Tipps zum Angeln mit der toten Rute

Doppeltes Spiel: Mit einer Rute wird aktiv geangelt, die zweite Rute liegt mit einem Naturköder bestückt im Rutenständer.

Stephan Gockel hat neben seiner Spinnrute, mit der er aktiv angelt, häufig eine zweite Rute dabei. Dieser Joker wartet im Rutenständer darauf, dass sich ein Fisch den Köder schnappt.

Eine zweite Rute, deren Köder nicht aktiv bewegt wird, bezeichnet man als „tote“ Rute. Beim Bootsangeln ist das in der Regel die Joker-Rute. Allerdings gibt es auch Taktiken beim Uferangeln, bei denen eine zweite abgelegte Rute neben der Spinnrute durchaus Sinn macht. An manchen Tagen ist der passiv gefischte Köder sogar dem aktiv gezupften überlegen.

Doppeltes Spiel: Mit einer Rute wird aktiv geangelt, die zweite Rute liegt mit einem Naturköder bestückt im Rutenständer.

Beim Spinnfischen auf Barsche zum Beispiel kann eine Posenrute mit einem fetten Tauwurm, in einem Meter Tiefe angeboten, ein wahrer Fänger sein. Dazu zieht man den Spinnköder beim Einholen immer am Wurm vorbei. Barsche verfolgen öfter als wir denken unsere Spinnköder, entscheiden sich aber schließlich doch dagegen, zuzupacken. Manchmal stehen die Stachelflosser an solchen Tagen eher auf Naturköder. Ein Tauwurm passt dann exakt in ihr Beuteschema. Eine fast sichere Sache, Leben in die tote Rute zu bekommen, ist es, wenn man es schafft, einen Barsch im Drill am Wurm vorbei zu manövrieren. Denn die futterneidischen Artgenossen verfolgen den gehakten Kollegen, um ihm vielleicht doch noch die Beute abzujagen. Barsche sind manchmal seltsam: Erst zieren sie sich, um dann, wenn einer am Haken hängt, jegliche Scheu zu verlieren und vor Futterneid alles zu verschlingen, was ihnen vors Maul kommt.

Vertikal mit toter Rute

Vom Boot aus gibt es weitere Varianten der toten Rute. Zwar kann man auch hier die Posenmontage mit Naturköder einsetzen, doch als Vertikalrute, in den Ständer gestellt, hat sich die tote Rute besser bewährt. Sie muss so positioniert werden, dass man sie bei einem Biss möglichst schnell greifen kann. Meist ruckt die Rutenspitze aus dem Nichts heraus. Und weil beim Vertikalangeln die Bootsgeschwindigkeit zu gering ist, dass sich der Fisch selber hakt, muss ein schneller Anhieb gesetzt werden.

Zweithand-Rute: Zwei Ruten im Boot verdoppeln im besten Fall die Fangchancen. Hier hat Stephan Gockel richtig „Leben“ in der „toten“ Rute.

Außerdem ist es von Vorteil, wenn die tote Rute im Ständer länger ist als die aktiv gefischte Rute, damit es keinen Schnursalat gibt. Ein zweiter Ständer, in dem man die aktiv gefischte Rute ablegen kann, wenn es an der toten Rute beißt, verhindert, dass die Rute planlos abgelegt und beschädigt wird.

Fängige Methoden

Ich selber fische die Zusatzrute mit zwei Montagen: entweder klassisch, einfach mit einem Gummifisch am Bleikopf oder als Dropshot-Montage, die ich in mittlerer Entfernung hinter dem Boot herschleife. Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile. So muss man bei einem hindernisreichen Grund mit deutlich mehr Hängern beim Dropshot rechnen. Bei der Bleikopf-Variante weiß man dagegen nie genau, wie weit man gerade über Grund angelt.

Schwer zum Erfolg: Wer mit der „toten“ Rute vertikal angelt, braucht unter sonst gleichen Verhältnissen schwerere Bleiköpfe als beim Angeln mit der Handrute.

