In Hamburg traf ich einen jungen Streetfisher, der mit Gummiködern, die mir bekannten Modellen sehr ähnlich waren, auf Zander angelte. Er fischte allerdings Farbkombinationen, die ich vorher so noch nie gesehen hatte. Beim Fachsimpeln erzählte er mir dann, dass er aus Kostengründen seine zerbissenen und kaputten Köder in der Mikrowelle einschmilzt und sich daraus so seine individuellen Köder herstellt. Gummifische selber gießen: Was für eine super Idee!
Der Einstieg in die eigene Köderherstellung
Auf Grund meiner Erfahrung mit selbstgebauten Pilkern wusste ich, wie ich mir ein perfektes Replikat von meinem Lieblingsgummifisch bauen konnte. Nach ein paar zusätzlichen Recherchen im Universum des Internets begann ich dann mit meiner Gummifischproduktion, bestellte vorher die Zutaten wie Flüssiggummi und Sicherheitsmaske. Zunächst nimmt man, je nach gewünschter Gummifischgröße, etwas von dem milchigen Flüssiggummi und erhitzt dieses in der Mikrowelle.
Die Zeit ist abhängig von der Leistung des Geräts. Hierbei ist unbedingt darauf zu achten, dass die Masse nicht zu lange und zu heiß erhitzt wird, da das Gummi verbrennen kann. Diesen Prozess kann man durch Zugabe eines Hitzestabilisators regulieren. Ich mache es in mehreren Erwärmungs-Intervallen, bis daraus eine klare und flüssige Masse entsteht.

Bild: Michael Quack
Das bereits gefärbte Flüssiggummi wird in der Mikrowelle erhitzt.
Die ideale Temperatur für die Gussform
Die beste Gießtemperatur liegt bei rund 140 Grad Celsius. Von Vorteil ist es, wenn man zwischendurch die Temperatur mit einem Digital- oder Infrarotthermometer überprüft. Um die gewünschte Farbe des Köders zu erhalten, gibt man wenige Tropfen Farbe am besten in die noch kalte Flüssigkeit. Sollte die Farbe zu heiß werden, wird sie schnell klumpig und verbrennt, folglich lässt sie sich nicht mehr unterrühren. Nun gießt man das gefärbte und flüssige Gummimaterial vorsichtig in die vorgesehenen Formen.

Bild: Michael Quack
Man lässt das Gummi etwa drei bis vier Minuten abkühlen, bis sich die Köder leicht entnehmen lassen.
Abkühlen lassen
Anschließend lege ich die Köder in einen Eimer mit kaltem Wasser, so kühlen sie schneller ab und vor allen Dingen behalten sie ihre Form. Der Fantasie sind keinerlei Grenzen gesetzt, je nach Köder kann man auch mehrere Farbkombinationen schichten oder nur das Schwanzende farblich absetzen.

Bild: Michael Quack
Einige Design-Muster aus der Gummifisch-Schmiede des Autors – teils mit farblich abgesetzten Schwanztellern.
Als ich mit dem Gießen von Gummifischen begann, hatte ich anfangs das Problem, dass die Köder, nachdem ich sie aus der Form nahm, keinen Glanz zeigten. Leider konnte ich in den verschiedensten Foren im Internet keine Lösung dazu finden. Nach ewig langer Recherche habe ich letztendlich aber herausgefunden, dass es doch Möglichkeiten gibt. Und zwar pinselt man die Formen einfach in mehreren Schichten mit verdünntem Holzleim ein. Dadurch wird die Oberfläche der Form wie Glas und die Köder sind immer glänzend. Eine Alternative ist, die Gummifische nach der eigentlichen Herstellung nochmals in eine klare, heiße Flüssiggummimasse zu tauchen, der ich zusätzlich Lockstoffe und Glitzerpulver zufüge. Dies hat den Vorteil, dass nun auch Klebeaugen einlaminiert werden können und bei Kopfbissen von Raubfischen doppelt gesichert werden!

Bild: Michael Quack
Unter UV-Licht betrachtet wird deutlich, welchen Effekt sogenannte Farbaktivatoren in den Gummi -Mischungen verursachen.
Wer das Ganze zunächst einmal testen möchte, kann alte und inzwischen unbrauchbare Gummifische einschmelzen und daraus neue gießen. Dazu schneidet man die Gummifische in kleine Stücke und erhitzt diese in der Mikrowelle. Diese dürfen Sie übrigens danach auf keinen Fall mehr für Lebensmittel nutzen! Übrigens, man kann einmal erkaltetes Gummi immer wieder neu erhitzen! Gummifische „handmade“ in allen Formen, Farben und Größen und das mit unterschiedlichen Aromen. Jetzt fehlt nur noch der richtige Jigkopf.
An schwierigen Tagen werden Sie sicherlich das eine oder andere Mal auf Grund Ihrer individuellen Köder erfolgreicher sein! Und die Freude, mit einem gänzlich selbst gestalteten Gummifisch einen schönen Fisch zu fangen, ist riesengroß.

Bild: R. Korn
Ein Heilbutt hat den selbst hergestellen Gummifisch des Autors beim Slow Jigging voll attackiert.
Das benötigt man zum Gummifische selber gießen:Zum Gummifische selber gießen benötigt man eine ausrangierte Mikrowelle, die ausschließlich für diesen Zweck verwendet wird. Außerdem braucht man mehrere Glasbehälter, abhängig davon, wie viele Farben zum Einsatz kommen sollen. Zum Anrühren dienen Rührstäbe aus Aluminium. Wichtig ist Flüssigplastik in unterschiedlichen Qualitäten: Strong für Meeresköder, Floating für Dropshot-Köder und Soft für besonders bewegliche Köder. Hinzu kommen Flüssigfarben sowie optionale Zusätze wie Pailletten, Glitzerpulver und Fischaugen. Als Form eignen sich Gießformen aus Silikon oder Aluminium, alternativ funktioniert auch eine selbstgegossene Form aus Keramik-Gips. Für den Duft können Aromen wie Fisch, Wurm, Garnele oder Krabbe verwendet werden. Sicherheit geht vor!Zur eigenen Sicherheit sind Augenschutz in Form einer Kunststoffbrille, eine Atemschutzmaske der Standardklasse ABEK sowie hitzebeständige Handschuhe erforderlich. Zudem sollte man ausschließlich in einem sehr gut belüfteten Raum arbeiten – idealerweise im Freien und nicht im Haus. |
Eine Gussform selber herstellen…
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