Hechtfieber 01

…die Knie sind noch weich, das Herz rast! Vor Aufregung kann ich den Drill kaum zu Ende bringen! Was für ein Biss… Ein knapper Meter schoss unter dem Boot hervor und schnappte den 20 cm Bomber in der Luft,…

…um in gleicher Sekunde mit ihm unter das Boot zu ziehen! Während am anderen Ende des Bootes ein 80er Hecht einen tollen Kampf liefert! Angeln pur… Nedre Dalälven 2005 Bericht von Christoph und Damian von hechtfieber.de Es handelt sich nicht um eine erfundene Romangeschichte, sondern um den aufregendsten Hechtbiss, den wir je erlebt haben! Die Gier und Aggressivität der Hechte in dem wunderschönen Naturschutzgebiet des Nedre Dalälven ist uns schon vor Jahren aufgefallen. Das ist unter anderem auch der Grund dafür, dass wir viele Nächte vor der Abfahrt nicht durchschlafen konnten. Die Vorfreude auf den ersten Angeltag war wieder enorm…

Zwei Tage lang „Schrecksekunden“…

In den Urlauben zuvor konnten wir das Gewässer gut kennen lernen. Wir kannten die Hotspots, wir haben die richtige Zeit gewählt und diesmal hatten wir noch einige Trümpfe mehr in der Köderbox. Was sollte da noch schief gehen?… Nun ja… ein defektes Auto könnte die Fahrt erschweren! Damian brachte 2 Tage vor der Abreise die tolle Nachricht, dass unser „Zugpferd“ mehr Öl als Benzin verbraucht und ein Kaugummi als Dichtmasse nicht ausreichen würde. Zum Glück hat die Autowerkstatt mitgespielt und der Wagen wurde vor der Abfahrt fertig gestellt! Aufatmen und die Betablocker wieder absetzten…

Nur noch 18 Stunden…

Am Freitagnachmittag haben wir unser Boot mit Angelzeug, Koffern und Lebensmitteln ausgestattet, um auf den schnellsten Weg in den Stau aufzubrechen. Durchsage: „A1 zwischen Köln und Kamener Kreuz 120 km Stau“ …zumindest kam es uns so vor! Irgendwann löst sich jede Verkehrsbehinderung auf und der Weg nach Schweden war geglättet. Im „Mobilcinema“ liefen an dem Abend die Filme „Anacondas“ (nicht empfehlenswert) und im Anschluß „Troja“, was die 18 Stunden Fahrt erstaunlich verkürzte. Unausgeschlafen aber voll motiviert erreichten wir am Samstagmittag die Ufer des Nedre Dalälvens! Das kleine Holzhaus (schwedischer Stil, Architekt unbekannt) war schnell bezogen, Kühlschrank gefüllt, Tackle montiert und das Boot getrailert. Wie gewohnt waren auch diesmal die Besitzer des Campingplatzes sehr freundlich und hießen uns herzlich Willkommen, besonders als wir ihnen erzählten, dass das Hechtfieberteam nur Catch & Release mit ihren Gäddas betreiben würde! …nun aber schnell aufs Wasser, die Hechte warten!? Die Hoffnung auf ein Wiedersehen… Selbst nach 2 Urlauben wären wir ohne Seekarte nicht aus der Bucht gekommen! Von unserem Bootssteg aus, der rund 300 m vom Haus entfernt war, konnten wir nicht mehr als 10 % des Gewässers überblicken. Das problematische in dem Gebiet ist, dass es mit vielen kleinen und großen Inseln überseht ist. Diese Inseln lassen sich durch den Blick gen Horizont nicht vom Festland unterscheiden. Eine falsche Richtung ist schnell eingeschlagen! Ein Kompass und eine detaillierte Karte sind notwendig, ein GPS sehr hilfreich und ein Handy kann eine lange Wartezeit auf Hilfe verkürzen! Wir hatten alles onboard. Wir waren uns einig, dass wir zuerst die Stelle anfahren, an der wir letztes Jahr einen guten 20-Pfünder verloren haben! Beide Sportsfreunde hatten nichts gegen dieses Wiedersehen. Die Köder (ein Bullfrogund ein Salmo Skinner) blieben nicht lange im Wasser, bis sich ein paar Hechte mit ihren Zahnabdrücken auf ihnen verewigen wollten. An diesem Tag schienen die Hechte gut drauf zu sein, denn wir fingen an diesem Nachmittag 21 Fische und auch an diesem Nachmittag kam es zu dem spektakulären Biss! So konnte es weiter gehen…und es ging auch so weiter!

