Da es bei teilweise über 20 Grad Wassertemperatur für Forellen zu warm ist, werden die Angelseen im Sommer mit dem Afrowels besetzt. Der Afrikanischen Raubwels (Clarias gariepinus), kurz Afro genannt, kommt beim warmem Wasser nämlich erst richtig in Fahrt. Diese Fische sind nicht nur extrem robust, sondern sind extrem kampfstark und liefern spektakuläre Drills – vor allem, wenn sie kurz vorm Kescher noch einmal richtig Gas geben.
Afrowels: Der perfekte Besatz im Sommer
Viele Betreiber von Forellenteichen haben in den letzten Jahren umgedacht. Bei Wassertemperaturen im Sommer, bei denen Salmoniden nicht überleben können, setzen sie vermehrt auf warmwassertaugliche Arten wie den Aal, den Stör oder eben auch den Afrowels. Letzterer bringt gleich mehrere Vorteile mit: Er wächst schnell, ist extrem anpassungsfähig – und sorgt für drillreiche Stunden am Teich, wenn andere Fischarten mit der Hitze zu kämpfen haben. Dank seiner „Lungenatmung“ (zusätzlich zu den Kiemen) kann der Afrowels sogar in fast sauerstofffreiem Wasser überleben. Er kommt regelmäßig an die Oberfläche, um Luft zu schnappen. Dabei hinterlässt er kleine Luftblasen – ein sicherer Hinweis für aufmerksame Angler!
Tackle für den Wels mit Lunge
Afros sind Kraftpakete – besonders, wenn sie über 80 cm lang sind. Ich empfehle deshalb eine robuste Rute zwischen 2,70 und 3,30 m mit einem Wurfgewicht um 25 g. Dazu passt eine mittelgroße Stationärrolle, bespult mit 0,22er Mono. Als Bissanzeiger setze ich auf kleine Waggler, die mit Gummistoppern flexibel auf der Hauptschnur verschoben werden können. Als Haken kommen scharfe, starke Modelle zwischen Größe 2 und Größe 6 direkt an die Hauptschnur. Wichtig ist, dass der Kö-der frei in der gewünschten Tiefe schwebt und beim Biss dem Afrowels kaum Widerstand bietet.
Bild: Kahlstadt
Dieser Afro hat im Teich frühmorgens dicht am Rand gebissen.
Köder mit Duft und Dampf
Der Afrowels ist ein Allesfresser – aber geruchsempfindlich! Wer die Nase vorn haben will, sollte im Sommer Köder mit starker Duftspur anbieten. Bewährt haben sich große Dendrobenas, Fischfetzen, Innereien vom Weißfisch oder auch ein Stück geräucherter Lachs. Mein Geheimtipp: Ein kleines Garnelenstück, plus 1-2 Dendros und leicht mit Kadaveröl eingerieben. Das sorgt für extra Reize – und knallt oft direkt nach dem Einwerfen. Ebenfalls sehr empfehlenswert ist ein Tropfen der FTM Afrowels-Tunke. Bei der Entwicklung dieses Boosters war ich stark involviert und die Ergebnisse waren wirklich überzeugend.
Bild: Kahlstadt
Dendrobenas sind neben Fischfetzen einer der besten Köder.
Spots und Zeiten im Sommer
Der Afrowels ist im Sommer meist in Bewegung – aber keineswegs wahllos. In den frühen Morgenstunden und zur Dämmerung halten sie sich bevorzugt in den flachen Randzonen auf. Dort kommen sie an die Oberfläche, um zu atmen, und streifen auf Futtersuche durchs Wasser. Tagsüber stehen sie oft tiefer – dann lohnt sich ein Versuch im unteren Drittel der Wassersäule. Wichtig: Immer wieder umsetzen, aktiv suchen und die Augen offenhalten. Die Blasen an der Oberfläche verraten oft mehr als jedes Echolot.
Bild: Kahlstadt
Blasen deuten auf Afrowels hin. Hier muss die Pose mit dem Köder hin.
Der Afrowels ist schwer zu bezwingen
Ein Afrowels im Kescher ist noch lange nicht bezwungen. Die Fische schlagen oft minutenlang mit aller Kraft um sich. Ich empfehle deshalb: Kescher ins Wasser legen, den Fisch mit einem gezielten, sehr wuchtigen Schlag auf den Kopf betäuben und dann mit einem Kehlschnitt töten. Danach kommen die Fische im Sommer sofort in eine Kühlbox mit viel Eis. Ich habe immer mindestens 6-7 kg Eis dabei. Die Fische bewegen sich trotz durchtrennter Kehle und Schlag auf den Kopf sonst manchmal noch eine Zeitlang. Auf Eis sind die Fische sofort ruhig und die Fischqualität ist dann deutlich besser.
Bild: Kahlstadt
Afrowelse haben einen harten Schädel – ein Schlag mit dem (Gummi-) Hammer ist nicht übertrieben.
Kulinarischer Geheimtipp
Und danach? Ab in die Küche! Das Filet vom Afrowels ist hell, grätenfrei, fast fettfrei. Und unglaublich vielseitig! Besonders gut macht es sich im Räucherofen: Die dicken Filets nehmen das Aroma wunderbar auf und bleiben dabei fest im Biss. Beim Braten sollte man allerdings beachten, dass das Fleisch mehr Hitze verträgt (und braucht) als empfindlicher Seefisch. Wer es wie Hähnchenfilet behandelt, also heiß anbrät und durchgart, liegt genau richtig. Dann bekommt man außen eine schöne Kruste und innen ein saftiges, weißes Stück Filet, das geschmacklich an Zander erinnert – nur etwas kräftiger.
Bild: Kahlstadt
Afrowelsschnitzel – echt lecker!
Videos zum Fang, zum Töten und zur Verarbeitung der Afrowelse findet ihr auf meinem YouTube Kanal MikesBigTrouts. Dort gibt es die Playlist „Afrowels fangen und verarbeiten“ mit knapp 40 Videos zum Thema! Dort findet ihr auch Hinweise zum Filetieren.
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