Seerosenfelder sind nun wieder völlig ausgebildet. Sie markieren, direkt an der Oberfläche sichtbar, potentielle Hotspots für Karpfen. Denn, das Grün bietet den Fischen alles, was sie brauchen: Schatten, Schutz und Nahrung. Die Montage nah an der Krautkante zu servieren ist daher oft keine schlechte Idee. Auch untertags ist hier eher mit einem Biss zu rechnen als anderswo im See, denn der Weg aus der Deckung zum Köder ist nicht mehr so weit. Mit ein wenig Beifutter lassen sich die Fische oft ein kleines Stück aus dem Dickicht locken. Doch, so hilfreich Seerosenfelder auch sind – sie können das Angeln auch komplizierter gestalten.
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Seerosenfelder ziehen Karpfen magisch an: Sie bedeuten Schatten, Schutz und Nahrung!
Karpfen: Nie zu leicht an der Krautkante!
Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass der Fisch direkt nach dem Biss in die schützende Botanik prescht. Um dennoch im Drill die Oberhand zu behalten, können Sie von vorneherein das Tackle entsprechend auslegen. Kräftigeres Gerät erlaubt eine bessere Kontrolle über den Fisch. Greifen Sie zu einer Karpfenrute ab 3lbs Testkurve, Vorfächer von 25-30lbs Tragkraft, und schalten Sie eine Schlagschnur vor. Speziell für Seerosen kann es auch Sinn ergeben, eine raue 4-Fach-Geflochtene oder eine dicke Variante der drahtigen Berkley Fireline zwischenzuschalten. Wie eine Säge schneiden sich solche Schnüre nämlich viel besser durch das Grün als andere Schnüre. Der Teil der Schnur, mit dem der Fisch im Drill Kontakt bekommt, sollte jedoch besser aus einem anderen Material bestehen, denn die schneidenden Geflechtschnüre können im Drill an den Flanken des Fisches reiben, Schuppen abreißen und den Fisch verletzen.
Gut gehakt ist halb gelandet
Ein guter Hakenhalt ist hier immens wichtig, damit die Fische in einem harten Drill nicht ausschlitzen. Auch bei den Haken darf daher es eine Größe mehr sein – ein Haken der Größe 4 ist ein guter Kompromiss und bietet bereits einen ordentlichen Halt, wenn sich der Greifer gut reindreht. Die Haken sollten, wie immer beim Karpfenangeln, sehr scharf sein, aber auch eine entsprechende Drahtstärke aufweisen, damit sie bei einer kräftigen Flucht in die Rosen nicht aufbiegen. Sehr gute Erfahrungen habe ich für das Chod-Rig mit dem Anaconda Piercer Angle Chod gemacht, der einen hervorragenden Hakenhalt bietet. Generell sind etwas breitere Hakenformen (Wide Gape, Krank) zu empfehlen, denn sie bieten durch den großen Bogen einen guten Halt im Karpfenmaul.
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Die Haken sollten nicht zu dünndrähtig sein und besser etwas größer – Größe 4 bietet bereits einen sehr guten Hakenhalt für harte Drills!
Sicher ist sicher!
Ihr Gerät ist für den „Rosenkrieg“ vorbereitet, jetzt geht es ans Eingemachte. Sie möchten verhindern, dass der Fisch nach dem Biss viel Schnur nimmt, daher empfiehlt es sich, einen eher kräftigen Freilauf einzustellen. Sinn ergibt es auch, gegebenenfalls die Rute zusätzlich zu sichern; beispielsweise mit Snag-Ears, Klammern am Rutengriff – oder einer Klettschlaufe. Außerdem sollten Sie nah bei der Rute sitzen, damit Sie schnell reagieren können. Oft gelingt es so, den Fisch schon abzufangen, bevor er sich weit in den Rosen festsetzt. Beachten Sie außerdem, von welcher Seite Sie das Krautfeld anfischen und suchen Sie immer die direkte Linie – je mehr Schnur ausliegt, desto weiter kann der Fisch sich zur Seite bewegen, selbst ohne Schnur zu nehmen.
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Am besten stellen Sie die Ruten in Ihrer unmittelbaren Nähe auf – so können Sie schnell auf einen Biss reagieren.
