Wer das Heli-Rig zum allerersten Mal sieht, hat garantiert Bedenken. Bedenken, wie sich ein Fisch daran vernünftig haken soll – schließlich gleitet unser Vorfach frei auf dem Leader. Es ist zwar mit dem Blei verbunden, hat aber – je nachdem, wie hoch man die obere Stopperperle schiebt – eine Menge Spielraum. Dieser Spielraum ist notwendig, um das Heli auf jeder Bodenart anbieten zu können. Die Funktionsweise, ganz einfach erklärt: Das Blei fliegt voraus und spickt im Boden ein. Unser Rig sinkt viel langsamer und legt sich, gemeinsam mit dem steifen Leadcore, wie eine Bahnschranke auf etwaiges Bodenkraut, Blätter oder Totholz.
Je unsauberer der Boden ist (bzw. je weniger wir darüber wissen), desto eher sollten wir auf Pop Ups zurückgreifen. Doch auch Wafter und Bodenköder fangen. Doch wie hakt das Heli nun, um auf die eigentliche Frage zurückzukommen? Es hakt nicht weltmeisterlich gut, bedingt durch den Abstand zwischen Blei und Perle. Doch mit ultrascharfen Haken (ich nehme gern Kamakuras) und dem Wasserwiderstand des Leadcores ist ausreichend Druck vorhanden, um die Spitze im Maul zu versenken.
Bild: Florian Pippardt
Ein Heli-Rig ist nicht allzu aufwendig herzustellen. Wichtig ist aber zu wissen, welche Variablen es gibt und welche Ausführung zu den Gegebenheiten am jeweiligen Gewässer passt.
Fachbegriffe zum Heli-Rig einfach erklärt
- Boom: steifer Seitenarm
- Chod-Rig: Ähnlich dem Heli-Rig, aber mit ganz kurzem Seitenarm. Nur für Pop Up-Montagen.
- Heli-Rig: Helikoptermontage
- Heli Safe: Plastikklammer, die das Blei nach dem Biss freigibt.
- Heli Swivel: Wirbel mit O-Ring Heli Rubber/Sleeve: Gummi zum Abschirmen des Wirbels am Blei (verhindert Einhängen des Hakens)
- Kamakura: Ultrascharfer, maschinell geschliffener Haken (korrodiert schneller als ungeschliffene Haken)
- Leader: stabiles Vorfach, 50–100 cm lang
- Leadcore: Hohlgeflecht mit Bleidrahtkern (steif)
Es gibt aber noch viel, viel mehr, was Sie zum Heli-Rig wissen sollten – und das Wissen kommt jetzt, verpackt in 12 Fakten.
1. Das Heli-Rig: Eins für alles
Sand, Steine, Schlamm, Kraut: Das Helikopterrig ist die einzige Montage, die eine saubere Präsentation des Hakenköders auf jedem Boden erlaubt. Wo normale Festbleimontagen einsinken und den Haken tief in den Morast oder das Gemüse ziehen, steckt beim Heli lediglich das Blei im Boden. Dafür verantwortlich ist die gleitende Montage des Seitenarms, der während der Absinkphase gegen die obere Perle gedrückt wird. Wisst ihr nicht, was euch unter Wasser erwartet? Das Heli-Rig ist eure beste (und ganz häufig einzige) Option!
Bild: Karsten Neumann
Ein perfektes Gewässer fürs Heli oder Chod – bei allen anderen Rigs wäre entweder langes Abtasten des Bodens oder ein Boot erforderlich. Beides scheucht immens.
2. Aufbau: Simpler als gedacht
Ein Heli-Rig besteht aus zwei Teilen, zuerst dem Leader, zumeist aus Leadcore. Darauf befindet sich eine straff sitzende, aber bewegliche Perle. Danach folgt ein kleiner Wirbel mit speziellem O-Ring, der ein freies Gleiten erlaubt (Heli Swivel). Darunter folgt eine optionale Perle. Hinter dieser ist ein kleiner Gummischlauch aufgefädelt und ein Karabiner angeknotet bzw. eingespleißt, in den das Blei gehängt wird. Am O-Ring-Wirbel ist unsere Hakenmontage befestigt.
