Angeln auf Karpfen: Kapitale im Winter

Einen großen Winterkarpfen zu fangen, bleibt für viele Angler ein Wunschtraum. Aber nicht für unseren Karpfenspezialisten Thomas Talaga. Um sich seinen Traum vom Schneekarpfen zu erfüllen, wirft er seine Montage an Flüssen aus. Wo genau, das verrät er Ihnen hier …

Karpfenangeln im Winter ist ein hartes Geschäft. Massenfänge sind zu dieser Jahreszeit nahezu unmöglich. Warum ist das so?  Im Winter ändern sich die Lebensbedingungen nicht nur über, sondern auch unter Wasser. In der warmen Jahreszeit läuft bei hohen Wassertemperaturen der Organismus der Karpfen auf Hochtouren, im kalten Winterwasser schaltet er hingegen auf Sparflamme. Die Fische sind jetzt ziemlich träge. Sie müssen mit den Reserven, die sie sich im Herbst angelegt haben, über den Winter kommen. In stehenden Gewässern stehen die Fangchancen ziemlich schlecht. In Flüssen sind die Karpfen Strömung sowie wechselnden Wassertemperaturen und unterschiedlichen Wasserständen ausgesetzt. Das führt dazu, dass die Fische dort aktiver sind als ihre Artgenossen, die in Seen leben. Aber auch an Fließgewässern wird man nur Erfolg haben, wenn man vor dem Ansitz seine Hausaufgaben gewissenhaft erledigt hat. Die Wahl der richtigen Stelle ist von größter Bedeutung. Die Karpfen sind nämlich ganz aufs Energie sparen ausgelegt und legen keine größeren Strecken zurück. Man muss mit seinen Ködern eine Punktlandung hinlegen, also möglichst genau dort, wo sich die Karpfen im Winter aufhalten und fressen. Ein paar Meter am Ziel vorbei, und man kann lange auf einen Biss warten. Diese Tatsache sollte man sich immer vor Augen halten.

Bequemer Platz

Grundsätzlich versuche ich, es mir bei der Platzwahl nicht schwerer als unbedingt nötig zu machen. Mal Hand aufs Herz: Wer hat schon Lust auf eine frostige Session, wenn man schon abgekämpft, verschwitzt oder durchgefroren am Wasser ankommt? Das kann einem schon zu Beginn die Laune so richtig vermiesen. Von daher sollte ein potentieller Platz für einen winterlichen Ansitz bequem erreichbar sein. Die Stelle sollte nicht nur für den Angler, sondern auch für die Karpfen attraktiv sein. Ich halte Ausschau nach Bereichen, die sich vom normalen Flussverlauf unterscheiden. Dazu gehören Seitenarme, Flussbiegungen, Staubereiche an Wehren, Häfen oder Bacheinläufe. Eine detaillierte Straßenkarte hilft, solche Stellen ausfindig zu machen. Beim Winterangeln denkt man auch automatisch an die Warmwassereinleiter von Kraftwerken. Doch man sollte bedenken, dass diese Wärmespender sehr vielen Anglern bekannt sind und deshalb meist unter einem starken Befischungsdruck stehen. Entspanntes Angeln ist an diesen Stellen zumeist nicht möglich. Habe ich einen interessanten Bereich des Flusses ausfindig gemacht, nehme ich ihn genauer unter die Lupe. Ich suche  zunächst nach tieferen Stellen mit wenig Strömung. Dort halten sich die Karpfen in ihren ausgeprägten Ruhephasen auf. Auch Kehrströmungen sollte man nicht außer Acht lassen. Diese Unregelmäßigkeiten im Strömungsverlauf entstehen durch Kanten oder Erhöhungen im Bodenprofil. Im Bereich dieser Unterwasserstrukturen finden die Karpfen auch bei erhöhtem Wasserstand Schutz. Strömungskanten, die durch Kurven oder Ausbuchtungen im Fluss verursacht werden sollte man ebenfalls nicht übersehen. Zur exakten Lokalisation verwende ich eine Lotrute, die mit einem Tastblei ausgestattet ist. Damit kann man nicht nur die Tiefe ermitteln, sondern auch die Bodenstruktur erfühlen. Die soeben beschriebenen Stellen sind allerdings meist nicht die besten Angelplätze. Hier halten sich die Karpfen zwar in ihren Ruhephasen bevorzugt auf – fressen tun sie allerdings woanders. Warum sollte man sich dann überhaupt die Mühe machen, um solche Plätze zu finden, werden sich jetzt vielleicht einige fragen. Weil die Karpfen von dort aus auf ihre äußerst kurzen Ausflüge zur Nahrungsbeschaffung gehen. Ich konnte meine besten Winterfänge an flachen Stellen erzielen, die nahe an den beschriebenen Ruheplätzen lagen. Warum gerade dort? Weil sich hier an sonnigen Tagen das Wasser schnell erwärmt, und die Karpfen dort am meisten natürliche Nahrung finden. Oftmals betrug die Wassertiefe, in denen ich die Rüssler an den Haken bekam, kaum mehr als ein oder zwei Meter. Und das selbst in klirrend kalten Nächten. Wie tief ist es an der Stelle, und wie sieht das Bodenprofil aus? Mit der Lotpose und dem Tastblei erhält man schnell die nötigen Informationen. Bei leicht erhöhtem Wasserstand scheinen überspülte Wiesen und im Wasser stehendes Buschwerk eine magische Anziehungskraft auf die Karpfen auszuüben. Wenn sich dazu noch Treibgut in den Ästen verfangen hat, hat man einen echten Hotspot fürs Angeln auf Winterkarpfen gefunden. Durch das Treibgut entsteht eine dunkle Fläche, unter der sich das von der Sonne erwärmte Wasser staut. Außerdem dient das Treibgut den Karpfen als sicherer Unterstand. Tauchende Wasserhühner oder Enten sind ein weiteres Indiz dafür, dass es an der Stelle auch für die Karpfen etwas zu holen gibt. Aber wie schon erwähnt dürfen die Ruhezonen der Karpfen nicht zu weit entfernt liegen. Sonst lohnt sich die weite und kräftezehrende Anreise für die Fische nicht.