Ein wenig Abhilfe gegen die Hänger bei der Dropshot-Montage bringt eine längliche Bleiform, die sich nicht so schnell zwischen den Hindernissen verkeilt wie eine kompakte Kugelform. Ein Stabblei oder auch ein Nagel verhindern aufgrund ihrer Form einige Hänger, haben aber auch den Nachteil, dass sie lange nicht so verlockend einen Abhang hinunter rollen und den Köder so verführerisch zum Leben erwecken wie ein Kugelblei. Mit einem Gummiköder am Bleikopf ist das Angeln wesentlich direkter, da er fast unter dem Boot läuft und im Verhältnis weniger Schnur draußen ist als bei der Dropshot-Montage. Allerdings funktioniert der Bleikopf nur, wenn der Gewässerboden relativ glatt ist und sich die Tiefe nicht alle paar Meter verändert.

Über dem Grund auf Hecht

Auch als Joker auf Hecht ist die zweite Rute durchaus brauchbar. Ein Stahlvorfach und ein größerer Köder, den man an der passiven Rute fischt, haben schon häufiger für eine dicke Hechtdame an Bord gesorgt. Der Hechtköder darf auch gerne einmal ein wenig höher über Grund laufen als es für Zander geeignet wäre. Der Grundkontakt ist beim Hecht wesentlich unwichtiger, da er einer lohnenden Beute auch mal hinterher sprintet. Aber auch eine andere Variante mit einem bedeutend kleineren Köder auf Barsch ist möglich. Barsche stehen häufig im Mittelwasser. Besonders wenn deutliche Fischschwärme im Mittelwasser auf dem Echolot zu sehen sind, sollte man seine Zusatzchance in den Schwärmen suchen. Neben Kunstködern ist auch der Köderfisch am Fireball-Jig eine gute Wahl. Gerade bei Windstille und langsamer Fahrt ist ein Naturköder nicht zu unterschätzen. Ob es nun der Köderfisch, ein Fischfetzen oder ein halber Tauwurm an der Dropshot-Montage ist, der bei den Fischen Gefallen findet, muss man selbst herausfinden.

Geschleppte Jigs

Interessant kann es auch werden, wenn man einen Fransen- oder Rubberjig mit einem zusätzlichen Gummiköder bestückt an der toten Rute hinter dem Boot herschleift. Durch die Wellen und durch eine weiche Dropshot-Rute, die nach einem Hänger durch ihr Nach-vorne-Schnellen den Köder einen Meter springen lässt, bekommt dieser ein Leben, ähnlich dem, welches man ihm mit der Spinnrute einhauchen würde. Aber Achtung: Beim Schleppangeln sollte der Rubberjig deutlich schwerer als sonst gewählt werden, da er sonst einen Abhang nicht heruntergleiten, sondern vielmehr im Mittelwasser herumschwimmen würde. Auch den Bleikopf an der toten Rute sollte man schwerer als an der Handrute wählen. So ist garantiert, dass der Köder möglichst senkrecht zum Grund abtaucht und die aktive Rute nicht behindert.

Negativen Stress vermeiden

Behindern ist beim Angeln mit der toten Rute ohnehin ein Stichwort, denn es nützt nichts, wenn eine zweite Rute mehr Arbeit macht als Nutzen bringt. Manchmal ist es schlichtweg nicht möglich, kontrolliert mit zwei Ruten zu angeln.

Stephan Gockel fängt regelmässig große Zander mit der Toten Rute!

Bei stärkerem Wind oder Strömung dreht sich das Boot häufig zu oft, oder man kann sich neben dem Manövrieren nicht auch noch um zwei Ruten kümmern. Da wird die Joker-Rute, die manchmal mehr Bisse als die Handrute bringt, schnell kontraproduktiv und wirkt Stress fördernd. Wenn man schon Stress beim Angeln haben sollte, dann höchstens den, dass man nicht weiß, was man machen soll, wenn man auf der toten und der Handrute gleichzeitig Bisse bekommt.

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Cover der Angelwoche 26/2024: Hecht ist noch nicht abgehakt

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