Fluorocarbon ist ein modernes Schnur-Material, das mittlerweile in der Angelwelt weit verbreitet ist. Dieses spezielle Vorfachmaterial bietet Anglern zahlreiche Vorteile. Es hat einen ähnlichen Lichtbrechungsindex wie Wasser und ist daher für den Fisch schwierig zu sehen. Auch in Sachen Abriebfestigkeit punktet es und eignet sich daher sogar als bissfestes Vorfachmaterial beim Hechtangeln. Doch, wo Licht ist, ist auch Schatten, denn Fluorocarbon ist in der Regel erheblich steifer als normale Mono. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Einsatzmöglichkeiten von Fluorocarbon, seine Stärken und Schwächen sowie Tipps zur optimalen Verarbeitung, besonders als Vorfach für Hecht.
Fluorocarbon als Vorfach für Hecht? Darauf kommt es an!
Fluorocarbon wird mittlerweile sogar recht häufig als Vorfachmaterial beim Hechtangeln eingesetzt. Es ist ideal für die Verwendung in klaren Gewässern, wo Fische besonders vorsichtig und schnurscheu sind. Anders als Stahl oder Titan ist Fluorocarbon jedoch nicht völlig bissfest: Scharfe Hechtzähne können dem Material Schaden zufügen. Damit FC als „hechtsicher“ eingestuft werden kann, sollte es einen Durchmesser ab ca. 0,90 mm aufweisen, damit auch bei größeren Hechten noch genug Puffer besteht.

Bild: F. Pippardt
In hohen Durchmessern widersteht Fluorocarbon sogar Hechtzähnen!
Zusätzlich zu herkömmlichem FC gibt es im Handel auch spezielles Hecht-Fluorocarbon, welches eine besonders hohe Steifigkeit und Abriebfestigkeit aufweist. Solche Vorfachmaterialien gleichen eher Hardmono, haben aber anders als dieses ebenfalls die überragenden Lichtbrechungseigenschaften von FC und sind daher weniger auffällig. Da Hecht- (oder Hard-Fluorocarbon genannt) noch abriebfester ist, kann es auch etwas dünner gefischt werden als herkömmliches FC.
Weil Fluorocarbon jedoch generell erst ab großen Durchmessern wirklich hechtsicher ist, eignet es sich eher für große oder schwere Köder, etwa Jerk- und Swimbaits, größere Wobbler oder Gummifische. Bei großen Köderformaten spielt der Durchmesser und die Steifigkeit eines FC-Vorfachs keine so große Rolle. Im Gegenteil, das steife Material kann sogar Vorteile haben, da es im Wurf wie eine Spinnstange wirkt und dem Verfangen des Köders im Vorfach entgegenwirken kann. Insbesondere beim Angeln mit der Stationärrolle und Ködern mit mehreren Haken kann das nämlich ein Problem sein, wenn der Köder ständig das Vorfach einsammelt. Stahl kann dann besonders bei größeren Ködern allein schon durch das Verwickeln unschöne Knicke bekommen.

Bild: W. Krause
Im klaren Wasser ist Fluorocabon als Hecht-Vorfach sehr unauffällig, zum Beispiel beim Schleppangeln im Freiwasser.
Andersherum eignet sich Fluorocarbon beim gezielten Hechtangeln nicht so sehr für leichte bzw. kleine Köder, da der Köderlauf durch das recht wuchtige Material eingeschränkt werden kann. Auch beim Angeln mit dem Köderfisch liegt klassisches und möglichst weiches Stahlvorfach vorn, da es bei der Köderaufnahme weicher und somit unauffälliger ist.

