Der Zander lässt sich im Stillwasser vom Ufer fangen. Er ist ein Fisch, der auf der Suche nach Beute große Strecken zurücklegen kann und überall im Gewässer vorkommt. Dabei durchschwimmt er nahezu alle Wasserschichten. Er kann sowohl in tiefen Bereichen als auch in den flachsten Ecken anzutreffen sein. Die Beutefische stehen mit zunehmender Dunkelheit häufig lethargisch in den oberen Wasserschichten über tiefem Wasser oder ganz flach am oder im Uferbewuchs. Der Zander bewegt sich, wenn möglich, gern unterhalb der Beutefischschwärme. Von unten zeichnet sich ein einzelner Beutefisch gegen den nicht immer dunklen Himmel als Kontrast für den Zander noch erkennbar ab, während seine Beute die Gefahr von unten kaum bemerkt.
Wenn der Zander seine Beute erkennt, stellt er sich gern senkrecht unter diese und schwimmt sie langsam von unten an. Sobald sich die Güster, das Rotauge oder der kleine Barsch nur noch wenige Zentimeter vor seinem Maul befinden, reißt der Zander das Maul auf und versucht, sich mit dem dabei entstehenden Unterdruck die Beute hinter die Kiemen zu spülen. Diese Jagdstrategie ist jedoch von vielen Fehljagden geprägt, sodass der Räuber in einer perfekten Nacht immer wieder gezwungen ist, weiterzujagen. Und genau darin liegt unser Vorteil: Wenn die Fische aktiv sind, dann oft die ganze Nacht – oder bei dunklem Wetter und trübem Wasser auch den ganzen Tag.
Bild: W. Krause
Eine straffe Jigrute ist vom Ufer besonders nötig, um den Anhieb durchzubringen.
Fischen Sie langsam, bleiben Sie lange
Aus meiner Erfahrung glaube ich, dass die meisten Angler im Stillwasser ihre Köder zu schnell führen und sich so die Chancen auf einen Biss nehmen. Zander nehmen ihre Beute anders wahr als beispielsweise Barsche und Hechte. Ein Hecht oder Barsch schwimmt auch einen Köder an, der mehrere Meter an ihm vorbeiläuft. Ein Zander dagegen bekommt einen Köder oft gar nicht mit, wenn dieser nur wenige Zentimeter aus dem falschen Winkel an ihm vorbeizieht.
Dasselbe gilt für einen Köder, der zwar perfekt am Räuber vorbeischwimmt, sich aber viel zu schnell bewegt. Zander brauchen nicht nur länger, um auf einen Köder aufmerksam zu werden – sie stürzen sich zumeist auch nicht sofort darauf, sondern verfolgen ihn erst ein ganzes Stück. Viele dieser Verfolgungsjagden unter Wasser bleiben unbemerkt, sodass wir oft gar nicht merken, dass ein Räuber in der Nähe ist. Das führt dazu, dass wir an einem Spot zweifeln und diesen vorzeitig verlassen. Angeln auf Zander vom Ufer im Stillwasser ist Fleißarbeit – es erfordert das Ausharren am richtigen Spot und Vertrauen in die eigene Technik.
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Zander im Stillwasser sind nicht cleverer als ihre Verwandten im Fluss. Sie sind nur etwas träger. Der Schlüssel ist es häufig, einen Spot ganz intensiv zu beangeln, bis der Köder exakt vor dem Zander entlangläuft.
Zander vom Ufer: Wie erkenne ich den richtigen Spot?
Zander haben eine Art „Restlichtverstärker“ im Auge. Dieser ermöglicht ihnen, auch bei wenig Licht noch Beute zu erkennen – sei es in der Nacht, bei trübem Wetter oder in getrübtem Wasser. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass ein Zander geblendet wird, wenn zu viel Licht ins Wasser fällt, beispielsweise bei hochstehender Sonne und klarem, flachem Wasser. Haben wir klares Wasser mit viel Licht, müssen wir nach schattigen Bereichen suchen – das können Bäume, Steganlagen oder andere Uferstrukturen sein. Gibt es steile Kanten im Gewässer, ist die Kante auf der Sonnenseite interessant, da der Grund dort nicht vollständig ausgeleuchtet wird. Auch große Weißfische wie Brassen und Karpfen, die den Grund aufwühlen, spenden etwas Schatten.
