Steckbrief Blauhai

Der Name sagt es: Der Rücken der Fische ist leuchtend blau ­gefärbt (Flanken heller, Bauchseite dagegen weiß). Nach dem Tode verblaßt das Blau zu einem stumpfen Grauton.

Typisch ist die schlanke Körperform und die überlangen, schmalen Brustflossen. Charakteristisch ist auch eine ­Kerbe am Ansatz der Schwanzflosse, die wie eine Einschnürung aussieht. Der Blauhai streift als unermüdlicher Jäger durch die Weltmeere. Wer ihn fangen will, muß auf den Atlantik, sei es von englischen, irischen, französischen oder noch weiter südlich gelegenen Häfen aus.

In Südengland (Cornwall) und in Irland ist das Blauhai-Angeln während der Sommermonate perfekt organisiert, beinahe von jedem Hafen fahren Boote. Bekannt ist beispielsweise das irische Städtchen Kinsale, das über eine lange Meeresangel­tradition verfügt. Von hier kann man sogar mit 500-PS-Schnellbooten zum Haiangeln hinausfahren. Vorbildlich ist auch das Catch and Release: Die Blauhaie werden nach dem Fang markiert, fotografiert und wieder ins Meer entlassen, der Angler erhält ein Foto und ein Zertifikat. In Südengland ist das Angeln auf Blauhai in den letzten Jahren immer populärer geworden, die Fische wiegen im Durchschnitt 50 Pfund.


Auch von bretonischen Häfen in Frankreich (z. B. Quiberon) kann man zur Haijagd starten; die Skipper kennen die Meeresreviere, in denen sich im Sommer ganze Hairudel herumtreiben. Freilich ist das Zurücksetzen der Blauhaie hier noch nicht überall verbreitet, manche Skipper nehmen sogar Blauhaie mit, die gerade mal 70 Zentimeter messen; das sind Jungfische, die erst ein paar Wochen alt sind. Ähnlich ist es in Südeuropa, wo Blauhaie gelegentlich in der Küche verwertet werden.


Je weiter man nach Süden kommt, desto länger wird die Saison. Vor der Küste Portugals patrouillieren sehr viele Blauhaie, hier kann noch bis in den Spätherbst hinein geangelt werden. Vor allem kleinere und mittlere Exemplare sind häufig in großen Trupps unterwegs.
Wer noch weiter nach Süden fliegt, beispielsweise auf die Azoren oder die Kanaren, der hat das ganze Jahr über ausgezeichnete Chancen auf große Blauhaie von über einem Zentner Gewicht. In Portugal, auf den Kanarischen Inseln und auf Madeira läßt sich die Blauhai-Angelei gut mit dem Familienurlaub kombinieren. Der Ort Puerto Rico an der Südküste Gran Canarias ist so etwas wie die Hauptstadt des Big Game auf den Kanaren.


Abgesehen von diesen guten Fangplätzen in und am Rande Europas erwischt man Blauhaie auch als Beifang beim Big Game in den Tropen. So mancher, der vor Afrika, auf den Kapverden, oder in der Karibik mit Naturködern auf Thun aus war, fing als Beifang einen großen Blauen.

Charakteristisch für den Blauhai sind seine überlangen, ­flügelartigen Brustflossen. Da Blauhaie sich im Drill gern ins Vorfach rollen, muß das Stahlvorfach mindestens vier Meter lang sein, damit die rauhe Haihaut nicht mit der monofilen Hauptschnur in Berührung kommt. Foto: BLINKER

Charakteristisch für den Blauhai sind seine überlangen, ­flügelartigen Brustflossen. Da Blauhaie sich im Drill gern ins Vorfach rollen, muß das Stahlvorfach mindestens vier Meter lang sein, damit die rauhe Haihaut nicht mit der monofilen Hauptschnur in Berührung kommt. Foto: BLINKER

Wie und womit auf Blauhai

Blauhaiangeln ist nicht schwierig. Ähnlich wie beim Fischen auf Hecht, benötigt man ein Stahlvorfach, eine Pose, einen toten Köderfisch und etwas Geduld. Allerdings ist alles ein paar Nummern größer: Als Pose dient normalerweise ein simpler Luftballon. Der bunte Ballon wird mit einem Wollfaden einfach ein Stück hinter das lange Stahlvorfach an die Hauptschnur geknotet.


