Ich war schon als kleines Kind fasziniert von der Angelei, und diese Begeisterung hielt bis zu meinem 29. Lebensjahr an. Deshalb habe ich jede Gelegenheit genutzt, um eine Rute in der Hand zu halten. Ich bin nach Österreich an den „Forellenpuff“ gefahren und habe im Urlaub jede Chance genutzt, um zu fischen. Doch meine Begeisterung wuchs stetig, und irgendwann wollte ich mich nicht mehr mit dem Angeln am Teich zufriedengeben. Mein Ziel war es, mein Glück an den heimischen Gebirgsflüssen in Oberbayern, wo ich lebe, zu versuchen.
Im Bekanntenkreis hatte ich einen Fliegenfischer, mit dem ich eines Tages – ohne Rute und ohne selbst zu fischen – an die Ammer ging. Ich war sofort begeistert und so beeindruckt, dass ich begann, mich im Internet über das Fliegenfischen zu informieren. Anfangs war ich völlig überfordert: Was ist ein Tippet (Vorfach-Spitze)? Und was sind eigentlich Nymphen? Ich hatte keine Ahnung. Viele berichteten zudem, dass Fliegenfischen unglaublich schwer sei und man jahrelange Erfahrung brauche, um erfolgreich zu sein. Also wollte ich mir selbst ein Bild davon machen.
Am 30. September, dem letzten Tag der Saison, buchte ich ein Guiding am Rissbach in Österreich bei „Fliegenfischen mit Herz“. Dort hatte ich zum ersten Mal eine Fliegenrute in der Hand. Nach der Theorie und einigen Trockenübungen ging es ans Wasser. Wie es kommen musste, fing ich natürlich nichts. Doch das spielte keine Rolle – ich war trotzdem fasziniert. Eins mit der Natur und dem Wasser zu sein, im Bach zu stehen und zu versuchen, Fische zu überlisten – das reizte mich so sehr, dass ich mir nach dem Guiding direkt eine Fliegenrute kaufte.
Bild: S. Mücksch
Ruhe, Natur, Spannung in der Luft. Fliegenfischen. Eine klare Empfehlung für jeden Angler.
Der Instinkt war immer da!
Nun hatte ich eine Rute, aber immer noch keinen Angelschein. Deshalb fasste ich mit 29 Jahren den Entschluss, die Fischerprüfung zu machen, um endlich legal angeln zu dürfen. Von dem Moment an, in dem ich meinen Schein in der Hand hielt, war ich nur noch am Wasser unterwegs. Jede freie Minute neben meiner kleinen Familie nutzte ich, um zu angeln. Ich las viel, schaute Videos und löcherte andere Angler – besonders Fliegenfischer – mit Fragen.
Eines Tages war ich mit der Spinnrute an einem kleinen Bach unterwegs. Dort standen schöne Fische, doch aufgrund meiner geringen Erfahrung konnte ich sie nicht identifizieren. Ich warf meinen Streamer aus, aber keiner der Fische reagierte darauf. Dann erinnerte ich mich an einen Tipp meines Fliegenfischer-Bekannten: „Beobachte die Fische genau!“ Mir fiel auf, dass sie immer wieder nach links und rechts ausscherten, um zu fressen. Plötzlich erinnerte ich mich an eine Nymphe, die mir mein Bekannter geschenkt hatte. Ich knotete sie an meine Spinnrute, ließ sie einfach flussabwärts treiben – und konnte so eine schöne Äsche überlisten. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich mit dem Fliegenfischen viel besser auf das Fressverhalten der Fische eingehen und den Köder perfekt anpassen konnte. Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt mit dem Fliegenfischen noch nichts am Hut hatte, wandte ich es bereits instinktiv an.
Dann bekam ich die Chance, als Gastfischer im Kreisfischereiverein Garmisch zu angeln. Die Vereinsgewässer sind wunderschöne Fliegenstrecken – meine große Chance, meine neue Leidenschaft weiter auszuleben. Ich probierte immer wieder das aus, was ich gelesen hatte. Besonders die Artikel im FliegenFischen Magazin waren mir eine große Hilfe: Ich fotografierte sie ab und versuchte dann, das Gelesene am Wasser umzusetzen.
Bild: S. Mücksch
Traumfische, die an der Fliegenrute nochmal etwas mehr zählen. Besonders dann, wenn man noch zu den Einsteigern gehört.
Knoten binden und das Wasser lesen
Zuhause im Wohnzimmer übte ich die wichtigsten Knoten. Was soll ich sagen? Es schien zu funktionieren! Immer öfter fing ich Fische. Mein Vorteil war, dass ich das Gewässer gut lesen und einschätzen konnte. Schnell entwickelte ich ein Gespür dafür, wo ich eine Nymphe platzieren musste, damit sie genau dort hintrieb, wo ich einen Fisch vermutete. Dieses Gespür war mein Erfolgsgeheimnis – gerade am Anfang. Ein perfekter Werfer bin ich bis heute nicht. Doch indem ich das Gewässer richtig lese und die erlernten Tricks umsetze, konnte ich schon viele schöne Fische fangen. Immer wieder wurde ich von erfahrenen Fliegenfischern gefragt, wie ich das gemacht hatte. Selbst Freunde, mit denen ich die Fischerprüfung abgelegt hatte, nehme ich gerne mit ans Wasser und zeige ihnen, was ich gelernt habe. Und auch sie fangen dadurch schöne, wilde Fische.
Mein Ehrgeiz und meine Leidenschaft wuchsen stetig. So sehr, dass ich meine Frau überreden konnte, auf dem Rückweg aus unserem Kroatien-Urlaub einen Zwischenstopp in Slowenien einzulegen – denn ich hatte gelesen, dass Slowenien das Mekka für Fliegenfischer sei. Dort nahm ich mir einen Guide und fischte an der Sava. Genau ein Jahr, nachdem ich mit dem Fliegenfischen begonnen hatte, konnte ich dort eine kapitale Äsche von 50 Zentimetern Länge überlisten – ein lang gehegter Traum wurde wahr. Was soll ich sagen? Ich fische jetzt seit ziemlich genau einem Jahr. Ich hatte anfangs keine Angst vor dem Fliegenfischen – und die sollten Sie auch nicht haben!
Bild: Jahr Media
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