Die Zähne sind nach Einschätzung vieler Evolutionsbiologen einer der Hauptgründe für die Erfolgsgeschichte aller Wirbeltiere. Zahlreiche Arten an Land besitzen Zähne, doch ihren Ursprung haben sie im Wasser. Fische haben als erste Tiere überhaupt Zähne ausgebildet. Noch heute sind Fischzähne bei vielen Spezies fast unverändert geblieben!
Wie haben sich Fischzähne entwickelt?
Die Entwicklung der Fischzähne begann in den Kieferknochen. Dort bildeten sich im Laufe der Evolution spitze, harte Kegel aus, die es den Fischen erleichterten, Beute zu greifen und festzuhalten. Bald war dieses Vorteil für das Überleben so entscheidend, dass die Fischzähne immer größer und kräftiger wurden! So entwickelten sich daraus im Laufe der Zeit Werkzeuge zum Zerkleinern, Zerquetschen oder gar Vermahlen von Nahrung. Bei den heutigen Fischen findet man ein weites Spektrum von Funktionen, das mit dem „Konstruktionsprinzip Zahn“ möglich wurde.
Raubfische halten Beute mit Zähnen fest
Diese urtümliche Form der Zähne lässt sich heute noch bei vielen Raubfischen finden, selbst Hunderte von Jahrmillionen später. So hat ein Hecht zum Beispiel Kiefer, die gespickt sind mit fast 1.000 nadelspitzen Zähnen. Damit hält er Beute fest, bis er sich verschlucken kann. Da Fische keine Hände haben, sind ihre Kiefer die Haltewerkzeuge. Fische mit so einer Zahnausstattung können aber nur Beute fressen, die unzerkleinert durch ihren Schlund passt.
Scharfe Zähne, die ein „Portionieren“, als Zerkauen der Beute erlauben, findet man bei unseren heimischen Fischen nicht. Zum Glück vielleicht! Zähne dieser Art hat die Natur zum Beispiel bei Haien und den Piranhas hervorgebracht. Es gibt sogar Haie, die darauf spezialisiert sind, kleine Fleischstücke aus großen Meeressäugern wie Robben und Walen herauszubeißen. Einer dieser Fleischdiebe wird „Cookie-Cutter“ (Kekse-Stanzer) genannt, weil er kreisrunde Löcher im Walspeck hinterlässt. Ein anderer kurioser Fisch ist die Sträflings-Meerbrasse: Sie hat beinahe menschliche Zähne, die sie verwendet, um zum Beispiel Muscheln aufzubrechen.
Bürsten- und Schlundzähne
Eine weit verbreitete Zahnvariante sind die so genannten Hechel- oder Bürstenzähnchen, wie wir sie beim Barsch, der Quappe oder dem Wels sehen können. Es sind Felder von kleinen bis winzigen Hakenzähnchen, die eine raue Oberfläche bilden, mit der Beute ebenfalls festgehalten werden kann. Fischarten mit dieser Zahnform haben ihre Jagdmethode auf einen Sog durch weites Aufreißen des Mauls ausgerichtet. Beim Einsaugen der Beute würden große, lange Zähne nur stören.
Eine ungewohnte Zahnform sind die Schlundzähne der Karpfenfische. Ihre Form ist charakteristisch für jede Art und erlaubt auch bei eng verwandten und ähnlichen Arten eine klare Bestimmung. Benutzt werden sie zum Zerkleinern von Pflanzen und zum Knacken von hartschaliger Beute wie Muscheln und Krebsen.
Bei vielen Raubfischen sind nicht nur die Kiefer mit Zähnen ausgestattet, sondern die ganze Mundhöhle. Man findet Fischzähne auf den Gaumenplatten, auf den Kiemenbögen und der Zunge. Bei den Salmoniden ist die Bezahnung des Gaumens, insbesondere des so genannten Pflugscharbeins, eine zuverlässige Methode zur Bestimmung der Art.
Fische wechseln ihre Zähne stetig
Die Fische haben im Gegensatz zu uns Menschen einen stetigen Zahnwechsel. Abgenutzte Zähne fallen aus und werden ersetzt. Dieser Wechsel findet bis ans Lebensende eines Fisches statt. Die Kiefer sind besetzt mit Zähnen unterschiedlichen Alters und zwar in einem Muster, das stets die Funktion des Gebisses gewährleistet.
Ein Raubfisch ohne Zähne hat nämlich Mühe, seine Beute festzuhalten und wird sich nicht erfolgreich fortpflanzen, weil er bis dahin längst verhungert ist. Also hat die Evolution jene Fische begünstigt, die ihre Zähne „schlau“ wechseln. Dass Hechte im Sommer ihre Zähne erneuern und deshalb nichts fressen, ist also ein Märchen.