Zack! Warten. Zack! So geht Slow Jigging auf Heilbutt & Co.

Nein, an dieser Stelle gibt es keine Anleitung zum Kampfsport, sondern die Beschreibung der Angelmethode Slow Jigging. Für viele Norwegenangler ist es noch immer eine ungewohnte Art des Angelns – aber eine sehr erfolgreiche.

Angler mit Heilbutt, beim Slow Jigging in Norwegen gefangen

Bild: M. Quack

Rainer Korn mit slow gejiggtem Heilbutt. Den Fisch hatte Rainer bei einer Wassertiefe von 6 m (!) auf dem Echolot auf etwa 4 m Tiefe ausgemacht. Er nahm den sofort heruntergelassenen „RonZ“ nach dem ersten Anrucken!

Nachdem ich in Kutter & Küste einmal übers Slow Jigging in nördlichen Gewässern berichtet hatte, wollten immer mehr meiner Guidinggäste diese Methode ausprobieren. Auch die Faszination für die ultradünnen Ruten, die ich dafür einsetze (Jigging Master/Eisele, Hearty Rise, Hart), wird umso größer, je direkter jemand in Kontakt mit diesem ungemein feinen, aber gleichzeitig stabilen Gerät kommt. Wenn dann der erste Fisch hängt, kennt die Begeisterung meist keine Grenzen mehr.

Vorsicht, Suchtgefahr: Slow Jigging in Norwegen

So mancher Guidinggast bestellt bereits abends in der Hütte „seine“ eigene Slow-Jigging-Ausrüstung, die dann schon zuhause liegt, wenn er wieder von seiner Tour zurück ist. Ich muss selbst gestehen, dass ich – seit ich langsam, also slow jigge – regelrecht süchtig nach dieser Art des Angelns geworden bin. Nicht nur, weil sie so ungemein fängig ist, sondern weil die Bisse brutal sind und die Drills an den feinen Stöckern einfach nur mega Spaß machen.

Gleich beim ersten Versuch mit der Traumrute Jigging-Master Ocean Fire von Eisele und dem Twitcher-Jigkopf, garniert mit einem pinken Hogy-Shad, dauerte es genau zwei Minuten, bis der erste knapp metrige Heilbutt am Haken hing. Da war ich ziemlich baff. Und nach einer weiteren halben Stunde landete der nächste Flachmann im Boot. Aber nicht nur Butte fanden diese Methode zum Anbeißen, auch Dorsche waren genauso begeistert davon wie ich. Doch ganz wichtig beim Slow Jigging ist die richtige Technik. Die ist gar nicht kompliziert, aber so anders als andere Methoden, sodass man ziemlich diszipliniert dabei sein muss, damit es funktioniert.

Großdorsch beim Slow Jigging

Bild: Rainer Korn

Neben Heilbutts stehen besonders große Dorsche auf grundnah gejiggte Gummis.

Waagerechte Rute und einzelne Rollenumdrehungen

Beim Angeln mit Gummifisch oder Pilker sind wir es gewohnt, die Rute zu bewegen. Nur beim Faulenzen wird sie meist im 45-Grad-Winkel gehalten. Allerdings ist das Faulenzen, also das Führen des Köders ausschließlich über die Rolle, beim Meeresangeln nur bei ruhigen Bedingungen und Wassertiefen bis etwa 20 m wirklich effektiv. Auch beim Slow Jigging mit Gummi erfolgt die Köderbewegung ausschließlich über die Rolle. Am besten geht das mit Multirollen. Viele Slow-Jigging-Ruten sind auch deswegen mit Triggergriff ausgestattet. Aber auch mit einer Stationärrolle ist die Technik anwendbar.

Der Angeltiefe ist dabei keine Grenze gesetzt, jedoch sollte die Drift nicht so kräftig sein. Denn die Schnur sollte möglichst in einem 90-Grad-Winkel zur waagerechten Rute ins Wasser zeigen. Der Köder wird bis zum Grund abgelassen. Die Rute wird in waagerechte Position gebracht und bleibt während des gesamten Jiggingvorgangs in dieser Stellung. Mit der Multi werden nun rasche ganze oder halbe Kurbelumdrehungen getätigt.

