Schwerelos ins Welsmaul

Beim Driftfischen auf Welse bemerkte Markus Paparozzi, dass sich die Räuber zwar häufig für seinen Köder interessierten, aber nicht arglos zupackten. Für dieses Problem hat der Guide eine fängige Lösung aufgetrieben – im wahrsten Sinne des Wortes: Mit einer Unterwasserpose bringt er seine Tauwürmer zum Schweben und lässt sie schwerelos ins Welsmaul gleiten.

Diese Situation kostet Welsangler viele Nerven: Bei einer Klopftour mit dem Wallerholz zeigt das Display des Echolots plötzlich eine starke Sichel an. Ein Wels steigt vom Gewässergrund hinauf in Richtung unseres Köders. Die Spannung steigt ins Unermessliche, die Hände beginnen zu schwitzen. Adrenalingesteuert drillt der Angler in Gedanken bereits den Fang seines Lebens. Doch anstatt das große Tauwurmbündel am Drilling vehement einzusaugen, verschmäht der Urian unseren Köder, zupft im besten Fall noch kurz an den freihängenden Enden des Leckerbissens und taucht ungehakt wieder in die Tiefen des Gewässers ab. Was bleibt, sind ein enttäuschter Angler und die Frage, warum der Wels nicht kräftig zugepackt hat? Offensichtlich hatte er sich doch für den Köder interessiert und war fressbereit. Der Ursache wollte ich genauer auf den Grund gehen. So kam es, dass wir, mein Raubfischpartner Thomas Fritz und ich, eines Abends zusammen auf dem Boot saßen und die beschriebene Situation erlebten. Ein Wels hatte zwar einzelne Würmer vom Haken gefressen, blieb aber nicht hängen. Das wollten wir natürlich ändern. Und so fingen wir an, das Rätsel Stück für Stück aufzulösen. Als erstes stellten wir uns die Frage: Was passiert überhaupt, wenn ein Wels auf Raubzug geht? Ganz gleich, ob der Wels durch das Klopfen mit dem Wallerholz oder durch eine Posen- oder Grundmontage zu dem ausgelegten Köder gelockt wird, seine Vorgehensweise ist meistens die gleiche. Nach der Ortung und Annäherung an seine Beute überprüft der Wels diese mit seinen Barteln auf Fressbarkeit, bevor es dann eventuell zur Attacke kommt. Allein deshalb ist es wichtig, den Haken nie größer zu wählen als unbedingt nötig, denn durch seine empfindlichen Barteln kann der Wels auch eine noch so geringe Gefahr, zum Beispiel durch elektromagnetische Strahlung des Hakenstahls ausmachen. Hier leisten Gummiüberzüge oder auch ein Schrumpfschlauch gute Dienste.

Starres System verhindert Biss

Sollte der Wels von der gefahrlosen Fressbarkeit unseres Köders überzeugt sein, wird er versuchen, die Beute durch rasches Öffnen seines Mauls mit einem Sog in den Schlund zu ziehen. Dabei saugt er einige Liter Wasser samt dem Futter ein. Bei einer klassischen Methode, mit der auch ich lange Zeit gefischt habe, bleibt das angebotene Tauwurmbündel bei einem Fressversuch durch den Wels in seiner Position. Grund dafür ist die relativ starre Verbindung zwischen Rutenspitze und dem angebotenen Köder am Haken. Da sich die Montage recht träge im Wasser verhält, gelingt es dem Wels, ein paar Würmer vom Haken zu ziehen. Dieses Problem wollten wir lösen und den Welsen eine Montage präsentieren, bei der das Einsaugen des kompletten Tauwurmbündels samt Hakens möglich ist. Nach kurzer Entwicklungsphase fand ich dann ein für mich optimales System: Eine Auftriebspose mit 10 Gramm wird mit Hilfe von zwei Posenstoppern etwa 15 bis 20 Zentimeter unterhalb des Wirbels auf dem einen Meter langen Vorfach fixiert. Ein 4/0er Leitner-Drilling dient als Gegengewicht, um meinen Köder – in diesem Fall ziehe ich drei Würmer auf einen Haken – in der gewünschten Tiefe zu halten. Durch den entstandenen Spielraum hat der Wels nun die Möglichkeit, die Würmer samt Haken nahezu widerstandslos komplett einzusaugen. Dies war vorher nicht der Fall.

Kurzer Ruck verrät den Fisch

Wie arglos die Welse meine Montage annehmen, zeigen die Bisse, die ich mit diesem „schwerelosen“ System bekam. Sie waren nie mit einer schlagartigen Flucht verbunden, da die Welse im ersten Moment nicht gemerkt hatten, dass Gefahr in Vollzug war. Im Gegenteil: Sie schwimmen gemächlich davon – bis zum Anhieb. Der Angler merkt im Moment des Bisses nur einen kurzen Ruck in der Schnur. Da in der Regel keine Flucht folgt, kann man auch mit der Schnur in der Hand bedenkenlos einen Wels anschlagen, ohne sich dabei mit der Schnur in die Finger zu schneiden. Eines ist beim Einsatz dieser „Pop-Up-Montage“ für Würmer jedoch noch zu beachten. Sie funktioniert nur zu 100 Prozent, wenn die Drift des Bootes genau so schnell ist wie die Strömungsgeschwindigkeit des Flusses. Ansonsten würde der Strömungsdruck dafür sorgen, dass sich das Vorfach streckt und der durch unsere Montage geschaffene Spielraum dahin ist. Der Einsatz eines Driftsacks kann hier Abhilfe leisten. Seitdem ich mit der „Worm-Pop-Up“-Montage fische, konnte ich die Zahl meiner Fänge mehr als verdoppeln. Sie ist für mich inzwischen mehr als nur eine Alternative in der Welsangelei. Dank Worm-Pop-Up konnten wir so manch vorsichtigen Wels überlisten, der sehr wahrscheinlich auf eine herkömmliche, „starre“ Montage nicht gebissen hätte.

Mit dem Guide zum Wallerfang:

Bei Fragen zur Montage und zur Anwendung des „Worm-Pop-Ups“ erreichen Sie Markus Paparozzi per E-Mail unter [email protected]. Er steht Ihnen auch gerne persönlich bei einer Guiding-Tour (www.guiding-tours.de) zur Seite, um Ihnen den richtigen Umgang in der Praxis im Lebensraum des Welses zu zeigen.


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