Spinnangeln: Sardellen als Erfolgsköder auf Hecht und Co.

Stephan Gockel hat einen neuen Favoriten unter den Köderfischen: die Sardelle. Hier verrät er, warum dieser tiefgefrorene Meeresfisch so gut fängt und wie man ihn beim Spinnfischen auf Hecht, Barsch und Zander am besten einsetzt…

Dieser Zander wollte ein bisschen Meer und ließ sich die Sardelle nicht entgehen.

Kunstköder werden immer ausgefeilter und sind Naturködern mittlerweile ebenbürtig. In punkto Haltbarkeit ist man mit Fischchen oder Würmern aus Weichplastik sogar klar im Vorteil. Denn die Kunstköder muss man vor dem Angeln nicht erst mühsam fangen oder auftauen. Sie sind immer einsatzbereit und können nicht verderben. Einfach Tüte aufreißen und ran an den Haken. Es gibt aber Tage, da fängt man mit den echten Fischchen besser als mit den künstlichen. Besonders wenn die Räuber nicht gierig sind und den Köder nur aus Neugierde ins Maul nehmen. Dann merken Barsch, Hecht und Zander nämlich schnell, dass am Gummiköder etwas faul ist und lassen sofort wieder los. Einen echten Fisch behalten sie deutlich länger zwischen den Zähnen. Das gibt dem Angler die Gelegenheit, den Anhieb zu setzen und den Fisch zu haken. Warum dauert es bei Naturködern länger, bis die Räuber Verdacht schöpfen? Ich denke, dass es zum einen an der Konsistenz des Köders liegt. Ein echtes Fischchen fühlt sich eben auch echt an. Beißt der Räuber auf Plastik, ist sofort klar, dass hier etwas nicht stimmt. Aber der wichtigste Faktor ist meiner Meinung nach der natürliche Geruch des Köders. Selbst ein Fisch, der eigentlich schon satt ist und nur aus reiner Neugierde zugeschnappt hat, bekommt bei den attraktiven Ausdünstungen eines echten Fischchens doch den zweiten Hunger.

Immer mehr Aroma

Sardellen sind durch ihre silberne Färbung und ihren intensiven Geruch sehr auffällig.

Dass Geruch mehr Bisse bringt, haben die Hersteller von Kunstködern schon vor längerer Zeit erkannt. Deshalb werden viele Kunstköder mit Aromastoffen behandelt. Auf den Verpackungen findet man dann häufig Sätze wie diese: Das intensive Tintenfisch-Aroma lässt Barsche und Zander schwach werden. Die Gummimischung ist gesalzen und mit Garnelen-Duft aromatisiert. Real Fishoil verspricht das notwendige Fünkchen Natürlichkeit. Ist Ihnen etwas aufgefallen? Bei den Produktbeschreibungen werden immer Aromen von Tieren erwähnt, die im Süßwasser gar nicht vorkommen. Gummifische, die mit Rotaugen-Aroma oder Kaulbarsch-Tunke aufgepeppt werden, habe ich bis jetzt noch nicht gesehen. Der Duft der Meeresbewohner scheint besonders intensiv zu sein und die Räuber so richtig heiß zu machen.

Sardellen haben die optimale Größe für die Fireball-Montage.

