Was ist Hochseeangeln?
Hochseeangeln bezeichnet die Angelei auf offener See in der Regel ab einer Entfernung von mehreren Seemeilen vom Ufer. Je nach Revier stehen bei dieser Art des Angelns verschiedene Zielfische und Techniken auf dem Programm. Das können in Skandinavien etwa Dorsche und Seelachse sein, in anderen Revieren trifft man auf dem offenen Meer beim Big Game Angeln auf die kampfstärksten Gegner der See, etwa Marline, Thunfische und Wahoos.

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Neben besonderen Zielfischen ist es auch die totale Abgeschiedenheit, die das Angeln auf hoher See so spannend macht!
Hochsee: Warum Angeln auf dem offenen Meer?
- Große Fische: Oftmals sind weit von der Küste entfernte Spots weniger stark befischt. Dadurch findet man dort im Schnitt oft größere Fische. Auch bestimmte, fischreiche Strukturen, wie Unterwasserberge findet man teilweise sehr weit auf dem Meer, wo diese im ansonsten kargen offenen Meer besonders anziehend auf viele Fischarten sind. Viele der echten Meeresriesen wie Thunfisch und Marlin findet man zudem fast ausschließlich auf dem offenen Meer.
- Naturerlebnis: Die Weite des Meeres, die Ruhe und Abgeschiedenheit, die frische Brise und die Tierwelt machen das Hochseeangeln zu einem einzigartigen Naturerlebnis. Wer weit auf das offene Meer fährt, hat oft die Chance beim Angeln besondere Erlebnisse zu machen und spannende Tierarten, beispielsweise Wale, Delfine, Meeresschildkröten oder Haie in Natura zu sehen.
- Gemeinschaft und Spaß: Eine Ausfahrt mit einem Boot auf hoher See ist ein spannendes Erlebnis in der Gruppe.
- Abenteuer und Herausforderug: In einem Boot auf dem offenen Meer kapitalen Zielfischen nachzustellen ist ein Abenteuer. Die Drills mit den kampfstarken Fischen der Hochsee sind eine echte Herausforderung für Angler und Gerät.
- Auch für Anfänger: Wer eine professionelle Ausfahrt mit einem Boot zum Hochseeangeln bucht, bekommt in der Regel sämtliches benötigtes Gerät gestellt und bei Bedarf steht eine professionelle Crew mit Rat und Tat zur Seite. Somit können auch Anfänger diese Art des Angelns problemlos einmal ausprobieren.

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Sogar die echten Giganten unter den Hochseefischen, wie Marlin und Blauflossenthun findet man in europäischen Gewässern!
Die wichtigsten Reviere für das Hochseeangeln in Europa
Um beim Hochseeangeln erfolgreich zu sein, muss man nicht einmal weit aus Europa hinaus. Einige spannende Reviere befinden sich fast direkt vor unserer Haustüre:
1.Nordsee
Die Nordsee ist eines der beliebtesten Reviere für das Hochseeangeln in Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und Skandinavien. Hier sind Dorsch, Köhler und Seelachse die Hauptzielfische. In letzter Zeit werden auch immer mehr Blauflossen-Thunfische aus der Nordsee gemeldet.
2. Ostsee
Obwohl die Ostsee eher flach ist, bietet sie dennoch gute Möglichkeiten zum Hochseeangeln. Während das Angeln auf Dorsch mittlerweile verboten ist, ist die Ostsee nach wie vor ein gutes Revier zum gezielten Angeln auf die weltgrößten Lachse, die hier bis über 20kg schwer werden.
3. Nordatlantik
Vor den Küsten Norwegens, Englands und Schottlands erstreckt sich ein riesiges Angelrevier. In den letzten Jahren nahm vor der englischen Küste vor allem das Angeln auf Blauflossen-Thunfische wieder stark an Fahrt auf. Die Boliden kommen nach einer langen Zeit der Abwesenheit heute im nördlichen Atlantik wieder in beeindruckenden Stückzahlen und sehr guten Durchschnittsgewichten vor.
4. Mittelmeer
Im Mittelmeer, in der Adria, vor Valencia, den Balearen und dem Ebro-Delta sind es vor allem Blauflossen-Thunfische, die beim Hochseeangeln gezielt befischt werden. Saisonal und je nach Revier stehen aber auch andere Zielfische auf dem Programm, etwa Albacore-Thunfisch, Mahi Mahi, Schwertfisch, Mittelmeer-Speerfisch, Amberjack oder Leerfish.
5. Ostatlantik
Oft vergisst man, wie weit sich Europa erstreckt. Gerade im Ostatlantik befinden sich zahlreiche echte Perlen für das Hochseeangeln. Die Küste Marokkos, Portugals und insbesondere die Inseln Azoren, Madeira und die Kanaren sind schnell erreicht. Die Inseln gehören zu den besten Big Game Revieren weltweit! In diesen subtropischen Revieren warten beim Angeln auf der Hochsee Blaue und Weiße Marline, Thunfische und Wahoos, sowie Amber-, Almaco-Jacks und einige mehr.