Softies werden zu harter Konkurrenz…

Wir fuhren am nächsten Morgen früh aufs Wasser, doch die Hechte waren noch müde und warteten lieber bis die Sonne das Element etwas erwärmte. Doch dann ließen sie Ihre Beißlust an unseren Ködern aus. Reichlich Fehlattacken, Bisse und Drills gab es in der Zeit zwischen 10 und 14 Uhr, danach kehrte etwas Ruhe ein. Aber mit 23 Räubern und ein paar neuen Stellen schliefen wir beruhigt ein…bis der Wecker klingelte! Nach 2 Tagen war unsere Fischgier etwas gestillt und wir waren bereit neues auszuprobieren. Neue Stellen! Neue Köder! Wir fuhren eine Bucht an, die vollkommen in unser Schema passte: ein großes Areal mit einer durchschnittlichen Wassertiefe von 1,10 m, Schilfufer und Unterwasserpflanzen! Als Köder montierten wir etwas, was dieses Gewässer vermutlich noch nie gesehen hat: Softjerks, den Fin-S in 7“und den Slug-go in 9“! Es war kein Fehler, wie es sich herausstellte. Die Softjerks schlängeln sich hervorragend durch die Flora und bleiben kaum an Pflanzen hängen. Und die Bisse sind unvergleichlich! Die Hechte attackierten die Weicheier so lange bis der Haken hing. Es war nichts für schwache Nerven! Trotz der Unerfahrenheit mit diesen Ködern konnten wir satte 30 Schnäbel verhaften, unter ihnen einige 90+ Fische. Oft hört man enorme Fangzahlen aus Schweden und auch erstaunliche Größen, selten aber beides zusammen. Über unseren ganzen Urlaub hinweg hatten wir sehr gute Mengen gefangen und die Durchschnittsgröße war mehr als zufrieden stellend. So war jeder fünfte ein 80+ und fast jeder zehnte Hecht ein 90+!

Wechselspielchen…

Von Tag zu Tag wurde das Wetter angenehmer und zwischenzeitig konnten wir sogar unsere Floater 2 cm weit öffnen. Doch mit dem Wetterwechsel wechselten auch die Beißzeiten, so mussten wir uns jeden Tag neu auf die Fische einstellen. Wir haben nur gehofft, dass sich die besten Beißzeiten nicht auf 5-8 Uhr und 20-23 Uhr verschieben würden, denn so viele Streichhölzer haben wir nicht gehabt, um über den ganzen Tag die Augen offen zu halten. Und 2 Wochen ohne Köperhygiene konnten wir den Schweden auch nicht zumuten. Gefrühstückt wurde teilweise eh erst auf dem Boot, wobei da recht schnell die Frage nach leicht einnehmbarer Astronautennahrung aufkam. Neuer Tag, neue Strategie? Wir einigten uns darauf, dass wir uns abwechselnd guiden würden. „Ein Tag ich, dann Du!“ Damian bestand jeden zweiten Tag darauf, morgens vor der Abfahrt mit „Guten morgen Herr Guide“ begrüßt zu werden und Sprüche wie „Mache ich das so richtig, Herr Guide? Oder „Oh? War das gerade ein Hecht, der gebissen hat?“ trugen zur allgemeinen Belustigung bei. Wer und vor allem wann würde uns aber zum ersten Meterhecht führen?

