Angeln in der Ostsee: Ein Meer voll Möglichkeiten

Die Ostsee liegt quasi direkt vor unserer Nase und bietet eine abwechslungsreiche Angelei auf viele Fischarten, wie Hering, Makrele, Hornhecht, Meerforelle und diverse Plattfischarten. Sogar Steinbutt kann man hier fangen! Tauchen Sie ein ins Meer voller Möglichkeiten.

Angler mit großer Meerforelle

Bild: F. Pippardt

Solche fetten Blankfische sind zwar nicht die Regel, in der Ostsee allerdings immer möglich.

Die Ostsee ist ein Meer voller Möglichkeiten. Dieses Meer hat Charakter. Egal, ob du mit leichtem Gerät auf Meerforelle jagst, vom Boot den Heringen nachstellst oder dein Glück auf Plattfisch vom Strand probierst – Angeln in der Ostsee bedeutet, im Rhythmus der Natur zu angeln. Trotz des Rückgangs der Dorschbestände bietet die Ostsee weiterhin eine abwechslungsreiche Angelei. Ihr großes Einzugsgebiet, abwechslungsreiche Küsten, Untergründe und eine große Nahrungspalette machen die Ostsee zu einem Paradies für jeden Angler.

Was fängt man in der Ostsee?

Ganz weit vorn steht aktuell der Plattfisch: Kliesche, Scholle und Flunder lassen sich von so ziemlich jedem Strand mit Brandungsmontagen fangen. Auch kann man in der Ostsee auf Steinbutt angeln – ein Fang ist möglich, aber weit seltener. Direkt danach kommt die Meerforelle: Nicht zuletzt durch deutsche und dänische Besatz- und Aufzuchtsprogramme ist sie in guten Mengen und guten Größen vertreten. Zielfisch Nummer 3 ist der Hornhecht – saisonal besonders gut im April und Mai zu fangen, wenn er an die Küste zum Laichen kommt. Hering und Makrele runden das anglerische Gesamtpaket ab. Während der Hering noch vor dem Hornhecht im zeitigen Frühling in Küstennähe zu fangen ist, wird die Makrele eher im Sommer gefangen. Das brackige Ostsee-Süßwassergemisch der Bodden rund um Rügen, oder auch das bekannte Stege Nor in Dänemark, bieten auch Süßwasserfischarten wie Hecht und Barsch einen Lebensraum in der Ostsee. Zu großen Teilen verbleiben sie in ihren brackigen Wohnzimmern, doch kommt es gelegentlich vor, dass sie auch an der salzigen Ostseeküste gefangen werden, wenn die Bedingungen stimmen.

Meerforelle an der Ostsee

Bild: J. Radtke

Meerforellen fängt man am einfachsten mit der Spinnrute, ob mit Blinker oder Sbiro-Fliege.

Früher war die Angeln in der Ostsee maßgeblich durch den Dorsch berühmt. So war es ohne Probleme möglich, sich auf einem Dorschkutter einen Platz zu sichern und eine ordentliche Portion für die Küche innerhalb eines Tages zu fangen. Das ist nun vorbei – der Dorsch ist in der Ostsee stark rückläufig und ganzjährig für Angler geschont. Dorsche müssen zurückgesetzt werden.

Brandungsangeln auf Plattfisch

Die Plattfischbestände sind in den letzten Jahren regelrecht explodiert. Wer in der Ostsee angeln will, und nicht viel Erfahrung hat, fängt am besten damit an. Flundern, Klieschen und Schollen sind nun wirklich stark vertreten und kommen nahezu an jedem Strandabschnitt vor. Die Sand- oder Kiesflächen der klassischen Sandstrände sind die erfolgversprechendsten Stellen. Meist ist die Sandbank das Zuhause der flachen Fische. Hier liegen sie teils im Sand vergraben und warten auf Beute, wie Würmer, Garnelen, kleine Fische, aber auch Krabben. Alles auch potenzielle Beute von Dorschen. Diese Nahrung haben jetzt die Plattfische ganz für sich alleine. Zudem müssen sie den Dorsch als Fressfeind nicht mehr fürchten.