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Die subtropischen Gewässer vor den Kanarischen Inseln sind ein Top-Revier für das Hochseeangeln!
Tipps für erfolgreiches Hochseeangeln
- Ausrüstung: Das Angeln auf Hochseeräuber erfordert hochwertiges Gerät, denn die Boliden auf dem offenen Meer sind schnelle Schwimmer und kämpfen enorm hart. Besonders wichtig ist die verwendete Rolle, die immer genug Schnur für den Zielfisch fassen und eine hervorragende Bremse haben sollte.
- Köderwahl: Je nach Revier kommen beim Hochseeangeln verschiedene Köder zum Einsatz. In Skandinavien auf Dorsch, Seelachs und Heilbutt kommen auch auf hoher See typische Kunst- und Naturköder an die Schnur, etwa Köderfische, Pilker und Gummifische. Im Mittelmeer ist beim Angeln auf Thunfische das sogenannte „Chumming“ sehr beliebt. Hier wird vom driftenden Boot mit Sardinen angefüttert und geangelt. Eine weitere sehr beliebte und erfolgreiche Methode beim Hochseeangeln– zum Beispiel auf Marline und Wahoos ist das Schleppangeln (oder Trolling genannt). Hier kommen klassische Big Game Schleppköder mit Fransen oder verschiedene Wobbler zum Einsatz.
- Wetter und Gezeiten: Gerade beim Angeln auf dem offenen Meer sollte Sicherheit an erster Stelle stehen. Beachten Sie die Wettervorhersage, bevor Sie sich auf das Meer wagen. Der Mondzyklus und die Gezeiten beeinflussen das Fischverhalten und können einen großen Unterschied ausmachen.
- Fischereischein und Vorschriften: Achten Sie auf die geltenden Angelbestimmungen, Schonzeiten und Fanglimits in Ihrem Revier. Wer Hochseefische (wie Blauflossen-Thunfische) auf eigene Faust beangeln möchte, braucht dafür in der Regel eine spezielle Lizenz. In der kroatischen Adria beispielsweise dürfen Privatpersonen ohne Berufsfischer-Lizenz Thunfische etwa nur im Catch-und-Release beangeln (hierfür ist dennoch eine gesonderte Lizenz nötig!). Informieren Sie sich daher vor dem Angeln über die geltenden Regeln. Wenn Sie sich an einen professionellen Charter wenden, ist die Lizenzfrage im Regelfall von vorneherein geklärt.
- Teamwork: Hochseeangeln bedeutet Teamwork. Meist wird mit vielen Ruten gleichzeitig geangelt, das erfordert Koordination. Hat an der Rute erstmal ein großer Fisch zugelangt, ist auch bei Drill und Landung meist Teamwork gefragt.
- Geduld und Ausdauer: Auch auf dem offenen Meer springen einem die Fische nicht ins Boot. Doch die Geduld zahlt sich aus, wenn erst einmal die Bremse der großen Multirolle losschreit und ein kapitaler Hochseeräuber Schnur von der Rolle zerrt.

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Für die Giganten des offenen Meeres kommt besonders kräftiges Gerät zum Einsatz. diese 130lb-Ruten sind für den Fang von Marlin und Thunfisch ausgelegt.

