In der Raubfischangelei haben Kunstköder dem natürlichen Original längst den Rang abgelaufen. Kein Wunder. Raubfische sind vor allem Augentiere und so sind gute Imitate immer einen Versuch wert. Auch in der Friedfischangelei sind Kunstköder, wie Fakemais, in den letzten 15 Jahren sehr populär geworden. Friedfische finden ihre Nahrung zwar vorwiegend mit dem Geschmack, Geruch und teilweise sogar über ihr Gehör; aber auch bei ihnen „isst“ das Auge durchaus mit. Viele Friedfische sind äußerst neugierig. Für sie interessante Sachen – wie bunte Imitate – prüfen sie mit seinem Maul. Es ersetzt insofern die nicht vorhandenen Hände. Meist verwende ich Kunstköder deshalb, um natürliche Köder optisch etwas aufzuwerten. Das Abstellen nur oder überwiegend auf die Neugier des Tiers dabei zu wenig. Mir geht es bei diesen Kombinationen darum, dem Köder Auftrieb zu verleihen oder einen optischen Akzent zu setzen. Ein weiterer Vorzug künstlicher Köder ist ihre lange Haltbarkeit. Meine Köderimitate führe ich schon über Jahre mit mir.
Bild: W. Krause
Alle Friedfische lieben Partikel – und ein gelber Fakemais fällt hier bestimmt nicht auf.
Fakemais mit Flavour versehen
Prinzipiell lassen sich künstliche Köderimitate entsprechend aromatisiert auch eigenständig fischen. Wir können ihnen dann zumindest etwas Geschmack verleihen. Viele Flavour sind dafür geeignet. Sinnvoll ist es dann, die natürlichen Originale mit ähnlichem Geschmack beizufüttern. Die Kunstköder werden dann nebenbei mitgefressen. Der große Vorzug von Fakemais oder anderen künstlichen Ködern ist ihre Resistenz gegen Krebstiere oder Weißfische. Sie halten viel länger am Haar als die natürlichen Originale und wir müssen die Montagen seltener kontrollieren. Gerade beim Karpfenangeln ist Ruhe am Futterplatz ungemein wichtig.
Bild: S. Schmidt
Fürs gute Gefühl kann man Plastikköder mit Lockstoff versehen, zwingend nötig ist es aber nicht.
Bild: F. Pippardt
Besonders kleine, gelbe Fakemaiskörner sind „Eyecatcher“ am Boilie. Nicht zu auffällig, nicht zu unauffällig …
Künstliche Vielfalt: Was gibt es noch außer Fakemais?
Die populärsten Kunstköder unter Karpfenanglern sind sicherlich kleine Partikelimitate. Insbesondere Fakemais ist als Eyecatcher sehr beliebt. Das Maiskorn auf dem Boilie als Kirsche auf der Torte sozusagen. Persönlich mag ich die kleinen Imitate, die als Boiliestopper fungieren, sehr gern. Diese „Körner“ mit Haken funktionieren ähnlich wie ein extended Boiliestopper und sind eigentlich sogar besser, weil sie den Boilie mehr Halt geben. Gerade bei Krabben, die häufig solange am Boiliestopper umherspielen, bis sie den Boilie vom Haar ziehen können, spielen diese Imitate ihre Stärken aus.
Im Gegensatz zum natürlichen Original verfügen viele Imitate über eigenen Auftrieb. Mit Ihnen lassen sich hervorragend Pop Up- oder Schneemannpräsentationen herstellen. Auch hier ist Mais der Klassiker. Eine Maiskette mit einem künstlichen Pop Up-Maiskorn am Ende steht aufrecht am Gewässerboden und kann viel leichter aufgenommen werden. Entsprechend geflavourte Fakemaiskörner lassen sich theoretische auch eigenständig einsetzen. Gerade in England ist diese Methode sehr populär. Weniger verbreitet – aber nicht minder interessant – sind künstliche Erd- und Tigernüsse. In ihrer natürlichen Form zählen sie zu meinen liebsten Partikeln. Mit schwimmenden Imitaten lassen sie sich aber noch vielfältiger präsentieren.
Bild: W. Kalweit
Neben Fakemais gibt es viele andere Friedfischköder in künstlicher Form. Welcher Caster ist echt und welcher nicht? Wenn wir schon keinen Unterschied erkennen, schafft es der Fisch auch nicht.
Aber auch künstliche Maden, Muscheln oder Schnecken verwende ich gern. Ihre Einsatzgebiete sind dabei durchaus unterschiedlich. Während künstliche Maden vor allem bunte Eyecatcher unter echten Maden sind, biete ich Wasserschneckenimitate mit etwas Teig gefüllt gern einzeln beim Uferfischen zwischen Wasserpflanzen an. Muschelimitate sind hingegen eine gute Möglichkeit, große Muschelboilies als Schneemann zu präsentieren. Der Köder schmeckt dann nicht nur nach Muschel, er sieht auch fast so aus.
Vorteile von Fakemais und Fakefood
• Krebsresistenz
• Langlebigkeit
• Fake-Partikel stabilisieren das Ende der Haarmontage
• Fluoreszenz, Lumineszenz und UV-Aktivität (sehr auffällig!)
• Schwimmendes Fakefood balanciert den Hakenköder aus
Bild: S. Schmidt
Autor Sebastian Schmidt setzt Fakefood fast immer am Haken ein – manchmal solo, manchmal in Kombination mit einem echten Partikel oder Boilie.
Spiel mit dem Licht: Selbstleuchtende Fake-Köder
Zwei Vorteile künstlicher Köderimitate, die in der Tat keine anderen Köder bieten sind Lumineszenz und UV-Aktivität. Lumineszenz ist das eigenständige Leuchten nach Aufladung, teilweise über viele Stunden. Das ist natürlich deshalb interessant, weil so ein markanter Leuchtpunkt am Gewässergrund extrem die Aufmerksamkeit der Fische auf sich zieht – besonders in der Nacht oder bei trübem Wasser. Zwar lassen sich die Köder auch mit einer normalen Taschenlampe aufladen, besser geeignet sind aber spezielle UV- oder Schwarzlichtlampen. Ihr Licht ist viel energiereicher und lädt die Köder deutlich besser auf.
UV-Aktivität ist hingegen die Umwandlung von für uns Menschen unsichtbarem UV-Licht in sichtbares Licht. Interessant ist diese Eigenschaft deshalb, weil UV-Licht in tiefere Wasserschichten vordringt als normales sichtbares Licht. Normal farbiges Licht wird entsprechend seiner Wellenlänge nämlich zunehmend vom Wasser herausgefiltert. UV-aktive Köder leuchten aber auch dann noch in bestimmten Farben, wenn natürliches Licht dieser Farbe bereits herausgefiltert wurde. Ein Kunstköder kann also auch dann noch rot leuchten, wenn rotes Licht in der gewählten Tiefe natürlich gar nicht mehr vorkommt. Künstliche Köder bieten uns also Möglichkeiten und Vorzüge, die wir nur mit natürlichen Ködern nicht hätten. Sie sind eine tolle Ergänzung und verdienen es, auch beim Karpfenangeln eingesetzt zu werden. Probieren Sie sie ruhig einmal aus.