Mit dem Naturköder Grashüpfer zur Bachforelle

In Zeiten von Spoons und Spinnern ist ein sehr effektiver Köder etwas in Vergessenheit geraten: Grashüpfer – einer der wenigen Naturköder, die man nicht im Vorfeld besorgen muss, sondern mit hoher Sicherheit am Ufergras findet. Diese Wassernähe wissen auch Forellen zu schätzen! Fabian Frenzel und sein Sohn Paul erlebten eine fantastische Angelei am Bach.

Naturköder Grashüpfer

Bild: W. Krause

Das Fangen von Grashüpfern ist kein Hexenwerk. Im Sommer findet man sie häufig auf Wiesen und Feldern und vor allem auch in der Nähe von Gewässern.

Als ich abends von der Arbeit nach Hause komme, erzählt mir mein Sohn Paul stolz, dass er heute in der kleinen Wiese hinter unserem Haus mit seinen Freunden viele Grashüpfer gefangen hat. Die Tiere haben sie in Marmeladengläsern aufbewahrt. Mit voller Freude über den Fang des Tages begutachten wir zusammen die Grashüpfer im Glas. In den dünnen Metalldeckel haben die Jungs kleine Löcher gemacht, damit die Insekten auch immer genug Luft zum Atmen bekommen.

Während wir uns die Tiere gemeinsam so anschauen, sage ich zu meinem Sohn: „Paul, Papa hat früher damit immer als Junge in den kleinen Bächen auf Forelle geangelt.“ Paul antwortet prompt: „Warum machst du das heute nicht mehr?“ Ja, warum eigentlich nicht!? Auf diese Frage habe ich tatsächlich keine vernünftige Antwort und komme ins Grübeln. Dabei sehe ich mich als kleiner Junge über die Wiese flitzen und dann anschließend mit meinen Kumpels von früher am kleinen Dorfbach stehen und angeln. „Du Paul, morgen fangen wir zusammen Grashüpfer!“

Aufbewahrungsbox für den Naturköder Grashüpfer

Als ich am nächsten Tag bereits mittags nach Hause komme, wartet Paul schon mit zwei kleinen Keschern in der Hand. Es ist sehr warm heute und von unserem Grundstück aus können wir das Zirpen schon aus der Ferne hören. Doch zunächst wollen wir ein spezielles Aufbewahrungsgefäß bauen. Der große Nachteil an gewöhnlichen Gläsern mit Schraubverschluss ist einfach: Wenn man den Deckel öffnet, springen die Grashüpfer einfach heraus. Zudem können Gläser leicht kaputtgehen.

Aufbewahrungsbox für Grashüpfer

Bild: W. Krause

PET-Flasche, Damenstrumpfhose und Schere – mehr braucht man nicht für den Bau eines kleinen Hüpfer-Käfigs. Strumpf überstülpen und abschneiden, fertig! Hier entkommt kein Grashüpfer mehr.

Wir wollen daher eine einfache, aber geniale Aufbewahrungsbox bauen. Mit einer kleinen Schere, einer alten PET-Kunststoffflasche und einer Damenstrumpfhose bauen wir in Windeseile ein Gefäß für Flip und seine Freunde. Die Flasche wird ungefähr in der Mitte durchtrennt und anschließend werden noch die Ränder entgratet, damit man sich beim Hineingreifen nicht verletzt. Auch die Strumpfhose wird mit der Schere durchgeschnitten, idealerweise circa auf Kniehöhe. Die Flasche wird nun in den Fuß der Strumpfhose gesteckt – fertig! Jetzt haben wir ein ideales Gefängnis für die Grashüpfer, bei dem ein Ausbrechen nahezu unmöglich ist.

Greift man mit dem Arm durch das geöffnete Stück des Hosenbeins, liegt der Stoff so dicht am Ärmel an, dass ein Flüchten nicht möglich ist. Wenn man den Hüpfer entnommen hat, einfach einen kleinen Knoten in das lang überstehende Stück machen und schon kann der Grashüpfer in aller Ruhe beködert werden. Um die weiteren Exemplare in der Flasche muss man sich zum Glück keine Gedanken machen. Die sind garantiert sicher aufbewahrt.

Den Naturköder Grashüpfer fangen – ein Riesenspaß für Jung und Alt

Endlich geht’s los. Zugegeben, auf diesen Moment habe ich mich den ganzen Tag gefreut. Paul und ich gehen gemeinsam über die Straße, hin zu der kleinen Wiese. Überall zirpen die Grashüpfer im Gras und machen sich lautstark bemerkbar. Wenige Augenblicke stehen wir mitten im kniehohen Gras, bewaffnet mit kleinen Keschern versuchen wir, die Insekten einzufangen.

