Rosa Überraschung aus der Tiefsee: Neue Scheibenbauch-Art entdeckt

Die Tiefsee ist eines der am wenigsten erforschten Ökosysteme unseres Planeten. Dunkel, kalt, enormer Druck – und dennoch voller Leben. Nun hat ein internationales Forscherteam vor der Küste Kaliforniens eine Entdeckung gemacht, die zeigt, wie vielfältig und anpassungsfähig die Unterwasserwelt ist: eine neue Scheibenbauch-Art mit zarter, rosafarbener Färbung grinste die Wissenschaftler auf unter 3.000 Metern an.

Rosa beuliger Scheibenbauch

Bild: MBARI

Mit seinen runden großen Augen ginge der rosafarbene Scheibenbauch beinahe als Disney-Charakter durch.

Das Tier wurde von den Forschern als „bumpy snailfisch“ beschrieben und gehört zur Familie der Scheibenbäuche (Liparidae), die mehr als 400 beschriebene Arten umfasst. Scheibenbäuche sind berüchtigt für ihre Anpassungsfähigkeit: Sie leben von flachen Küstengewässern bis in extreme Tiefen von über 8.000 Metern. Die neu entdeckte Art trägt den wissenschaftlichen Namen Careproctus colliculi und wurde in rund 3.268 Metern Tiefe vor der kalifornischen Küste gefilmt und anschließend untersucht.

Fundort und Entdeckung der neuen Fischart

Der beulige oder bucklige Scheibenbauch – wie der bumpy snailfisch zu Deutsch genannt wird – wurde mithilfe des ferngesteuerten Unterwasserfahrzeugs Doc Ricketts des Monterey Bay Aquarium Research Institute (MBARI) entdeckt. Der Tauchroboter filmte den Fisch in seinem natürlichen Lebensraum und brachte schließlich ein Exemplar an die Oberfläche. Der Fundort liegt am sogenannten Station M, einem seit Jahrzehnten etablierten Tiefsee-Observatorium etwa 220 Kilometer westlich von Big Sur in Kalifornien.

Doc Ricketts Tauchroboter

Bild: MBARI

Das Doc Ricketts ist ein Unterwasserfahrzeug mit hochmodernen Kameras und Messinstrumenten.

Beuliger Scheibenbauch: Auffällige Merkmale

Besonders ins Auge fällt bei Careproctus colliculi die ungewöhnliche rosa Färbung, die in den Videoaufnahmen des MBARI fast transparent wirkt. Der Fisch erreicht eine Länge von etwa 9 bis 10 Zentimetern und besitzt große, runde Augen. Typisch für Scheibenbäuche ist der Saugnapf am Bauch, den auch diese Art deutlich ausgebildet trägt. Damit kann sich der Fisch an Felsen oder anderen Strukturen festhalten – eine nützliche Eigenschaft in den oft strömungsreichen Regionen der Tiefsee.

Ein weiteres auffälliges Merkmal sind kleine, hügelartige Strukturen an der Hautoberfläche. Sie geben der Art ihren Namen: „colliculi“ bedeutet im Lateinischen „kleine Hügel“. Diese Strukturen unterscheiden den rosa Scheibenbauch von seinen nahen Verwandten und waren einer der entscheidenden Hinweise für die wissenschaftliche Neubeschreibung.

Der wissenschaftliche Artikel zur Beschreibung der neuen Fischart erschien Ende August 2025 in der Fachzeitschrift Ichthyology & Herpetology. Dort wurden neben dem rosa Exemplar zwei weitere neue Arten vorgestellt, beide schwarz gefärbt und ebenfalls in der Tiefsee vor Kalifornien entdeckt.

Bedeutung der Entdeckung der neuen Fischart

Für die Forschung ist besonders interessant, dass Scheibenbäuche zu den wenigen Tiergruppen gehören, die in extremen Tiefen vorkommen können. Einige Vertreter konnten Forscher sogar jenseits der 8.000-Meter-Marke dokumentieren – weiter unten als alle anderen bekannten Wirbeltiere. Die Entdeckung neuer Arten liefert daher wichtige Hinweise auf die Anpassungsmechanismen, die Leben unter hohem Druck und ohne Sonnenlicht überhaupt möglich machen.

So lebt es sich als beuliger Scheibenbauch

Über die Lebensweise von Careproctus colliculi ist bislang wenig bekannt. Allgemein ernähren sich Scheibenbauche in der Tiefsee von kleinen Wirbellosen wie Krebstieren, Würmern oder Weichtieren. Mit ihren Saugnäpfen können sie sich an Substraten verankern oder möglicherweise auch größere Tiere wie Seegurken „mitreisen“. Die genaue ökologische Rolle dieser neuen Art wird weitere Beobachtungen erfordern.

Der beulige Scheibenbauch und die Tiefseeforschung

Die Entdeckung des rosa Scheibenbauchs verdeutlicht, wie wenig über die Artenvielfalt der Tiefsee bislang bekannt ist. Obwohl seit Jahrzehnten moderne Tauchboote, ferngesteuerte Fahrzeuge und Unterwasserroboter eingesetzt werden, gelten viele Lebensräume in drei Kilometern Tiefe noch immer als nahezu unerforscht. Jede neue Art trägt dazu bei, das Puzzle der Tiefseeökologie etwas vollständiger zu machen.

Gleichzeitig wirft der Fund Fragen zum Schutz dieser Lebensräume auf. Mit wachsenden Diskussionen über Tiefseebergbau und Ressourcennutzung steigt die Dringlichkeit, ein fundiertes Wissen über Artenvielfalt und Ökosystemfunktionen aufzubauen. Ohne diese Grundlage wäre es kaum möglich, die Folgen menschlicher Eingriffe realistisch einzuschätzen.

Careproctus colliculi, der kleine rosa Scheibenbauch aus der Tiefsee vor Kalifornien, ist mehr als eine zoologische Kuriosität. Er ist Symbol für die verborgene Vielfalt unserer Ozeane. Während er für die meisten Menschen wohl unsichtbar bleibt, erinnert seine Entdeckung daran, dass schöne Überraschungen oft dort liegen, wo wir sie kaum erwarten – zum Beispiel tief verborgen, fernab des Sonnenlichts, im endlosen Dunkel des Meeres.

Hier gehts zum Artikel in der Fachzeitschrift Ichthyology & Herpetology.

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