Mit einem schrillen Schrei bringen zwei Urlauber, die ein paar 100 m von mir entfernt sind, laut ihr Unbehagen zum Ausdruck, als sie ihre Zehen in das kalte Wasser der Ostsee tauchen. Aus meiner Sicht ist die Wassertemperatur perfekt, denn ich stehe mit einer Fleecehose unter der Wathose im Wasser und genieße das Leben in vollen Zügen. Der schwedische Sommer ist fantastisch und die Küste von Österlen ist ein Paradies für Touristen und Meerforellenliebhaber, wenn die Wassertemperatur sozusagen „passt“.
Meerforellen stehen im Hochsommer auf Sandaal
Ich kann gut verstehen, dass die Touristen das Wasser als unangenehm zum Baden empfanden. Die starken Westwinde der letzten Wochen haben das gesamte warme Oberflächenwasser von der Küste weggedrückt und eine Art Zirkulation geschaffen, sodass kälteres Wasser aus der Tiefe zur Küste aufsteigen konnte. Als ich mein Thermometer ins Wasser tauche, zeigt es 13 Grad an – ideal für Meerforellen im Hochsommer! Den Blick auf den Horizont gerichtet, bereite ich einen weiten Wurf vor, lade den Blank meiner Rute bis zum Anschlag auf und lasse meinen Inline-Köder davonsegeln.
Er fliegt wie ein Geschoss durch die Luft, fast so weit, dass ich ihn aus den Augen verliere, bevor er mit einem leichten Platschen landet. Sofort schließe ich den Rollenbügel und beginne mit dem Einholen – und zwar mit hoher Geschwindigkeit. Zu dieser Jahreszeit muss man schnell kurbeln, um Erfolg zu haben, und der Köder sollte knapp unter der Oberfläche laufen. Im Sommer ernähren sich die Meerforellen hauptsächlich von Sandaalen. Es ist wichtig, das zu imitieren, was sie gerade fressen. Ein Sandaal ist eine sich schnell bewegende Beute, die oft in kleinen Schwärmen entlang der Küste zu finden ist und bis zu 30 cm groß werden kann. Das ist für jede Meerforelle eine große Mahlzeit.
Bild: B. Gierth
Österlen ist eine Region im Südosten der schwedischen Provinz Skåne län und wird auch gerne Schwedens Toskana oder Provence genannt. Im Allgemeinen wird das Gebiet östlich des alten Landweges zwischen Ystad und Kristianstad als Österlen bezeichnet. Es gibt gemütliche Fischerdörfer und große Getreidefelder in einer sanften Hügellandschaft. Die größte und einzige Stadt der Region ist Simrishamn mit ca. 6500 Einwohnern. Die Küstenlinie bietet zahlreiche Möglichkeiten zum Meeresangeln.
Explosives Drillspektakel
Ein kleiner Zupfer überträgt sich auf meine Rute und instinktiv mache ich einen Spinnstopp. Die Schnur strafft sich jetzt zügig – ein deutlicher Biss. Mit einem schnellen seitlichen Anhieb setze ich den Haken. Umgehend wird die ruhige Oberfläche von einer silbrigen Meerforelle durchbrochen, die wie ein Diamant in der Sonne glänzt und akrobatisch hoch in die Luft springt, um den Haken abzuschütteln. Ich halte meine Rute tief, um den Fisch von weiteren Sprüngen abzuhalten. Das ist oft ein kritischer Moment während des Drills. Zudem öffne ich meine Bremse ein wenig.
Eine Meerforelle ist im Sommer, wenn das Wasser nahe an ihrer Wohlfühltemperatur ist, ein Pulverfass voller Energie. Kurze kräftige Fluchten, heftiges Kopfschütteln und meterhohe Sprünge sind an der Tagesordnung. Es endet nie gut, wenn man hierbei zu viel Druck auf den Fisch ausübt. Als die Forelle näherkommt, kann ich durch das klare Wasser deutlich ein helles Schimmern sehen. Sie gräbt sich tief in das Seegras zwischen den großen Felsen vor mir. Ich hebe die Rute an, um Hauptschnur und Vorfach von scharfen Kanten fernzuhalten. Der Fisch kann sich noch ein wenig auspowern, ehe er in meinen Kescher gleitet.
Bild: E. Axner
Die Stellenwahl ist entscheidend für die Fangaussichten. Im Sommer schwört Erik auf Strandabschnitte mit steilen Klippen und vielen großen Felsen im Wasser in unmittelbarer Nähe zu tiefem Wasser.