Zunächst fehlt ein wenig Übung. Es gelingt uns jedoch nach jedem Hüpfer immer besser: Erst hören und sehen, wo sich der Grashüpfer genau aufhält, dann den Kescher drüber und anschließend einen Moment warten, bis er gegen das Netz gekrabbelt ist. Dann können wir schon in den Kescher greifen und den Hüpfer in die Aufbewahrungsbox befördern. Das Köderfangen macht uns beiden unendlich viel Spaß – immer mehr Insekten wandern in unser spezielles Gefäß.

Autor und Sohn auf einer Wiese

Bild: W. Krause

Gemeinsam auf Köderfang: Blinker-Autor Fabian Frenzel und sein Sohn Paul hatten sichtlich viel Freude beim Sammeln der kleinen Hüpfer.

Nach gut einer halben Stunde ist die Box voller Grashüpfer und ein paar kleinen Heupferden. Paul ist total happy – und bei mir macht sich vom vielen Bücken langsam der Rücken bemerkbar. Wir haben genug Köder. Das sollte definitiv reichen für einen Angelausflug an den kleinen, sommerlichen Dorfbach. Darum beschließen wir, Feierabend zu machen und gemeinsam das Angeln vorzubereiten.

Die Indianerpose: Oldschool-Tackle für den Naturköder

Zugegeben, meine alten Indianerposen sehen richtig „oldschool“ aus. Diese speziellen Posen habe ich vor vielen Jahren selbst gebaut und sie waren lange Zeit in einer Box ganz weit hinten im Schrank in meinem Angelkeller verschwunden. Doch heute ist es so weit, sie wieder hervorzuholen.

Indianerposen sind sehr simpel aufgebaut, bestehen sie doch nur aus vier Komponenten. Einem trockenen Stock, idealerweise von der Haselnuss. Zwei Silikonschläuchen, durch die unsere Vorfachschnur gezogen und an der Pose festgeklemmt wird. Dann ein Blei im unteren Teil der Pose eingeklebt, damit der Stock senkrecht im Wasser steht.

„Papa, und warum die Feder?“, fragt Paul. Das ist ganz einfach: An allen Gewässern kommen auch Vögel vor. Ente und Co. verlieren auch die ein oder andere Feder, die dann durch den Bach treibt. Daher ist es nichts Ungewohntes für die scheuen Bachforellen. Die Feder fungiert wie eine Antenne und daher kann ich sie auch auf größeren Distanzen sehen. Echt praktisch!

Pose mit Feder

Bild: W. Krause

Indianderpose und Hüpfer: Da kehren Jugenderinnerungen zurück, oder?

Die Pose soll sich jedoch möglichst unauffällig und nicht sichtbar im Gewässer verhalten – eben wie ein leiser, schleichender Indianer. Daher kommt auch der Name. Diese spezielle, aber doch simple Pose befestige ich auf einem circa 1,5 m langen 0,22er Fluorocarbon-Vorfach, an dessen Ende sich ein leichter, stabiler und dünndrahtiger 6er Haken befindet. An diesem kann ich den Naturköder Grashüpfer perfekt durch den Bach treiben lassen.

Mit dem Naturköder Grashüpfer am kleinen Dorfbach

Noch am selben Nachmittag stehe ich am kleinen Dorfbach in der Nähe meines Wohnortes am Rande des Harzes. Nicht mit dabei ist Paul. Er hat zwar Interesse am Angeln, allerdings ist das Watangeln im und am Bach noch ein wenig zu anstrengend und auch zu gefährlich für den kleinen Mann mit seinen gerade einmal fünf Jahren. Auch wenn der Bach sehr friedlich dahinplätschert, birgt er doch immer eine Gefahr, insbesondere für Kinder. Daher haben wir gemeinsam entschlossen, ihn lieber nicht mitzunehmen. Schlimm findet er es nicht, wir hatten ja unseren Spaß beim Köderfang.

Angler an einem kleinen Bach

Bild: W. Krause

Kleine, klare Bäche: Wo Spinnköder scheuchen, ist ein abtreibender Grashüpfer einer der besten Köder überhaupt!

Der erste Spot ist gleich ein Highlight. An diesem Platz befindet sich eine alte Wehranlage. Der Wehrkessel ist noch immer tief ausgespült und unter den Wurzeln der Weiden finden die scheuen Bachforellen immer einen passenden Unterstand. Die Stelle begehe ich wirklich sehr vorsichtig, um die Fische nicht zu verschrecken. Wie bestellt, beißt auch tatsächlich gleich beim ersten Wurf ein Fisch auf den treibenden Grashüpfer. Dabei reißt er einige Meter an Schur über die Bremse von der Rolle. Danach gibt es prompt eine heftige Flucht zu der tiefen Rinne auf der gegenüberliegenden Seite. Ich sehe, wie sich der Fisch auf mich zubewegt. Was schimmert denn da so hell? Ich sehe einen weißen Flossensaum – Saibling!

