Angeln bei Vollmond: Mondsüchtige Räuber

Wer behauptet, dass Angeln bei Vollmond hätte auf Raubfische Einfluss, muss mit kritischen und ­zweifelnden Blicken rechnen. Uli Beyer kennt diese Blicke, aber er hat auch schon manche Zweifler mit Fängen überzeugt.

Angeln bei Vollmond ist besonders beim Zanderangeln erfolgsversprechend. Foto: S. Kaufmann

Bei Vollmond lohnt sich eine Nacht-Tour auf Zander besonders. Foto: S. Kaufmann

Was uns das Angeln bei Vollmond verrät

Die fünf wichtigsten Mond-Erkenntnisse beim Raubfisch­angeln:

  1. Zander beißen besonders in der letzten Phase des abnehmenden Mondes, also wenige Tage vor Neumond, und  äußerst gut bei Neumond. In der Vollmondphase kann es ebenfalls zu sehr guten Fängen kommen.
  2. Hechte lieben Vollmond! Überdurchschnittlich viele besondere Großhechtfänge konnte ich während der Vollmondphase machen. Aber auch in der Neumondphase gibt es ­tolle Momente. Stabiler Luftdruck in Verbindung mit Vollmond ist perfekt für den Kapitalenfang!
  3. Trotz der hohen Aktivität in den Voll- und Neumondphasen lassen sich Fische selbstverständlich auch sonst überlisten. Für Vertikalangler z.B. kann es sogar von Vorteil sein, wenn die Fische weniger aktiv sind. Der Fisch steht ruhiger auf der Stelle und ein konstant und ruhig auf der Stelle präsentierter Köder ist dann ­besonders erfolgreich.
  4. In ungünstigen Mondphasen ist es wichtig, dass der Köder sehr langsam präsentiert wird. Auch könnten ­kleinere Happen wirkungsvoller sein. Die Fressphasen sind erheblich kürzer, und der Angler sollte sich auf die besonders aktiven Momente des Ta­ges konzentrieren, in der Regel sind das die Morgen- und Abenddämmerung.
  5. Passen zur günstigen Mondphase auch die anderen Einussfaktoren wie Luftdruck, Wasserstand und Temperatur, bestehen beste Aussichten auf die magischen Momente, von denen alle Angler träumen. Wir können lange Fressphasen erwarten, und viele ­Räuber reagieren besonders aggressiv auf ein breites Spektrum an Ködern. Ich selbst wähle dann gern größere Köder, die ich häug auch schneller präsentiere. An solchen Tagen erkennt man in vielen Gewässern das ­eigentliche Potenzial und fragt sich: Wo waren diese vielen Fische ­eigentlich vorher?

Welchen Einfluss der Mond auf Fische hat, wird schon länger diskutiert, als ich ein Angler bin. Früher bezog sich die Mond-Frage vor ­allem auf Aalfänge, die in Neumondnächten besonders gut ausfallen sollen. Ich selbst konnte zu der Diskussion selten Fangerlebnisse oder andere aufschlussreiche Erfahrungen beisteuern. Für mich waren viel mehr Luftdruck, Lichteinfall, Windstärke und Windrichtung, Wasserstandsänderungen und Wassertrübung die alles entscheidenden Fangfaktoren. Unumstößliche Regeln habe ich aber auch bei diesen Faktoren nicht er­kennen können. Immer wieder gab es un­erklärliche Fangtage. Vor allem einige ­äußerst schlechte Fangergebnisse an eigentlich sehr günstigen Angeltagen gaben mir Rätsel auf. Gute Fangtage habe ich mir regelmäßig in meinem Fangbuch notiert.

Erstmals bewusst wurde mir dabei ein zyklisches Beißverhalten an einem guten Zandersee. Dort ng ich zwar nicht viele Fische, aber die erfolgreichen Tage folgten einem auffälligen Zweiwochentakt. Immer wieder hatte ich eine Serie von drei bis fünf Fangtagen und danach eine Phase ohne Fänge. Schon damals, vor über 20 Jahren, hatte ich den Verdacht, dass irgendetwas einen regelmäßigen Einuss auf das Fressverhalten der Räuber ausübt. Einen echten Durchbruch bei meinen ­Spekulationen erlebte ich im Jahre 2003 bei einem Messebesuch der ICAST-Show in Las Vegas. Das ist eine der größten ­Angelfachmessen der Welt, die alljährlich in den USA stattndet. Ich kam zu einem Stand, an dem man ein Gerät vorstellte, das zuverlässig die Aktivitäten der Fische anzeigen sollte.

