Zu Beginn der Bachforellensaison sind viele Angler am Fluss unterwegs, und das macht die Bachforellen vorsichtig. Gerade jetzt sind mit der feinfühligen Tocco-Technik gute Fänge drin. Noch nie von dieser Methode gehört? Kein Problem, Marco Mariani setzt Sie ins Bild
Wenn sich die Sonne nach den langen Monaten wieder öfter zeigt, und sich die Temperaturen dauerhaft im Plusbereich einpendeln, erwacht die Natur zu neuem Leben. Zeitgleich mit den ersten Blättern und Pflanzentrieben kommt auch bei vielen Anglern der Wunsch nach dem ersten stattlichen Fang des Jahres auf. Und was könnte schöner sein, als die Saison mit einer herrlich bunt getupften Bachforelle zu beginnen? Auch wenn das Frühjahr eine sehr gute Zeit für den Fang der Salmoniden ist, weil die Fische nach der Beendigung des Laichgeschäfts ziemlich ausgehungert sind, lässt sich dieser Wunsch nicht immer so leicht realisieren. Denn nach dem Ende der Schonzeit gehen plötzlich sehr viele Angler ans Wasser, um eine der begehrten Bachforellen an den Haken zu bekommen. Der starke Befischungsdruck lässt in Verbindung mit klarem Wasser die Fische vorsichtig werden. Um trotzdem erfolgreich zu sein, benötigt man eine Methode, die nicht von jedem Angler eingesetzt wird.
Perfekt fürs Frühjahr
Die ideale Strategie für stark beangelte Gewässer im Frühjahr ist die sogenannte Tocco-Technik. Der Begriff Tocco kommt aus dem Italienischen und lässt sich mit Berührung, aber auch Biss übersetzen. Und das trifft die Sache auf den Punkt. Denn bei dieser Methode werden die vorsichtigen Bisse der Salmoniden erfühlt, indem man die Schnur zwischen den Fingern hält. Anfangs fühlt es sich vielleicht etwas komisch an, mit einer Rute zu angeln, die länger als die Breite des Gewässers ist. Doch bei der Tocco-Technik ist es beispielsweise völlig normal, mit einer acht Meter langen Rute an einem nur wenige Meter breiten Bach zu angeln.
Diese Methode bietet gleich mehrere Vorteile: Man kann den Köder äußerst präzise an einer bestimmten Stelle absetzen und Hotspots intensiv beangeln. Mit einer kurzen Rute muss man die Montage auswerfen. Dabei klatscht sie gut hörbar auf die Wasseroberfläche. Bei diesem Geräusch suchen vorsichtige Salmoniden sofort das Weite. Anders bei der Tocco-Technik: Dank der langen Rute landet der Köder geräuschlos im Wasser und sinkt verführerisch langsam ab. Darüber hinaus kann man den Köder sehr lange an einer Stelle halten. Durch die lange Rute muss man nicht direkt am Ufer stehen, sondern kann sich ein wenig im Hintergrund halten. Gerade bei sehr klarem Wasser bietet es große Vorteile, wenn man aus der Deckung und außerhalb der Sichtweite der Forellen agiert. Für diese Angelei gibt es zwar spezielle verstellbare Teleskopruten in Längen bis 13 Meter, doch werden diese Modelle nur von sehr wenigen Gerätehändlern angeboten. Ebenfalls gut geeignet sind etwas kürzere Bolognese-Ruten. Um die teilweise sehr zaghaft ausfallenden Bisse gut erspüren zu können, sollte die Bolo-Rute nicht zu weich sein und über eine relativ straffe Spitzenaktion verfügen. Manche Bolognese-Ruten sind so konstruiert, dass man ihre Länge verstellen kann. So lässt sich die Rute an die wechselnden Gewässersituationen anpassen, um den Köder in einem Kehrwasser, hinter einem versunkenen Baum oder neben einem Algenteppich anbieten zu können. Wie schon erwähnt, ist es äußerst wichtig, die Bisse fühlen zu können. Aus diesem Grund setze ich auf eine geflochtene Hauptschnur mit einem Durchmesser von 0,06 bis 0,08 Millimeter. Durch die fehlende Dehnung wird auch der kleinste Zupfer zum Finger