Fliegenfischen in Bosnien: ein aktueller Bericht
Bei bestem Herbstwetter zog es drei leidenschaftliche Fliegenfischer zum Fliegenfischen nach Bosnien, genauer gesagt zum Ribnik – mit hohen Erwartungen, feinem Gerät und der Hoffnung auf kapitale Äschen. Doch was sie dort erlebten, war eine Mischung aus Traum, Herausforderung und ernüchternder Realität.
Dies sind meine Eindrücke
„Die Fischerei war wunderschön – und gleichzeitig brutal schwierig“, berichtet Housi, einer der Fischer. Besonders an der Ribnik, einem der bekanntesten Flüsse der Region, wurde es eng: „Nur wenige Stellen waren befischbar, und man hatte fast das Gefühl, es gäbe einen Wettlauf um jeden guten Platz. Das ist nichts für mich!“
An anderen Flüssen präsentierte sich Bosnien von seiner freundlicheren Seite – teilweise fast zu sehr: An manchen Strecken wimmelte es nur so von Besatz-Regenbogenforellen, sodass die Gruppe ihren Guide bat, lieber naturbelassenere Gewässer anzusteuern.

Bild: H. Schwab
Wenn sich Herbstlaub und Regenbogen treffen – Bosnien zeigt seine farbenfrohe Seite.
Dort wurden wir mit echten Sternstunden belohnt – „Wir konnten Tag herrliche Fische fangen – sogar eine 50er Äsche gab sich die Ehre“, berichtet Housi.

Bild: Housi Schwab
Eine goldene Schönheit aus dem Ribnik: Diese Äsche war einer der Höhepunkte der herbstlichen Fliegenfischerreise durch Bosnien.
Doch das Niedrigwasser forderte alles: Um überhaupt Bisse zu bekommen, waren Fliegengrößen zwischen 20 und 24 und 0,10er Vorfächer Pflicht. „So krass hatte ich das noch nirgends erlebt!“, erzählt sich der erfahrene Fliegenfischer.
Traumfische mit Blessuren
An den Catch-and-Release-Strecken war der Fischbestand grundsätzlich gut, doch viele Fische wiesen verletzte Mundpartien auf – Spuren häufiger Fänge. „Das tat weh zu sehen“, so Housi. „Man merkt einfach, dass dort sehr viel geangelt wird – teils vielleicht zu viel.“

Bild: H. Schwab
Neben vielen wunderschönen Fischen sah Housi leider auch einige, die deutliche Verletzungen vom häufigen Fang zeigten.
Leider zeigte sich auch die andere Seite der Medaille: „Es scheint, dass die Bevölkerung – oder ihre Vertreter – den Wert ihrer Natur noch nicht richtig erkannt haben“, sagt Housi nachdenklich.
An vielen Ufern sammelte sich Müll, in einige Flüsse wurden Abwässer eingeleitet, und mehrere große Fischzuchten ließen ihre Abfälle direkt in die Gewässer fließen – teils inklusive Zuchtforellen.
„Ich will aber nicht mit dem Finger auf sie zeigen. Wir in Mitteleuropa waren vor ein paar Jahren auch nicht besser. Heute verschmutzen wir halt anders – mit unsichtbaren Stoffen wie PFAS.“
Traumtage trotz allem
Trotz aller Schattenseiten bleibt die Erinnerung stark: „Wie auch immer – wir drei Kumpels durften jeden Tag Traumfische fangen. Sogar die 50er Äsche gab sich die Ehre. Wir durften uns glücklich schätzen.“

Bild: H. Schwab
Goldglänzende Äsche aus dem Ribnik – ein Traumfisch, der zeigt, warum Bosnien für Fliegenfischer so besonders ist.
Petri-Grüße, Housi
Insider-Tipps zum Fliegenfischen in Bosnien
Der Ribnik ist ein Traum für Fliegenfischer – ein ideales Revier für Trockenfischerei. Die Äschenbestände in Bosnien sind beeindruckend, doch die Fischerei auf Thymallus ist anspruchsvoll.
Obwohl der Ribnik und die Sanica gut begehbar sind, sollte man diese Flüsse mit Bedacht betreten. Aufgrund des klaren Wassers und des hohen Fischereidrucks sind die Fische äußerst scheu.
Tipp: Nur so weit wie unbedingt nötig ins Wasser treten – Geduld zahlt sich aus.

Bild: W. Hauer
Fischen an der Sanica perfekt für die feine Fliegenfischerei.
Hat man eine passende Position gefunden, sollte man nicht sofort werfen. Oft kommen die Fische nach kurzer Zeit selbst aus der Deckung und stehen dann in bequemer Wurfweite.
Gerade bei Niedrigwasser reagieren sie sensibel auf Vorfächer. Empfohlen: lange Vorfächer mit Spitzen bis zu 0,10 mm und – vor allem im Herbst – winzige Trockenfliegen und Nymphen in den Größen 20-22.
Ribnik – Topdestination am Westbalkan
Der Ribnik ist ein typischer Spring Creek, also ein Karstfluss, dessen glasklares Wasser selbst im Sommer eiskalt bleibt. Der rund 5,5 Kilometer lange Fluss steigt im Frühjahr während der Schneeschmelze deutlich an, bleibt aber stets klar und hervorragend befischbar.

Bild: W. Hauer
Der Ribnik im Herbst, ein traumhaftes Revier für die Trockenfischerei.
Er zählt zu den besten Revieren für das Forellen- und Äschenfischen am Westbalkan. Der Fischbestand – insbesondere an Äschen – ist hervorragend, und fast überall lassen sich Fische verschiedener Altersklassen beobachten.
Der Fluss ist angenehm zu waten und bietet auch bei wechselnden Bedingungen spannende Fischerei. Durch den hohen Befischungsdruck sind die Fische, besonders bei Niedrigwasser, allerdings sehr anspruchsvoll – eine echte Herausforderung, selbst für erfahrene Fliegenfischer.
Ein Besuch im Frühjahr lohnt sich besonders: Dann ist der Wasserstand höher – und die Fische zeigen sich oft in bester Beißlaune.
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