Aufgrund seiner Halbinsel-Lage lässt sich in Ostholstein bei fast allen Windrichtungen ein Strand zum Meerforellenangeln finden. Lediglich bei starkem Nordostwind ist der Angler stark limitiert. Die Hafenbucht in Heiligenhafen bildet dann die „letzte“ Angelzuflucht. Notfalls tut es dann auch ein kurzer Sprung über die Sundbrücke nach Fehmarn, um dem Wind zu entgehen. Die Halbinsel Wagrien misst in ihrer größten Breite rund 20 Kilometer, was die Wege von Strand zu Strand kurz hält. Wir haben für diesen Report großartige Unterstützung von Kai Rohde von Kalles Angelshop aus Neustadt erhalten.
Bild: Rainer Korn
Die guten Meerforellenplätze reihen sich an der Küste Ostholsteins wie eine Perlenkette.
Sierksdorf
Mit diesem Küstenabschnitt startet unsere Tour im Osten an der Lübecker Bucht. Der große Parkplatz ist bis zum 1. April kostenlos (sonst Stunde 1 €, 6 €/Tag, Saison 1.4. bis 31.10.; Navi: Am Fahrenkrog 5D, 23730 Sierksdorf). Im Schatten des Freizeitparks (www.hansapark.de) stapfen wir ein paar Meter vom Auto an den Strand. Links rauf Richtung Neustadt erstreckt sich ein über 2 km langer Küstenabschnitt mit ganzjährigen Chancen auf Ostseesilber. Am Ende ist man bereits im Neustädter Bereich mit den Salzwiesen. Gleich unterhalb des Parkplatzes lockt ein Steinriff. Allerdings lockt dieser Topplatz auch viele Angler an. Rechts runter nach Süden wird es sandiger mit Seegrasfeldern weiter draußen und einigen Buhnen. Eine Strecke für Spinn- und Sbirofischer. Besonders Streamer hinterm Sbiro sind über den Seegrasfeldern im Frühjahr aussichtsreich. Für Fliegenfischer ist die Strecke nördlich die bessere Wahl. Vor allem bei normalem Wasserstand beginnt bald an der kleinen Steilküste eine Sandbank hinter einer flachen, weitläufigen Rinne. Die Sandbank können Sie fast 1 km entlangwaten. Die Würfe landen auch hier über Seegras mit vereinzelten Steinen und Tang. Fliegenfischer sollten Würfe über 20 m hinlegen, um dorthin zu gelangen.
Bild: Rainer Korn
Sierksdorf nordwärts den Strand entlang watend auf der Sandbank.
Pelzerhaken
Dieser Strand im Osten Neustadts teilt sich in 2 Abschnitte. Nordöstlich des Leuchtturms bestimmt eine riesige Sandbank das Geschehen. Hier finden sich einige Seegraswiesen, die Kleinfische und Garnelen beherbergen: Futter für die Silberfische. Sind dort keine Forellen unterwegs, können Sie die interessante Strecke westlich des Leuchtturm austesten. Seegras- und Krautfelder liegen hier in Wurfweite, dahinter wird das Wasser rasch tiefer. Bis zur Seebrücke können Sie hier angeln – mit guten Chancen auf Forellen. Wer gerne weite Wege am Wasser geht, kann sich sogar Richtung Neustadt bis zum Klinikum durchangeln – ebenfalls ein begehrter Strandabschnitt für Meerforellenangler. Rinnen, Tangfelder, Buhnen: Die ganze Strecke ist spannend. Für den Abschnitt um den Leuchtturm ist der kostenpflichtige Parkplatz Pelzerwiese ein Tipp (Navi-Eingabe: Auf der Pelzerwiese, 23730 Neustadt in Holstein); für die Strecke Richtung Neustadt der P-Platz Dünenweg (Navi-Eingabe: Dünenweg, 23730 Neustadt in Holstein; Tag 6 €; minutengenaue Abrechnung mit Parkster-App).
Dahmeshöved
Das lang in die Ostsee gezogene Steinriff Schwarzer Grund war früher ein mega Spot zum Dorschangeln. Meerforellen fühlen sich ebenso angezogen von diesem markanten Küstenabschnitt, der mit viel Nahrung punktet und so die Fische anlockt. Vom Parkplatz in Dahme (Navi-Adresse: Leuchtturmstraße 19, 23747 Dahme; Parken mit Parkschein) geht’s am Strand entlang Richtung Leuchtturm. Bereits nach wenigen Metern wird der Untergrund interessant besonders für Spinn- und Sbiroangler. Je weiter es zum Huk und dem Riff vor dem Leuchtturm geht, desto spannender die Strecke auch für Fliegenfischer. Zur Saison und am Wochenende werden Sie hier selten allein fischen, aber das Revier hat schon viele große Meerforellen gebracht. Natürlich ist das weit ins Meer ragende Riff auch ein top Angelplatz für Kajak- und Bellyboat-Angler, die da draußen dann ihre Ruhe haben und das gesamte Riff ausgiebig abfischen können. Hin und wieder werden dort auch Köhler gefangen, auch wenn diese Fänge leider wieder etwas zurückgegangen sind. Mit etwas Glück haben die starken Einströmungen aus der Nordsee im vergangenen Herbst auch wieder einige Schwärme der leckeren und kampfstarken Seelachse in die Ostsee gespült – zu wünschen wäre uns das auf jeden Fall.
