Ethik am Bindestock: Woher kommt unser Fliegenbindematerial?

Blutige Robbenjagd, exotische Federn und bedrohte Arten – in FliegenFischen 5/2025 nimmt Axel Wessolowski euch mit an seinen Bindetisch und wirft einen kritischen Blick auf die Herkunft von Bindematerialien. Zwischen historischen Mustern, nachhaltigen Alternativen und der Frage: Was ist für uns Fliegenfischer heute noch vertretbar?

Ethik beim Fliegenbinden

Bild: A. Wessolowski

Wollen wir es wirklich wissen? Binden mit Beigeschmack - woher kommt eigentlich das Material, mit dem wir unsere Fliegen binden? Und können wir es mit gutem Gewissen verwenden? Axel Wessolowski begibt sich auf Spurensuche.

Plötzlich – blitzlichtartig – sehe ich sie wieder vor mir: blutige Szenen, Robbenjunge, mehrfach auf den Kopf geschlagen. Der Jäger zieht das Fell ab, nimmt es mit, zurück bleiben der Körper und ein roter Fleck im Schnee. Das Klingeln meines Telefons reißt mich aus diesem inneren Horrorfilm. Ich bin zurück am Bindetisch, schaue auf meine Hände. Zwischen den Fingern halte ich eine Packung „FNF-Seals Fur – Light Olive“. Kein Blut, nur Fellfasern. Und doch bleibt die Frage: Braucht mein Hobby dieses Material?

Exoten aus aller Welt waren der Stoff der Fliegenbinder

Die Geschichte des Fliegenbindens ist untrennbar mit natürlichen Materialien verbunden. Lange bevor Kunststoffe Einzug hielten, griffen Binder zu dem, was die Natur hergab: Federn, Fell, Wolle und Seide. Anfangs stammte das Material aus der direkten Umgebung. Mit der Kolonialisierung im 16. Jahrhundert eroberten exotische Federn wie Goldfasan, Roter Ibis oder Dschungelhuhn die europäischen Bindetische. Das erste Fellmaterial, das regelmäßig Erwähnung fand, war tatsächlich Robbenfell.

Viele dieser Tiere sind heute gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Das Dschungelhuhn, bzw. Sonnerat-Huhn wurde fast zum Opfer durch uns fliegenfischende Menschen, da die Nachfrage der markenten Federn so hoch war (siehe FliegenFischen Heft 1/2012). Ist aber ein Einzelfall! Konnte sich dank strenger Schutzmaßnahmen erholen. Der Blaukehlara hingegen wird von der IUCN als „kritisch gefährdet“ geführt. Für mich ist klar: Tiere, deren Bestand bedroht ist, scheiden als Quelle für Bindematerial aus – ohne Wenn und Aber.

Und dann bleibt der Fall Robbe: „Seal“ ist nicht gleich „Seal“. Die meisten denken wohl an die weißen Jungtiere der Sattelrobbe. Doch weder Art noch Herkunft stehen auf den Verpackungen. FNF aus England erklärt, das Fell werde gesammelt, wenn die Jungtiere ihr Fell wechseln. Klingt gut – aber bis Redaktionsschluss konnte mir niemand Genaueres sagen. Das macht mich misstrauisch. Ein australischer Händler berichtete mir offen, er glaube diese Geschichte nicht – und werde künftig kein Robben-Dubbing mehr anbieten.

Sind Sattelrobben bedroht? Nein, zumindest nicht nach IUCN, die ihren Status mit „am wenigsten besorgniserregend“ einstuft. Der Bestand liegt zwischen 4,5 und 7 Millionen Tieren. Also Entwarnung? Für mich nicht, denn die Frage nach dem Tierwohl bleibt. Und der Unterschied zwischen der nachhaltigen Jagd der Inuit – die das ganze Tier verwerten und Jungtiere verschonen – und der kommerziellen Robbenjagd ist enorm. Letztere zielt vor allem auf unversehrte Felle, was Tierschutzprobleme mit sich bringt.

Robben-Dubbing Ehtik beim Fliegenbinden

Bild: A. Wessolowski

Muss es immer das Original sein? Links echtes Robben-Dubbing und rechts ein im Handel erhältlicher künstlicher Ersatz.

Nerz vom Flohmarkt

Mein Weg ist klar: Ich werde mein Robben-Dubbing aufbrauchen, aber kein neues kaufen. Stattdessen nutze ich Flohmarktfunde, etwa alte Muffs oder Schals aus Nerz, oder greife zu Ersatzmaterialien. Viele Binder denken inzwischen ähnlich, tauschen sich über Alternativen aus und setzen auf sogenannte „subs“. Diese können aus Natur- oder Kunstfasern bestehen und liefern oft vergleichbare Ergebnisse.

Denn eines hat die Geschichte des Fliegenbindens immer wieder gezeigt: Die Kreativität der Binder ist grenzenlos – und sie funktioniert auch ohne bedrohte Arten.

Den vollständigen Artikel mit allen Hintergründen und weiterführenden Gedanken lest ihr in FliegenFischen 5/2025.

FliegenFischen Heft 5

Aktuelle Ausgabe von FliegenFischen: Mit dem spannenden Beitrag „Wollen wir es wirklich wissen?“ – Axel Wessolowski über die Ethik beim Bindematerial.

FliegenFischen Heft 5

 


12x BLINKER

+ BLACK MAGIC FEEDERSET

Cover der Angelwoche 18/2025: Sommer-Hechte!

AngelWoche

AngelWoche ist die aktuellste und meist verkaufte Angelzeitung auf dem deutschen Markt. News aus der Industrie, aktuelles von den Angelgewässern, reich bebilderte, kurz und verständlich gehaltene Artikel, verbunden mit einer großen Themenvielfalt charakterisieren die AngelWoche.

Ihre FliegenFischen Ausgaben

in einem einzigartigen Nachschlagewerk

JETZT SAMMELN!

 

Sammeln Sie Ihre Ausgaben zu einem einzigartigen Nachschlagewerk!

Next Prev
Blinker
AngelWoche
FliegenFischen
Kutter & Küste