Angeln auf Dorsch: Gummi-Trio für Ostseeräuber

Redakteur Sean-Paul Perez mit „Gummi-Dorsch“ aus der Ostsee.

Auch im Meer wird die Angelei mit modernen Gummiködern immer populärer. Gerade in der Ostsee sind sie eine gute Ergänzung zu Wattwurm und Pilker, vor allem vom Kleinboot.

Keine Frage: Moderne Gummitechniken sind exzellent auch für unsere Ostsee geeignet. Die Auswahl an Gummiködern ist jedoch nahezu unüberschaubar, so dass sich gerade Anfänger schwer tun, die weichen Verführer erfolgreich einzusetzen. Als Beifänger beim Dorschangeln sind Twister natürlich längst verbreitet, aber moderne Gummiköder können viel mehr, als nur an einem Jigkopf über dem Pilker zu reizen.

Redakteur Sean-Paul Perez mit „Gummi-Dorsch“ aus der Ostsee.

Gummis an einem einzelnen Jigkopf bieten nämlich viele Vorteile:  1. Natürliche Köderpräsentation! Denn man sollte nicht glauben, dass Dorsche sich wild auf alles stürzen, was auf den Grund plumpst. 2. Es werden weniger Dorsche von außen gehakt als beim Pilken. Kleinere gefangene Fische können schonender zurückgesetzt werden. 3. Flexibler Einsatz durch unterschiedliche Gewichte der Jigköpfe und einfache Wechsel der Köderformen und -farben. 4. Selektives Angeln auf bessere Fische durch größere Einzelköder am Jigkopf mit Einzelhaken. 5. Weniger Hänger, da sich kein Drilling an Steinen oder Blasentang verfangen kann. 6. Kraut setzt sich nicht so leicht am Köder fest. An Tagen, an denen viel Kraut im Wasser treibt, lässt sich überhaupt nur noch mit Jig und Einzelhaken vernünftig fischen. 7. Geringere Verletzungsgefahr. Gerade wenn Kinder oder ungeübte Angler an Bord sind, ist ein schwerer Pilker mit 2/0er Drilling und zusätzlichen Beifängern am Vorfach eine gefährliche Waffe. Das sind nur einige Aspekte, warum ich mittlerweile fast nur noch mit Gummiköder auf der Ostsee unterwegs bin. Dabei stützen sich meine Erfahrungen vorwiegend auf das Angeln vom Kleinboot an der heimischen Küste in Tiefen von 4 bis 25 Meter. Doch einige Freunde setzen die Köder genauso erfolgreich auch bei Kuttertouren sowie in Norwegen oder Island ein.

Bewährt und empfehlenswert

Um den Start zu erleichtern, möchte ich Euch ein Gummi-Trio vorschlagen, dass nach meiner Erfahrung alle Situationen abdeckt. Es hat sich auch in der rauen Praxis in den unterschiedlichsten Angelsituationen bereits hinreichend bewährt.

NUMMER 1

Die Nummer 1 ist in meinen Augen der 4,5er Shaker von Lunker City in den Farben Rusty Melon und Black. Dieser Gummifisch hat eine Länge von etwa 11 Zentimeter und eine sehr lebhafte Aktion. Die beiden Farben bilden einen sehr starken Kontrast im klaren Ostseewasser und vor allem über Sandgrund, so dass die Dorsche meist sehr beherzt zupacken. Gerade wenn die Dorsche sich auf Krebse und Krabben eingestellt haben, fängt der 4,5er Shaker sehr gut.

Der 4,5 Inch lange Shaker ist in dunklen Farben über Sandgrund top.

An 4/0er Jigköpfen kann dieser Köder sowohl im flachen Wasser von 4 bis 7 Meter als auch bei großen Tiefen eingesetzt werden. Das Gewicht der Jigköpfe variiert dann von 14 Gramm im Flachen bei wenig Wind und geringer Strömung bis hin zu 50 oder 60 Gramm bei Tiefen ab 20 Meter oder starkem Wind beziehungsweise starker Strömung. In aller Regel kommt man mit Jigköpfen zwischen 20 und 40 Gramm sehr gut zurecht.

NUMMER 2

Nr. 2 ist der Mogambo Grub von KALIN´S. Der Mogambo Grub ist ein Twister mit sehr starker Aktion, der unter Wasser ordentlich Druck macht. Vor allem die Farben Orange (Japanrot) und Dorado konnten mich überzeugen. Mit einer Länge von rund 12 Zentimeter kann er an 3/0er bis 4/0er Jighaken mit 14 bis 50 Gramm schweren Bleiköpfen ebenfalls in unterschiedlichen Tiefen angeboten werden.

Der quirlige Mogambo Grub fängt an der „toten“ Rute.

Die sehr haltbare Gummimischung verträgt nicht nur viele Dorsche, sondern darüber hinaus ist der Mogambo Grub außerdem sehr erfolgreich an der „toten Rute“ einsetzbar. Das heißt: Ihr legt die Rute in den Rutenhalter, lasst den Köder dann zum Grund, kurbelt rund einen Meter Schnur ein und lasst den Köder dann einfach ohne weitere Rutenbewegungen unter dem Boot spielen. So kann auch bei Kaffeepausen und beim Sonnen jederzeit mit einem Biss gerechnet werden. Wichtig ist, dass die Bremse dann fein genug eingestellt ist, falls es doch einen Hänger gibt oder ein sehr starker Dorsch einsteigt.

