Fluorocarbon Angelschnur: Die unsichtbare Leine

Fluorocarbon Angelschnüre haben in den letzten Jahren enorm an Popularität gewonnen und sind für viele Angler zur ersten Wahl geworden. Doch was macht diese Schnüre so besonders? In diesem Artikel werfen wir einen tiefen Blick auf das Material, die Vor- und Nachteile, verschiedene Einsatzszenarien und geben Ihnen drei wertvolle Tipps für den Einsatz von Fluorocarbon Schnüren.

Fluorocarbon Schnüre Hand

Bild: AWO

Fluorocarbon kann beim Angeln den Unterschied machen, die Eigenschaften dieses Materials unterscheiden sich deutlich von gewöhnlichem Nylon.

Was ist Fluorocarbon?

Fluorocarbon ist ein synthetisches Polymer, das aus Fluoratomen und Kohlenstoff besteht. Im Vergleich zu herkömmlichen Nylon-Schnüren hat FC eine höhere Dichte, was bedeutet, dass es im Wasser absinkt, während Nylon schwimmt. Durch die andere chemische Zusammensetzung ändert sich auch die Lichtbrechung im Vergleich zu Nylon. Der sogenannte Lichtbrechungsindex von FC (1,42) ist deutlich näher an dem von Wasser (1,33), als der von monofiler Schnur aus Nylon (1,53–1,56). Dadurch ist Fluorocarbon Schnur im Wasser deutlich schwerer zu sehen und reflektiert weniger Licht.

Materialeigenschaften von Fluorocarbon Schnur

FC-Schnüre haben einige tolle Eigenschaften. Sie sind unempfindlicher gegenüber UV-Strahlen, bieten eine höhere Abriebfestigkeit, sowie weniger Dehnung als gewöhnliches Monofil. Auch die guten Sinkeigenschaften von FC sind in vielen Fällen vorteilhaft. In Gegensatz zu Nylon neigt FC auch nicht dazu, Wasser aufzunehmen, wodurch es in der Performance konstant bleibt. Die wichtigste Eigenschaft ist jedoch die Transparenz: Fluorocarbon hat einen ähnlichen Brechungsindex wie Wasser, was es für Fische nahezu unsichtbar macht.

FC Unter Wasser

Bild: F. Schlichting

Besonders entscheidend ist der Lichtbrechungsindex von FC, der näher an dem des Wassers liegt als der monofiler Schnüre.

Vorteile von Fluorocarbon Schnur

1. Unauffälligkeit im Wasser

Einer der größten Vorteile von FC Angelschnüren ist ihre Unauffälligkeit im Wasser. Insbesondere bei starkem Lichteinfall im klaren Wasser sind FC-Schnüre schwerer zu sehen, da sie weniger Licht reflektieren als Nylonschnüre. Die guten Absinkeigenschaften kommen bei einer natürlichen Köderpräsentation ebenfalls zum Tragen.

2. Hohe Abriebfestigkeit

FC ist extrem abriebfest, was bedeutet, dass es Kontakt mit Hindernissen oder Fischzähnen besser wegsteckt als Monofil. Es eignet sich daher ideal als Vorfachschnur oder auch als Schlagschnur.

Abrieb FC

Bild: AWO

Fluorocarbon ist durch seine Härte besonders abriebfest.

3. Geringe Dehnung

Fluorocarbon hat eine geringere Dehnung und bietet einen besseren Kontakt im Vergleich zu Nylon-Schnüren, bietet jedoch mehr Puffer als eine geflochtene Angelschnur. Das macht FC auch zur idealen Wahl als Hauptschnur.

Bild: F. Pippardt

Fluorocarbon Schnur hat weniger Dehnung als Monofil und bietet eine gute Bisserkennung, es ist daher auch als Hauptschnur ein heißer Kandidat.

Schwächen der FC Angelschnüre

1. Kosten

Ein Nachteil von FC-Schnüren ist der höhere Preis im Vergleich zu herkömmlicher Nylonschnur. Die Produktionskosten sind höher, was sich auf den Endpreis auswirkt.