Der Doppelschlag…

Mit Schlaf in den Augen steuerten wir das Boot zwischen einem Felsenmeer und einer Kante von 2 auf 3,5 Meter als Damian plötzlich einen starken Biss mit einem kräftigen Anschlag quittierte. Die Antares war gut durchgebogen und die Kopfschläge des Gegenspielers gemütlich aber kraftvoll. Es war ein guter Hecht, hoffentlich auch jenseits der magischen Grenze. Die Tage zuvor hatten wir viele Esox, die nur mit wenigen Zentimetern unter einem Meter geblieben sind. Der erste Blick auf diese Dame sagte uns, dass der erste Meterfisch bald eine Hand unter seinem Kiemendeckel haben würde! Nach der erfolgreichen Landung bewies das Metermaß unsere visuelle Schätzung. Diesmal waren die wenigen Zentimeter auf der richtigen Seite des Maßbandes! Der schwarze Skinner hat es geschafft! Schnell ein paar Fotos machen und releasen! „Wir sehen uns wieder, Fräulein!“ Im Laufe des Vormittages fischten wir nach gleicher Strategie, doch die Räuber hatten was anderes im Kopf als unsere Köder anzugreifen. Wir blieben lange Zeit einstellig bis dann endgültig die Mittagsruhe einkehrte. Doch selbst in der Zeit kann die Ausdauer mit einigen Fischen belohnt werden… Biss… und was für einer! Chris Rute zeigte wie eine Waage die Körperdimensionen des Fisches an. Ein weiterer Meterfisch inhalierte einen dunkelbraunen Megabait, jetzt nur noch ins Boot kriegen! Im Drill zeigte die Dame ihren dicken Bauch und wir erkannten, dass das wohl unser schwerster Schwedenhecht sein würde. Biss, Drill, Landung, Foto und ein feuchter Abschied eines davon schwimmenden Räubers nach dem Zurücksetzen. Alles Faktoren, die das Herz eines Hechtanglers zur Maximalleistung bringen.

Wenn Angler sich selbst releasen oder der ungewollte Elementwechsel…

Aufregung, Spannung und volle Konzentration auf die Köderführung setzten so manche Körperfunktion außer Kraft! Wir feuerten unsere Jerks Richtung Schilf bis auf einmal eine Wasserexplosion die Ruhe zerstörte. Ein Riesenhecht pflügte den Jerk von der Wasseroberfläche? Wohl kaum! Chris verlor beim Seitenwechsel des Bootes sein Gleichgewicht und ging schwimmen. Spontan erhöhte sich der Pegel des Dalälvens und die Hechte waren nicht mehr die größten Räuber im Wasser. Zum Glück hat der Floater die paar Sekunden dichtgehalten und wir mussten nicht die Heimreise antreten, denn die Fische bissen sehr gut zu dem Zeitpunkt.

Die ständige Herausforderung…

Die Hechte haben uns über den ganzen Urlaub hinweg keine Denkpause gegönnt. In der Bucht, wo vorgestern noch die Hölle los war, ist heute kein Biss zu verbuchen. Gestern beim Sonnenuntergang haben gerade mal die kleinen Rotfedern das Wasser aufgewühlt, heute greifen die Räuber unsere Köder bis in die Nacht an! Es ist aber gerade das Wechselspiel, was so ein Langzeitangeln spannend hält, alles andere wäre ein Geschenk! Und welcher Hechtangler möchte solche Geschenke annehmen? Also täglich neue Plätze anfahren, suchen, ausprobieren und am besten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang fischen. Erst dann wird man mit dem maximalen Erfolg belohnt.

Was Schweden ausmacht…

Es ist nicht nur die große Menge an Hechtbeständen und die Möglichkeit diese in der besten Zeit zu befischen! Es sind die Nebensachen, die Schweden ausmachen! Vor allem die urige Landschaft, Natur und Wildnis des nördlichen Teils dieses Landes machen einen Urlaub dort unvergesslich. Neben dem Boot schwimmende und abtauchende Biber, Seeadler, die gerade im Sturzflug einen Fisch greifen und wieder davon fliegen, Schlangen, Füchse und Rehe, die genau wie wir versuchen das Gewässer zu überqueren, bieten einen wertvollen Ausgleich zu dem stressigen Alltag in der Heimat!

Ein Urlaub in wenigen Sätzen…

Auch wenn uns das Gewässer bekannt gewesen ist, konnten wir auch diesmal viel Neues mit nach Hause nehmen: neue Hotspots im GPS, Vertrauen in neue Köder, neue Bisswunden und Erfahrungen, die wir zuhause gut gebrauchen können! Die Gäddas haben es uns nicht leicht gemacht, doch das beruhte auf Gegenseitigkeit. Auf jede Aktion folgte unsere Reaktion, so dass wir jeden Tag, mag er noch so schwierig angefangen haben, die Krokodile lokalisiert und gefangen haben. Ausdauer, Flexibilität und eine Handvoll Superköder brachten uns zu einem Fang von 334 Hechten davon 6 jenseits der Metergrenze (plus 2 von 99 cm vom „Pechvogel“ Chris), 23 in den 90ern und weit über 60 Räuber hatten mehr als 80 cm! Nur noch rund 50 Wochen und es gibt ein Wiedersehen mit dem schwedischen Traum! Eine schöne Angelzeit wünscht das Hechtfieber-Team


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