Im Spätsommer und auch noch im frühen Herbst herrschen für die Suche nach Barschen an der Müritz beste Bedingungen. Die Tage sind noch verhältnismäßig lang, und der Bootsverkehr wird merklich geringer. Man hat seine Ruhe am größten See Deutschlands.Wer jetzt das Barsch-Glück der Müritz sucht, muss jedoch mobil sein und seine Strategie den unterschiedlichen Zonen anpassen. Denn die Barsche sind in verschiedenen Gewässerzonen aktiv. Doch keine Sorge, wir haben eine Karte mit den besten Stellen vorbereitet.
Voraussetzung für die Barschsuche sind auf der Müritz neben einem motorisierten Boot ein Echolot sowie eine Gewässerkarte. Letztere ist gerade ohne Vorkenntnisse der weiten Flächen unerlässlich. Glücklicherweise gibt es im kostenfreien Servicebereich der Müritzfischer auch Karten zum Download für ihr Endgerät oder zum Ausdrucken (Link siehe Infobox). Kleiner Tipp: Drucken Sie die Karte zuhause aus und laminieren Sie diese. Die können Sie in Kopiershops machen lassen. Dann bleibt die Karte trocken und weicht an Bord nicht auf.
Boote vor Ort, Angelkarten sogar online
Mietboote gibt es an diversen Orten rund um den See, wie an der Marina in Eldenburg, aber auch in Klink und Röbel. Wer sein eigenes Boot mitbringt, kann es beispielsweise an der Marina in Eldenburg oder Röbel slippen. Besonders praktisch: Die Angelkarte lässt sich nicht nur in den Angelgeschäften vor Ort, sondern auch online kaufen (Link siehe Infobox).
Sobald die Angel- und Gewässerkarte bereitliegen, die Ruten im Boot verstaut sind und der Außenborder gestartet ist, geht’s los. Weite Teile der Müritz sind sehr flach. So findet sich am gesamten Ostufer eine ausgedehnte Flachwasserzone (in der Karte Stelle 1).
Auch vor dem sogenannten Binnensee, der in südliche Richtung bis nach Röbel führt, befinden sich größere Flachwasserstellen (Stelle 2). Ein Beispiel sind auch der Uferbereich zwischen Marienfelde und der Sietower Bucht oder der Bereich rund um die Vogelschutzinsel Baben Schwerin (Stellen 3 und 5).Sehr interessant sind auch zwei Stellen in der sogenannten Binnenmüritz! In südwestlicher Richtung, unweit von der tiefsten Stelle der gesamten Müritz, erheben sich zwei flache Barschberge (in der Karte oben mit b1 und b2 markiert).
Und nicht zuletzt befinden sich mitten auf dem Hauptsee, im Bereich um die Seemitte (gut zu erkennen an der Betonnung) die Stelle 4. Auch diese ist sehr heiß für uns Barschangler! Außerdem befinden sich vor Ludorf große Flachwasserbereiche. Diese erstrecken sich über weite Flächen, mit konstanten Wassertiefen zwischen 2 und 4 Metern und werden aber auch immer wieder von Erhebungen durchzogen, die dann bis dicht unter das Boot reichen können.
Die Technik des Driftens vor dem Wind
Auf der Suche nach aktiven Barschen kommt uns die Erlaubnis zum Driftfischen auf der Müritz entgegen. Das ist bei geringen Windstärken von 1 bis 2 bei einem Boot mit wenig Angriffsfläche (also zum Beispiel ohne Kajüte oder großem Spritzwasserschutz am Steuerstand) sehr gut ohne Driftsack möglich.
Bei Windstärke 3 bis 4 allerdings muss mindestens ein Driftsack her, der idealerweise am Bug des Bootes befestigt wird, damit sich unser Boot schon mit der Spitze zum Wind ausrichtet. Zum Heck raus können wir dann in die Andrift werfen. Hier hat es sich bewährt, nicht schnurstracks geradeheraus, sondern leicht versetzt nach Steuer- oder Backboard in die Andrift zu werfen. So driftet das Boot beim Zurückführen des Köders nicht direkt auf den Köder, sondern seitlich an ihm vorbei.
Scheuchwirkung des Bootes beim Barschangeln vermeiden
Wer einen größeren Hotspot ausgemacht hat, sollte Folgendes bedenken: Idealerweise sollte die Drift immer so angesetzt werden, dass man nicht direkt auf den Hotspot zudriftet, sondern am besten leicht versetzt an dem Hotspot entlang. So ist die Scheuchwirkung des Boots geringer und man kann den Spot immer wieder gezielt anwerfen, während das Boot langsam an ihm vorbeitreibt. Ab Windstärke 4 ist entspanntes Bootsangeln nicht mehr möglich. Die Müritz ist wirklich groß, und Wellen bauen sich hier schnell auf! Die Sicherheit sollte immer vor dem Angelerlebnis stehen!
Zwischen den Pflanzen habe ich häufiger als in tieferen Wasserschichten bessere Einzelfische fangen können. Mit Glück gehen hier auch 40+ Fische an den Haken!