2. Steifigkeit

FC ist bei demselben Durchmesser oft steifer als Nylon-Schnüre, gerade in dickeren Durchmessern. Das kann sich negativ auf die Köderpräsentation auswirken, aber auch gewünscht sein, etwa beim Hechtangeln mit Big Baits, wo ein steifes FC-Vorfach das Überschlagen des Köders im Wurf – und somit Verwicklungen – verhindern kann.

3. Knotenfestigkeit

Die höhere Steifigkeit von Fluorocarbon Schnur sorgt auch für eine etwas verringerte Knotenfestigkeit im Vergleich zu Nylon. Beim Knoten von FC sollten weniger Wicklungen gemacht werden als mit Nylon.

4. Tragkraft

Bei demselben Durchmesser hat FC eine etwas geringere lineare Tragkraft als die meisten monofilen Schnüre.

Fluorocarbon im Praxiseinsatz

Fluorocarbon Schnur eignet sich für eine Vielzahl von Angeltechniken und -szenarien:

1. Spinnfischen

Beim Spinnfischen gibt es gleich mehrere Einsatzgebiete für FC. Zum einen ist es ein beliebtes Vorfachmaterial, gerade beim UL-Spinnfischen, Finesse-Angeln oder am Forellensee. Hier spielt die Unauffälligkeit des Materials ihre Stärken aus. Gerade Barschangler setzen aber auch gerne auf FC als Hauptschnur.

Fluorocarbon Barsch

Bild: W. Krause

Gerade Barsch- und Finesse-Angler schätzen FC.

Hechtangler schätzen vor allem die Abriebfestigkeit von dickem Fluorocarbon als bissfestes, transparentes Vorfach. Durch die Steifigkeit von dicken FC-Hechtvorfächern eignet es sich aber vor allem für große Köder (Big Baits) oder zum Schleppangeln. Für Hechtangler gibt es auch spezielles Hecht-Fluorocarbon, das eine noch höhere Abriebfestigkeit bietet als normales FC. Wie Hardmono ist dieses Material jedoch dann enorm steif und in größeren Durchmessern fast nur mit Klemmhülsen zu verarbeiten.

Fluorocarbon Swimbait

Bild: J. Radtke

In den großen Durchmessern ab etwa 0,80-0,90mm ist FC sehr bissfest und eignet sich damit sogar als Vorfach beim Hechtangeln.

FC Hecht

Bild: J. Borek

Besonders mit Big Baits ist FC beliebt, da es durch seine Steifigkeit auch das Überschlagen des Köders im Wurf verhindern kann.

2. Karpfenangeln

Beim Karpfenangeln kommt Fluorocarbon als Schlagschnur zum Einsatz. Durch die hohe Abriebfestigkeit ist eine FC-Schlagschnur unempfindlich bei Kontakt mit Steinen, Holz oder Muscheln. Da FC anders als Nylon sinkt, legt es sich besonders unauffällig am Grund ab und Fische können nicht mit der Schnur in Kontakt kommen. Auch bietet FC durch die geringere Dehnung auch einen besseren Kontakt auf Distanz als Nylon. Bei Karpfenvorfächern kommt das steife Fluorocarbon bei verschiedenen Stiff-Rigs ebenfalls zum Einsatz

Stiff Rig Fluorocarbon

Bild: Nash Tackle

Beim Karpfenangeln eignet sich Fluorocarbon sowohl für Stiff-Rigs (wie hier), als auch für Schlagschnüre.

3. Meeresangeln

Da Fluorocarbon eine hohe Abriebfestigkeit hat, ist es auch eine hervorragende Wahl für das Meeresangeln. Es widersteht Belastungen, die bei der Begegnung mit Muscheln, Korallen und scharfen Zähnen von Meeresfischen auftreten können besser als Nylon. Auch die Unauffälligkeit von FC spielt beim Meeresangeln eine Rolle.

Meeresangeln FLuorocarbon

Bild: Adobe Stock / westend61

Die hohe Abriebfestigkeit von FC macht es zu einem perfekten Vorfachmaterial im Salzwasser.

