Wie das Magazin „Nature“ berichtet, haben Physiker erstmals eine technische Nachbildung eines Seitenlinienorgans erschaffen. Die Frage ist nur: Warum macht man sowas?
Der Fern-Tastsinn der Fische beruht bekanntlich auf einer Messung der Druckverteilung und der Wellen-Geschwindigkeit im Wasser, die sie über die Seitenlinien wahrnehmen. Professor Leo van Hemmen und sein Team am Physik-Department der Technischen Universität München (TUM) erforschen seit fünf Jahren die Leistungen des Seitenliniensystems und ermitteln sein Potential für eine mögliche technische Umsetzung. Wie weit ist die Reichweite eines solchen Sinnesorgans und welche Auskunft kann es über bewegte Objekte geben? Welche Reize erhalten die Seitenlinien aus dem Wassersog eines anderen Fisches und wie werden diese verarbeitet? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, erstellen die Wissenschaftler mathematische Modelle und vergleichen diese mit experimentellen Daten aus Seitenlinienorganen von Krallenfröschen oder Höhlenfischen. Die Forscher erhoffen sich von diesen Erkenntnissen vor allem Anregungen für die Robotik, den Einsatz solcher Systeme auch im technischen Bereich: Unterwasser-Roboter könnten sich bei der Erforschung von unzugänglichen Höhlensystemen und Tiefseevulkanen mit dem künstlichen Seitenlinienorgan orientieren, U-Boote auch in trüben Gewässern Hindernisse orten und natürlich ist auch eine militärische Nutzung denkbar. Denn anders als bei einem Sonar, das sich durch eigene Impulse verraten kann, ist das Seitenlinienorgan nur ein stiller Empfänger, der verdächtige Bewegungen erspüren kann, ohne aufgespürt zu werden