Ich konzentriere mich auf große, tiefe Baggerseen mit klarem Wasser, Vegetation und ausreichend Beutefischen – sie bieten den idealen Lebensraum für Hechte, die auf Traumgrößen heranwachsen können. Der Hecht im Baggersee lebt im Schlaraffenland, meist mit überschaubarem Angeldruck. Diese Gewässer sind meist nur gering mit Fisch besetzt, was aber gerade den wenigen Bewohnern die Chance gibt, ihr volles Potenzial zu entfalten. Leicht zu befischen sind diese Gewässer nicht – sie sind oft sehr groß in Fläche und Tiefe, die Fische können überall stehen. Doch ich bin überzeugt: Wenn man sie richtig angeht, kann jeder einen dieser kapitalen Hechte finden.
Hecht im Baggersee: Die Jahreszeiten im Überblick
Meine Herangehensweise an große Hechte unterscheidet sich je nach Jahreszeit. Ich habe drei Hauptperioden, in denen ich gezielt auf sie fische: den Frühling, den Spätsommer und den Herbst. In diesen Phasen halten sich Hechte bevorzugt an bestimmten Stellen auf, fressen aktiver – oder man sollte sie, wie im Hochsommer, gezielt meiden.
Der Frühling ist ganz klar von der Standortwahl geprägt. Nach den kalten Wintermonaten erwärmt die Frühlingssonne zuerst die flacheren Bereiche der Seen – ideale Laichplätze für die kapitalen Hechtdamen. Jetzt heißt es, sich auf die flachen Zonen zu konzentrieren und angrenzende, tiefere Bereiche nicht außer Acht zu lassen, aus denen Fische in die Flachwasserzonen ziehen könnten. Es ist keine Seltenheit, Meterfische direkt an den Schilfkanten in nur einem halben Meter Tiefe – oder noch weniger – zu entdecken.
Richtung Herbst erweitert sich die Palette potenzieller Spots, je nach Gewässer: Vom Flachwasser bis 10 Meter Tiefe ist alles dabei.
Im Hochsommer lasse ich die Hechte in flacherem Wasser in Ruhe, bis sich das Wasser wieder etwas abkühlt und durch den höheren Sauerstoffgehalt ein nachhaltigeres Angeln möglich ist. In dieser Zeit konzentriere ich mich auf das pelagische Angeln in der Tiefe. Kapitalhechte sind oft die Spitzenräuber im System – sie müssen sich nicht verstecken, sondern genießen die Freiheit, ihre Beute im offenen Wasser zu jagen. Viele meiner großen Fische habe ich mitten im Freiwasser gefangen – ohne Struktur, ohne Kraut, ohne Anhaltspunkte.
Der Herbst ist meine absolute Lieblingszeit zum Angeln auf Hecht am Baggersee. Die Hechte spüren, dass das Wasser kälter wird, und beginnen, sich Fettreserven für den Winter anzufressen. Gleichzeitig bewegen sie sich jedoch viel durchs Gewässer – was das Auffinden erschwert. Wer in dieser Zeit den Code knackt, kann aber richtig gute Ergebnisse erzielen. Ich befische auch jetzt das Freiwasser wie im Sommer, lasse allerdings die flachen Frühjahrsbereiche außen vor. Zusätzlich schrecke ich nicht davor zurück, in Tiefen bis 10 Meter zu angeln, wenn die Hechte sich bereits in Richtung ihrer Winterstandplätze verlagern.
Große Hechte, großer Hunger, große Köder
Der Schlüssel meiner Taktik ist Selbstvertrauen – denn das ist kein Spiel der Mengen, sondern der Größen. In Baggerseen stehen große Fische nicht an jeder Ecke. Deshalb ist es wichtig, dass Du dir deiner Sache vom ersten Wurf am Morgen bis zum letzten am Abend sicher bist – auch wenn du den ganzen Tag keinen Biss bekommst. Wir befischen gezielt die obere Schicht der Hechtpopulation – es ist logisch, dass Bisse seltener kommen. Aber wenn, dann könnte es ein Fisch sein, den Du nie vergisst. Es ist ein mentales Spiel. Du kannst stundenlang ohne Biss fischen – aber wenn du aufgibst, verpasst du den einen Moment, in dem alles hätte passieren können. Großhechtangeln belohnt die, die durchziehen – Wurf für Wurf.