Meerforellen im Hochsommer: Die Bedingungen müssen stimmen
Die Meerforelle ist ein sehr beliebter Sportfisch im Winter und zu Beginn des Frühjahrs, bis sich die Hornhechte zum Laichgeschäft in riesigen Schwärmen den Küsten nähern. Das geschieht normalerweise irgendwann im Mai. Es gibt große Unterschiede zwischen dem Angeln auf Meerforellen im Winter und im Frühjahr, wenn die Zehen und Finger von der Kälte taub sind, und dem Sommer. Aber Tatsache ist, dass das Angeln genauso gut sein kann, solange die äußeren Bedingungen stimmen.
Es ist wichtig, die richtige Gelegenheit abzupassen, wenn es um Meerforellen im Sommer geht. Die Wassertemperatur ist ein entscheidender Faktor. Sie sollte so niedrig wie möglich sein, idealerweise bei 10 bis 13 Grad liegen. Das lässt sich mit ein paar einfachen Tricks im Voraus herausfinden. Viele beliebte Strände und Urlaubsorte veröffentlichen die Wassertemperatur im Internet. Dabei handelt es sich nicht immer exakt um den Angelplatz, gibt aber erste Hinweise zu diesem. Auch das Dänische Meteorologische Institut bietet einen guten Service mit einer Live-Karte, auf der die Wassertemperaturen vorhergesagt werden. Hier ist glücklicherweise auch der südliche Teil der schwedischen Ostseeküste dabei.
Bild: E. Axner
Optimale Bedingungen: Bei einer Wassertemperatur von 13 Grad kommen die Meerforellen richtig in Fahrt.
Die Mefo-Hotspots im Sommer
Die richtige Stelle zu finden, kann manchmal recht knifflig sein. Aber die Meerforellen sind freizügig genug, sich oft zu zeigen. Wenn man auf das Wasser schaut und die Gegend auskundschaftet, kann man oft aufsteigende Fische sehen. Es sind Meerforellen, die Sandaale jagen, oder Fische, die auf mysteriöse Weise direkt aus dem Wasser springen.
Eine Faustregel besagt, dass man die Fische immer an Stellen in der Nähe von tiefem Wasser suchen sollte. An flachen Riffen und Stränden ist die Wahrscheinlichkeit, Fische zu finden, im Sommer nicht hoch. Stattdessen sollten Sie sich auf steile Klippen, Spitzen an der Küste und Küstenabschnitte mit vielen großen Felsen konzentrieren. Wenn diese Stellen in unmittelbarer Nähe zu tiefem Wasser liegen, sind sie mit Sicherheit fischreich. Ein abwechslungsreicher Grund mit großen Felsen, Algen und Sandflächen ist ideal.
Wann und womit auf Meerforellen im Hochsommer?
Meerforellen sind den ganzen Tag über aktiv und können gegen Mittag genauso effektiv beangelt werden wie in der Abend- oder Morgendämmerung. Die einzige Herausforderung in den Mittagsstunden ist, die Fressphasen der Forellen abzupassen, da sie sehr spezifische Zeiten haben, in denen sie jagen.
Das ist wahrscheinlich der Grund, warum viele Angler lieber in der Dämmerung am Strand stehen, da es dann fast sicher ist, eine Fressphase zu erwischen. Tatsache ist, dass ich einige meiner besten Angeltage in der Mittagszeit bei strahlender Sonne erlebt habe. Wenn man den Fisch lokalisiert hat, er aber im Moment nicht beißen will, ist es oft besser, am Platz zu bleiben, als sich zu bewegen, um andere Fische zu finden. Ich warte lieber bei einer Tasse Kaffee am Ufer auf eine Beißphase, als mit dem Auto durch die Gegend zu fahren.
Bild: E. Axner
Ob in der Abend- sowie Morgendämmerung oder auch am hellichten Tag – Meerforellen können im Hochsommer zu jeder Tageszeit gefangen werden.
Köderwahl für die Sommer-Mefo
Mit dem Wissen, dass die Meerforellen auf Sandaale fixiert sind, fällt mir die Wahl der Köder recht leicht – lange Inline-Köder sind zweifellos die besten, die man verwenden kann. Ein Inline-Köder ist mit einem dünnen Kunststoffrohr versehen, durch das der Köder an der Schnur auf und ab gleiten kann, sodass die Meerforelle den Köder nicht als Hebel benutzen kann, um den Haken abzuschütteln. Wenn der Fisch den Köder im Drill anschlägt, gleitet er bei jeder Bewegung des Fisches an der Schnur nach oben und lässt den Haken an Ort und Stelle.