3. Abstand der Perle? Eine Frage des Bodens
Wie weit die obere Perle vom Blei entfernt ist, hängt von der Bodenhärte ab. Je tiefer das Blei einsinken kann, desto weiter sollten Sie die Perle hochschieben. Dabei gibt es fast keine obere Grenze: Bis zu 1 m über dem Blei können Sie das Rig stoppen. Keine Sorge, auch so hakt sich noch ein Fisch! Die Spannung des Schnurbogens unter Wasser und das Gewicht des Leadcore-Leaders pieksen den Haken in die Lippe. Achten Sie aber darauf: Je näher die Perle am Blei, also je weniger Spiel das Rig hat, desto besser ist der Hakeffekt.
4. Heli-Rig-Hakeffekt: Solide, aber nicht perfekt
Die frei gleitende Montage hat viele Vorteile, aber auch einen Nachteil: Der Fisch am Grund hat viel Spielraum, bevor der Haken greift. Dessen sollte man sich bewusst sein. Wann immer Sie auf ein normales Festblei zurückgreifen können, sollten Sie es tun, denn es hakt besser als ein Heli. Achten Sie beim Heli-Rig penibel auf scharfe Haken. Ich verwende für Pop Up-Präsentationen immer Korda Kamakura Choddys, schärfer geht’s wirklich nicht. Auch für Bodenköder nutze ich manchmal Kamakuras, abhängig vom Boden. Sie sind aber sehr sensibel und können schon durch Kontakt mit einem kleinen Ästchen knicken.
Bild: Florian Pippardt
Kamakuras sind Florian Pippardts Wahl Nummer 1 für viele Situationen, in denen er ein Heli oder Chod nutzt.
5. Weitwurfwunder
Das Helikopter-Rig hat seinen Namen nicht ohne Grund: Wie ein Propeller kreiselt der Seitenarm um den Leader. Er bietet dabei weniger Luftwiderstand als bei einer gängigen Festbleimontage. Das Blei ist, ähnlich einer Dropshotmontage, am Ende befestigt und zieht im Flug alles Weitere hinter sich her. Wenn es auf Weite ankommt, ist das Heli-Rig Ihre beste Wahl!
6. Am Heli-Rig ist jeder Köder möglich
Sie haben die Wahl: Boilie, Mais oder Köder mit Auftrieb? Auch Tigernüsse, Pellets oder Wafter lassen sich am Heli-Rig perfekt präsentieren. Für Pop Ups binde ich gern ein Hinged Stiff-Rig aus Fluorocarbon oder Mono. Alle anderen Köder kommen am Hair-Rig aus steifem ummanteltem Geflecht zum Einsatz, bei welchem ich die Ummantelungen auf dem letzten Zentimeter vor dem Haken entferne, um eine gute Beweglichkeit des Köders zu garantieren.
Bild: Florian Pippardt
Rig Nummer 1 für Pop Ups (oben): Hinged Stiff aus 0,50er bis 0,60er Fluorocarbon. Rig Nummer 2 für Bodenköder (unten): No Knot aus steif ummanteltem Geflecht.
7. Weiche Rigs vertüddeln sich
Unbedingt beachten: Das Heli-Rig spielt seine Vorteile nur mit steifen Montagen aus. Weiches Geflecht oder auch halbsteifes ummanteltes (semi stiff coated) wickelt sich im Flug um das Leadcore. Am schlimmsten ist dieser Effekt bei kleinen Ködern, wie Mais oder Tigernüssen. Daher immer steifes ummanteltes Geflecht benutzen (stiff coated) oder starke Mono bzw. Fluorocarbon (0,50 bis 0,60 mm). Je kleiner der Köder, desto steifer das Material.
Bild: Florian Pippardt
Der Seitenarm sollte immer steif sein.
