Hecht-Pfützen

So mancher kleine Teich sieht aus, als gäbe es dort nur Grashechte. Doch wer die vier häufigsten Fehler vermeidet, kann große Hechte auch in „Pfützen“ überlisten.

Im Frühjahr kann man die Hechte manchmal im Flachwasser beobachten. Zu Saisonbeginn sollte man kein Gewässer für zu flach halten.

Der kleine Teich sah aus, als sei er ein Paradies für Hechte. Aber nur aus der Ferne. Als ich näher kam, entdeckte ich durchs klare Wasser die Bescherung: Gerade mal 30 Zentimeter war das Wasser am Ufer tief und kaum 75 Zentimeter in der Mitte. Zu flach, dachte ich. Was nützten da all die Seerosen und ihre wunderbare Deckung? Zur Sicherheit drehte ich eine Runde um den Teich. Mein Spinner rotierte durch die Rinnen zwischen den Seerosen. Er brachte nicht einen Hecht ans Licht. Aber immerhin ein paar kleine Barsche.

Es waren also Fische in dem Gewässer. Von Zeit zu Zeit plätscherten auch Rotfedern an der Oberfläche. Ein paar kleine Güstern hoben sich im Sonnenlicht als Schatten von bleichen Seerosenblättern am Grund ab. Schließlich, als alles Spinnen nichts geholfen hatte, versuchte ich mein Glück mit einem kleinen Rotauge am System. Ich warf es ohne Beschwerung aus und zupfte es rhythmisch zu mir heran, immer wieder mit kurzen Fluchten und längeren Pausen. Da spritzte das Wasser unverhofft. Ein Hecht mit 300 Gramm Lebendgewicht pendelte mir entgegen. Jetzt war mein Ehrgeiz geweckt! Mir blieben noch zwei Wochen Sommerurlaub, und ich ging täglich los.

Das Ergebnis wird Sie beeindrucken: 20 Hechte! Die Größe der Fische weniger: kaum einer über Schonmaß. Und das sind in Mecklenburg nicht gerade berauschende 45 Zentimeter Hoffnung unterm Gefrierpunkt Im nächsten Jahr Sommerurlaub das gleiche Spiel: viele Hechte, aber Zwerge. Meine Hoffnung war schon fast verpufft, als ich im dritten Jahr das erste Mal im Oktober an den See kam.

Mehr aus Zeitvertreib griff ich erneut an, wie gehabt mit Rotaugen am System. Die Temperatur war unter den Gefrierpunkt gefallen, Raureif lag über den Feldern. Und plötzlich geschah das, womit ich nicht gerechnet hatte: Ich bekam wieder Hechtbisse, diesmal von wesentlich größeren Fischen. Mehrere Hechte von über drei Pfund landeten in meinem Kescher, der größte war stolze 83 Zentimeter lang. Gemessen an dem, was ich bisher gefangen hatte, waren das Riesen!

Ein toller Hecht aus einem Graben, den man fast überspringen kann. In den holländischen Poldern, aber auch in vielen norddeutschen Gewässern ist das möglich.

Bild: Blinker

Ein toller Hecht aus einem Graben, den man fast überspringen kann. In den holländischen Poldern, aber auch in vielen norddeutschen Gewässern ist das möglich.

Ein einheimischer Angler, den ich ein paar Tag später traf, bestätigte meine Erfahrung: Auch er hatte lange Jahre geglaubt, in dem kleinen Teich könnte es keine größeren Hechte geben. Doch bei seinem ersten Versuch im Winter fing er plötzlich einen 10-Pfünder und konnte einen Meterfisch beobachten, der gemächlich über den Grund zog. Nächstes Jahr, da dürfen Sie sicher sein, greife ich im Dezember an!

Aber es geht mir nicht um dieses eine Gewässer es geht mir um ein Phänomen, das ich schon in ganz Deutschland erlebt habe: Es gibt Teiche, Gräben und winzige Flüsse, in denen die Angler fast nur kleine Hechte fangen und daraus den Schluss ziehen, es sei nichts Gescheites drin. In vielen Fällen ein Irrtum.

Hinweise auf Große

Aber wie können Sie klären, was in einem kleinen Gewässer an Hechtenrn drin ist? Folgende Hinweise deuten darauf hin, dass der Bestand nicht verbuttet ist und Sie neben den Grashechten auch stattliche Fischern fangen können:

  • Das Gewässer ist nahrungsreich (viele Weißfische und Barsche).
  • Die kleinen Hechte sind wohlgenährt.
  • Der Fischbestand kommt über den Winter (kein Grundeis).
  • Bissspuren von über 10 Zentimeter Breite an Grashechten oder anderen Fischen.
Seerosen und Geäst sind sichere Indizien für einen lauernden Hecht im Sommer und Herbst.

