Als Angelkumpel Johan erzählte, was für eine fantastische Angelei er in Norwegen mit einem gut geschnittenen Fischfetzen an einem Paternostervorfach gehabt hatte, war das für mich nichts Neues. In irgendeiner 70er-Ausgabe der Fiskejournalen konnte man über den „Stimlappen“ lesen, der laut Artikel wahnsinnig effektiv war. Ich selbst hatte die Methode nie ausprobiert. Aber als wir im Herbst zu den Fjorden an der norwegischen Westküste fuhren, wurde klar, dass wir eine in Schweden vergessene Methode wieder zum Leben erweckt hatten – eine, die sowohl ungewöhnlich als auch unglaublich fängig ist.
Das Angeln in den norwegischen Fjorden kann magisch sein. Aber wie bei jeder Fischerei ist es nie so einfach, dass man einfach rausfährt und sich den Fisch abholt. Diese Angelwoche begann schleppend. Wir fanden Schwärme mit jagenden Fischen 80 Meter unter dem Boot, bei einer Tiefe von 150 Metern. Wir fanden auch Fische in flacherem Wasser, die jedoch alles, was wir anboten, völlig ignorierten. Mit einer Ausnahme: In einem völlig windstillen Fjord konnten wir leicht kleinere Schwärme ausfindig machen – wie sich herausstellen sollte, richtig schöne Wittlinge. Der frontmontierte Elektromotor mit GPS-Ankerfunktion hat die Meeresangelei wirklich verändert, und wir können das Schauspiel 80 Meter unter dem Boot in Echtzeit auf dem Echolot verfolgen. Wir sehen, wie die Fische an unsere Köder heranschwimmen, sie betrachten und dann weiterziehen. Johan holt seine Paternostervorfächer hervor und schneidet mit großer Geschicklichkeit dünne Heringsfiletstreifen.
Bild: A. Nicander
Johan machts vor: Spaßangeln in Norwegen mit leichtem Gerät und Fischfetzen auf die Artenvielfalt des Fjords.
Der „Stimlap“-Fischfetzen fängt in Norwegen sofort!
Schon beim ersten Absenken zieht Johan einen guten Fisch heran. Der ist so stark, dass wir zunächst spekulieren, ob es ein Köhler von 2–3 Kilo ist – aber es kommt ein Wittling mit 1.840 Gramm zum Vorschein. Ein echter Traumfisch für einen Salzwasser-Artenjäger! Danach ist erst einmal Schluss. Wir finden die Fische, können sie aber nicht zum Anbiss bewegen. Ein paar Tage später ist alles anders. Über Nacht hat sich der Fjord bis zum Rand mit Heringen gefüllt. Die Heringe folgen den Raubfischen, aber auch Arten, die eher standorttreu sind, scheinen sich vom derzeit tobenden Fressrausch im Fjord anstecken zu lassen. Jetzt haben wir die Chance, Johans alt-neue Methode voll auszutesten.
Hering, überall Hering
Ganz hinten in dem Fjord, in dem wir angeln, mündet ein kleiner Fluss. Direkt an der ersten Kante außerhalb der Flussmündung fällt es auf 20 Meter Tiefe – auf sehr kurzer Distanz. Hier stehen oft große Mengen Fisch, und hier laichen verschiedene Heringsbestände. Die im Herbst laichende Variante ist vor Ort, und es gibt so viele Heringe, dass man kaum erkennen kann, ob sich unter dem Boot größere Fische befinden. Das Echolot zeigt kompakte Heringswolken vom Grund bis zur Oberfläche. Wenn wir ins Wasser schauen, sehen wir Heringe, die sich – wie es scheint – in einer gut koordinierten Kreisbewegung drehen.
Ich setze auf einen Gummifisch und bekomme ziemlich schnell einen ordentlichen Dorsch. Johan hingegen schneidet lange, elegante Heringsstreifen und holt die Rute hervor, die für diese Angeltechnik vorbereitet ist. Er wirft mit voller Kontrolle aus und bremst am Ende des Wurfs ab, sodass sich das Vorfach streckt. Auf diese Weise verhindert man, dass sich das lange Vorfach verheddert. Sobald das Vorfach den Grund erreicht, kurbelt er in ruhiger, gleichmäßiger Bewegung hoch. Der Biss kommt sofort, aber der Fisch lässt los. Dann ein neuer Biss mit demselben Ergebnis. Beim nächsten Wurf hängt ein Köhler dran, der Johans leichte Rute bis ins Handteil biegt. Der Köhler ist ein fantastischer Sportfisch und ein vorzüglicher Speisefisch – sofern man ihn frisch verwendet.
