Neulich hatte ich wieder einen dieser Tage, an denen alles zusammenpasst: Das Wetter, das Wasser, die Fische – und ja, auch das richtige Gerät. Ich war mit einem befreundeten Angler am frühen Morgen am Waldsee Bad Laer (www.waldsee-westerwiede.de), einem 4 Hektar großen und bis 13 m tiefen Forellensee verabredet. Schon beim ersten Kaffee am Wasser fiel mir auf, dass sich die Forellen sehr aktiv an der Oberfläche zeigten. Kleine Sprünge, Ringe, Wirbel – all das in rund 50 bis 60 m Entfernung vom Ufer. Im Frühsommer ist ein perfekter Angeltag nämlich gar nicht so selten: Die Sonne scheint, Luft und Wasser erwärmen sich und die Forellen geraten zunehmend in Jagdlaune.
Bienenmade läuft!
Ein perfekter Angeltag: Ich beobachte gerne erst einmal und werfe nicht einfach blind drauflos. Diese 10 min der Aufmerksamkeit sind oft mehr wert als jedes Hightech-Gerät. Also entschlossen wir uns, zuerst mit „stillen“ Montagen zu beginnen: Lange Ruten (3,90 m und 4,20 m, Wurfgewicht 28 g), 0,18er Mono, schwimmende Bombarden (20 g) und ein 3 m langes Vorfach mit roter Pilotkugel mit 15 mm Durchmesser. Ich verwende bei dieser Art der Angelei gerne große Rollen, wie die Tubertini Concept d in 5500 oder gar 6500. Diese Rollen darf man nicht mit Spinnrollen der gleichen Größe verwechseln. Getriebe, Gehäuse und Gewicht entsprechen etwa einer 3000er Rolle, die Spule ist aber flach gehalten (Matchspule) und sehr groß. Dadurch wirft man bedeutend weiter als mit kleinen Rollen.
Ohne Wirbel
Zum Befestigen des Vorfachs benutze ich keinen Wirbel (dieser sinkt) sondern knote ans Ende der Hauptschnur eine Schlaufe, in die ich dann die dann das Vorfach einschlaufe. So bleibt die gesamte Montage an der Oberfläche. Wer gern einen Wirbel benutzt, der kann auch einen sogenannten „Wirbelpiloten“ benutzen. Bei diesem steckt ein kleiner Wirbel in einer Pilotkugel. Diese hält ihn dann an der Oberfläche. Die Tiefe stellte ich mittels Pilotkugel auf dem Vorfach auf etwa 50 cm ein. Als Köder diente eine einzelne Bienenmade.
Ein perfekter Angeltag: Schneller Erfolg
Es war ein perfekter Angeltag: Denn der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Noch während mein Kumpel seine zweite Rute aufbaute, verschwand meine Pilotkugel und nach einem kräftigen Anschlag (ist bei einer Entfernung von rund 50 m notwendig) bog sich meine Rute schon mächtig durch – die erste Forelle des Tages. Innerhalb von zwei Stunden fingen wir 16 schöne Portionsforellen zwischen o,5 und 0,8 kg, dazu noch 5 Lachsforellen von etwa 2 kg – allesamt kampfstark und gierig.
Schleppen oder „Stille Montage“?
Obwohl das ein perfekter Angeltag war, ließ die Beißfrequenz am späten Vormittag nach. Forellen können ja auch zickig sein. Ich ließ die „Stille Rute“ zwar noch liegen, setzte aber mehr auf aktives Schleppen – eine Methode, die im Frühsommer besonders fängig ist, wenn die Fische flach und in Bewegung sind. Die Fische waren auch mittlerweile etwas weiter rausgezogen und hielten sich jetzt etwa 70 bis 80 m vom Ufer entfernt auf. Ich montierte als Bombarde eine Tubertini Pro Suspende 0 (0-1 m Lauftiefe) mit 25 g, zwei L-förmig aufgezogene Bienenmaden und schleppte in ruhigem Tempo ein. Hier ist die Montage eines kleinen Dreifachwirbels zwischen Hauptschnur und 2,5 m langem Vorfach wichtig, da die L-förmig aufgezogenen Bienenmaden rotieren und die Hauptschnur ohne Wirbel beim Schleppen aufdrehen würden.
Rotierender Teig
Sind die Fische näher am Ufer, so verwende ich auch gern ein Spinnerblatt aus Forellenteig. Hier war es aber so, dass sich die Fische schon weit vom Ufer entfernt hatten. Die L-förmig aufgezogenen Bienenmaden haben beim Wurf deutlich weniger Luftwiderstand als Forellenteig und der Wurf geht mit dem Naturköder geht etwa 8 – 12 m weiter. Dies war unter diesen Umständen absolut notwendig, da wir die Fische sonst nicht erreicht hätten. Der Erfolg: 8 weitere Forellen und 4 Lachsforellen fanden ihren Weg in unsere Kühlbox. Außerdem ist es ausgesprochen wichtig, die Fische zu überwerfen und den Köder zu den Fischen zu bringen. Wirft man mitten zwischen die Fische, so vergrämt man sie nachhaltig! Das ist dann nicht mehr der perfekte Angeltag …
Spaß an der Sache: Ein perfekter Angeltag
Was mir an solchen Tagen, die bei mir als perfekter Angeltag verbucht werden, immer wieder auffällt: Es ist nicht nur die Methode allein, sondern vor allem das Beobachten, das Anpassungsvermögen – und der Spaß an der Sache. Schleppen mit Paste? Funktioniert, wenn die Forellen näher am Ufer stehen. Tremarella? Super, an kleineren Gewässern, wenn die Bisse zaghafter werden. Die Pilotmontage an der Oberfläche? Unschlagbar wenn die aktiven Fische oben sind und im Schwarm herumschwimmen. An kleineren Gewässern verwende ich gern auch die UL-Rute. Hier waren die Fische aber leider völlig außerhalb der Reichweite der leichtgewichtigen Köder. Der Frühsommer ist eine spannende Zeit am Forellensee – voller Wechsel und Bewegung. Wer sich darauf einlässt und bereit ist, verschiedene Methoden durchzuprobieren, wird mit tollen Fischen belohnt. Mehr dazu gibt es auf dem Youtube-Kanal „MikesBigTrouts“ von Michael Kahlstadt.
Bild: Kahlstadt
Montage für große ‚Wurfdisatanz: Schwimmende Bombarde, Stopper, schwimmen-der Wirbel Pilot, 15 mm Pilotkugel, 8er Haken mit Bienenmade.
Bild: Kahlstadt
Schwimmender Wirbelpilot und scharfer 8er Haken mit Bienenmade – das passt, wenn direkt an der Oberfläche auf Sicht gefischt wird.
Bild: Kahlstadt
Erfolg am Waldsee Bad Laer. Ein guter Schwung Portionsforellen konnte auf ca. 50 m Distanz überlistet werden.
Bild: Michael Kahlstadt
Beim Fischen auf große Distanz ist schon ein kräftiger Anhieb nötig, um den Haken sicher zu setzen. Und keine Angst, ein 0,18er Vorfach hält das locker aus!