Heilbutts und Dorsche über die Rolle haken

Zwischen den Umdrehungen lasse ich einige Zeit verstreichen, denn diese Phasen sind diejenigen, in denen die Bisse zu 95 Prozent erfolgen. Die Pausen gestalte ich unterschiedlich lang. Bei bewegtem Wasser können das auch mal ein paar Minuten sein, der Köder spielt ja dann von allein. Bei ruhigem Wasser lege ich Pausen zwischen 5 und 30 Sekunden ein.

Angler mit Ocean Fire drillt einen Heilbutt

Bild: Rainer Korn

Die Ocean Fire im Drill: Hier kämpft der Autor mit einem guten Heilbutt.

Da eine klassische Slow-Jigging-Rute sehr weich ist, erfolgt das Hakensetzen beim Biss ebenfalls über die Rolle. Bei einer Dorschattacke knallt die Rutenspitze heftig runter, dann kurbele ich blitzschnell an – das reicht in der Regel, damit der Haken sitzt. Heilbutte saugen den Köder oft regelrecht ein, da muss ich warten, bis die Rutenspitze schon in die Wasseroberfläche eintaucht, bevor ich auch hier kräftig ankurbele. Große Butte dagegen nehmen das Gummi oft in einem Rutsch. Der Drill erfolgt größtenteils über die Rolle, die weiche, vollparabolische Rute federt die Schläge der Fische sehr gut ab.

So ist die Köderführung korrekt

Unsere Zeichnung zeigt genau, wie die Köderführung beim Slow Jigging mit Gummifischen aussehen sollte. Wenn Sie sich daran halten, wird der Erfolg nicht lange ausbleiben. Fische, die besonders gut aufs Slow Jigging mit Gummi ansprechen, sind Heilbutt, Dorsch und Pollack. Seelachse habe ich auf diese Weise nur gefangen, wenn der Köder beim Absinken genommen wurde – oder beim sehr schnellen Einkurbeln mit den Twitchgummis durch die Wassersäule. Das ist auf Köhler enorm fängig.

Illustration Slow-Jigging-Köderführung

Bild: H. Dänekas

Perfekte Darstellung der Technik des Slow Jiggens mit sogenannten Twitchbait-Gummis – also Ködern ohne Schwanzteller. Die Pausen zwischen den Kurbelbewegungen können zwischen 5 und 60 Sekunden dauern – manchmal sogar noch viel länger. Die meisten Bisse erfolgen in der Ruhephase.

5 perfekte Köder für das Slow Jigging

Unser Meeresangel-Experte Rainer Korn hat immer wieder viel mit verschiedenen Ködern experimentiert, die sich perfekt fürs Slow Jigging mit Gummiködern eignen. Seine Favoriten in den optimalen Ausführungen stellt er Ihnen an dieser Stelle vor. Alle sind „schwanztellerlos“: Sie gewinnen ihr ausgefallenes Köderspiel ausschließlich über blitzschnelle, kurze Drehungen der Rollenkurbel sowie der weichen Rutenaktion.