Johans Technik erfordert, dass man beim Anhieb zurückhaltend bleibt. Mit dem Haken ganz außen an einem dünnen Fischstreifen platziert, muss man dem Fisch etwas Zeit geben, den Köder ins Maul zu bekommen. Gleichzeitig muss man weiterkurbeln, damit sich der Streifen richtig im Wasser bewegt. Die Bisse – und Fehlbisse – können zahlreich sein, bevor man den Dreh raus hat. Aber wenn man die Technik beherrscht, spürt man genau, wann der richtige Moment für den Anhieb gekommen ist.
Bild: A. Nicander
Schneiden Sie schmale, leicht dreieckige Streifen, die in der Strömung schön spielen.
Traum-Wittlinge und 8 Kilo-Köhler beim Angeln mit Fischfetzen in Norwegen
Wir fahren weiter hinaus in den Fjord, bleiben aber auf Gewässern, die nicht tiefer als 30–40 Meter sind. Mit Hilfe des Elektromotors bewegen wir uns mit einer konstanten Geschwindigkeit von knapp 0,5 Knoten. Die Würfe erfolgen schräg voraus – in Fahrtrichtung. Hier draußen zeigt Johan, wie gut er die Technik beherrscht. Neben Knurrhahn, der hier so häufig ist, dass er fast schon zur Plage für jene wird, die andere Arten fangen wollen, zieht er Traum-Wittling nach Traum-Wittling an Land. Dorsche, Köhler – und nicht zuletzt urstarke Seelachse mit Gewichten bis zu 7–8 Kilo schnappen sich die Heringsstreifen. Das beste Angeln haben wir mitten im Heringsschwarm. Trotz scheinbar unbegrenztem Zugang zu natürlicher Nahrung entscheiden sich die Raubfische für unsere Heringsstreifen.
Die alte Weisheit, dass man mit Köderfisch am Grund angeln soll, bekommt hier einen ordentlichen Dämpfer. Die meisten Bisse kommen eindeutig näher an der Oberfläche als am Grund. Sogar Wittlinge, die hierzulande als bodennah gelten, beißen weit oben, und wir haken große Wittlinge direkt neben dem Boot.
Johans Technik im Detail
Damit die Technik überhaupt funktioniert, müssen die Fischstreifen richtig geschnitten sein. Sowohl Hering als auch Makrele funktionieren, aber wenn man Makrele verwendet, ist es wichtig, die Streifen dünn genug zu schneiden, damit sie sich richtig im Wasser bewegen. Am besten ist es, wenn man Zugang zu frischem Köder hat – der fängt besser und hält besser am Haken. Die Streifen können 15–20 Zentimeter lang, aber nur einen halben Zentimeter dick sein. Die Platzierung des Hakens im Köder ist ebenso wichtig wie der richtige Schnitt des Streifens. Befestigen Sie den Haken einen halben Zentimeter vom schmaleren Ende des Streifens entfernt. Der Haken soll nur einmal durchs Fischfleisch gehen. Wenn der Streifen durchs Wasser gezogen wird, soll er wirklich „schwimmen“, also flattern. Läuft er einfach nur geradeaus, wurde er entweder falsch geschnitten oder der Haken so platziert, dass die Köderführung gestört wird.
Bild: Bastian Gierth
So einfach ist die Fischfetzen-Montage mit Seitenarm aufgebaut.
Seitenarmmontage mit Styropor-Propeller
Die Technik erfordert auch ein geeignetes Vorfach. Johans Montage zum Angeln mit Fischfetzen in Norwegen besteht aus einem insgesamt gut 1,20 Meter langem Stück 0,50er Mono, welches per Tönnchenwirbel an die geflochtene Hauptschnur geknotet wird. Am unteren Ende befindet sich ein stabiler Karabinerwirbel mit einem Pilker von 20 bis 50 g, Johan fischt gern sehr leicht (für norwegische Verhältnisse). Etwa in der Mitte des Vorfachs ist ein Drahtseitenarm aufgezogen, der durch zwei stabile Stopperperlen fixiert ist. Am Seitenarm befindet sich ein 0,35er Fluorocarbonvorfach von ca. 20 bis 30 Zentimeter Länge, ans Ende wird ein 2er oder 4er Gamakatsu Aberdeen-Haken geknotet und davor rotiert ein kleiner Styropor-Propeller aus dem Brandungsanglerbereich, der dem Fischfetzen etwas Leichtigkeit und Lockreiz verleiht.
Um mit solch leichtem Gerät zu fischen, darf die geflochtene Schnur auf der Rolle nicht dicker als 0,15 Millimeter sein. Damit die Technik funktioniert, müssen sowohl Wurf als auch Absinken kontrolliert erfolgen. Beim Auswerfen kann man leicht bremsen, indem man die Schnur zwischen Daumen und Zeigefinger vor der Rolle hält. Bremst man richtig, landet der Köder hinter Blei und Ausleger, und das Risiko für Verwicklungen ist minimal. Den Köder einfach bis zum Grund sinken lassen und dann langsam und gleichmäßig einkurbeln. Viel Erfolg beim Angeln mit Fischfetzen in Norwegen!