Seerosen und Geäst sind sichere Indizien für einen lauernden Hecht im Sommer und Herbst.

Einige der größten Hechte, die in Deutschland je gefangen wurden, stammen aus erstaunlich kleinen Baggerlöchern. Dass sie über vielen Jahre zu Kapitalen abgewachsen sind, ist der beste Beweis, dass diern meisten Angler an solchen Fischen vorbei angeln.

Oder denken Sie an die Polder, die kleinen Gräben in Holland. Oft sind sie so schmal, dass man sie fast überspringen kann, und so flach, dass sich die auf Vorfachlänge gestellte Pose kaum aufrichtet. Und doch fangen Experten dort Jahr für Jahr prächtige Hechte. Kleine Gewässer bieten Ihnen den Vorteil, dass die Hechte im wahrsten Sinne zum Greifen nahe sind. Die Chance, dass Sie an ihnen vorbei angeln, ist nicht so groß wie bei riesigen Wasserflächen.

Und doch hat das Hechtangeln in den Pfützen seine Tücken, sonst würden die Hechte jarn erst gar nicht so groß. Deshalb habe ich die häufigsten Fehler und die Gegenrezepte für Sie zusammengefasst:

  • Fehler 1: zu kleine Köder! Weil die Angler nur kleine Hechte vermuten, empfinden sie einen 4er Spinner schon als mutig. Beim Hechtangeln giltrn aber die Regel: Der ideale Köder sollte einem Futterfisch entsprechen der 10 Prozent vom gewünschten Hecht wiegt. Schon für einen 6-Pfünder bräuchten sie also einen Köderfisch von 300 Gramm oder einen ziemlich großen Kunstköder.
  • Fehler 2: Weil in der warmen Jahreszeit nichts mehr beißt, greifen die meisten Angler im Herbst und im Winter erst gar nicht mehr zur Rute. Die kleinen Teiche sind oft pflanzenreich, die großen Hechte stehen im Sommer geschützt, und erst das spätere Jahr macht sie zu Freiwild. Also besonders ab Oktober und zu Beginn der Saison angeln!
  • Fehler 3: Es wird zu viel mit Kunstködern geangelt! Je kleiner diern Wasserfläche, desto öfter begegnen dem Hecht von früher Jugend an Kunstköder. Mit anderen Worten: Er wächst nur ab, wenn er frühzeitig lernt, Kunstköder zu meiden. Machen Sie es sich zur Gewohnheit, zur Naturködern zu greifen. Gerade in flachen Gewässern haben sicher unbeschwerte Köderfische an der Spinnrute bewährt, später im Jahr auchrn tote Köderfische am Grund.
  • Fehler 4: mangelnde Ausdauer. Weil die Wasserfläche so schnell abgesucht ist, ziehen manche Hechtangler voreilig den Schluss: nichts zu holen. Nach ein oder zwei Stunden sind sie wieder vom Wasser verschwunden. Doch ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Stellfisch noch am Abend einen Biss bringen kann, obwohl sich die Montage den ganzen Tag nicht vom Fleck bewegt hat. Vergessen Sie nicht: Größere Hechte fressen nicht jede Stunde, nicht einmal jeden Tag. Sie schlagen einmal zu, schnappen sich einen größeren Beutefisch, und dann verdauen sie lange Zeit. Erst wenn der Hunger wieder wächst, dürfen Sie mit Fängen rechnen. Je länger Ihr Köder im Wasser ist, desto besser die Chancen. Wenn Sie das nächste Mal an ein Gewässer kommen, das zu flach, zu klein oder zu unscheinbar für größere Hechte wirkt: Tun Sie alles, um das Gegenteil zu beweisen! Wenn es Ihnen gelingt, kann sich die Türe zur einem kleinen Paradies öffnen. Und oft werden sie der einzige sein, der sie durchschreitet weil die anderen einfach zu ungläubig sind!

Tipps zum Thema

Zeichen beim Laichen

Es ist erstaunlich, wie gut Hechte sich tarnen können. Sogar in flachen Teichen mit klarem Wasser sieht man sie oft erst dann, wenn sie den Köder schon im Maul haben. Haben Sie also keine Chance, mit den Augen eine Bestandsaufnahme zu machen, vor allem im Hinblick auf Großfische? Doch! Nämlich während der Laichzeit, meist zwischen Februar und April. Dann zeigen sich die Hechte beim Liebesspiel oft in ganzer Größe, und Sie sehen selbst, was später beim Angeln drin ist.

Mut zur Lücke

In Teichen mit Seerosen ziehen sich die Hechte im Sommer in die Pflanzendeckung zurück. Hier fühlen sie sich sicher aber sind es nicht! Wenn Sie vertikal in Pflanzenlücken angeln, mit einem toten Köderfisch oder einer Imitation aus Gummi, wird Ihr Mut zur Lücke oft mit einem großen Hecht belohnt.

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