Angler mit plattfisch beim brandungsangeln

Bild: W. Krause

Plattfische lassen sich beim Brandungsangeln zahlreich fangen.

Heute beißt es auch tagsüber

Das hat sogar zur Verlagerung der Beißzeiten geführt. Wer kennt sie nicht, die beeindruckenden Bilder von atemberaubenden Sonnenuntergängen am Strand mit Anglern im Vordergrund. Man ging erst zum Brandungsangeln, wenn die Sonne tiefer stand und wenn die Dämmerung nahte – war die Sonne weg, gab es teilweise Biss auf Biss. Im Hellen gingen meist Flundern an die Haken und im Dunkeln kamen dann die Dorsche in Wurfweite. Aber auch hier konnte man im Dunkeln schon Platten fangen. Insbesondere Klieschen – die fressen häufig nachts gerne in Strandnähe. Dadurch das Plattfische meist auf den Sandbänken lauern, müssen auch keine exorbitanten Wurfweiten erzielt werden, um erfolgreich zu sein. Selbst für ungeübte Werfer sind die Plattfische an den meisten Stränden in einer Entfernung von 40 – 100 m  zu erreichen, manchmal sind sie sogar noch dichter in Strandnähe anzutreffen.

Plattfische laichen im Frühjahr und sind nach der Laichzeit massenhaft an der Küste. Wer viele fangen will, kann das genau jetzt tun – doch die beste Zeit beginnt  ab Juli, wenn die Fische etwas Zeit hatten, sich Speck anzufressen. Also: Wer Menge machen will, geht jetzt los. Wer die beste Fleischqualität will, wartet bis zum Spätsommer und kann bis in den Winter „ernten“.

Ein Wattwurm wird auf eine Ködernadel aufgezogen

Bild: W. Krause

Wattwürmer sind Topköder für Plattfische; bunte Lockperlen erhöhen die Fangchance.

Plattfische zupfen

Plattfische haben ein feines Näschen und finden unseren Köder selbst im Dunkeln oder bei trübem Wasser. Wir setzen meist auf Watt- oder Seeringelwürmer als Hakenköder. Diese haben sich beim Plattenangeln bewährt und sind in den meisten Angelgeschäften an der Küste zu erwerben. Allerdings bekommt man, insbesondere bei wenig Strömung einen Biss viel schneller, wenn man den Köder bewegt und den Wurm ins Sichtfeld der Fische bringt. Deswegen ist es ratsam, hin und wieder an der Spule zu drehen und die Schnur ein wenig einzuholen. Am Besten zieht man mit Daumen und Zeigefinder die Schnur nach unten und dreht dann die Schnur wieder auf. „Zupfen“ wird diese Technik bei Brandungsanglern genannt. Somit hat man richtig viel Gefühl und man kann gleichzeitig die Bodenstruktur erkennen. Oft kommen die Bisse, wenn man den Vorgang gerade abgeschlossen hat. Zupfen kann man gerne über viele Meter durchführen und die Sandbank somit abangeln.

Bunte Perlen

Für mehr Bisse können auch auffällige Perlen sorgen. Plattfische liegen im Sand und können daher nicht nach unten gucken. Nach oben hingegen schon, gerade wenn man den Köder für die Fische besser sichtbar macht und präsentiert. Das kann ganz einfach durch schwimmende Attraktoren erfolgen. Beispielsweise auftreibenden Perlen oder Schaum, die den Wurm anheben und über dem Grund schweben lassen. Manchmal dagegen sind kleinere auffällige Perlen der wahre Bringer. Schockfarben wie rot, gelb oder perlmutt sind bei den Plattfischen die erfolgversprechendsten Farben. Hier gilt es immer ein wenig auszuprobieren und dem Fressverhalten der Fische anzupassen.