Die besten Barsche konnte ich mit größeren Spinnern (Größe 4 im Silber-Dekor) fangen. Besonders die abendlichen Dämmerungsphasen sind für den Spinner besonders gut. Bei dieser Angelei hat sich bei mir ein dünnes Stahlvorfach statt einem Mono/Fluorocarbon-Leader bewährt. Das hat zwei Gründe: Zum einen lässt sich der Drilling des Spinners so sicherer aus dem Pflanzendickicht herausreißen, wenn er mal festhängt. Zum anderen wird gerade ein größerer Spinner immer wieder auch von halbstarken Krauthechten attackiert.
Wobbler twitchen und Softjerks
Eine weitere bewährte Fangmethode ist das Twitchen von laubenähnlichen Wobblern. Hier ist es ratsam, ein flach laufendes Wobblermodell zu wählen. Sonst schießt der Wobbler häufig ins Kraut und verfängt sich mit den Drillingen. Barsche lieben Lauben – und diese Köderführung!
Sehr interessant ist auch das Fischen mit dem Softjerk an der Oberfläche. An windstillen Tagen fangen diese Oberflächenköder sehr gut und bieten eine spannende Fischerei! Sebastian Paetsch von den Müritzfischern hat mir das vor einigen Jahren eindrucksvoll gezeigt: Leichte Rute (im 10 Gramm-Bereich), freie Monoleine, Softjerk (maximal lang wie ein kleiner Finger) am Einzelhaken (kein Offset!). Das war’s.
Die Kunst ist es, den Softjerk immer so zu führen, dass die Spitze des Gummiköders stetig die Wasseroberfläche durchbricht. Diese Angelei ist nicht einfach und die Fische springen nicht immer auf diese Führung an. Aber der Spaßfaktor ist enorm hoch! Ein Anschlag ist bei dieser Angelart nicht nötig. Wer beim ersten Schwall eines Barsches an der Oberfläche anschlägt, reißt dem Räuber den Softjerk häufig aus dem Maul. Besser ist es, im gleichen Tempo weiterzukurbeln und zu warten, bis man das Gewicht des Fisches in der Rute spürt. Bei einem scharfen, freistehenden Haken am Köder hakt der Barsch sich in der Regel selbst.
Dropshot ist perfekt für die Scharkante
Die Zone von flachem, verkrautetem Wasser mit abfallendem Grund ins tiefe Wasser ist ein weiterer fangträchtiger Bereich. Solche Stellen liegen zum Beispiel im abfallenden Bereich des Steinhorns (Stellen 6 und 7), rund um die Kanten der Krautberge in der Seemitte (gut an den Untiefentonnen zu erkennen, Stelle 9) oder auch vor Klink (Stelle 8), sowie genau gegenüber, an den Kanten zum Flachwasserbereich des Ostufers.
In dieser Wasserzone zwischen 4 und 8 Meter Tiefe ist die Angelei mit dem Dropshot-Rig sehr effektiv. Dies hat verschiedene Gründe. Zum einen ist diese Montage ideal, um zwei Köder zu fischen. So lässt sich zum Beispiel bei einem fertigen Dropshop-Rig sehr einfach das Blei am Ende gegen einen leichten Barschpilker oder einen Jig-Spinner austauschen. Die Pilker sollten 10 bis 20 Gramm schwer sein, bei schneller Drift auch gerne bis 40 Gramm.
Mit dieser Doppelködermontage lassen sich dann prima weite Wasserflächen absuchen und dabei auch noch der Futterneid der Barsche wecken. Da die Wassertiefe in dieser Übergangszone noch überschaubar ist, ist das Risiko, an den Fischen vorbeizuangeln, gering. Die Technik funktioniert übrigens besonders gut, wenn das Echolot immer wieder vorbeiziehende, kleine Fischgruppen anzeigt. Da sind häufig auch aktive Barsche auf der Suche nach Futter dabei.
Ordentliches Barschangeln? Kein Problem!
An guten Tagen lassen sich so schnell mehrere Barsche fangen! Immer wieder werden dabei beide montierten Köder parallel attackiert, oder es folgt zeitlich dicht nach dem ersten Rucken in der Rute ein weiterer Biss. Die durchschnittliche Größe der gefangenen Fische liegt hierbei zwischen 20 und 25 Zentimeter. Für die Küche sind so schnell ein paar maßige Fische gefangen.
Übrigens: Wenn es während der Drift des Boots langsam die Kante herauf geht, und sich die ersten Kraut- und Muschelfelder bemerkbar machen, wechsle ich auf eine Dropshotmontage mit Blei und einem Einzelköder. So minimiert sich die Hängergefahr. Bei der Drift mit dem Dropshot-Rig gehören übrigens Bleigewichte bis 40 Gramm in die Köderbox. So lässt sich auch bei stärkerer Drift noch fangen, und die Montage treibt nicht zu schnell auf.