des Anglers übertragen. Allerdings sollte man immer prüfen, ob die Rute auch für die Verwendung der Geflechtschnüre ausgelegt ist, um eine mögliche Überlastung des Blanks zu verhindern. Schnüre in Signalfarben helfen dabei, zu erkennen, wo sich die Montage gerade befindet. Sollte man trotz Leuchtschnur den Überblick verlieren, kann man sich auch einen Bissanzeiger aus dem Fliegenfischerbedarf auf die Hauptschnur ziehen. Weil die Montage bei der Tocco-Technik nicht ausgeworfen wird, muss die Rolle nicht über eine hohe Schnurfassung verfügen. Für ein ermüdungsfreies Angeln ist es allerdings wichtig, dass sie Rolle sehr leicht ist. Aus diesem Grund verwende ich gerne Mini-Rollen wie die Sedona 500 FD von Shimano. Dieses Leichtgewicht verlegt dünne Geflechtschnüre hervorragend und verfügt zudem über eine präzise einstellbare Frontbremse. Gerade bei dieser feinen Angelei muss gewährleistet sein, dass die Bremse immer tadellos funktioniert. Sonst kann es passieren, dass der Fisch im Drill ausschlitzt. Um den Köder schnell auf Tiefe zu bringen, wo die Bachforellen lauern, verwende ich eine Bleikette von vier bis acht Gramm. Der Vorteil einer kettenförmigen Bebleiung liegt darin, dass sie sich perfekt an die herrschenden Strömungs- und Bodenverhältnisse anpasst. Dadurch kann der Köder direkt unter der Rutenspitze extrem natürlich präsentiert werden. Damit die Montage gut ausbalanciert ist, sollte die Kette nur aus Bleien in einheitlicher Größe bestehen. Je nach Strömung und Gewässertiefe setze ich 18 bis 22 Bleie der Größen BB, No. 1 oder No. 3 ein. Die Abstände zwischen den einzelnen Bleischroten liegen zwischen drei und vier Zentimeter. Nach Möglichkeit sollte man keine Softbleie verwenden, da sich diese beim Kontakt mit Hindernissen sehr leicht auf der Schnur verschieben. Dadurch wird die Montage aus dem Gleichgewicht gebracht. Härtere Bleischrote sitzen besser auf der Schnur und bleiben immer in Position. Da die etwa ein Meter lange Bleikette zwischen Hauptschnur und Vorfach geschaltet wird, ist zur besseren Bisserkennung eine dehnungsarme Monofilschnur von Vorteil. Weil man öfter mit Hindernissen in Kontakt kommt, muss sie zudem sehr abriebfest sein. Eine dehnungsarme 0,22er Schnur hat sich bestens bewährt.Wirbel gegen Drall
Durch die Strömung kommt ein größerer Köder leicht ins Rotieren, was schnell zu Schnurdrall führt. Um das zu verhindern, werden Hauptschnur und Bleikette durch einen Dreifachwirbel miteinander verbunden. Ein weiterer Wirbel wird zwischen Vorfach und Bleikette geschaltet. Damit die Montage nicht zu kopflastig wird, verwende ich hier anstelle eines Dreifachwirbels einen kleinen Einfachwirbel. Da Forellen oft Köder bevorzugen, die nicht allzu hart am Grund präsentiert werden, benutze ich ein 40 bis 50 Zentimeter langes Vorfach. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass der Köder attraktiv in der Strömung spielt. Als Vorfachmaterial hat sich 0,18er Fluorocarbon bewährt, da es deutlich abriebfester als normale monofile Schnur ist. Außerdem kann das Material von den Fischen kaum wahrgenommen werden.
Die Hakengröße variiert je nach Köder zwischen 6 und 10. Bei der Wahl des Köders sind dem Angler keine Grenzen gesetzt. Neben Klassikern wie Dendrobena-Würmern, Bienenmaden oder kleinen Köderfischen lassen sich auch Kunstköder sehr gut einsetzen. Gummiwürmer, aber auch Streamer und Forellenteig haben sich bewährt. Mit der Tocco-Technik ist man den anderen Anglern zu Saisonbeginn nicht nur eine (Ruten-)Länge voraus. Und das ist gerade im Frühjahr gleichbedeutend mit mehr Bissen.