Die meisten Hechtangler wissen, dass man an Stellen mit viel Pflanzenwuchs sehr gut fangen kann. Ihnen ist aber auch bekannt, wie nervig das Angeln mitten im Grünzeug sein kann – nämlich immer dann, wenn Sie andauernd grüne Büschel vom Haken entfernen müssen. Es gibt jedoch Möglichkeiten, um in diesem Unterwasser-Dschungel effektiv zu angeln und die grünen Räuber aus dem übrigen Grün herauszufiltern. Hechtangeln im Kraut ist gar nicht so schwer.
Vor allem aufgrund des ständig klarer werdenden Wassers gibt es immer mehr Pflanzen. Tagsüber produzieren sie jede Menge Sauerstoff – genau das, was die Fische benötigen. Außerdem bieten Pflanzen auch Zuflucht und Schutz – nicht nur für Hechte. Auch alle anderen Wasserlebewesen profitieren von den Pflanzen – ein wichtiger Aspekt für diese besonderen Plätze. Viele Insekten bedeuten viele Weißfische, und diese machen die Stelle zu einem attraktiven Standort für Raubfische. Ein ausgedehntes Krautfeld ist für einen Hecht ein optimaler Platz, um seine Beute aus dem Hinterhalt zu attackieren. Und dabei handelt es sich absolut nicht nur um kleinere Hechte.
Bild: R. Schwarzer
Das Seerosenbeet. Futter und Räuber finden hier Deckung und Sauerstoff, welchen die Pflanzen produzieren.
Hechtangeln im Kraut: Grünes Finden, grüne Fangen
Pflanzenfelder sind nicht schwer zu finden. In den meisten Gewässern sind die Uferzonen den ganzen Sommer und Herbst über mit Pflanzen „verkrautet“. Einige Gewässer sind in diesem Zeitraum sogar komplett mit Grünzeug zugewachsen. In anderen Gewässern sind es dagegen entweder die tiefen oder flachen Bereiche, in denen vermehrt Pflanzen wachsen. Oft können Sie durch das Beobachten der hier lebenden Wasservögel wie zum Beispiel Blässhühner, Gänse, Enten, Reiher und Schwäne erkennen, ob es auch mitten im Gewässer flache und mit Pflanzen bewachsene Stellen gibt. Wenn Sie vom Boot aus angeln, lohnt es sich immer, die Vögel zu beobachten und diese Plätze zu erkunden.
Von außen nach innen
In klarem Wasser wachsen die Pflanzen nicht zwangsläufig nur im Flachen. Logischerweise lässt klares Wasser das Sonnenlicht viel einfacher und tiefer eindringen, sodass Sie sich nicht über starkes Pflanzenwachstum in vier Metern und noch größeren Tiefen wundern sollten. In der Regel können Sie die meisten Pflanzen jedoch in einer Wassertiefe von zweieinhalb Metern und flacher erwarten.
Sobald Sie einen üppigen Pflanzenteppich entdeckt haben, wird es Zeit, ihn ausgiebig auszufischen. Ich empfehle, möglichst von außen nach innen zu angeln. Damit meine ich, dass Sie zuerst die Bereiche rings um das Krautfeld beangeln, ehe Sie Ihren Köder tatsächlich mitten ins Grünzeug hineinwerfen. Das Äußere eines Pflanzenfeldes können Sie mit ruhig geführten und etwas tiefer laufenden Ködern wie Jerkbaits oder Gummifischen beangeln. Vor allem, wenn Sie auf großen Gewässern vom Boot aus fischen, sollten Sie versuchen, zuerst von der tiefen Seite der Kante zu den Pflanzen im flacheren Bereich hin zu angeln. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Hechte oft an diesen Plätzen jagen.
Denken Sie beim Hechtangeln im Kraut daran, dass die Pflanzenbeete auch den Beutefischen Schutz bieten. Das erschwert den Räubern die Jagd. An den Rändern, wo das Grünzeug viel lichter oder gar nicht mehr wächst, können die Räuber die Situation viel besser überblicken und deshalb wesentlich einfacher jagen. Ich vermute auch, dass hier oft die größeren Hechte stehen, weil sie von Artgenossen nichts mehr zu befürchten haben. Sobald die Ränder des Pflanzenfelds abgefischt sind, sollten Sie Ihren Köder etwas weiter ins Grünzeug werfen. Dabei ist es sinnvoll, das Boot langsam über das Krautfeld hinwegtreiben zu lassen oder es von Zeit zu Zeit zu verankern, um den Pflanzenteppich so präzise wie möglich beangeln zu können.
Bild: M. Heins
Fast unter jedem Seerosenbeet lauert im Sommer ein Esox.
Heiße Plätze zum Hechtangeln im Kraut
Auch so ein Pflanzenteppich hat noch ein paar eigene Hotspots. Oft sehen Sie zwischen den Feldern noch offene Stellen, den Wechsel zu einer anderen Pflanzenart oder anderen Strukturen. Diese Stellen verdienen zweifellos mehr Aufmerksamkeit als der Rest des Grüns. Diese Vorgehensweise ist natürlich keine allgemeingültige Taktik, aber wenn möglich, sollten Sie auf diese Weise eine pflanzenreiche Stelle beangeln.
Im Frühjahr und Frühsommer sind die Pflanzen noch nicht so hoch gewachsen, sodass Sie problemlos über diese hinwegangeln können. Im Herbst sterben die Pflanzen ab. Somit ergibt sich eine weitere interessante Situation: Die verschwindenden Pflanzen „öffnen“ das Krautfeld wieder. Das zieht natürlich auch die Raubfische an.