8. Das Heli-Rig und die Sache mit dem O
Unsere Montage wird in einen Wirbel mit O-Ring eingehängt (Heli Swivel). Dieser ist essenziell, denn er gleitet frei auf dem Leadcore und bildet eine Art Gelenk, die ein sauberes Rotieren garantiert. Verwenden Sie keinen normalen Quick Change-Wirbel (QC Swivel)! Dieser kann verklemmen.
Bild: Florian Pippardt
Wichtig: Wirbel mit O-Ring verwenden, ein normaler QC-Swivel kann verklemmen.
9. Heli und Choddy: Fast identisch
Das Heli hat einen nahen Verwandten: Das Chod-Rig, auch „Choddy“ genannt. Es ist fast identisch aufgebaut, mit dem Unterschied, dass am O-Ring-Wirbel (beim Choddy ist es ein O-Ring-Tönnchenwirbel) immer ein ganz kurzes Pop Up-Vorfach aus steifem und halbkreisförmig gebogenem Fluorocarbon angeknotet wird. Das Chod-Rig ist eine spezielle Variante des Helis für hohes Bodenkraut und wird ausschließlich mit Pop Ups beködert.
Bild: Florian Pippardt
Chod- und Heli-Rig sind fast gleich; nur fehlt beim Chod der lange Seitenarm (Boom).
10. Gewichtsverlust statt Fischverlust
Wer mit hohem Bodenkraut zu kämpfen hat, sollte sich ein Vorfach mit Heli Safe kaufen (oder selbst basteln). Dabei handelt es sich um einen kleinen Plastikclip von Korda, der das Blei freigibt, nachdem sich der Fisch gehakt hat. So kann sich nichts im Kraut verfangen. Manchmal ist es die einzige Montage, mit der man überhaupt noch eine Chance hat! Verwenden Sie einen Heli Safe, machen Sie sich über umweltfreundliche Blei-Alternativen Gedanken – Steinbleie zum Beispiel.
Bild: Florian Pippardt
Der Fisch schwamm sich fest, doch das Gewicht klinkte dank des Heli Safes aus. Safety First!
11. Einmal durchhängen, bitte
Nach dem Auswerfen sollten Sie die Schnur beim Heli auf keinen Fall spannen! Im Gegenteil: Geben Sie Schnur nach, sodass sie schön schlaff auf dem Boden liegt. Würden Sie die Schnur durchspannen, stünde die Montage schräg am Grund. Das ist sehr ungünstig. Ein ultraleichter Hanger/Bobbin ist Pflicht, ein schwerer würde die Schnur wiederum zu doll spannen.
Bild: Florian Pippardt
Dieser schöne Spiegler konnte der Kugel am Heli-Rig nicht wiederstehen.
12. Karpfenangeln mit Heli-Rig: Sicherer wird’s nicht
Zusätzlich zum grandiosen Heli Safe bietet Korda eine weitere Sicherung an, um dem Fisch im Falle eines Schnurbruchs die Chance zu geben, zumindest das Leadcore loszuwerden. Die Lösung: Das Leadcore Chod-System. Ein konisch spitz zulaufender Gummistift, der auf das Leadcore gefädelt wird (mit einer Ködernadel). Darauf schiebt man eine Plastikperle mit Schlitz. Reißt ein Fisch ab, kann er einfach die Perle über den Stift ziehen und ist den Leader los. Bei Kordas fertigen Heli-Rigs ist ein Leadcore Chod-System übrigens schon fertig montiert.
Das Blei verstecken
Wirbel und Ösen am Blei können den Haken fangen. Das vermeiden Sie durch den speziellen Heli Rubber, ein Gummi, welches über die Bleiösen gestülpt wird. So geht’s:
Alles fix und fertig
Ideal für Einsteiger und Gelegenheitskarpfenangler: Heli-Rigs gibt es fertiggebunden zu kaufen. Und zwar mit normalem Karabiner (kein Bleiverlust) und auch mit Heli Safe (Bleiverlust).
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