Grüner Strom: Wasserkraftwerk zerfetzt Aale

Man sollte meinen, Wasserkraftwerke produzieren grünen Strom. Doch hinter den Mauern und Turbinen sieht es meist anders aus, wie jetzt wieder ein Beispiel aus dem Rhein zeigt. Hunderte Aale wurden regelrecht in Stücke zerschnitten, als sie die ökologischen Anlagen passieren wollten.

Grüner Strom: Wasserkraft sind auf den ersten Blick noch gar nicht so "grün" wie man meinen möchte. Denn im Wasser spielen sich meist dramatische Szenen ab. Foto: BLINKER

Wasserkraft sind auf den ersten Blick noch gar nicht so "grün" wie man meinen möchte. Denn im Wasser spielen sich meist dramatische Szenen ab. Foto: BLINKER

Hunderte tote Aale treiben verstümmelt im Wasser auf dem Flurlinger Steg unterhalb von Schaffhausen (Schweiz) am Rhein. Schuld an diesem traurigen Anblick sind die Turbinen des lokalen Wasserkraftwerks, mit dem sogenannter grüner Strom produziert wird. Die Firmen werben damit, das Strom mit Liebe zur Natur produziert wird. Doch offensichtlich scheint die Liebe nicht tiefgründig genug zu sein, wenn der produzierte Strom nicht fischschonend ist. Besonders Aale, die durch die Weltnaturschutzunion IUCN auf der Roten Liste als „vom Aussterben bedrohte Art“ geführt werden, trifft es immer wieder, da sie mit ihren schmalen Körpern zwischen jede Ritze und Lücke schwimmen können.

Warum grüner Strom nicht wirklich grün ist

Doch warum geraten besonders Aale in die Turbinen? Die Rechen des Kraftwerks sind zu breit für die Fische: Durch seinen geringen Umfang schwimmt der Aal einfach durch diese hindurch und gelangt in die Turbine. Um das zu vermeiden, können engere Rechen angebracht werden, die verstopfen aber sehr leicht und können im Extremfall Hochwasser auslösen. So wurde versucht, die Aale mithilfe von Röhren auf dem Flussgrund am Kraftwerk vorbeizuleiten. Da diese Röhren aber auch ständig verstopften, wurde das Projekt aufgegeben.

Für die Wanderwege der Tiere flussaufwärts werden sogenannte Aalbrutleitern genutzt, die wie Fischtreppen funktionieren. Diese Aufstiegshilfe ermöglicht den im Frühjahr aufwärts ziehenden Aalen ein Vorwärtskommen gegen die Strömung und die Umgehung von Wehren. Eine Aalleiter besteht aus einer Rinne, in der durch Querleisten und Steine die Strömung gebremst wird, am unteren Ende ist diese Leiter trichterförmig ausgebaut. Walter Vogelsanger vom Kraftwerk Schaffhausen sagt, dass neue Maßnahmen für den Aalabstieg geprüft werden: „Der Abstieg der Aale ist bei allen Kraftwerken ein Problem. Das tut uns auch weh. Aber es gibt weltweit im Moment keine technische Lösung dafür.“

Auch wenn so ein Turbinenrad durch Gitter geschützt ist, für Aale stellt diese Schutzbarriere keinen wirklichen Schutz dar. Foto: px

Auch wenn so ein Turbinenrad durch Gitter geschützt ist, für Aale stellt diese Schutzbarriere keinen wirklichen Schutz dar. Foto: px

Nur 10 Prozent schaffen den Abstieg

Das bezieht sich übrigens nur auf die stromabwärts gerichtete Abwanderung – die Fische lassen sich mit der Hauptströmung treiben und werden so direkt in die Turbinen gedrückt. Für die Aale, die flussabwärts wandern, ist das ein Drama. Von den bis zu 90.000 Stück, die Richtung Meer wandern, kommen nur gerade schätzungsweise 10 Prozent wieder in Basel an. Der Abstieg wird zurzeit intensiv erforscht, da er auch als Forderung in der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie erfasst ist. Leider werden die Vorgaben vor allem an älteren Kraftwerken nicht ausreichend umgesetzt. Kriterien für fischfreundliche Turbinen sind unter anderem:

  • geringe Anzahl an Laufradschaufeln
  • niedrige Drehzahlen
  • stumpfe Eintrittskanten (Verringerung des Verletzungsrisikos)

Die Kraftwerke müssen die Vorgaben übrigens erst im Jahr 2030 erfüllen – das hängt unter anderem damit zusammen, dass die Anlagen an großen Kraftwerken sehr komplex sind und der Umbau lang dauern kann. In dieser Zeit sind die Wasserkraftwerke, die den grünen Strom produzieren, mit der Renaturieren der Uferbereiche, natürlich der Stromerzeugung und einer technischen Lösung für den Aalaufstieg beschäftigt. Was diese Sanierung schlussendlich kosten wird, steht noch in den Sternen.

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