In demselben Moment kommt mir schon die Indianerpose entgegen. Ausgestiegen… Leider hatte ich kein Glück und der Haken hatte nicht vollständig im Maul des Bachsaiblings gesessen. Den hätte ich gerne gehabt. Nach so einem turbulenten Drill ist erst einmal Unruhe im Wasser und die Fische des Spots sind womöglich verschreckt. Daher beschließe ich, eine kurze Pause zu machen und die Stelle nicht weiter zu befischen. Hier muss noch etwas gehen.

Selber Spot, neues Glück

Nach circa fünfminütiger Angelpause probiere ich erneut mein Glück. Kommt der Saibling zurück, gibt es hier noch andere Fische? Einige Würfe und Driften mit dem kleinen Grashüpfer vergehen, ehe unter dem Astwerk plötzlich ein Schatten hervorschießt und den Köder regelrecht einsaugt. Nach einem spritzigen Drill landet eine makellose, wohlgenährte Forelle im Kescher. Was für ein toller Einstand. Diesen wunderschönen Fisch werde ich mir heute Abend gemeinsam mit Paul schmecken lassen.

Forellenbiss auf den Naturköder Grashüpfer

Bild: W. Krause

Damit hat die Forelle nicht gerechnet – das Insekt sah nach einer leichten Beute aus…

Das war es am Ende auch, der Platz wird heute anscheinend keinen weiteren Fisch mehr hervorbringen. Deshalb steht ein Spotwechsel an. Zwischendurch probiere ich an verschiedenen Gumpen und Rinnen immer mal wieder mein Glück. Fische gibt es hier zuhauf, meist jedoch von kleinerer Größe.

Es macht riesigen Spaß, zu sehen, wie die Forellen aus ihren Unterständen herausschießen und den treibenden Naturköder Grashüpfer attackieren oder nur ganz vorsichtig aufnehmen. Das schöne an dieser Angelei ist, dass ich meist sehe, wenn der Köder im Forellenmaul verschwindet. Daher kann ich sofort reagieren und einen Anhieb setzen. Das ist sehr fischschonend. Kleine Fische werden nicht verangelt, weil der Haken meist ganz vorne im Maulbereich sitzt.

Bachforelle im Kescher

Bild: W. Krause

Der Haken muss dünndrähtig, aber dennoch stark sein – denn, wie gesagt, große Forellen stehen auf Insekten.

Sehen, werfen, fangen – mit dem Naturköder Grashüpfer

Der Tag am Bach plätschert wortwörtlich so vor sich hin und langsam wird es Zeit, an den Feierabend zu denken. Doch an „die eine“ Stelle will ich unbedingt noch. Dort habe ich beim letzten Angelausflug eine große Bachforelle gesehen. Leider wollte sie meinen Spinner nicht attackieren. Ist sie heute da? Hat in der Zwischenzeit jemand anderes sie gefangen? Oder hat sie jetzt einen neuen Standort?

Als ich die Stelle langsam gegen die Fließrichtung betrete, stockt mir regelrecht der Atem. Das ist nicht der Fisch vom letzten Mal – nein, dieser hier ist noch deutlich größer. Was für eine Granate! Seelenruhig steht die mächtige Bachforelle in der Strömung. Offensichtlich hat sie mich noch nicht bemerkt. Ich schleiche ganz langsam dichter an den Fisch heran und weiß, dass ich mir jetzt keinen Fehler erlauben darf. Bei so großen Fischen hat man meist nur einen Versuch. Misslingt dieser und die Forelle ahnt, dass etwas nicht stimmt, sucht sie garantiert das Weite.

So mächtige Fische sind meist sehr schlau, denn nicht umsonst sind sie so riesig geworden, bei all den Anglern und Fressfeinden im und am Gewässer. Doch alles läuft wie am Schnürchen. Der Wurf gelingt perfekt und bereits kurz nach dem Auftreffen des Grashüpfers bewegt sich die Forelle auf den Köder zu. In einem großen Schwall verschwindet die Schrecke von der Wasseroberfläche. Anschlag – sitzt! Am anderen Ende zieht jetzt eine wild tobende Bachforelle, jenseits der 60 cm.

Immer wieder versucht der Fisch, seine schiere Masse einzusetzen und flüchtet teilweise flussaufwärts, dreht sich um und schießt wie ein wilder Pfeil wieder an mir vorbei flussab. Was für ein unglaublicher Kämpfer! Wenig später halte ich sie in meinen immer noch zittrigen Händen. Ein absoluter Ausnahmefang in dem kleinen Forellenbach. Ein Fang, der nur gelungen ist, weil Paul mich an den Naturköder Grashüpfer, meinen früheren Lieblingsköder, erinnerte. Danke Paul!

Fangbild Forelle

Bild: W. Krause

Diese kapitale Forelle jenseits der 60-cm-Marke war der Fang des Tages, ein absoluter Ausnahmefisch in dem kleinen Bach.


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