Montieren Sie diesen Köder mit einem Vorfach aus Fluorocarbon, um die Abriebfestigkeit gegenüber scharfen Zähnen, Seegras oder Felsen zu erhöhen. Ich angle immer mit einem großen Einzelhaken, der einen weiten Bogen hat, der sich sehr gut in der Ecke des Kiefers festsetzt, wo er einen hervorragenden Halt hat. Er hält sogar besser als ein Drilling, was sich als nützlich erweisen kann, wenn ein wirklich großer Fisch zubeißt. Meerforellen in der Ostsee können bis über 10 kg schwer werden. Ein Einfachhaken ist zudem schonender für den Fisch, da er nicht so tief in den Rachen und die Kiemen gelangt. Der Fisch kann wesentlich einfacher freigelassen werden.
Bild: E. Axner
Große Einzelhaken eignen sich besser als ein Drilling, da sie sicherer im Maulwinkel greifen. Außerdem sind sie schonender für den Fisch.
Exkurs: Tipps für Inline-Köder
Verwenden Sie ein 50–60 cm langes Vorfach aus 0,35–0,40 mm starkem Fluorocarbon. Einzelhaken sind stärker, besser und schonender für den Fisch. Verwenden Sie zwei Perlen zwischen dem Haken und dem Köder, eine weiche und eine harte. Der Köder sollte für eine bessere Rotation zur harten Perle hin geneigt sein.
Montieren Sie einen Einhänger mit Schnellverschluss an der Hauptschnur. Dieser ermöglicht einen einfachen und schnellen Köderwechsel. Sparen Sie Zeit am Wasser, binden Sie Ihre Inline-Köder zu Hause mit Wirbeln am Ende vor. Bewahren Sie die Köder einzeln in kleinen Plastikbeuteln auf, um ein Verheddern der Schnüre zu vermeiden. Verwenden Sie ein weiteres Vorfach aus Fluorocarbon über dem Wirbel für zusätzlichen Schutz.
Bild: E. Axner
Wer seine vormontierten Vorfächer in kleinen Plastiktaschen aufbewahrt, erspart sich einen lästigen Schnursalat und nervendes Entknoten.
Tempo rauf beim Köderlauf
Ein schnelles Einholen des Köders ist der Schlüssel zum Erfolg. Im Grunde kann man ihn gar nicht schnell genug einholen, es sei denn, er hüpft an der Oberfläche. Aber solange er schwimmt, können die Forellen ihn einholen. Das hohe Tempo gibt ihnen nur kurz Zeit zum Nachdenken und Treffen einer Entscheidung, was oft einen Reaktionsbiss provoziert. Ob es daran liegt, dass das Plätschern sie anlockt oder weil der Köder gerade in der Nähe einer Forelle gelandet ist, ist schwer zu sagen, aber die ersten 10 m des Einholens brachten mehr Bisse als der Rest des gesamten Wurfs.
An ihrem Angelplatz sollten Sie darauf achten, dass Sie beim Waten nicht das Gleichgewicht verlieren. Der Grund ist übersät mit großen, glitschigen Steinen, die mit Grünalgen bedeckt sind. Obwohl meine Stiefelsohlen mit Stollen versehen sind, ist mein Halt alles andere als gut. Der Wind schiebt sich am Ufer entlang, sodass sich die Oberfläche kräuselt und eine Art Dach für die Fische bildet. Sie sind weniger misstrauisch und erschrecken sich nicht. Mit dem Wind zeichnet sich auch die Strömung im Wasser deutlich ab, die große leere Linien an der Oberfläche zeigt. In der Mitte einer solchen springt plötzlich eine große Forelle aus dem Wasser. Schnell werfe ich den Köder in Richtung des Fisches.
Meerforellen im Hochsommer: Panische Fluchten
Noch bevor er das Wasser erreicht, schließe ich den Bügel, damit sich die Schnur streckt. Ich beginne sofort, den Köder mit hohem Tempo einzukurbeln. Nach 5 bis 6 Umdrehungen dehnt sich die Schnur kräftig. Ich spüre einen kräftigen Biss, setze den Anhieb – natürlich zur Seite, damit der Fisch nicht springt – und justiere schnell meine Bremse. Es ist wichtig, die Zugkraft ziemlich stark zu halten, da weite Würfe in Kombination mit starkem Wind auf der Schnur ein hartes Setzen des Hakens erfordern, damit er richtig greift. Bei einem Weitwurf mit Rückenwind können schnell mal fast 100 m Schnur von der Spule fliegen, ehe der Köder im Wasser landet.