Beim Angeln auf Thunfisch im klaren Wasser des Mittelmeers wird Fluorocarbon aufgrund seiner geringen Sichtbarkeit und den guten Sinkeigenschaften als Vorfach ebenfalls gerne eingesetzt. Die dort als Köder angebotenen Sardinen sinken mit einem unauffälligen FC-Vorfach sehr natürlich ab, was einen großen Unterschied machen kann.

BFT FC

Bild: M. Werner

Die geringe Sichtbarkeit von Fluorocarbon und die schnellen Sinkeigenschaften sind perfekt beim Angeln auf Blauflossen-Thunfisch im klaren Adriawasser.

4. Fliegenfischen

Fliegenfischer verwenden Fluorocarbon gerne als Tippet oder Vorfach. Beim Angeln mit Nymphen oder Streamern kann die höhere Sinkgeschwindigkeit von Fluorocarbon dafür sorgen, dass die Fliege schneller auf Tiefe kommt. Auch die geringere Sichtbarkeit spielt beim Fliegenfischen eine Rolle.

FC Fliegenfischen

Bild: Adobe Stock / Patrik

Für sinkende Köder wie Nymphen oder Streamer ist FC auch beim Fliegenfischen eine gute Wahl.

Tipps für den Einsatz von Fluorocarbon Angelschnur

Hier sind drei nützliche Tipps, um das Beste aus Ihrer Fluorocarbon Schnur herauszuholen:

1. Wählen Sie das richtige Fluorocarbon

Auch bei Fluorocarbon sollte die Schnur einen zum Einsatzzweck passenden Durchmesser haben. Um Hechtsicher zu sein, sollte FC als Hechtvorfach mindestens ca. 0,80–0,90mm dick sein. Auch gibt es zwischen einzelnen FC-Schnüren und Herstellern große Unterschiede, was die Steifigkeit angeht. Sogenanntes „Soft-Fluorocarbon“ ist weich und oft kaum steifer als Monofile Schnur, „Hard-Fluorocarbon“ dagegen ist eher mit einer Hard Mono zu vergleichen und daher besonders steif und abriebfest.

Fluorocarbon SOFT

Bild: A. Pawlitzki

Fluorocarbon ist nicht gleich Fluorocarbon: Es gibt verschiedene Steifigkeiten bei diesem Material.

Hochwertiges Fluorocarbon ist meist weicher als günstigeres und häufig auch klarer als günstigere Varianten, die nicht selten etwas milchig erscheinen. Zusätzlich zu klarem Fluorocarbon gibt es Fluorocarbon auch in eingefärbten Varianten (z.B. in einem leichten Rosé oder Grau). Solche Schnüre sollen im Wasser sogar noch unauffälliger sein als klares FC.

Momoi NEO Fluorocarbon

Bild: Momoi

Leicht rosa oder grau eingefärbte Fluorocarbon-Schnur soll besonders unauffällig sein.

2. Wählen Sie die richtigen Knoten

Wie bereits erwähnt, sollte man beim Knoten von FC Sorgfalt walten lassen und die richtigen Knoten benutzen. Verwenden Sie einfache Knoten, wie Clinch- oder Grinner-Knoten und machen Sie weniger Windungen als mit Nylon, damit sich der Knoten trotz der Steifigkeit gut zuzieht. Für das Extra an Sicherheit kann das abstehende Ende der Fluorocarbon Schnur mit einem Feuerzeug zu einem Knubbel verschmolzen werden, das verhindert das Durchrutschen der Schnur.

FC Knoten

Bild: S. Halletz

Durch die Steifigkeit von FC sollten eher einfache Knoten mit weniger Windungen verwendet werden, damit sich der Knoten ordentlich schließt.

3. Lagern Sie die Schnur richtig

FC-Schnüre können bei falscher Lagerung ihre Eigenschaften verlieren. Bewahren Sie sie an einem kühlen, dunklen Ort auf und vermeiden Sie es, sie über längere Zeit der Sonne auszusetzen, um die Lebensdauer Ihrer Schnur zu verlängern.

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