  1. Draufgänger: Der Draufgänger von Eisele Seafishing. Ein lebhaftes Gummi aus natürlichen Stoffen ohne giftige Weichmacher. In 28 cm und 10 Farben, davon zwei UV-aktiv, erhältlich. Passt perfekt auf die 100, 125 und 160 g schweren Twitcher-Jigköpfe aus dem Eisele-Programm, aber natürlich auch auf herkömmliche Köpfe. Hat sich extrem gut auf Heilbutt und Dorsch bewährt.
  2. Slug-Go: Dieser von Lunker City (USA) ursprünglich fürs Süßwasser entwickelte Gummiköder hat unserem Autor schon viele gute Fänge beschert. In der Mitte hat er zwei Spalten, damit er leichter einknicken kann, wenn ein Fisch ihn packt. In 6 Längen zwischen 7,5 und 23 cm und vielen Farben erhältlich. Rainers Favoriten für Norwegen: 6 Inch/15 cm in den Farben Bubblegum und Limetreuse.
  3. RonZ: Klassiker aus den USA mit ungemein lebendigem Köderspiel wie ein zuckender Aal! Für Norwegen, besonders auf Heilbutt, bevorzugt Rainer die Big-Game-Variante mit ultra-stabilem integrierten Haken im Jigkopf mittels Wirbel. Der recht teure RonZ wird mit speziellem, strömungs-dynamischem Jigkopf standardmäßig verkauft. In 5 Längen zwischen 11,5 und 30,5 cm und Gewichten zwischen 7 und 200 g zu bekommen (Längen und Gewichte inklusive Jigkopf).
  4. Al Gag’s Whip-It Eel: Was für ein Name! Al Gag heißt der amerikanische Erfinder, whip bedeutet peitschen und Eel Aal – also alles ganz einfach. Dieser Köder spielt aufgrund seiner Form und seines Materials unbeschreiblich gut bereits bei leichter Bewegung. Auch ihn gibt’s in einer besonders robusten Tuna-Variante mit kräftigem Haken – welche Rainer auch für Norwegen und Island empfiehlt. Sein Favorit: das 25-cm-Modell (10“, 57 g) in Pink-Silber mit Tuna-Haken; wiegt komplett 98 g. Whip-it Eels sind mit Aal-Aroma versetzt.
  5. Hogy Jiggn: Ebenfalls ein fängiger Köder aus den Vereinigten Staaten, den der Autor bereits bei seinen ersten „Geh“-Versuchen fürs Slow Jigging eingesetzt hat. Robustes, beißfestes, aber dennoch sehr geschmeidiges Material. Ein Top-Köder zum Slow Jigging, passt auch sehr gut auf Eiseles Twitcher-Köpfe. In vielen Farben, auch UV-aktiv, und diesen Längen erhältlich: 12, 18 und 23 cm.

Slow-Jigging-Gerät: Ruten und Rollen für Spezialisten

Wer ernsthaft Slow Jiggen möchte – und diese Methode ist gerade für Heilbutt bei den richtigen (ruhigen) Bedingungen unschlagbar effektiv –, der sollte sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Die Rute sollte fürs Slow Jigging gebaut sein, denn nur diese Ruten verfügen über diese ganz besondere Aktion, die diese Methode so interessant macht. Rainers Rutentipps: die schon erwähnte Ocean Fire von Jigging Master, einteilig und im Fachhandel über Eisele zu beziehen. Von Jigging Master gibt’s noch weitere erstklassige Slow-Jigging-Ruten.

Jigging Master Ocean Fire Ruten

Bild: Eisele

Einteilig, superschlank, leicht: die Ocean-Fire-Serie von Jigging Master.

Auch Hearty Rise hat echte Traumruten dafür im Programm, zum Beispiel die einteilige Black Diamond II mit Triggergriff. Unser Meeresangel-Experte hat mit dieser Rute in der 150-g-Version 2023 einen Heilbutt von 1,90 m bezwingen können. Kaum zu glauben, wenn man sich den ultradünnen Blank des „Stöckchens“ anschaut! Nicht nur für Flugreisende interessant: die 3-teilige Skywalker Slow Jigging von Hearty Rise. Sie ist für Multi- oder Stationärrolle in je drei Ausführungen erhältlich. Das für Norwegen perfekte, mittlere Modell, um auch mal schwerere Jigs zu führen, ist für Ködergewichte zwischen 120 und 230 g ausgelegt.

Hearty Rise Skywalker Slow Jigging

Bild: Rainer Korn

Taugt für jedes Gepäck: die 3-teilige Skywalker Slow Jigging von Hearty Rise. Transportlänge: 68 cm!

Die für Rainer optimale Multi stammt wieder von Jigging Master: Die Violent Slow verfügt über eine ultrastabile Schnurführung, fasst trotz kompakter Bauweise sehr viel Schnur und ist extrem robust. Sie ist nicht günstig, aber für den Fachmann erste Wahl. Neu herausgekommen ist die Violent Slow VIP, bei der die Bremsvoreinstellung sogar während des Drills verändert werden kann!

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