Bild: W. Krause
Zander mögen kein gleißendes Licht. Schattige Bereiche sind deshalb immer Hotspots.
An Tagen mit wenig Lichteinfall sind die Zander dagegen oft auch tagsüber aktiv. Dann gilt es, die Räuber zu finden, da sie sich fast überall aufhalten können. Der Wind ist dabei ein guter Indikator: Ich bevorzuge das Ufer oder die Kante, wo der Wind draufsteht, da dort meist viel Sauerstoff im Wasser ist. Bei länger anhaltenden, gleichbleibenden Winden ist das Wasser oft aufgewühlt – Räuber und Beute fühlen sich hier gleichermaßen wohl.
Die Köderfrage leicht beantwortet
Zander lassen sich auf viele Köder fangen, die bei langsamer Führung einen geradlinigen, sauberen Lauf haben. Für mich gibt es jedoch zwei Ködertypen, denen ich beim gezielten Angeln mein Vertrauen schenke: Gummifische und Wobbler. Ich verwende meist Köder zwischen 10 und 14 cm Länge. Während ich den Wobbler ausschließlich nachts einsetze, kommt der Gummifisch rund um die Uhr zum Einsatz. Wichtiger als die Farbe des Köders ist für mich die Präsentationsgeschwindigkeit. Je langsamer der Köder läuft, desto höher die Chance auf einen knallharten Biss. Tagsüber wird der Gummifisch einfach (ganz langsam) mit Sprüngen über Grund gefischt.
Bild: W. Krause
Legen Sie nicht zu viel Wert auf Gummiköderfarben oder -modelle. Eine Handvoll Gummis verschiedener Kopfgewichte in hellen und dunklen Dekors genügt völlig.
In der Nacht stehen viele Zander am Ufer
Im Dunkeln haben wir die allerbesten Chancen vom Ufer, denn die Zander kommen nun ganz dicht ran. In der Dunkelheit kann ich meine Schnur meist nicht mehr gut erkennen, sodass ich eine andere Strategie verfolge. Anders als am Tag faulenze ich meinen Gummifisch jetzt kaum noch. Ich werfe ihn aus, lasse ihn zum Grund absinken und kurbele ihn dann so langsam ein, dass er knapp über dem Grund läuft. Bekomme ich hier keine Bisse, fische ich gern eine Etage höher im Mittelwasser. Das Jigkopfgewicht bestimmt die Lauftiefe des Köders – die Zander können in der Nacht in allen Wasserschichten anzutreffen sein. Um Fehlalarme durch Fledermäuse (die in die Schnur fliegen) zu vermeiden, halte ich die Rutenspitze knapp über der Wasseroberfläche. Wenn ich Gummifische in der Nacht nutze, kurbele ich diese lieber monoton und sehr langsam durch, sodass sie knapp über dem Grund laufen. Zander mögen keine Köder, die seitlich ausbrechen. Soll der Köder flacher laufen, sind flachlaufende Wobbler meine erste Wahl. Auch hier entscheidet die Geschwindigkeit über Erfolg oder Misserfolg.
Wobblerlauf wie ein Stock? Perfekt!
Wenn Sie denken, Sie sind langsam genug, sind Sie immer noch zu schnell. Die meisten Wobbler laufen bei extrem langsamer Führung fast wie ein Stock durchs Wasser – doch genau diesen Laufstil bevorzugen die Zander oft, und die Bisse sind dann umso härter. Im Stillwasser werden Wobbler kaum gefischt – und die Zander lieben sie! Erschrecken Sie sich aber nicht, wenn beim Herausheben des Köders plötzlich ein großer Zander direkt unter der Rutenspitze zupackt oder mit einem riesigen Strudel abdreht.
Bild: S. Kaufmann
Nachts hat man sehr gute Chancen mit flachlaufenden Wobblern vom Ufer.