Norwegen ist der weltweit größte Produzent von Zuchtlachs aus der Aquakultur. 2024 exportierte das Land nach Angaben der norwegischen Fischereidirektion unglaubliche 1.500.000 Tonnen Lachs in die ganze Welt. Um diese enormen Mengen an Zuchtfisch zu erzeugen, kommen bislang meist schwimmende Netzkäfige zum Einsatz, in denen riesige Mengen an Lachsen gehalten werden. Aufgrund vielfältiger Risiken für die norwegischen Wildlachse und die Umwelt allgemein, steht die kommerzielle Lachszucht weltweit in der Kritik. Ein neues Farm-Design soll nun die Lachszucht revolutionieren. Vor allem die Lachslaus, die sich in den unnatürlich dicht besetzten Fischfarmen sehr schnell ausbreiten und vermehren kann, ist eines der größten Probleme der kommerziellen Lachszucht und führt zu großen Verlusten, teilweise im zweistelligen Prozentbereich. Dieses Problem soll nun mit der neuen Farm „Storbatsegget“ gelöst werden.

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Kleiner Parasit wird zum großen Problem: Durch die hohen Fischdichten in Lachsfarmen können sich die Lachsläuse, anders als in freier Natur, unnatürlich schnell vermehren und ausbreiten. Die Parasiten führen zu hohen Verlusten bei den Fischen.
Gebaut wurde das schwimmende Aquakultur-System bei Gemak nahe Istanbul. Von dort aus machte es sich Ende Oktober auf den Weg nach Nordnorwegen. Rund 16 bis 17 Tage dauert die Reise bis zum Zielort in Vesterålen. Das Projekt trug ursprünglich den Namen „Hydra“, wurde aber inzwischen in Storbatsegget umbenannt – eine Anspielung auf die eiähnliche Form mit weißem Dach. Der Name und die moderner Technik sollen Aufmerksamkeit erzeugen, wirft aber auch Fragen auf, ob Design oder Funktion im Vordergrund stehen.
Nach der Ankunft in Sørvika im Raftsundet stehen noch umfangreiche Arbeiten an. „Es ist noch einiges zu tun, wenn Storbatsegget in Vesterålen ankommt“, sagt Nordlaks-Sprecher Kolbjørn Hoseth Larssen. Nordlaks übernahm das Projekt 2021, obwohl die Genehmigungen bereits 2018 erteilt wurden. Geplant war die Fertigstellung für Anfang 2024 – doch zahlreiche Verzögerungen auf der Werft haben die Auslieferung um mehr als ein Jahr verschoben. Inhaber Inge Berg nennt das Vorhaben „technologisch spannend, aber anspruchsvoll“.

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Eine klassische Aquakultur aus der Luft. Das neue Design von Storbatsegget soll einige Probleme der Lachszucht lösen, dennoch bleiben Fragen offen.
Ein beeindruckendes Projekt – aber auch ein kontroverses
Storbatsegget soll später einmal 3.120 Tonnen lebenden Lachs aufnehmen. Die halbgeschlossene Bauweise mit 20 Meter tiefen Wänden soll die Fische vor der Lachslaus und Krankheitserregern schützen. Ein System für kontrollierten Wasseraustausch soll für sauerstoffreiches Meerwasser sorgen, während Ausscheidungen über Öffnungen im Boden gezielt abgeleitet werden.
Aus Sicht der Lachs-Industrie klingt das nach Fortschritt in der Aquakultur– doch gerade Angler und Naturschützer beobachten solche Megaprojekte kritisch. Halbgeschlossene Systeme reduzieren zwar einige Probleme der offenen Zucht, lösen aber längst nicht alle. Fragen bleiben:
Wohin gelangen die ausgespülten Nährstoffe tatsächlich?
Wie sicher sind solche Anlagen bei starkem Wetter oder Havarien?
Und was bedeutet eine so hohe Besatzdichte für die Fischgesundheit wirklich?
Die ersten Fische sollen voraussichtlich Mitte 2026 einziehen. Nordlaks hofft auf eine technische Vorreiterrolle. Ob Storbatsegget tatsächlich neue Standards setzt wird sich erst zeigen.
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