Laufverhalten von Wobblern: sinkend, schwimmend oder schwebend?

Auf vielen Wobblern befindet sich nicht nur der Name des Modells, sondern häufig auch ein kleines Buchstabenkürzel, das einen Teil seines Lauf­verhaltens beschreibt. Gunnar Schade verrät, was hinter diesem geheimnisvollen Aufdruck steckt.

Bild: G. Schade

Fetter Wobbler-Barsch: Wer die Eigenschaften seiner Kunstköder kennt, kann mit ihnen gezielt fangen.

Wobbler sind in den meisten Fällen extrem gut durchdachte Fangmaschinen. So vielfältig die Kunstköder in Form, Farbe und Laufverhalten sind, so vielfältig sind auch die Einsatzgebiete von Wobblern. Einen Nutzen davon hat aber nur derjenige, der genau weiß, welche Fische er mit den Ködern fangen will und wie er sie dabei einsetzen muss! Bei den Wobblern gibt es nämlich viele Dinge zu beachten, um bei der Wahl des perfekten Köders nicht danebenzugreifen.

Woran erkenne ich das Laufverhalten von Wobblern?

Eine für mich grundlegende Entscheidung ist die, ob ich einen sinkenden, schwebenden oder auftauchenden beziehungsweise schwimmenden Köder einsetze. Viele Angler wissen häufig nicht mal, dass es diese Ködertypen gibt, geschweige denn, dass diese dann noch zum Beispiel in schnell oder langsam sinkend beziehungsweise auftauchend unterschieden werden. Dieses Wissen kann aber von Vorteil sein und mehr Fische ans Band bringen!

Vor allem kleine fischähnliche Wobbler, die gerne als Minnows zum Twitchen oder Jerken eingesetzt werden, tragen häufig verschiedene Buchstabenkürzel, die jeder ambitionierte Raubfischangler kennen sollte. Klassisch beziehungsweise international befinden sich vor allem die Abkürzungen F, SP und S auf vielen verschiedenen Ködern.

  • F – Floating:
    „F“ steht für ein „Floating-Modell“. Dieser Köder wird langsam oder schnell wieder auftauchen, sobald er vom Angler nicht mehr permanent animiert wird.
  • SP – Suspending:
    Ein mit dem Kürzel „SP“ gekennzeichneter Köder sollte bei optimiertem Einhänger- und Vorfachgewicht und optimaler Wassertemperatur weder sinken noch auftauchen, sondern am Ort beziehungsweise in der jeweiligen Wassertiefe schweben. Diese Wobbler werden Suspender genannt.
  • S – Sinking:
    Die Abkürzung „S“ steht auf Wobblern, die sinken, wenn man sie nicht animiert. So viel zur Theorie. bleibt die Frage, welche Vorteile die verschiedenen Wobbler-Modelle in der Praxis am Wasser haben und auf welchem Einsatzgebiet sie ihre Stärken ausspielen.

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Floating: So laufen auftreibende Wobbler

Fangen wir klassisch oben an und beginnen mit den Floating-Modellen. Die Kunstköderhersteller haben erkannt, dass es einfacher ist, einen extrem flach laufenden Köder zu konzipieren, wenn dieser auftreibt. Viele extrem flach laufende Wobbler sind deshalb Floating-Modelle. Aber es gibt auch tief laufende Wobblermodelle die in Animationspausen wieder auftauchen. Somit muss es wohl auch richtig gute Gründe geben, mit Floating-Modellen zu angeln.

Der Barsch attackierte diesen auftreibenden Wobbler dicht unter der Oberfläche. Foto: G. Schade

Bild: G. Schade

Der Barsch attackierte diesen auftreibenden Wobbler dicht unter der Oberfläche.

Der größte Vorteil von „Floatern“ ist, dass man mit ihnen auch träge und beißfaule Fische überlisten kann. Floater befreien die Räuber aus ihrer Lethargie, machen sie aggressiv und animieren sie zum Fressen. Der Fisch kann sich den Köder nämlich nicht ewig anschauen. Wer seinen Köder mit Pausen führt, kann mit zusätzlichen Bissen rechnen. Selbst wenn der Raubfisch nicht so richtig fressen will, den Köder aber dennoch interessant findet, schaut er ihm hinterher. Dabei ändert er seine Schwimmhaltung automatisch von einer horizontalen in eine diagonale. Die diagonale Schwimmhaltung ist eine typische Verfolgungshaltung, wenn Futterfische zur Oberfläche flüchten und verfolgt werden müssen. Mit unserem Köder haben wir den Raubfisch in eine Fress- bzw. Jagdhaltung gebracht, die ihn eher zum Zuschnappen als zum Verharren veranlasst.