ählen Sie die Absinkzeit Ihres Köders pro Meter im Flachwasser, um einschätzen zu können, wie tief er läuft.
Große Hechte, großer Hunger, große Köder. Diesen Satz hast du vielleicht schon gehört – aber ich stimme ihm voll und ganz zu. Wenn Du einmal das Maul eines Meterhechts gesehen hast, kannst Du dir vorstellen, welche Beute dort hineinpassen kann. Ich verwende deshalb Köder, die es für einen Großhecht lohnenswert machen, Energie in einen Angriff zu investieren. Große Köder heben sich zudem im offenen Wasser besser ab und sind aus größerer Entfernung sichtbar als solche mit kleiner Silhouette. Ich setze auf Köder, die sowohl durch ihr Volumen als auch durch Vibration auffallen. Selbstvertrauen in den Köder ist entscheidend – oft habe ich nur wenige Köder in der Box, manche Tage wechsle ich gar nicht und werfe den gleichen Köder den ganzen Tag – voll überzeugt.
Systematisches Beangeln: Mit Muster zum Erfolg
Nun heißt es, den Baggersee systematisch nach Hecht abzufischen. Lass dich nicht einschüchtern von der weiten Wasserfläche eines großen Baggersees – betrachte den Bereich vor dir als eigenes Revier. Der Gedanke „Die könnten überall sein!“ darf dich nicht entmutigen. Überlege stattdessen, wie Du deine Würfe verteilen kannst, damit dein Köder möglichst viele potenzielle Räuber erreicht.
Wenn ich ein unbekanntes Gewässer befische, nutze ich vorab Google Maps, um interessante Bereiche zu identifizieren: Buchten, Landzungen, Engstellen zwischen größeren Wasserflächen oder auffällige Uferverläufe, die potenzielle Hinterhalte für Hechte darstellen. Lang gezogene, flache Abfälle in tieferes Wasser oder abrupte Kanten können hervorragende Startpunkte sein. Es geht darum, Gebiete zu erkennen, die gute Jagdreviere für Hechte sein könnten.
Werfen, einholen, werfen. Kopf ausschalten, den Sonnenuntergang genießen – der Einschlag kommt von selbst.
Am Spot angekommen, werfe ich zuerst einen schnell sinkenden Köder, dessen Sinkrate ich kenne (z. B. 1 Sekunde pro Meter), und lasse ihn bis zum Grund absinken – ich zähle dabei mit, um ein Gefühl für die Tiefe vor mir zu bekommen. Dann beginne ich mit Fächerwürfen – von links nach rechts, etwa fünf Meter Abstand pro Wurf. An tieferen Spots führe ich zunächst eine Serie mit flacher Einholtiefe (ca. 2 Meter unter Oberfläche) durch, anschließend dieselbe Serie mit tieferer Führung – um eventuell tief stehende Hechte zu erreichen, die den Köder vorher nicht bemerkt haben. Große Hechte sind Lauerjäger mit oben liegenden Augen – sie attackieren bevorzugt von unten. Beim Einholen variiere ich bewusst das Tempo, um dem Köder eine unregelmäßige Aktion zu verleihen – das verwirrt den Hecht und löst den Biss aus. Ein gleichmäßig eingekurbelter Köder bringt meist nur Nachläufer, aber keine Bisse. Einfach die Kurbel ein paar Mal drehen, kurz stoppen, wieder kurbeln, länger pausieren usw. So versuche ich, möglichst viel Wasser während meiner Zeit am Ufer abzusuchen – auf der Suche nach diesen herzstillenden Attacken pelagischer Hechte. Scheue dich nicht, ins scheinbar leere Freiwasser zu werfen – genau dort jagen die Monster!