Rosenfelde/Süssau
Besonders der Strand von Rosenfelde raubt Anfängern schnell den Mut: Weitflächig, breiter Strand, keine erkennbaren Strukturen wie Riffe oder Krautfelder. Und doch werden an dieser „Rennstrecke“ immer wieder sehr große Forellen gefangen. Das liegt daran, dass Angler tiefes Wasser hier gut erreichen können, denn die Tiefenlinien kommen dicht ans Land. Es ist ein Flop-oder-Top-Strand: An bestimmten Tagen gut für Sternstunden, an anderen verteilt er Schneiderkeulen. Wichtig hier: Strecke machen! Der Strand Süssau liegt gleich nebenan weiter nördlich. Hier finden Sie etwas mehr Struktur in Form von kleinen Riffen, Buhnen und Sandbänken. Der Parkplatz Rosenfelde direkt hinterm Deich ist kostenfrei, allerdings höhenbegrenzt auf 2,20 m (Navi: Parkplatz Rosenfelde, 23749 Grube). Früher galt das Seegebiet als top fürs Dorschangeln auch vom Bellyboat. Das ist leider Geschichte. Dafür sind hier große Schollen drin – ebenso wie starke Flundern. Vor Rosenfelde und Süssau wird’s rasch tief.
Strandhusen/Heiligenhafen
Diese auf den ersten Blick unscheinbare Strecke wurde vor rund 25 Jahren von lokalen Meerforellenanglern „entdeckt“. Seitdem liefert dieser etwa 3 km lange Küstenabschnitt regelmäßig große Forellen. Mal mehr, mal weniger, ist hier die Devise. Die Strecke eignet sich aufgrund ihrer Länge besonders für Wanderangler. Sie könnten sogar bis zum Fehmarnsund angeln, allerdings befindet sich dazwischen eine große, flache und sandige Bucht, die nur an Ausnahmetagen Fisch bringt. Strandhusen ist für Spinn-, Sbiro- und Flugangler gut geeignet. In Strandhusen selbst gestaltet sich das Parken schwierig und auch auf dem davor liegenden langen Lütjenbroder Weg herrscht Parkverbot. Fahren Sie aus Heiligenhafen auf dem Sundweg Richtung Großenbrode, dann liegt nach ca. 1 km linkerhand das Klärwerk. Rechts davor finden sich ein paar wenige Parkmöglichkeiten. Am Feld-rand entlang geht’s dann zum Wasser. An diesem Platz fing Autor Rainer Korn seine bisher längste Küstenmeerforelle. 72 cm maß der Überspringer und brachte dabei 6 (!) kg auf die Waage. Ein Fisch wie aus dem Bilderbuch. Doch das ist schon eine Weile her. Der Fisch war sogar „Star“ des ersten deutschen Meerforellenfilms.
Heiligenhafen Hafenbucht
Die Bucht zwischen dem großen und dem kleinen Hafen sieht erstmal nach nix aus. Flaches Wasser, viel Sand. Was sie besonders macht, ist die erste, kleinere Fahrrinne ca. 150 m entfernt vom Strand. Weil Sie in die Bucht weit einwaten können, befindet sich diese Rinne in Wurfweite – sogar für gut werfende Fliegenfischer. Diese Rinne nutzen die Forellen, um in die Bucht reinzuschwimmen, zu fressen und wieder zu verschwinden. Hier erwärmt sich das Wasser auch schnell bei Sonne und tausende Wattwurmkringel verraten reiche Beute. Zudem können Sie hier noch angeln, wenn starker Wind alle anderen Plätze limitiert. Und nach dem Angeln auf ein leckeres Fischbrötchen in den Fischereihafen von Heiligenhafen – top! 4 Parkplätze am Wendehammer der Straße „Am Ufer“ (Parkscheibe). An den vielen vorkommenden Wattwürmern bedienen sich anscheinend auch gern Brandungsangler, wie die vielen ausgespülten „Löcher“ im weichen Grund verraten – und die den Watangler immer wieder überraschen, wenn der Tritt ins Leere geht. Im März ziehen übrigens Heringe durch die tiefere Fahrrinne – im Gefolge schwimmen die silbernen Heringsfresser!
Bild: Rainer Korn
Heiligenhafen – Bucht. Beim Test im Januar bei 3 Grad Wasser (!) konnte Jonas eine proppere 48er überlisten.