Das Carolina-Rig wurmt den Barsch richtig
Wenn alle Kunstköder versagen, ist als weitere Variante ein Wurm am Carolina-Rig eine gute Köderwahl. Diese lässt sich insbesondere bei sehr geringer Drift (bis Windstärke 1) auch ohne Anker noch gefühlvoll die Kanten der Übergangszone grundnah entlangzupfen.
Damit der Wurm bei weiten Würfen nicht ständig auf den Hakenschenkel rutscht, hat es sich bei dieser Technik bewährt, ihn nach dem Aufziehen auf den Haken ein Stück über das Hakenöhr und den Knoten hinaus auf die Hauptschnur zu schieben. Das Rig und eine Dose Würmer sind also die Rettung für schwierige Tage – die an der Müritz zum Glück selten sind.
Barsche an der Müritz im Rausch der Tiefe
Die Müritz hat an verschiedenen Stellen tiefe Rinnen, die bis auf 15 Meter und tiefer abfallen. Solche Stellen finden sich beispielsweise vor der Sietower Bucht (Stelle 10) , vor Klink oder auch mitten im See im Bereich um den sogenannten Deep Wolldüp (Stelle 12). Hier geht es sogar bis auf 21 Meter runter!
In diesen Tiefenwasserzonen ist die Wassersäule entsprechend größer, als im Flachwasser oder Übergangsbereich. Die Beutefischschwärme der Barsche und damit die Barsche auch selbst haben hier also horizontal und vertikal einen viel größeren Bewegungsradius. Somit ist es umso wichtiger, dass unser Köder beim Fischen in diesem Gewässerbereich auffällt. Immer wieder zum Erfolg hat mir der klassische Barschpilker verholfen.
Der lässt sich auch in tiefem Wasser, wie oben beschrieben, sehr gut mit einer Dropshot-Montage kombinieren. Wichtig ist es, den Barschpilker im Freiwasser aktiv, also beim vertikalen Fischen immer wieder mit starken Rucken aus dem Grundbereich nach oben zu pilken. Und auch beim Spinnfischen sollten immer Pausen, gefolgt von Rucken über die Rute, dafür sorgen, dass der Köder aus der ruhigen Laufbahn ausbricht.
Das Motto beim Barschangeln lautet: Auffallen um jeden Preis
Gut funktioniert aber auch ein sehr „zappelig“ geführter No Action-Shad, am bewusst überbleiten Jigkopf. Dadurch schießt der Köder sehr schnell durch die Wassersäule. Bei Rucken über die Rute führt das schwere Gewicht außerdem nach dem Anjiggen dazu, dass der Kopf des Gummifisches schnell wieder nach unten ausbricht. So wird der Köderlauf sehr auffallend, was an manchen Tagen gute Fische bringen kann.
Und noch ein Tipp für das Fischen im tiefen Wasser: Wenn Barsche auf dem Echolot grundnah zu sehen sind, empfiehlt es sich, den Grund mit dem Carolina Rig abzuklopfen.
Das funktioniert hervorragend mit Naturködern, wie Würmern oder Fischfetzen. Das Bulletweight schlägt bei dieser Methode auf den Boden auf, um neugierige Barsche anzulocken. Der Köder am etwa 30 Zentimeter langen Vorfach dahinter sackt dann langsam nach – ein verführerischer Happen für die neugierig gewordenen Stachelritter. Wichtig ist, das Blei immer wieder mit kurzen, schnellen Hebebewegungen nach oben zu ziehen, um es dann wieder auf den Grund fallen und „klopfen” zu lassen.
Wenn die Fischechos auf dem Display von Barschen stammen, werden Sie früher oder später ein Zuppeln in der Rutenspitze spüren und schnell den ersten Tiefenbarsch ins Boot heben. Damit Sie diese Methode noch mit moderaten Bleigewichten zwischen 20 und 30 Gramm konzentriert am Grund ausüben können, ist allerdings eine geringe Windstärke von maximal Stärke 2 wichtig. Andernfalls müssen Sie zum Driftsack greifen, oder an besonders erfolgreichen Stellen den Anker setzen.
Der BLINKER ist Ihr Müritzguide
Das waren jetzt sicher sehr viele Informationen auf einmal, ich weiß, Doch wenn Sie an die Müritz fahren, dann werden diese Ihnen dabei helfen, viele schöne Müritz-Barsche zu fangen. Am besten, Sie nehmen diese Ausgabe des BLINKER mit. Dann können Sie vor Ort nochmals nachlesen, wie Sie an Angelkarten und Boote kommen, wo die Barsche stehen und wie Sie diese fangen.
Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Angelei auf die Barsche an der Müritz!
Müritz KompaktINFORMATION Angelkartenpreise: Online Angelkarten: Bestimmungen: Bootsangeln: Kontakt zum Hafenmeister unter: Telefon des Hafenmeisters: Gewässerkarten |
Dieser Artikel erschien im Blinker 07/20. Weitere spannende Artikel, Reportagen und Praxistipps gibt es täglich auf Blinker.de und monatlich im Heft. |