Haiangeln heißt meist Driftangeln. Da im Normalfall mehrere Angler an Bord sind, verziert jeder seine Rute mit einem unterschiedlich gefärbten Luftballon. Selbst wenn acht Angler zugleich ihre Köder im Wasser haben, fällt die Unterscheidung leicht, und man braucht sich beim Warten auf den Biß nicht allzusehr konzentrieren. Das Vorfach ist immer aus Stahl, es mißt vier, sechs, acht oder gar zehn Meter. Außerdem sind diese oft zusätzlich durch einen Wirbel unterteilt. Denn gelegentlich wickeln sich die Haie beim Drill wie eine Roulade ins Vorfach ein. Wäre es aus monofiler Schnur, könnte es an der rauhen Sandpapierhaut der Fische durchscheuern. Entsprechend groß und solide müssen die Wirbel und Haken sein. Für Blauhaie nimmt man fast handlange Haken (Größe 9/0).


Vor das Blauhai-Angeln hat Petrus aber das Makrelen-Angeln gesetzt, denn eine frische, nicht zu große Makrele oder ein Makrelenfilet ist der beste Köder für den blauen Räuber. Schnappt ein Blauhai die fette Beute, dann setzt sich der Luftballon an der Wasseroberfläche in Bewegung oder wird sogar unter Wasser gezogen. Jetzt bloß nicht gleich anschlagen, sondern den Fisch Schnur nehmen lassen. Manchmal beißen Blauhaie zunächst vorsichtig. Ist die erste Flucht beendet und zieht der Fisch nach einem kurzen Stopp erneut ab, ist es soweit: Rollengetriebe einrasten und zweimal kräftig anhauen. Jetzt geht der Hai ab, der Luftballon rutscht auf der Schnur entlang oder reißt ab. Je nach Größe des Haies ist man froh, wenn man sich einen Bauchgurt (Gimbal) umschnüren kann.

 

Der lateinische Name für Blauhai lautet Prionace glauca. Grafik: BLINKER

Der lateinische Name für Blauhai lautet Prionace glauca. Grafik: BLINKER

Ganz wichtig: Alle anderen Angler müssen bei einem Biß ihre Schnüre rasch einholen. Nicht ist schlimmer, als wenn der umherflitzende Blauhai im Drill verlorengeht, weil er sich in die Schnüre der anderen Angler vertüddelt. Es ist auch schon passiert, daß ein zweiter Hai einen Köder nahm, während der erste noch nicht ausgedrillt war; in dem Fall werden wohl beide Angler ihren Fisch verlieren. Der Hai muß sich müde kämpfen, bevor man an die Landung denken darf; beim Blauhai geht das rasch, er zählt im Drill eher zu den müden Kämpfern. Je nachdem, wo man fischt, kommt der Skipper mit einem langen, scharfen Gaff oder mit einer Schwanzschlinge. In England und Irland werden die Fische unverletzt an Bord gehievt, markiert, fotografiert und wieder zurückgesetzt.


Damit die blauen Jungs den Köder im weiten Meer überhaupt bemerken, muß man sie zunächst anlocken. Dazu hängt der Skipper, sobald das Boot im Angelrevier angekommen ist, einen Korb oder Sack mit Rubby Dubby, also gehacktem Fisch, außenbords, und zwar so, daß sich der Korb nur zum Teil unter Wasser befindet. Durch das Auf und Ab der Wellen wird der Brei aus fettigen Fischresten langsam herausgespült und hinterläßt im Wasser eine unwiderstehliche Duftfahne. Meilenweit lockt die Spur Blauhaie an, die wie mit einem Radarstrahl geleitet dort ankommen, wo die Köder der Angler im Wasser driften. In England wird das Rubby Dubby oft noch mit Blut aus dem örtlichen Schlachthof angereichert eine magnetische Mixtur für alle Haie.

Vorkommen des Blauhais

Blauhaie jagen ihre Beute weltweit in allen tropischen und gemäßigt warmen Meeren. Sie kommen in der warmen Jahreszeit bis an die Küsten Großbritanniens und Irlands; als Sommergäste tauchen sie gelegentlich sogar in der Nordsee, im Skagerrak und vor Südnorwegen auf. Die Räuber verfolgen Schwarmfische des ­offenen Meeres und unternehmen dabei weite Wanderungen. Gute Angelreviere sind alle Gewässer rund um die atlantischen Inseln wie die Westküste Irlands, die Azoren, die Kanaren, Madeira oder Kapverdischen Inseln.

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