Kraut am Haken gehört dazu
Es gibt viele Möglichkeiten, den Köder auch in pflanzenreichen Bereichen gut zu präsentieren – ohne sich dabei ständig über Grünzeug am Haken ärgern zu müssen. Es gehört jedoch dazu, gelegentlich Pflanzenreste vom Drilling zu entfernen. Wenn der Haken den ganzen Tag hängerfrei und sauber bleibt, angeln Sie nicht nahe genug an den Hindernissen – in diesem Fall den Pflanzen.
Lieber eine Nummer zu schwer
Ganz gleich, ob Sie in pflanzenreichen Bereichen vom Ufer oder vom Boot aus auf Hechte angeln, ist es wichtig, recht kräftiges Gerät zu verwenden. Wenn Sie einen großen Hecht an einer leichten Rute mit dünner Schnur haken, kann das im Drill zu einem echten Problem werden. Ich benutze eine Rute mit einem Wurfgewicht von mindestens 80 Gramm, vorzugsweise sogar noch etwas kräftiger. Viele der von mir verwendeten Köder wiegen mindestens 60 Gramm. Sie lassen sich mit einer kräftigen Rute viel einfacher werfen. Ich bevorzuge eine Baitcaster-Combo, weil sie etwas robuster ist und ich mit ihr genauer werfe – im Vergleich zu einer Spinnrute mit Stationärrolle. Grundsätzlich ist robustes Gerät an pflanzenreichen Stellen sehr nützlich, weil es gelegentlich dazu kommen kann, dass die Haken des Köders zu viel Grünzeug einsammeln. Ein solcher Krautklumpen kann beim Einkurbeln unter Umständen so viel Widerstand bieten, dass die Schnur reißt.
Bild: F. Pippardt
Ein weiter Hakenbogen und ein schmaler Gummifisch verbessern die Hakrate beim Angeln mit Offsethaken enorm.
Bild: R. Schwarzer
Die Hand symbolisiert den Hecht: Der Fisch schnappt sich den Köder von hinten. Wer sofort anhaut, zieht in nur gerade wieder aus dem Maul. Der verzögerte Anhieb sorgt dafür, dass der Hecht Zeit bekommt, sich mit seiner Beute wegzudrehen. Nun tritt der Haken aus.
Starke Geflecht-Schnüre beim Hechtangeln im Kraut
Zudem ist es ratsam, mit geflochtener Schnur zu angeln. Sie schneidet wesentlich besser durch die Pflanzen als zum Beispiel Monofil. Im Drill eines großen Fisches kann das durchaus wichtig sein – vor allem dann, wenn der Fisch voll in die Pflanzen schwimmt. Ich verwende meist geflochtene Schnüre mit einer Tragkraft von 40 lbs oder mehr. Je nach Ködergewicht und passender Ruten-Rollen-Kombination. An die Geflechtschnur knote ich ein 1 mm dickes Fluorocarbon-Vorfach oder ein Stahlvorfach mit 8 bis 12 kg Tragkraft, an dessen Ende dann mein Kunstköder in einen sehr stabilen Karabiner eingehängt wird.
Bild: J. Jasper
Ist zwischen Oberfläche und Kraut 1-2 m Platz, lohnt auch im Sommer ein Versuch mit (schwimmendem bzw. schwebendem) Jerkbait. Der lässt sich schön langsam über den Köpfen der Fische hinwegdirigieren.
Köder für den Dschungel
Der Markt bietet mittlerweile viele unterschiedliche Köder zum Hechtangeln im Kraut an.
- 1. Spinnerbaits
Das vorgeschaltete „Gerüst“ mit Spinnerblatt sorgt nicht nur für ordentlich Wasserverdrängung und Auftrieb, um den Köder schön flach anbieten zu können – zusätzlich schiebt es Wasserpflanzen beiseite.
- 2. Unbeschwerte Gummifische
Steht das Kraut ein wenig unter der Wasseroberfläche, kann ein Gummifisch ohne Bleikopf, sondern nur mit einer Köderschraube und einem Drilling, die perfekte Wahl sein. Er lässt sich dank seines Eigengewichts passabel werfen, man kann ihn sogar kurz stehen lassen während des Einholens, weil er so langsam sinkt.
- 3. Offset-Gummis
Der Haken ist versteckt, der Köder kann voll ins Gemüse geschlenzt werden. Jeder Köder mit rundem Querschnitt eignet sich für den Offsethaken. Schlitzen Sie den Gummi ein wenig mit dem Messer ein, um die Hakenspitze noch besser austreten lassen zu können. Hochrückige Gummis hingegen sind eine schlechte Wahl – sie haben zu viel Fleisch und behindern den Haken.
- 4. Topwater-Köder
Hechte lieben Stickbaits! Der Vorteil dieses Ködertyps ist seine Schwimmfähigkeit, er kann also in Zeitlupe über dem Krautfeld angeboten werden. Popper sind auch eine tolle Alternative, sie werden aber eher von Barsch und Rapfen gefressen.
Verzögert fängt besser!
Wer beim Angeln mit Offsethaken ständig Fehlbisse zu verzeichnen hat, aber trotzdem einen schlanken Gummifisch mit rundem Körperquerschnitt und einen scharfen Haken verwendet, der sollte eine Sache überdenken: Seinen Anhieb. Warten Sie, bis der Hecht sich unter Wasser weggedreht hat, bevor Sie anschlagen! Das dauert nur eine bis zwei Sekunden. So rutscht der Haken in den Maulwinkel und nicht geradlinig wieder heraus.