Seit einiger Zeit fische ich erfolgreich mit Tintenfisch auf Barsch. Aber nicht stationär wie beim Welsangeln. Ich verwende die Tintenfische zum Spinnfischen, genauer gesagt zum Angeln mit der Dropshot-Methode. An den Haken kommt kein Gummiwurm, sondern eine Tintenfischtentakel. Der intensive Geruch in Kombination mit dem verführerischen Spiel der Fangarme brachte die stacheligen Räuber gleich reihenweise an den Haken. Neben den Tintenfischen gibt es aber noch andere Meerestiere, die sich für das Spinnfischen auf Hecht, Barsch und Zander bestens eignen. Perfekt in das Beuteschema unserer Süßwasserräuber passen Sardellen. Sie duften stark, sind relativ günstig und tiefgefroren in jedem größeren Supermarkt erhältlich. Die 500 Gramm-Schale kostet gerade mal drei Euro. Diese Portion reicht für einen ganzen Angeltag.  Leider haben die stets verfügbaren Duftwunder auch einen Nachteil: Sie sind sehr weich und halten daher nicht besonders gut am Haken. Damit die Sardellen nicht bei jedem Wurf abfallen, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man ködert den Fisch im gefrorenen Zustand an oder man lässt die Sardellen erst auftauen und legt sie für ein paar Stunden in Salz ein. Das Salz entzieht den Fischen Feuchtigkeit und lässt die Haut zäher werden. Da ich sehr häufig vom Boot angle, setze ich Sardellen sehr gerne am Fireball-System ein. Fireballs sind Bleiköpfe, die mit einem kurzschenkligen Haken ausgerüstet sind. Die von mir am häufigsten verwendeten Fireball-Bleiköpfe wiegen 21 Gramm. Der Haken wird von unten durch den Fischkopf gestochen. Es ist wichtig, dass der Haken mittig durch die Schädelplatte geführt wird. Dabei muss man unbedingt ein wenig Druck von oben auf den Fischkopf ausüben. So verhindert man, dass die Schädelplatte herausgerissen wird.

Nie mehr Köderfische stippen. Die Meeresfische gibt’s in jedem größeren Supermarkt.

Aufgrund des kurzschenkligen Hakens ist ein Zusatzdrilling am kurzen Vorfach, auch Stinger genannt, unbedingt erforderlich. Sonst kann es zu Fehlbissen kommen. Besitzt das Gewässer, das Sie beangeln, einen guten Hechtbestand, muss man bissfeste Materialien verwenden. Denn diese Räuber lassen sich auch gerne mal eine Sardelle schmecken. Ist die Chance auf einen Hechtbiss nicht so groß, muss man kein Stahl auffahren. Dann genügt auch ein Stück Monofilschnur, an das der Zusatzdrilling angeknüpft wird.

Stinger einhängen

Es gibt Fireballs, bei denen unten eine Öse angebracht ist. Hier kann der Stinger befestigt werden. Ich binde allerdings in das Vorfach eine Schlaufe und hänge diese in den Wirbel ein, in dem auch der Fireball befestigt wird. So bin ich deutlich flexibler. Denn mit einem angeknoteten Stinger ist man auf ein bestimmtes Köderformat fixiert. Möchte man größere Köderfische verwenden, ist das Vorfach zu kurz. Anders beim eingehängten Stinger. Ich habe immer mehrere Zusatzdrillinge an unterschiedlich langen Vorfächern dabei. Möchte ich einen größeren Fisch anbieten, kann der Stinger einfach ausgetauscht werden. Da die Räuber den Köder meist von vorne attackieren, darf man den Drilling nicht zu weit hinten im Fisch platzieren. Sonst werden die Räuber trotz Stinger nicht richtig gehakt. Die Köderführung beim Angeln mit dem Fireball fällt sehr langsam aus. Die Sardelle am Bleikopf wird zum Grund abgelassen. Dann hebt man den Köder im Zeitlupentempo etwa 30 Zentimeter an und lässt ihn danach ganz langsam wieder hinabtaumeln. Nicht nur beim Anlupfen des Köders, auch in der Absinkphase sollte man voll konzentriert sein. Denn der zum Grund taumelnde Köderfisch am Fireball wird besonders häufig von Zandern attackiert. Meiner Meinung nach ist dieses Phänomen auf das Jagdverhalten der Räuber zurückzuführen. Sie stürzen sich nämlich sehr gerne auf ein verletztes, langsam absinkendes Fischchen. Diese Taktik ist sehr effektiv und spart Energie. Ich spare mir jedenfalls immer öfter das nervige Köderfischangeln und gehe stattdessen in den Supermarkt. Denn die tiefgefrorenen Sardellen mit Aromaplus sind Rotaugen & Co. überlegen und fangen manchmal sogar besser als unsere ultra modernen Kunstköder. Von Stephan Gockel


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