Temperatur zählt

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Wassertemperatur. Sie bestimmt das Verhalten der Karpfen. Besonders Flussfische reagieren schon auf kleinste Veränderungen. Fallende Wassertemperaturen machen die Fangaussichten zunichte. Wird das Wasser wärmer, steigt auch die Wahrscheinlichkeit eines Bisses. Schuppis im Schnee fängt nicht jeder. Thomas Talaga hat auch im Winter den richtigen Riecher für die Kapitalen. Beim Anfüttern sollte man im Winter sensibel sein. Ich bringe in der kalten Jahreszeit nur sehr geringe Futtermengen in das Gewässer ein. Sinkt die Wassertemperatur, sollte man gar nicht anfüttern, weil die Karpfen so gut wie keine Nahrung aufnehmen. Das Futter würde unberührt am Grund liegen bleiben. Wenn ich eine Stelle präpariere, dann mit wenig und leicht verdaulichem Futter. Gerne verwende ich sehr hochwertige Boilies, denen viele wasserlösliche Attraktoren zugegeben wurden. Nach meiner Erfahrung sind kleine Boilies mit einem Durchmesser von 10 bis 14 Millimeter ein Garant für gute Fänge im Winter. Sind allerdings viele Weißfische am Platz, ziehe ich eine Dublette, bestehend aus zwei kleinen Kugeln, aufs Haar. Verwendet man Boilies in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen und einen aromatischen Dip, wird die Lockwirkung des Köders noch erhöht. Beim Angeln garniere ich die Montage noch mit einem kleinen PVA-Stick. Das ist eine Futterwurst bestehend aus einem engmaschigen PVA-Netz, das mit Grundfutter befüllt wird. Am Gewässergrund löst sich das PVA-Material langsam auf und gibt seinen lockenden Inhalt frei. Sitzt man tagsüber an, kann ein Kombiköder Wunder wirken. Ein halber sinkender Boilie wird mit einem halbierten, hell leuchtenden Pop-Up garniert. Dieser optische Reiz ist das letzte Glied in einer Kette wohl geplanter Vorbereitungen, die den Traum von einem Winterkarpfen wahr werden lässt.


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