiert wird, sehr effizient sein. „Wenn Sie einen Barsch auf dem Echolot sehen, lassen Sie den Köderfisch so nah wie möglich an ihn heran, aber halten Sie ihn leicht darüber. Wenn der Barsch positiv reagiert, können Sie oft einen Biss provozieren, indem Sie sich langsam von ihm wegbewegen, um eine Bewegung zu erzeugen, die wie eine fliehende Beute wirkt.“

Doppelschlag beim Barschangeln

Wenn die Barsche richtig aktiv sind, kann ich nicht widerstehen, es mit einem Topwater-Köder zu versuchen. Das macht so viel Spaß und ich bin dermaßen von Adrenalin geladen, dass es mich einfach nicht mehr loslässt. Ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde, war vor ein paar Wochen, als ich einen Köderfisch direkt unter dem Boot angelte und plötzlich ein Fisch weiter draußen zu jagen begann. Ich ließ meinen Köderfisch im Wasser, warf lieber meinen Popper aus und bekam sofort einen Biss. Während ich diesen Fisch drillte, fraß ein anderer, fast gleich großer Fisch meinen Köderfisch unter dem Boot. Nachdem ich beide gekeschert hatte, lagen zwei Fische von 51 cm im Netz. Einfach verrückt.

Bei Sonnenschein: Taktikwechsel für Barsche im Waldsee

Zum Ende des Morgens geht unser Köderfischvorrat schnell zur Neige, da wir außerhalb des Krautbettes immer regelmäßiger Bisse bekommen. Und während die Sonne höher in den Himmel steigt, beschließen auch ein paar kleinere Hechte, sich dem Spiel anzuschließen. Als wir uns der Mittagszeit nähern, sind nur noch ein paar Rotaugen übrig und die Fresszeit scheint vorbei zu sein. Fredrik erklärt, warum: „Bevor es zu hell wird, fressen die Barsche außerhalb des Unkrauts, aber wenn die Sonne aufgeht, suchen sie Schutz im dichten Unkraut, wo sie sich sicherer fühlen.“

Barsch aus einem Waldsee

Bild: Erik Axner

Der nächste, bitte: Dieses Mal ist es kein Riese, aber ein immer noch vorzeigbarer Barsch, der den Köderfisch gefressen hat.

Das macht es für uns viel schwieriger, aber Fredrik hat einen Plan für die letzten beiden Rotaugen und schippert los, direkt über den See in Richtung einer steilen Kante. Hier ist die Gewässerstruktur ganz anders, mit tieferem Wasser unter dem Rumpf des Bootes. In diesen tiefen Abschnitten können sich die Barsche vor der hellen Sonne verstecken, also versuchen wir es ein letztes Mal. Wir senken gleichzeitig unsere Montagen ab und wie aus dem Nichts erscheint ein Fisch auf dem Echolot. Fredriks Rutenspitze zuckt und er gibt dem Fisch etwas Zeit, bevor er den Anhieb setzt und laut lachend sagt: „Ha ha! Ich hätte noch eine weitere Tüte mit Ködern mitnehmen sollen!“

Sein Lächeln ist so strahlend wie die Sonne und wir beschließen gemeinsam, unsere Ausrüstung zusammenzupacken. Der Elektromotor surrt leise, schweigend genießen wir die letzten Minuten auf dem See und bringen unser Geschirr zurück zum Auto. Die großen Barsche in diesem Waldsee haben uns eine tolle Show geliefert und wer weiß, vielleicht haben Sie ja auch ein Gewässer in der Nähe, das Ihnen dasselbe bietet?

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