Meerforellenangeln

An der Ostseeküste finden sich unterschiedlichste Strukturen. Am häufigsten sind Rinnen und Sandbänke mit dahinter liegendem, langsam tiefer werdenden, dunklen Grund zu finden. Dort wo dunkler Untergrund ans Ufer oder auf den Sand trifft, sind mehr Forellen unterwegs, als die Angler denken. Auch sandige Bereiche auf sonst dunklem Untergrund ziehen die Forelle an: Hier hat sie leicht Jagderfolg. Der Biss kommt am Übergang. Flache, dicht bewachsene Bereiche bieten Deckung und reichlich Nahrung, die Forelle steht meist sehr nah am Riff-Fuß zum Tiefen. Auch der Anfang und das Ende einer Rinne sind sehr interessant. Das Angeln auf Meerforelle in der Ostsee ist wirklich abwechslungsreich.

Angelrute und Meerforelle am Strand

Bild: J. Radtke

Das ist richtiges Mefo-Wetter, bei Welle und Wind hat die Forelle den besten Jagderfolg.

Die Forelle hat ihren größten Jagderfolg bei eingeschränkten Sichtverhältnissen und bewegtem Wasser. Die Beute ist jetzt aktiv. Tangläufer, Garnelen und Fischchen finden im aufgewühlten Wasser viel Nahrung und sind mit sich, ihrer Nahrung und den Wellen beschäftigt. In leichter Trübung kommt die Forelle unbemerkt dicht an ihre Opfer heran und kann sie mit einem Sprint erwischen. Das Gegenteil von diesen Bedingungen ist auch das Gegenteil von guten Jagdbedingungen: klares Wasser, volle Sonne und keine Welle macht die Jagd für die Meerforelle äußerst schwierig. Nun könnte man denken, dass die Fische gerade bei schwierigen Jagdbedingungen leicht zu fangen sein sollten, unser Köder ist schließlich das am einfachsten zu erwischende Opfer. Doch leider ist die Forelle ziemlich clever. An schlechten Jagd-Tagen verausgabt sie sich nicht sinnlos und wechselt in den Energiespar-Modus. Natürlich ist dies vereinfacht dargestellt und es gibt immer wieder Ausnahmen.

Köderführung: Nie zu langsam!

Wer in der Ostsee eine Meerforelle fangen will, sollte mit dem Blinker fischen. Doch beim Blinkern kurbeln viele Küstenfischer zu langsam. Bei Wassertemperaturen über fünf Grad und besonders bei steigenden Temperaturen kommen die Forellen richtig auf Touren. Einen langsam geführten Blinker durchschauen die Fische schnell. Nachläufer sind die Folge. Nur, wenn die Temperaturen zwischendurch noch mal sinken, müssen Sie einen Gang runterschalten. Im April steigt die Wassertemperatur weiter an, jetzt kommen Sandaale sowie andere Kleinfische in Ufernähe und die Forellen drehen richtig auf. Erreicht das Wasser acht Grad, können Sie nicht zu schnell kurbeln, wenn die Forellen in Jagdlaune sind! Selbst mit einer 4000er Rolle und hoher Übersetzung kann schnell gekurbelt werden. Die Bisse bei dieser Köderführung sind ein Genuss – absolut entschlossen und brachial.

Abräumer Sbiro-Fliege

Wenn Sie Nachläufer oder vorsichtige Bisse bekommen, sollten Sie die Köderführung variieren. Das gilt für‘s Blinkern und beim Fischen mit dem Sbiro. Besonders der Spinnstopp mit anschließender „Flucht“ des Köders macht nachlaufende Forellen rasend. Eine schnelle Köderführung kann an Tagen mit beißwilligen Fischen den Unterschied machen. Sie werden erstaunt sein, wie viele neugierige Fische sich durch Variation der Führung doch noch überlisten lassen. Dies gilt noch gravierender für einen Methodenwechsel! Bekommt man wiederholt Nachläufer auf den Blinker, bringt der Wechsel auf Sbiro und Fliege fast immer Fisch. Auch andersherum funktioniert es: Bei besten Bedingungen mit reichlich Welle und leichter Trübung gibt es manchmal nicht ein Biss auf die Fliege hinterm Sbiro. Der Wechsel auf Blinker offenbarte nicht selten, dass die ­Fische da und in Laune waren, aber einfach Blech wollten.