Die Sommer-Mefo im Drill
Der Fisch kämpft kräftig – von Aufgeben keine Spur. Nach und nach kann ich etwas Schnur auf der Rolle gewinnen, während sich der Fisch seitlich an der Küste entlang bewegt und schließlich etwas entfernt von mir flaches Wasser erreicht. Wenn eine Meerforelle in flacheres Wasser kommt, reagiert sie fast jedes Mal leicht panisch. Sie schwimmt hin und her, taumelt an der Oberfläche, springt und verbringt oft mehr Zeit über als unter der Oberfläche. Wahrscheinlich fühlen sie sich zwischen Felsen und Algen nicht sicher und verhalten sich deshalb so, um wieder in tieferes Wasser zu gelangen. An diesem Punkt bin ich froh, dass ich es schaffe, meinen Widerstand ein wenig anzupassen, damit ich mehr Spielraum für die akrobatischen Bewegungen der Forelle habe.
Bild: E. Axner
Achtung, Rutschgefahr! Die Steine am Ostseegrund sind im Sommer oft mit Grünalgen überzogen, sodass beim Waten Vorsicht angebracht ist.
Auch wenn sich meine Rute kräftig biegt und die Fluchten gut abfedert, quietscht die Rolle bei jedem Kopfschütteln. Meine Knie fangen an zu zittern und durch meinen Kopf schwirren tausende Gedanken. Einer ist besonders präsent: Wie gut ist sie gehakt!? Vorsichtig wate ich auf den glitschigen Steinen langsam näher an den Fisch heran. Ein paar Mal verliere ich fast das Gleichgewicht, was dazu führt, dass ein kräftiger Schluck Ostsee in meine Wathose schwappt. In diesem Moment erinnere ich mich an die Urlauber und stoße einen ähnlich schrillen Schrei aus wie sie. Aber ich habe keine Wahl und muss näher an die Forelle herankommen, um sie zu keschern.
Profi-Tipp: Schwimmender Kescher
Plötzlich beruhigt sich der Fisch für den Bruchteil einer Sekunde. Das ist die Chance, auf die ich gewartet habe. Mit einem weiten Zug kann ich den Fisch keschern. Der Haken sitzt sicher in der Ecke des Mauls. Mein leicht modifizierter Kescher mit Styroporkanten kann schwimmen. Er erleichtert es mir, den Fisch anzufassen, ohne ihn zu sehr zu berühren. So kann ich den Haken einfach entfernen, während sich der Fisch komplett im Wasser befindet. Ich messe ihn auf 61 cm, bevor ich ihn wieder schwimmen lasse und anschließend zum Auto zurückgehe, um mich umzuziehen. Dann geht die Jagd nach dem nächsten silbernen Ostseeschatz auf den glitschigen Felsen von Österlen weiter.
Optimiertes Tackle für Meerforellen im Hochsommer
Was die Ausrüstung betrifft, so ist eine Weitwurf-Rute von entscheidender Bedeutung und ein wichtiger Faktor für den Erfolg oder Misserfolg. Indem man weit auswirft, deckt man mehr Wasser ab und erreicht Fische, denen man den Köder sonst nie präsentieren könnte. Aber man gibt ihnen auch die Möglichkeit, dem Köder nachzujagen, selbst wenn man ihn schnell einholt.
Bild: E. Axner
Eine Rute für weite Würfe und eine Rolle mit hohem Übersetzungsverhältnis bilden die ideale Kombination für das Meerforellenangeln an der Küste.
Der Autor kombiniert diese Rute mit einer Rolle mit hohem Übersetzungsverhältnis, die es ermöglicht, bei jeder Kurbelumdrehung ein bisschen mehr Schnur einzuholen. Zudem verwendet er eine etwas dickere Schnur, in diesem Fall eine 0,16 mm geflochtene. Sie bietet eine gute Balance zwischen weiten Würfen und hoher Reißfestigkeit. Der Biss einer Meerforelle kann sowohl schnell als auch hart sein und aus dem Nichts kommen. Deshalb ist es besser, an dieser Stelle etwas mehr auf Nummer sicher zu gehen.
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