NUMMER 3

Nr. 3 im Trio ist der 10 Inch Fin-S Fish von Lunker City. Dieser Köder hat eine Länge von 25 Zentimeter und stellt so einen ordentlichen Happen dar. Seine schlanke Form imitiert perfekt einen Hering und bietet vergleichsweise wenig Wasserwiderstand. So haben wir einen großen Köder zur Verfügung, der jedoch keinen 100-Gramm-Kopf benötigt, um zum Grund zu kommen. Ich setze 6/0er Köpfe mit 28-60 g ein und komme damit immer zurecht. Wenn diese Gewichte mal nicht mehr schwer genug sind, um den Grund zu erreichen, ist ein vernünftiges Angeln vom Kleinboot ohnehin nicht mehr möglich.

Der 10 Inch Fin-S Fish ist als Herings-Imitat ein selektiver Köder für größere Dorsche.

Als Top-Farbe hat sich Chartreuse Ice in beinahe allen Situationen bewährt, wobei aber auch Black gerade in Norwegen ein Geheimtipp ist. Der 10er Fin-S Fish ist ein selektiver Köder. Die kleineren Dorsche können den Köder meist nicht bewältigen und packen nur den Schwanz. So haben die besseren Fische ausreichend Zeit, den Köder zu sehen und selbst zu attackieren. Außerdem macht es riesigen Spaß, die kleinen Dorsche zu spüren und darauf zu warten, dass ihr Gezuppel vom richtigen „Einschlag“ eines futterneidischen größeren Artgenossen abgelöst wird. Ich setze diesen Köder in Tiefen jenseits von zehn Meter ein, da im flacheren Wasser die beiden anderen Köder leichter zu fischen sind.

Wenn flach, dann weit

Alle drei Köder können geworfen oder auch einfach direkt unterm Boot gefischt werden. Bei Wassertiefen flacher als zehn Meter solltet Ihr die Köder aber unbedingt auswerfen, da die Scheuchwirkung des Bootes gerade bei ruhigem Wetter sonst zu groß ist, und sich im Nahbereich um das Boot herum möglicherweise kaum Fische aufhalten.

Ein fängiges Köder-Trio für die Ostsee!

Im Frühjahr sind Tiefen von 6 bis 15 Meter, im Sommer 12 bis 25 und im Herbst wieder Tiefen von 6 bis 15 Meter interessant. Da aber entlang der Küste kein Platz dem anderen gleicht, sollte man diese Empfehlungen nur als grobe Faustregel betrachten und vor Ort unbedingt mit den Tipps einheimischer Angler, Fachhändler und Bootsverleiher abgleichen. An den meisten Tagen sind stärkere, ausholende Jig-Bewegungen am erfolgreichsten, wobei die Köder aber auch immer mal wieder nur über Grund geschleift oder mit nur leichten Kurbelumdrehungen angelupft werden können. Einfaches Halten in der Abdrift bringt ebenfalls Fisch. In jedem Fall ist Experimentierfreude gefragt, wenn die Fische auf das klassische Jiggen nicht reagieren.

Zwei bis vier Meter Vorfach

Als Vorfach setze ich 2 bis 4 Meter monofile Schnur oder noch lieber Fluorocarbon-Vorfach vor die Gummiköder. Zum einen habe ich so einen Puffer zwischen Köder und Geflochtener, zum anderen fällt direkt am Köder ein durchsichtiges Vorfachstück im klaren Wasser weniger auf als eine bunte Geflochtene. Da die genannten Gummiköder am Jigkopf nicht rotieren, binde ich das Vorfach mit dem doppelten Grinnerknoten direkt an die Hauptschnur und verzichte auf einen Wirbel. Als Karabiner zwischen Vorfach und Köder haben sich DuoLock Snaps der Größe 3 für kleinere Köder, und Größe 4 für alle anderen Situationen bestens bewährt. Wer weitere Köder testen will, kann sich natürlich gern zusätzlich den 7 Inch Fin-S Fish und den 6 Inch Shaker von Lunker City einpacken. Der 7er Fin-S Fish ist mit 18 Zentimeter etwas kleiner als der große 10er Bruder, und der 6er Shaker ist mit 16 Zentimeter schon ein ordentlicher Happen. Aber auch andere Köder mit ähnlichem Aussehen und damit ähnlichen Eigenschaften wie das vorgestellte Ostsee-Trio könnt Ihr fürs Erste zum Testen nehmen. Das Trio in den genannten Farben funktioniert jedoch so gut, dass er für den Anfang eine geeignete Orientierung darstellt. Abschließend wünsche ich Euch viel Spaß bei der Dorschjagd. Aber bitte vergesst nie die Sicherheit an Bord! Gerade unerfahrene Bootsführer sollten ihre ersten Touren entweder unter Anleitung eines erfahrenen Guides oder aber im Sommer bei wenig Wind und warmen Temperaturen machen. Denn die Ostsee ist nicht der heimische Vereinsteich und fordert unter den Unvorsichtigen leider alljährlich ihre Opfer.

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