Heringe fangen

Einer der beliebtesten Fische zum Angeln in der Ostsee sind Heringe. Grundsätzlich ist der Hering ein dankbarer Fisch, besonders für Einsteiger, die zum ersten Mal in der Ostsee (oder überhaupt) angeln gehen wollen. Heringe sind vom Boot aus in der Ost- und Nordsee das ganze Jahr über zu fangen. Meist in Wassertiefen von über 10 m. Gerade der Sommer und der Winter versprechen gute Fänge, wenn man zum Angeln aufs Meer hinausfährt. Im Frühjahr ist allerdings die beste Zeit, um die Fische vom Ufer aus zu fangen. Jetzt kommen die Heringe in Schwärmen zum Laichen in Wurfweite der Angler. Die größten und beliebtesten Hochburgen für die Herings-Angelei in Deutschland sind Kappeln an der Schlei und der Strelasund zwischen Stralsund und Rügen. Aber auch Kiel, Travemünde, Warnemünde und Rostock oder der Nord-Ostseekanal versprechen stabile und gute Fänge. Selbst kleinere Häfen wie Heiligenhafen oder Neustadt in Holstein sind für ihre Heringsfänge bekannt. Aber auch an der Nordsee gibt es Angler, die ihr Glück auf die Heringe probieren und auch entsprechende Fänge machen. Beispielsweise in Cuxhaven, Wilhelmshafen oder an einige Häfen in Nord-Friesland. Das absolute Mega für Heringsangler an der Nordsee liegt allerdings in Dänemark. Die Schleuse von Hvide Sande lockt jedes Jahr tausende Angelfreunde aus ganz Europa an. Sie müssen diesen Spot passieren, auf ihrem Weg zum Laichen in den Ringköbing Fjord. Wer es hier lieber ein bisschen ruhiger möchte, dem können wir Thorsminde, ein wenig weiter nördlich, absolut empfehlen.

hering mit heringsfliege im maul

Bild: W. Krause

Der Hering ist einer der Lieblinge der Ostsee-Angler.

Mono ist Pflicht

Heringe haben ein extrem weiches Maul, deshalb ist der Einsatz von monofilen Schnüren fast schon Pflicht. Geflechtschnüre sind einfach zu direkt und da sich Heringe im Drill häufig schütteln oder die Strömung für sich nutzen, würde man hiermit einfach zu viele Fische unterwegs verlieren. Mono bietet einen guten Puffereffekt und die Heringe bleiben eher am Haken. Kleiner Extra-Tipp: Je dünner die monofile Schnur ausfällt, desto weniger Wasserdruck lastet auf der Schnur. Hierdurch kann man mit dünnen Ausführungen sehr gefühlvoll fischen. Die Schnüre heutzutage sind so gut, dass meist eine 0,22mm Schnur schon ausreicht. Allerdings sollte der Spot dann nicht allzu hängerträchtig sein.

Der richtige Haken

Heringsvorfächer gibt es reichlich auf dem Markt, doch welche Kriterien sind entscheidend für ein wirklich gutes Vorfach? Wichtig ist die Größe. Leider kann ich hier keine konkrete Größenangabe machen, weil jeder Hersteller seine eigene Größe angibt. Aber meist sind Vorfächer ab einer Hakengröße 8 in Deutschland interessant. Am besten mit stabilen, leichten und dünndrahtigen Goldhaken. Echte Fischhaut sorgt möglicherweise für ein wenig Geruch/Geschmack am Vorfach. Holografische Glitter-Fäden, die das Licht reflektieren, können sich lohnen – da Heringe Augenjäger sind, reagieren sie stark auf diese zusätzlichen Flasher. Heringe sind oft auch morgens oder abends stark aktiv, deshalb kann gerne auf dem Vorfach alles mit einem fluoreszierenden Garn gewickelt sein.


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Cover der AngelWoche 26/2025: Hafen-Barsch!

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