Die bei der Beutejagd aufzubringende Energie der Raubfische hat ebenso Einfluss auf die Fängigkeit dieser Köder. Auch in der kalten Jahreszeit, wenn der Stoffwechsel der Fische heruntergefahren ist, sind Floater besonders fängig und wurden schon als „Alleinfänger“ erlebt. Besonders gute Erfahrungen habe ich mit sogenannten „Silent Floatern“ gemacht. Diese leise laufenden Köder sind bei unseren heimischen Raubfischen noch weitgehend unbekannt, sodass sie arglos zuschnappen.

Suspending: Laufverhalten von schwebenden Wobblern

Ein schwebendes Modell verwende ich immer dann, wenn ich das Gefühl habe, dass mein Wobbler in Größe und Dekor bereits optimal ins Beuteschema meines Zielfisches passt. Die SP-Modelle verschaffen dem Fisch viel Zeit zur Attacke, da sie lange an einem Ort verharren Können. Vor allem im eiskalten Wasser schwören genau deshalb viele Angler zu recht auf Suspending-Modelle. Wer jedoch bedenkt, dass die Fische zum Beispiel das Dekor dann ganz genau in Augenschein nehmen können, muss sich auch eingestehen, dass dies unter Umständen zu einer geringeren Fangfrequenz führen kann.

Mit einer schnelleren Köderpräsentation ist es möglich, einer nicht optimalen Farb- und Dekorwahl etwas entgegenzuwirken. Denn schnelle Köder können nur flüchtig betrachtet werden. Mit diesem Prinzip fange ich unter Umständen auch Fische, die ich mit einer langsamen Köderführung nicht erwischt hätte. Grundsätzlich sind die mit SP gekennzeichnete Köder aber vor allem für Spinn- und Twitchstopps konzipiert.

Als der Suspender kurz ruhte, schlug der Barsch zu. Foto: G. Schade

Bild: G. Schade

Als der Suspender kurz ruhte, schlug der Barsch zu.

Ein weiterer Vorteil ist die recht konstante Lauftiefe der Suspender, vor allem dann, wenn die Raubfische sehr präzise auf eine ruhige Präsentation in einer speziellen Wassertiefe reagieren. Gerade in Bereichen mit konstanten Tiefen haben Fische oft Vorlieben für bestimmte Tiefen und wollen zum Beispiel unter der Oberfläche (subsurface) oder ganz knapp überm Grund präsentierte Beute nehmen. Es ist also gut, auch immer ein paar Suspender mit in der Köderbox am Wasser zu haben.

Sinking: Tauchende Wobbler sind Fischmagneten

Die wohl ungewöhnlichsten Wobbler sind die sinkenden Modelle. Bei großen, althergebrachten Jerkbaits ohne Tauchschaufel findet man diese Eigenschaft recht häufig. Der laute Aufschlag auf der Wasseroberfläche erzeugt einen heftigen Sound, der die Räuber aufweckt, sodass der Köder innerhalb des fängigen Bereichs absinkt. Bereits in dieser Phase kann es Bisse geben.

Große Jerkbaits sind „Sinker“. Das Laufverhalten dieser Wobbler ist prädestiniert für tiefere Bereiche. Foto: G. Schade

Bild: G. Schade

Große Jerkbaits sind „Sinker“. Das Laufverhalten dieser Wobbler ist prädestiniert für tiefere Bereiche.

Bei den kleineren Twitchbaits funktionieren Sinking-Modelle jedoch ganz anders. Sie können Tiefen erreichen, in die sonst maximal Schleppwobbler vordringen. Sehr gerne zähle ich mir meine Tiefen aus, um unter Laubenschwärmen Barsche zu fangen. Allgemein verwende ich diese Köder sehr gerne, um mit ihnen im Mittelwasser Raubfische zu fangen. Aber auch Sinking- Modelle ändern die Schwimmhaltung von Raubfischen und verführen manchmal nach einem ähnlichen Prinzip wie schwimmende Modelle.

Ein weiterer großer Vorteil der sinkenden Wobbler ist, dass man mit ihnen in harter Strömung angeln kann. Hier sind viele gegen die Strömung geführte Köder kaum in der Lage, eine attraktive Lauftiefe zu erreichen. Sehr schwere, gelegentlich auch mit HW (Heavy Weight) gekennzeichnete Köder sind wahre Fischmagneten. Im Winter ist es mir an einem Tag häufiger passiert, dass auch Jig-Techniken mit so extrem schweren, kleinen Kunstwerken Fische gefangen haben. Viele sinkende Wobbler sind als Salzwasservarianten konzipiert und können daher auch bestens in unseren Brackwassern, der Ostsee und Nordsee eingesetzt werden!

Dieser Artikel erschien zuerst in Blinker 09/2013. Hier geht es zur aktuellen Ausgabe!


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