Bild: W. Krause
Bei Ködern, die zum Überschlagen neigen, wie Gummifische am Shallow-Rig, wirkt steifes FC wie eine Spinnstange. Ein Fluorocarbon Vorfach kann so beim Angeln auf Hecht Verwicklungen verhindern.
Stärken und Schwächen von Fluorocarbon als Hechtvorfach
Stärken:
- Unsichtbarkeit: Fluorocarbon hat einen ähnlichen Lichtbrechungsindex wie Wasser, wodurch es für Fische nahezu unsichtbar ist.
- Abriebfestigkeit: Die hohe Abriebfestigkeit macht es ideal als Vorfach für Raubfische mit scharfen Zähnen, wie Hechte.
- Wasserbeständigkeit: Fluorocarbon nimmt kein Wasser auf, was bedeutet, dass es seine Festigkeit und Dehnung über längere Zeiträume beibehält.
- Steifigkeit: Die hohe Steifigkeit von Fluorocarbon verringert das Überschlagen des Köders im Wurf – das Vorfach verwickelt sich nicht so leicht mit dem Köder.
- Knickfest: Anders als klassische Stahlvorfächer knickt Fluorocarbon nicht.
Schwächen:
- Steifigkeit: Die Steifigkeit von FC kann ein Segen sein, aber auch ein Fluch: In hechtsicheren Durchmessern eignet sich Fluorocarbon weniger für kleine Köder, da es dann den Köderlauf negativ beeinflussen kann.
- Kosten: Hochwertiges Fluorocarbon ist im Vergleich zu monofilen Schnüren teurer. Im Vergleich zu Stahlvorfach kann Fluorocarbon jedoch sogar eine günstigere Alternative sein, wenn man den Meterpreis betrachtet.
- Verarbeitung: Die Steifheit von FC kann die Verarbeitung erschweren, insbesondere beim Knoten. Klemmhülsen sind daher oft das Mittel der Wahl bei der Verarbeitung.
- Kontrolle: Hechtzähe können Fluorocarbon beschädigen, daher kann ein regelmäßiger Tausch notwendig sein und das Material sollte regelmäßig auf Beschädigungen kontrolliert werden.

Bild: F. Pippardt
Für kleine Köder ist FC weniger geeignet, seine Stärken spielt es eher bei Großködern aus.
Fluorocarbon als Hechtvorfach: Verarbeitung und Praxiseinsatz
Knoten: Fluorocarbon, vor allem in hechtsicherer Stärke, lässt sich kaum oder nur schwer knoten. Das FC-Vorfach kann aber direkt mit dem FG-Knoten an die geflochtene Hauptschnur geknotet werden und bildet dann hier eine enorm haltbare Verbindung. Um Wirbel oder Einhänger anzubringen, eignen sich nur wenige Knoten, zum Beispiel ein Uni-Knoten, oder Clinch mit ca. 3 Windungen. Ein Anfeuchten vor dem Anziehen des Knotens bietet sich wie bei normaler Monoschnur ebenfalls an. Als zusätzliche Sicherung kann das überstehende Ende mit einem Feuerzeug zu einem Knubbel verschmort werden. Vielfach ist die Verarbeitung mit Klemmhülsen aber einfacher. Am besten eignen sich für FC (und auch Mono oder Hardmono) Alu-Klemmhülsen. Die Verarbeitung sollte am besten mit einem Crimping-Tool erfolgen, damit das Material nicht in der Hülse beschädigt wird.
Extratipp: Verschmoren Sie das kurze überstehende Ende der Schnur vor dem Klemmen der Hülse mit einem Feuerzeug zu einem Knubbel und ziehen Sie den Knubbel bis an die Hülse heran. So kann auch bei höchster Belastung nichts durchrutschen.

Bild: F. Pippardt
Beim Verarbeiten mit Klemmhülsen wird das überstehende Ende am besten mit einem Feuerzeug zu einem Knubbel verschmort und dann vor dem Klemmen an die Hülse herangezogen. So wird die Verbindung bombenfest!
Vorfachlänge: Achten Sie darauf, die richtige Länge für Ihr Vorfach zu wählen. Eine Länge von 50-70 cm ist oft sinnvoll. Ein Vorfach dieser Länge lässt sich noch bequem auswerfen, ohne, dass der Verbindungsknoten oder Wirbel die Ringe passieren muss und ist mehr als lang genug, selbst für Monsterhechte, die den Köder komplett inhalieren. Sind die ersten Zentimeter des Vorfachs nach einem Fisch beschädigt, kann ein etwas längeres Vorfach außerdem gekürzt und weiter gefischt werden und muss nicht komplett erneuert werden.
Kontrolle ist besser: Kontrollieren Sie das Vorfach nach jedem gefangenen Fisch, sollte es deutliche Abriebspuren aufweisen, tauschen Sie das Vorfach oder den beschädigten Teil in jedem Fall aus.
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