Heiligenhafen Steinwarder/Hohes Ufer
Am besten parken Sie auf dem Parkplatz Seepark hinterm Aparthotel Ostseeresidenz (Tageskarte 6 €). Denn die Straße, die zur Steilküste „Hohes Ufer“ führt, ist seit einiger Zeit nur noch für Anlieger nutzbar (oder Sie packen sich ein Klapprad in den Kofferrraum!). Vom Parkplatz erreichen Sie gleich 4 Küstenbereiche: rechts von der Buhne vor der Steinschüttung am Uferweg; die langgezogene Buhne, die 1 km lange Strecke bis zum Leuchtturm und anschließend die Steilküste Hohes Ufer. Alle Strecken sind reizvoll und stark forellen-verdächtig. Richtung Steilküste wird’s immer lehmiger, sodass stärkerer Wind hier schnell zu trübem Wasser führt. Die Strecke zwischen Kliff und Buhne ist eine „Rennstrecke“: Hier sollte der Angler beim Fischen Meter machen, um auf jagende Fische zu stoßen. Die Buhne, die den Sandstrand schützt, kann begangen werden. Von dort erreichen auch Fliegenfischer rasch tiefes Wasser. Östlich davon erstreckt sich ein kurzer Abschnitt vor dem befestigten Ufer mit der markanten Skulptur neben dem Weg. Die Strecke ist nicht lang, aber interessant: tief, mit viel Kraut und Steinen. Oft zieht eine gute Strömung, die die Forellen anlockt.
Dazendorf
Einer der legendären Angelstrände an der norddeutschen Küste. Hier tummeln sich gern Brandungs-, Kajak-, Bellyboat-, Spinn- und Flugangler. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass es vom kostenlosen Parkplatz nur ein paar Meter bis zum Wasser sind. Doch aufgepasst: Eine Durchfahrtsbegrenzung lässt Autos über 1,80 m nicht durch! Nach rechts hoch wird es steiniger im Wasser und bald ist das beliebte Riff vor der Steilküste erreicht. Wer noch weiter wandert, landet dann am Strand „Hohes Ufer“. Nach links Richtung Kembs wird es sandiger, eher ein Platz, um Plattfische zu fangen. Allerdings befindet sich dort eine kleine Rinne, die besonders früh morgens, wenn noch keine anderen Angler und Spaziergänger hier rumgetobt sind, gern von hungrigen Meerforellen aufgesucht wird, um sich den Bauch mit Kleinvieh wie Garnelen, Grundeln und Tangläufern voll zu schlagen. Also am besten Abstand vom Wasser halten und die Würfe mit sehr leichten Ködern leicht schräg nach vorn, fast parallel zum Ufer ausführen. Wegen des flachen Wassers sieht man dann sogar einige Attacken. Auch das Twitchen mit ultraleichten Jerkbaits und Stickbaits (5-10 g) kann dann Erfolg bringen.
Kembs
Der etwa 1 km lange Feldweg, der von der asphaltierten Straße abgeht, mit seinen tiefen Löchern und Fahrrinnen ist mit normalen PKW nur schwer zu bewältigen. Ein kleiner, gemütlicher Parkplatz direkt überm Wasser entschädigt dann für die Strapazen. Vor uns erstreckt sich ein fantastischer Meerforellenstrand. Gehen Sie nach links runter (südwestlich)und beginnen Sie sofort mit dem Fischen: Rinnen, Krautfelder und tiefes Wasser in Wurfnähe sind ganz heiße Zutaten für einen gelungenen Meerforellentag. Bloß nicht zu tief einwaten! Nach etwa 1 km erreichen Sie ein interessantes Revier mit großen Steinen und viel Bewuchs – ein Topplatz!
Weissenhaus
Vom Parkplatz „Alte Liebe“ in Wangels (aktuell wegen Bauarbeiten kleiner als normal, noch kostenfrei, Stand Januar 2025, normal maximal 100 Plätze) kann direkt unterhalb an der Au (Schongebiet 1.10. bis 31.12.) mit dem Angeln begonnen werden. Die Strecke bis zum Riff westwärts ist schon sehr verdächtig. Vor der Steilküste selbst, dem berühmten Eitz, zeigen viele große Steine im Wasser den strukturreichen Untergrund des Revieres. Weissenhaus ist aus verschiedenen Gründen eine Art Meerforellen-Magnet: Auen, Süßwasserquellen, das faktische Schongebiet des angrenzenden und nicht begehbaren Schießgebietes Putlos im Osten – das sind einige der Erklärungen dafür, warum an diesem Küstenabschnitt besonders viele Forellen gefangen werden. Allerdings ist er deswegen besonders im März/April und an Wochenenden extrem gut besucht. Wer lieber seine Ruhe bei der Forellenpirsch hat, sollte sich einen anderen Strand aussuchen. Trotzdem Weissenhaus eigentlich immer gut besucht ist, wird regelmäßig auch gut gefangen. Der Küstenabschnitt ist auch für den häufigen Fang kapitaler Forellen bekannt. Wer also die Gesellschaft vieler Gleichgesinnter nicht scheut, ist an diesem Strand gut aufgehoben.