Für Kutter & Küste-Chefredakteur Rainer Korn und seine Söhne Jonas und Milan ging es im Juli 2020 hinauf nach Nordnorwegen. Sie angelten auf der Insel Skjervøy bei Tromsø und machten dort nicht nur großartige Fänge, sondern erlebten auch eine unvergleichliche Landschaft. Im Reisebericht (mit Video) teilen sie ihre Erfahrungen!
In den hohen Norden
Wie gut, dass meine beiden Söhne ebenso angelverrückt sind wie ich. Und was gibt es schöneres für einen Vater, als wenn beide Söhne ebenso wie er auf eine Angelreise hinfiebern? Vor einigen Jahren unternahmen wir unsere erste gemeinsame 100-Prozent-Angelreise – da war es nach Vikna gegangen – in ein fantastisches Inselreich mit einem gigantischen Pollackbestand. Auch dort hatten wir Ungewöhnliches erlebt: Als etwa Pollacks und Köhler an der Oberfläche raubten und wir die Fische mit Poppern – also mit Oberflächenködern – fingen! Milan, damals 13, schoss den Vogel ab mit einem 96 Zentimeter langen Pollack – auf Popper! Wahrscheinlich der weltweit größte Pollack, der je auf Popper gefangen worden ist.
Nun stand ein ganz anderes Revier an: Der hohe Norden sollte es werden – die Insel Skjervøy nordöstlich von Tromsø. Eigentlich hatten wir die Tour bereits aufgegeben – Corona hatte die Grenzen geschlossen. Doch dann machte Norwegen am 15. Juli wieder auf. Zwar sollte unsere Tour eigentlich am 14. beginnen, aber das konnten wir dank der Unterstützung unseres Reiseveranstalters Kingfisher Angelreisen noch schieben. So waren wir dann am 17. Juli mit die ersten deutschen Angeltouristen, die wieder das gelobte Land aufsuchen durften. Das Abenteuer Nordnorwegen konnte beginnen. Wir waren gespannt wie Flitzebögen. Was würde diese Woche bringen?
Überwältigende Natur in Nordnorwegen
Obwohl ich bereits so viele Male den hohen Norden bereist habe, bin ich immer wieder beeindruckt von der überwältigenden Naturkulisse, von den schroffen Bergen, die sich unmittelbar nebem dem Nordmeer emporschrauben, von den weitläufigen, verästelten Fjorden, die wie Trollfinger in die Landschaft schneiden. Nun also Skjervøy, diese gerade mal sieben Kilometer lange Insel, die sich westlich in den großen Meeresarm Kvænangen drückt.
Ein Blick auf die Seekarte verrät Untiefen, Rinnen, Plateaus und viele größere und kleinere Sunde zwischen Inseln – das sieht nach unglaublich vielen guten Angelplätzen aus. Selbst bei Wind sollte sich fast immer ein geschütztes Plätzchen finden lassen. Nur sehr starke nördliche und nordöstliche Winde zwingen einen vermutlich in eine ungewollte Ruhepause.
Angelcamp auf Skjervøy mit starker Flotte
Ich glaube ich habe noch nie eine Angelanlage mit einer solchen Bootsflotte gesehen wie dort im Skjervøy Fiskecamp: Eine ganze Batterie neuer 24,5 Fuß (7,50 Meter) langer Kajütboote vom Typ Merry Fisher Marlin von Jeanneau liegt da an den Schwimmstegen – ein jedes mit 150 PS Außenborder motorisiert. Das ist mal eine Ansage. Die Parkbuchten sind großzügig bemessen, in der großen Marina sollte selbst Boots-Neulingen das Manövrieren leicht fallen. Diese Angelyachten bieten fünf Anglern massig Platz – und Schutz bei Wellenfahrten und Schietwetter.
Info: Skjervøy Fiskecamp6 Apartments für 2 bis 6 Gäste, 8 Hütten für je 4 Gäste; Servicehaus, Trockenraum, Filetierhaus, Gefrierraum, Schwimmstege mit 24,5 Fuß langen Merry Fisher Marlin Kajütbooten mit 150 PS Außenbordern. Automatikschwimmwesten. Für Gruppenreisen steht eincampeigener Reisebus zur Verfügung. PKW-Fahrzeit vom Flughafen Tromsø nach Skjervøy rund 3,5 Stunden (Transfer oder Leihwagen). Vor Ort Bootstankstelle, Restaurants, Supermarkt und Krankenhaus. Infos und Buchung über Kingfisher Angelreisen. |
Das Camp besteht aus acht einfachen, aber gemütlichen Hütten mit jeweils zwei Schlafzimmern für maximal vier Personen. Dazu gibt’s noch einige Apartments in unterschiedlichen Größen. Alles liegt eingebettet in ein kleines Tal. Der Ortskern mit großem Hafen, Bootstankstelle und Supermarkt liegt nur zehn Fuß- oder eben fünf Bootsminuten weit entfernt – im Camp bekommt man von dieser Nähe jedoch nichts mit.