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„Snag Ears“, senkrecht nach oben stehende Stifte an den Bissanzeigern, helfen die Rute zu sichern und verhindern, dass sie bei einem Biss gegen einen strammen Freilauf vom Halter gerissen wird. Zusätzlich kann die Rute am Griff noch mit Klammern gesichert werden.
Karpfen an der Krautkante: die „Push and Pull-Taktik“
Sie haben das Rosenfeld direkt angefischt und verwenden kräftiges Gerät. Der Bissanzeiger schreit los. Jetzt kommt der eigentlich kniffelige Teil … nämlich der Drill am und im Dschungel. Wenn Sie Zugriff auf ein Boot haben, dann bietet das nun erhebliche Vorteile. Vom Boot haben Sie eine bessere Kontrolle, Sie sind näher beim Fisch und Sie können den Fisch, selbst wenn er sich im allerschlimmsten Fall unlösbar festschwimmt, zur Not direkt in den Rosen mit dem Kescher abholen.
Vom Ufer heißt es: Erst einmal Ruhe bewahren. Selbst wenn der Fisch bereits tief in den Rosen und die Schnur im ersten Moment komplett „fest“ sein sollte, ist der Kampf noch lange nicht vorbei! Versuchen Sie nun auf keinen Fall einfach mit roher Gewalt zu ziehen, so verlieren Sie viele Fische. Stattdessen wird es Zeit für die „Push-and-Pull-Taktik“: Öffnen Sie den Bügel der Rolle – wenn der Zug von der Schnur weg ist, setzt sich der Karpfen nämlich fast immer reflexartig in Bewegung. Auch hier, an lockerer Schnur, macht sich ein guter Hakenhalt natürlich wieder bezahlt. Der Karpfen schwimmt wieder und die Schnur beginnt sich zu straffen oder abzulaufen: Das ist ihr Moment! Jetzt heißt es „Bügel zu“ und dann hart drillen – solange der Fisch schwimmt, können Sie ihn auch im Kraut meist bewegen und aus den Rosen herausdirigieren. Schwimmt er sich erneut fest, wiederholen Sie das Prozedere. Bewegen Sie den Fisch bestimmt, aber mit Ruhe durch das Kraut. Das kann durchaus eine Weile dauern – aber Hektik ist hier fehl am Platz! Haben Sie den Fisch schließlich am Rand des Rosenfeldes, versuchen Sie ihn davon abzuhalten, wieder hinein zu schwimmen. Auch hierbei kommt das kräftigere Gerät zum Zug.
Bleilos zum Fisch
Bei Festbleimontagen für Karpfen kommen nicht selten schwere Gewichte zum Einsatz, doch das kann einem besonders an der Krautkante auch zum Verhängnis werden. Gerade im dichten Seerosen-Dschungel behindert ein schweres Blei den Drill: Es zieht den Fisch und die Schnur tief in die Botanik und bleibt gerne an den Stängeln hängen. Beim Fischen an der Krautkante ist es daher auch immer eine Überlegung wert, Systeme einzusetzen, die das Blei im Drill freigeben. Der Kontakt zum Fisch ist so viel direkter und der Karpfen lässt sich einfacher durch den Dschungel bugsieren. An Helikopter-Montagen ist das „Heli-Safe“ von Korda sehr praktisch, das erst unter Spannung im Drill einen Mechanismus öffnet, der dann das Blei freigibt.
Auch die klassische Safety-Clip-Montage ist eine gute Option. Beim Safety-Clip wird das Blei über eine Gummikappe am Clip gesichert. Den Auslösewiderstand stellen Sie ein, indem Sie die Gummikappe mehr oder weniger weit auf den Clip schieben – je weiter der Gummi auf dem Clip sitzt, desto höher der Auslösewiderstand. Damit das Blei schnell freigegeben wird, schieben Sie den Gummi am besten nur etwa bis zur Hälfte auf den Clip. Da bei diesen Montagen das Blei natürlich im Regelfall verloren geht, ergibt es Sinn, umweltfreundliche Alternativen zu verwenden – etwa Steingewichte, so wird das Gewässer nicht unnötig mit Schwermetall belastet und auch der Geldbeutel geschont.
Bild: F. Pippardt
Der Heli-Safe von Korda kann so eingestellt werden, dass das Blei unter Belastung im Drill ausgeklinkt wird – ein erheblicher Vorteil, wenn Sie die Fische im Kraut drillen.
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