Viele Faktoren beim Angeln bei Vollmond

Mit einer großen Portion Skepsis folgte ich den erstaunlichen Ausführungen des Verkäufers. Fehler in seinen Erklärungen konnte ich nicht feststellen, denn auch er nannte die vielen von mir bereits erwähnten Fangfaktoren. Aber er fügte als einen ganz wesentlichen Faktor den Mondfaktor hinzu. Der Gezeiteneinuss auf das Fressverhalten der Fische ist von sehr großer Bedeutung! An der Küste wissen das fast alle Angler. Im Binnenland wird diesem Faktor viel zu wenig Bedeutung beigemessen!, behauptete der Herr am Stand. Meiner Skepsis begegnete er mit einem Vorschlag: Beobachten Sie die Barsche in dem großen Vorführbecken hier auf der Messe! Sehen Sie entweder zuerst auf mein Gerät oder beurteilen Sie zunächst die Aktivität und fragen Sie dann nach der Aktiv­itätsanzeige. Das empfand ich als faires Angebot für einen objektiven Test seines Produktes.

Die Fänge kapitaler Hechte häufen sich bei Uli vor allem in der Vollmondphase. Foto: Blinker

Die Fänge kapitaler Hechte häufen sich bei Uli vor allem in der Vollmondphase. Foto: Blinker

Ich muss gestehen, die Übereinstimmungen zwischen Anzeigen des Gerätes und Verhalten der Fische waren beeindruckend. Ich nahm den Apparat schon ernster. Zu meiner großen Überraschung schenkte mir der Chef der Firma ein solches Gerät zum Abschied, nachdem er mein wiederholtes Interesse an seinem Produkt bemerkt hatte. Das funktioniert ebenso gut in Deutschland!, meinte er zum Abschied. Bei genauer Betrachtung des Gerätes stellte ich fest, dass es insbesondere in der Vollmond- und Neumondphase sehr hohe ­Aktivitätswerte der Fische anzeigt. Stich­probenartig kontrollierte ich gute Fangtage von früher und stellte interessante Übereinstimmungen zwischen diesen Tagen und den Voll- oder Neumondphasen fest. Ab Sommer 2003 begann ich, meine Angeltouren bewusst nach den Mondzyklen zu planen. Und zu meiner großen Freude erlebte ich eine deutliche Zunahme meiner Fänge!

Viel Gesprächsstoff

Im Herbst 2003 veranstaltete ich einen Angeltag mit Freunden und Bekannten. Den Termin legte ich mit Hilfe meines Apparates in die beste prognostizierte Phase des Oktober, den Neumondtag Mitte Oktober. Viele Angler blieben weg, weil wir strahlenden Sonnenschein hatten und an den Tagen vorher nicht gut gefangen wurde. Unser Fangergebnis von über 30 Zandern an dem besagten Tag liefert heute noch Gesprächsstoff. Im September 2004 fuhr ich zweimal an den Ebro nach Spanien. Wieder plante ich meine Reise mit dem Gerät und erlebte bei der ersten Reise magische Momente beim Welsschen, wie sie auch Einheimische nicht häug erlebten. Auf Anhieb ng ich meinen erster 2-Meter-Wels mit der Spinnrute. Bei meiner zweiten Reise war ich weit weniger erfolgreich. In meiner Euphorie brach ich viel zu schnell erneut auf nach Spanien. Die zweite Tour lag in einer schlechten Mondphase. Phantastisches Fangen erlebte ich im April 2005. Wie in jedem Frühjahr fuhren wir mit einigen Anglern nach Västervik in Schweden. Normalerweise ngen wir dort etwa 150 Hechte mit einem Boot in einer Woche.

Was wir jedoch in diesem Frühjahr erlebten, wir waren erstmalig gezielt in der Vollmondphase gefahren war sensationell. Wir ngen glatt die doppelte Anzahl Hechte. Das weckte bei der Gruppe, die eine Woche nach uns kam, ähnliche Erwartungen. Sie kam aber wieder nur auf die übliche Fangquote. Im September 2005 hatte ich eine große Angeltour in den Rügener Bodden geplant. Als wir ankamen, waren die lokalen Guides sehr pessimistisch und dämpften unsere Erwartungen. Ich hatte den Angeltermin jedoch mit Hilfe meines Apparates festgelegt. Es war ein Vollmondtag. Ich blieb optimistisch, ich erzählte sogar von meinem unerschütterlichen Glauben an das Gerät. Alle grinsten nur. Dann erzielten wir aber das beste Fangergebnis, das in dem Jahr von einer Gruppe erreicht wurde: 51 Meterhechte in vier Tagen ließen auch die hartnäckigsten Zweifler an meinem Apparat verstummen.

In einer Neumondphase erlebte Uli in Spanien seinen besten Angeltag auf Wels. Foto: Blinker

In einer Neumondphase erlebte Uli in Spanien seinen besten Angeltag auf Wels. Foto: Blinker


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