Millionen Dollar mit Aal-Schmuggel: US-Firma vor Gericht

Angestellte einer großen amerikanischen Firma müssen mit bis zu 20 Jahren Gefängnis rechnen. Sie hatten mit Aal-Schmuggel Millionen von Dollar verdient.

Ein Kilogramm Glasaal – das sind etwa 3.000 Fische. Die Menge der jährlich ankommenden Individuen scheint laut ICES seit 2011 nicht weiter zu sinken. Foto: Florian Büttner

Bild: Florian Büttner

Ein Kilogramm Glasaal – das sind etwa 3.000 Fische. Die Menge der jährlich ankommenden Individuen scheint laut ICES seit 2011 nicht weiter zu sinken.

Ein weltweit aktives Schmugglernetzwerk steht vor Gericht. Es geht um Ware im Wert von Millionen von Dollar, und den Angeklagten drohen bis zu 20 Jahre Gefängnis. Doch wer jetzt an Drogenkartelle oder Warlords denkt, der irrt. Die US-Firma, die vor Gericht steht, schmuggelte kein Heroin: Ihr großes Geschäft war der Aal-Schmuggel.

Größter US-Aalhändler vor Gericht

Die größte amerikanische Aalhändler muss sich vor Gericht wegen illegalen Schmuggels und Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz verantworten. Die Angeklagten aus New York, New Jersey und China handelten illegal mit Aalen und verdienten damit ein Vermögen.

Laut Anklageschrift importierten die Schmuggler der American Eel Depot Corporation in den letzten vier Jahren Aalfleisch im Wert von 160 Millionen Dollar in die USA. Zuvor hatten sie und ihre Partner Glasaale an europäischen Küsten abgefangen, nach China importiert und dort in Aufzuchtanlagen bis zur Schlachtreife mästen lassen. Während ein Teil der Aale in der Region verkauft wurde, ging ein großer Teil auch in die USA und wurde dort als Sushi verkauft. Um Kontrollen zu umgehen, kennzeichneten die Schmuggler die insgesamt 138 Seecontainer als „Amerikanischen Aal“, obwohl es sich um Aale aus Europa handelte. Sie handelten dabei vorsätzlich und wussten sehr genau, was sie taten.

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Aale sind auch in den USA streng geschützt

Aale, auch die europäischen der Gattung Anguilla anguilla, sind in den USA durch das Gesetz über gefährdete Arten (den Endangered Species Act) geschützt. Bei einer Verurteilung drohen den Angeklagten nun bis zu 20 Jahre Haft. Außerdem stehen hohe Geldstrafen in Aussicht: 250.000 Dollar für Einzelpersonen, eine halbe Million Dollar für Unternehmen. Je nachdem, welcher Betrag höher ausfällt, ist es auch möglich, dass sie das Doppelte ihres illegalen Gewinns bzw. das Doppelte des Verlusts für andere zahlen müssen.

Aal-Schmuggel: Firma kontrollierte den kompletten Kreislauf

Die Schmuggler kontrollierten den kompletten Kreislauf der Waren. Vom Abfang in der EU über die Aufzucht in China bis zum Verkauf in den USA waren sie Strippenzieher. Das Netzwerk lohnte sich: Der geschätzte Betrugswert betrug jährlich zwischen zwei und drei Milliarden (!) Euro.

Neben des illegalen Exports und Imports der Aale unterhielten die Schmuggler auch weitere Verbindungen. So beschlagnahmten Beamte Aalfleisch der Firma auch in Kanada. Chinesischer Einkäufer reisten nach Kiew in die Ukraine, um dort in der EU gefangene Glasaale abzuholen. Der Erlös ging auf ein kanadisches Konto. Schon im Mai 2021 kam es zur Verurteilung eines Importeurs, der daraufhin etwa 160.000 Dollar Strafe zahlen musste. Ein Kleckerbetrag, wenn man bedenkt, welche enormen Summen der Aal-Schmuggel erzielte. Ein Kilo Glasaal allein erzielt in Asien bis zu 6.000 Euro.

Der illegale Aal-Schmuggel im Kreislauf. (Originalabbildung von der Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (SANTE), Europäische Kommission, abgeändert durch den DAFV) Bild: SANTE / DAFV

Bild: SANTE / DAFV

Der illegale Aal-Schmuggel im Kreislauf. (Originalabbildung von der Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (SANTE), Europäische Kommission, abgeändert durch den DAFV)

 

„Zum ersten Mal steht ein Schmugglerring vor Gericht, der den kompletten illegalen Warenkreislauf kontrolliert hat“, berichtet Florian Stein, Aalhandelsexperte beim DAFV. „Bisher ist man davon ausgegangen, dass die Glasaalschmuggler und die Aalfleischimporteure unabhängig voneinander operieren. Das hohe Organisationslevel ist besorgniserregend und ein weiteres Indiz dafür, dass der Kampf gegen die Aalschmuggler noch nicht beendet ist.“

Aal-Schmuggel in der EU in den letzten Jahren rückläufig

Laut EUROPOL beläuft sich der jährliche Schmuggel mit Glasaalen auf bis zu 100 Tonnen – das entspricht etwa 300 Millionen Aalen. Damit ist der Glasaal-Schmuggel das größte Wildtierverbrechen in Europa. Um ihn zu überwachen und einzudämmen, rief EUROPOL daher im Jahr 2016 „Operation LAKE“ ins Leben. Inwzischen sind an dem Projekt weltweit 28 Staaten beteiligt.

Die meisten Beschlagnahmungen und Verhaftungen gab es in der Schmuggel-Saison 2017/18. Damals wurden 5,8 Tonnen Glasaal (ca. 17,4 Millionen Fische) beschlagnahmt und 154 Beteiligte verhaftet. Seitdem sind die Zahlen insgesamt rückläufig. Dass die Zahlen der Saison 2021/22 wieder dreimal so hoch ausfallen wie im Jahr zuvor, hängt mit den Flügen von Europa nach China zusammen. Während  der Corona-Pandemie war der Flugverkehr nach Asien stark eingeschränkt, hat inzwischen jedoch wieder zugenommen.

Quellen und weitere Informationen: DAFV


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