Angelplätze vor Skjervøy
Angelgebiet | GPS-Position (Grad/Minuten) | Beschreibung |
1 | 70°1.660′ N 21°1.258′ E | Plateau Stussnesgrunnen: gerade mal einen Kilometer vom Hafen entfernt, mit vielen Tangdorschen und Chance auf Heilbutt |
2 | 70°1.825′ N 21°16.664′ E | Sund mit Sand und Muscheln; top für Dorsch und Heilbutt |
3 | 70°3.513′ N 21°1.384′ E | Unterwassernase Villomen: Dorsch und Heilbutt |
4 | 70°6.005′ N 21°5.754′ E | Riesiges Plateau Klubbenesgrunnen: sehr viel Futterfisch lockt alle Räuber von Seelachs über Dorsch bis hin zum Heilbutt an diesen Platz |
5 | 70°4.336′ N 20°58.703′ E | Kleine Insel Skjervøyskjæret: hier tummelt sich immer viel Beutefisch, oft stehen große Räuber darunter |
6 | 70°3.666′ N 20°50.662′ E | Unscheinbares Plateau im Süden der Insel Laukøya: sehr gute Chancen auf Steinbeißer und kleinere Heilbutte |
7 | 70°1.086′ N 20°54.681′ E | Sund vor der Skjervøybrücke: Küchendorsche an den Kanten, der Sund ist ein guter Schlechtwetterplatz bei starkem Wind aus Nordost und Ost |
Dorsch und Heilbutt am ersten Tag
Unsere erste Ausfahrt führt uns auf den Kvænangen. Wir wollen gerade ein Plateau austesten, als Jonas auf einen Schwarm Möwen in einer Meile Entfernung zeigt. Immer wieder stoßen die weißen Vögel ins Meer: Da müssen große Raubfische jagen! Langsam lassen wir uns in das heiße Gebiet treiben. Sofort sind die Ruten, bestückt mit großen Twistern, krumm: Stattliche Dorsche in top Kondition liefern wilde Drills. Das geht ja richtig gut los. Wir machen ein paar Driften und fangen klasse Fische.
Plötzlich heult Milans 6000er Stationäre auf – und hört nicht wieder auf. Heilbutt! Noch keine zwei Stunden auf dem Wasser und schon hat ein guter Flachmann den Köder geschnappt. Es ist 60 Meter tief – der Fisch unternimmt mehrere Fluchten jedes Mal bis runter zum Grund. Doch Milan macht alles richtig und bald zeigt sich der Butt vor dem Boot: ein toller Fisch. Jonas setzt gekonnt das kurze Flying Gaff, was angesichts des hohen Freibords nicht ganz einfach ist. Doch der erste Versuch sitzt und der 1,25 Meter lange und 25 Kilo schwere Butt landet im Boot. Riesenfreude bei der ganzen Crew. Damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet. Und das nur anderthalb Meilen vom Hafen entfernt (Angelplatz 3, siehe Karte).
Viele Angelplätze vor Skjervøy
Die nächsten Tage erkunden wir das weitläufige Revier intensiv. So viele tolle Angelplätze: Dafür braucht es Jahre, um die alle zu erforschen. Wir steuern einen Tag das riesige, rund acht Kilometer entfernte Plateau-Gebiet Klubbenesgrunnen (Angelplatz 4) mit seinen flachen Bergspitzen an und stehen voll im Fisch. Das Echolot zeigt gewaltige Fischschwärme – darunter rauben wieder große Dorsche, dazu Köhler bis 80 Zentimeter. Dann geht’s zur Südspitze des Insel Løkøy Richtung Westen. Ich hatte einen Tipp bekommen, dass es dort Steinbeißer geben sollte (Angelplatz 6).
Nun, Mitte Juli ist nicht die beste Zeit für Steinbeißer, aber wir versuchen es trotzdem. Milan und Jonas würden so gern ihre ersten Steinbeißer fangen. Also probieren wir unser Glück mit Inchikus, die wir mit Köhlerfetzen und Rekern (Garnelen) beködert haben. Und tatsächlich: Das Petri-Glück bleibt uns treu. Milan fängt seinen ersten Steinbeißer, ein prächtiges Exemplar – und auch Jonas legt noch einen strammen Stoni auf die Planken. Ich darf mich ebenfalls in die Seewolf-Liste eintragen.
Das Revier begeistert uns immer mehr. Wir haben wohl mit den äußeren Bedingungen wie Luftdruck, Mondphase und Strömungsverhältnissen Glück gehabt – denn es gibt auch vor Skjervøy durchaus Wochen, in denen es nicht so optimal läuft wie jetzt bei uns. Das erfahre ich von Anglern, die dieses Revier bereits öfters besucht haben.
Aber mal ehrlich: In welchem Revier ist das anders? Überall gibt’s Höhen und Tiefen. Doch das hervorragend betreute Camp, die gepflegten, gemütlichen Unterkünfte, die einmalige Bootsflotte und die Vielzahl an top Angelplätzen machen Skjervøy Fiskecamp zu einem Ziel, das nicht umsonst zahlreiche Stammgäste jedes Jahr wieder aufs Neue anzieht. Mir hat es so gut gefallen, dass ich schon überlege, dort einmal eine Leserreise hin zu unternehmen. Wenn es soweit ist, wird das natürlich in Kutter & Küste ausgeschrieben werden.
Fisch-Palette des Nordens
Das zerklüftete Revier mit seinen vielen Möglichkeiten ist Heimat begehrter Fischarten.
Fazit zum Angeln auf Skjervøy: Rundum zufrieden
Meine Jungs und ich sind jedenfalls am Ende unserer Tour restlos begeistert: vom Camp, der Lage und unseren sehr guten Fangergebnissen. Insgesamt sieben maßige Heilbutte bis 25 Kilo konnten wir fangen – und etliche Bisse gingen noch ins Leere. Drei schöne Steinbeißer, viele, viele prächtige Dorsche und eine Kiste voller guter Küchenköhler standen dazu auf unserer Fangliste. Wir sind uns einig: Skjervøy würden wir glatt nochmal besuchen – gern wieder als Vater-Söhne-Tour im hohen Norden dieses wundervollen Landes.