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Solche Fransenköder sind die Klassiker beim Hochseeangeln, Sie laufen an der Oberfläche und ziehen eine Blasenspur hinter sich her.
Hochseeangeln Gerät: Big Game Tackle
Beim Hochseeangeln wird spezielles Gerät verwendet. Die Ruten sind meist kurz und sehr kräftig. Als Rollen kommen fast ausschließlich Multirollen zum Einsatz, da diese den hohen auftretenden Kräften beim Hochseeangeln am besten widerstehen können.
Big Game Gerät: Schnurklassen
Während im Süßwasser Ruten anhand des Wurfgewichts eingeteilt werden, erfolgt die Kategorisierung beim Big Game Angeln in Schnurklassen. Die Schnurklasse in lb beschreibt das Gewicht, dass an die Rute gehängt werden muss, damit sie sich im 90°-Winkel biegt (1lb = 453g). Eine Rute wird im Regelfall mit einer Multirolle derselben Schnurklasse kombiniert. Leichte Schnurklassen (2–30 lb), wie sie auch beim Angeln in Norwegen zum Einsatz kommen, lassen sich auch ohne Kampf- oder Schultergurt noch gut handhaben.
Beim Angeln auf größere Zielfische kommen aber nicht selten Schnurklassen von 50, 80 oder gar 130lb zum Einsatz. Dieses schwere Gerät wird im Drill meist mit einem Bauch- und Schultergurt gefischt – oder sogar einem fest im Boot installierten Kampfstuhl!

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Um den Drill besonders starker Gegner zu erleichtern, kommen beim Hochseeangeln Bauch- und Schultergurte – oder wie hier, ein Kampfstuhl zum Einsatz.
Angeln auf der Hochsee: Rute und Rolle
Big Game Rollen: Robuste Arbeitstiere
Während man in heimischen Gewässern mit 100 oder 200m Schnur oft bereits mehr als ausreichend Leine auf der Rolle hat, reicht das für kampfstarke Hochseefische selten aus. Mindestens 300-400 m dürfen es beim leichteren Hochseeangeln schon sein. Beim gezielten Angeln auf Marlin und Thunfisch sind häufig auch 500-1000m Schnur auf der Rolle. Man darf nie vergessen, dass manche Zielfische mehrere hundert Kilo wiegen und bei ihrer ersten Flucht problemlos einige hundert Meter Schnur von der Rolle ziehen können!
Um den enormen Belastungen (Schleppen mit großen Ködern, salzige Luft, kapitale Zielfische) standzuhalten, kommen beim Hochseeangeln und besonders beim Big Game nur hochwertige Multirollen zum Einsatz. Meist sind dies Vollmetall-Modelle ohne Schnurführung mit Schiebebremse. Da beim Big Game in der Regel mit Bauch und Schultergurt oder Kampfstuhl gedrillt wird (die Rute muss dabei nicht mit der Hand gehalten werden), haben sich hier Rechtshand-Multirollen durchgesetzt. Das kommt daher, dass die meisten Angler Rechtshänder sind und daher mit der rechten Hand kräftiger kurbeln können (Stichwort „Cranking Power“). Die Rute wird während des Drills mit der Linken Hand auf der Rolle abgestützt, damit sie im Falle eines Schnurbruchs unter großer Belastung nicht zurückschnellen kann.

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Rollen müssen beim Hochseeangeln großen Belastungen standhalten, daher kommen meist robuste Vollmetall-Multis mit Schiebebremse zum Einsatz.
Die passende Rute für das Hochseeangeln
Hochseeruten sind oft sehr kurz: „Stand-Up“-Modelle zum Drillen im Stehen ohne Kampfstuhl sind meist nur 1,65–1,80m lang. Klassische Big Game Ruten sind mit ca. 2,10 ein wenig länger. Sämtliche Big Game Ruten haben einen Kreuzabschluss für die Verwendung von Kampfgurten und zum sicheren Abstellen der Ruten im Halter an Bord. An schweren Ruten ab 50 lb Schnurklasse findet man auch gebogene Handteile (Sog. Bent Butts). Diese „Griffe mit dem Knick“ verbessern den Winkel für den Angler im Drill und erlauben ein einfacheres Handling mehrerer Ruten im Halter auf dem Boot.

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Hochseeruten sind wegen des kürzeren Hebels meist kurz, schwere Ruten gibt es außerdem auch mit einem „Knick“ im Rutengriff. Diese „Bent Butt“-Ruten sollen den Drill und das Handling im Rutenhalter nochmals erleichtern.
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