Wasserkraft gilt oft als „grüne“ Energiequelle. Doch ihre ökologischen Nebenwirkungen und der Einfluss auf die Fischbestände sind gravierend. Zwei aktuelle Übersichtsarbeiten unter Leitung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der Chinesischen Akademie der Wissenschaften machen deutlich: Flüsse werden weltweit zerstückelt, natürliche Lebensräume verschwinden – mit dramatischen Folgen für Fischarten und ganze Ökosysteme.
Dämme zerschneiden Flüsse: Wasserkraft ist schlecht für Fischbestände!
Die Studien, veröffentlicht in Biological Conservation und Nature Reviews Earth & Environment, zeigen: Dämme und Wehre verändern den natürlichen Fluss tiefgreifend. Sie unterbrechen Strömung, Sedimenttransport, Temperaturverhältnisse und Wanderwege – für viele Arten das Ende ihres natürlichen Lebenszyklus. Vor allem wandernde Fischarten sind betroffen: Laut einer globalen Analyse gingen ihre Bestände seit 1970 um durchschnittlich 81 % zurück. Es droht der Verlust von Brutplätzen oder Nahrungsmangel. Selbst neue Wasserflächen in Stauseen bieten oft keine geeigneten Lebensräume.
Kleinwasserkraftwerke – ineffizient und besonders schädlich
In Europa dominiert die Klein-Wasserkraft – solche kleinen Kraftwerke erzeugen vergleichsweise nur wenig Energie, beeinträchtigen aber Flüsse und Fischbestände trotzdem erheblich. In Deutschland ist das Ausbaupotenzial laut aktueller UBA-Statistik weitgehend ausgeschöpft. Dennoch bleiben viele ökologische Schäden unzureichend gemildert.„Wasserkraftanlagen beeinflussen alle vier Dimensionen der Flusskonnektivität“, sagt Prof. Sonja Jähnig vom IGB. „Die negativen Effekte summieren sich besonders dort, wo mehrere Anlagen hintereinandergeschaltet sind.“
Bild: IGB, Jörn Gessner
Weltweit wird der freie Flusslauf zunehmend durch Wasserkraft gestoppt – über 2.800 große Stauseen und rund 80.000 Kleinwasserkraftwerke zerschneiden heute die Fließgewässer, Tendenz steigend.
Wissenschaftler fordern kritische Neubewertung
Die Wissenschaftler fordern, den Stellenwert der Wasserkraft in der Energiewende neu zu überdenken. Ihr Vorschlag: das STREAM-Konzept, das Planung, Monitoring, Rückbau, Zielkonfliktanalyse und Entscheidungsprozesse systematisch verbindet – für eine nachhaltigere Nutzung von Flüssen.
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